Die Erosion der Macht

Geniale Spielzüge, Kantersiege gegen die Elite des Weltfußballs, eine Nationalelf zum Bewundern – das alles ist nur zwei Jahre her, aber es fühlt sich an wie ein Märchen aus längst vergangenen Zeiten. Spätestens drei Monate nach der EM 2012 küssen Mannschaft und Fans den harten Beton der Realität. Man muss sich eingestehen, dass der deutsche Fußball jüngerer Prägung bei der WM 2010 seinen spielerischen Höhepunkt bereits erreicht hatte und dass man sich, geht es so weiter – sich die beschwerliche Reise nach Brasilien sparen kann.

Und ja, daran ist vor allem Jogi Löw schuld, der eigentlich nach dem von ihm vergeigten Halbfinale hätte zurücktreten müssen. Ich bitte, mich nicht falsch zu verstehen. Löw hat jahrelang ganz großartige Arbeit geleistet. Jede seine Entscheidungen – bis zur EM – hatte Hand und Fuß. Auch wenn man es als Zuschauer oft anders sah, am Ende behielt der Jogi in traumwandlerischer Sicherheit immer Recht. Und er hat dem deutschen Fußball so gut getan, wie lange kein anderer Trainer zuvor. Ich weiß noch, wie man sich 2010 vor dem Fernseher erstaunt die Augen rieb und den Kopf schüttelte, ob so viel spielerischer Genialität. Dass es dann gegen Spanien nicht klappte: geschenkt. Die Zukunft schien golden.

Der Lattek- und der Beckenbauer-Faktor
Die Frage ist: Was ist seitdem passiert? Warum ging es nicht so weiter? Ich denke, es gibt zwei Hauptfaktoren: Den einen nenne ich den Lattek-Faktor (Stichwort Küchenpsychologie) und den anderen den Beckenbauer-Faktor (einfach darum, weil es etwas mit Spielentwicklung und Taktik zu tun hat). Kommen wir zunächst zu letzterem.

Jogi Löw hat die Mannschaft seit 2010 spielerisch und taktisch nicht weiterentwickelt. Es fand eher eine Rückentwicklung statt.  Wo bei der WM das „schnelle Umschalten“ und das Spiel „gegen den Ball“ im Vordergrund standen, steht heute das unkreative Verwalten. Vereinfacht ausgedrückt: 2010 spielte die Nationalelf zumindest offensiv wie Dortmund, bei der EM wie Bayern in der vergangenen Saison.  Jetzt könnte man sagen, ok, 2010 hatte die Mannschaft nach dem Ausfall des bis dato gesetzten „Capitanos“ Michael Ballack auch einen Underdog-Status. Keiner hat etwas erwartet und Zuschauer wie Gegner wurden deshalb überrascht.

Das ist aber meiner Meinung nach Blödsinn. Ich denke, dass Gegner auf höherem internationalem Niveau  von einer deutschen Mannschaft nicht wirklich überrascht werden, da sie niemals – komme was wolle – ein Außenseiter ist. Und in Zeiten, in der jedes Spiel und jeder Spieler genauestens beobachtet wird, gibt es keine großen Überraschungen in puncto Taktik und Spielweise mehr. Es geht vielmehr darum, beides so gut zu beherrschen, dass man Gegner schlägt, obwohl er eigentlich weiß, wie die Mannschaft spielt. Genauso ist es zum Beispiel bei Barcelona und bei der spanischen Nationalmannschaft. Jeder weiß ganz genau, wie sie spielen aber man kann es einfach nicht verhindern.

Spanien als Gott
Meine These ist, dass Löw sich nach 2010 viel zu sehr auf den spanischen Fußball als Vorbild gestürzt hat als das Spiel seiner Mannschaft auf Basis der Spielweise von 2010 weiterzuentwickeln. Aber die Kopie ist einfach immer schlechter als das Original und es geht mir mittlerweile auf die Nerven, dass es zurzeit anscheinend im Weltfußball nur eine Möglichkeit geben soll, Fußball zu spielen. Es ist immer dasselbe, Spanien hat dies, Barcelona macht das… Hallo, aufwachen! Natürlich muss man sich an den besten orientieren und ich finde den Fußball, den sie spielen auch sehr geil. Aber jede Mannschaft und jeder Trainer muss doch seine Mannschaft auf Basis ihrer Qualitäten entwickeln und nicht immer auf andere schauen.

Auf der anderen Seite hat Jogi Löw komischerweise überhaupt nicht nach links und rechts geschaut und anscheinend komplett verpasst, was Jürgen Klopp in Dortmund und Mirko Slomka in Hannover in den letzten Jahren getrieben haben. Denn genau so, wie diese beiden Mannschaften spielen, wäre die konsequente Weiterentwicklung für die Nationalmannschaft nach 2010 gewesen. Ich habe wirklich gedacht, ich hör nicht recht, als Löw neulich meinte, man müsse ab sofort Pressing spielen. Mein Gott, das machen andere schon seit zwei Jahren in Perfektion und auch erfolgreich. Das kann doch nicht sein, dass man da jetzt erst drauf kommt. Ich muss dazu leider sagen: 2 verschenkte Jahre.

Glaubwürdig geht anders
Kommen wir nun zum Lattek-Faktor. Neben der spielerischen Fehlentwicklung gibt es auch psychologische Komponenten, die – wie Udo Lattek sagen würde – vielleicht zu ein wenig „Neid und Missgunst“ führen, aber vor allem die Spieler an ihrem Trainer zweifeln lässt. Höhepunkt dieser Entwicklung war bestimmt die taktische Fehlleistung beim Italien-Spiel, die Kollege Goldschuhe aus an anderer Stelle brillant analysiert hat.

Aber es gibt weitere Beispiele. Zum Beispiel das dauernde Festhalten an formschwachen Spielern, nur weil sie sich in der Nationalmannschaft einmal bewährt haben – einer der größten Fehler der EM. Interessanterweise ist Jogi Löw von dieser Nibelungentreue mittlerweile abgerückt, weil er gesehen hat, wohin das führt. Aber jetzt als Gegenentwurf vor versammelter Journaille einen Schmelzer abzukanzeln, ist erstens moralisch fragwürdig und zweitens: Glaubwürdig geht anders. Nachdem viele Spieler wussten: Ich spiel eh nicht, weil sowieso 80 Prozent Bayern-Spieler auf dem Platz stehen, ist von jetzt auf gleich der harte Konkurrenzkampf ausgerufen und sie wissen gar nicht mehr, woran sie sind.

Ein großes Problem ist auch dieses fast schon sektenhafte Gebilde Nationalmannschaft, für das hauptsächlich Bierhoff verantwortlich zeichnet. Man hat das Gefühl, jeder hat Angst, den Mund aufzumachen. Und tut es doch mal einer wie neulich Schweinsteiger und äußert nur die leiseste Kritik, wird er sofort zum Gespräch gebeten und auf Linie gebracht. Es werden in dieser Mannschaft nur die Meinungen und die Sichtweisen der Verantwortlichen toleriert. Alles andere, wird niedergeschlagen. Zumindest entsteht nach außen der Eindruck. Und ein Bierhoff hält alle Fäden in der Hand und hat aus der Nationalmannschaft mittlerweile fast eine Art Staat im Staat gemacht. Dass man sich da als mündiger Spieler irgendwie so langsam nicht mehr richtig wohlfühlt und vielleicht auch an der Sache insgesamt zweifelt, wäre für mich die logische Folge. Diese ständige Bevormundung in allen Fragen kann nicht leistungsfördernd sein. Vor allem nicht, wenn es in schwierigen Spielsituationen darum geht, selbstständig Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen – auch wenn es mal unbequem ausgehen könnte.

Die Erosion der Macht
Seit der EM spürt man allerdings eine Erosion der Macht in der Nationalmannschaft. Öffentliche Kritik an Löw seitens der Journalisten ist plötzlich erlaubt, Spieler geben unbequeme Interviews, Hoeneß meint mal wieder, seinen Senf dazugeben zu müssen. Es wird nicht möglich sein, bis 2014 so weiterzumachen und sich irgendwie durchzuwurschteln, ohne dass es bald richtig knallt. Ich glaube, in manchen Spielern brodelt es und schon ein verlorenes Spiel in der Qualifikation kann richtig Zoff bedeuten.

Ich bewundere Jogi Löw für seinen Fußballsachverstand und für seine großartigen Leistungen als Trainer der Nationalmannschaft. Aber auch die Besten müssen einmal abtreten und vor allem zum richtigen Zeitpunkt. Der wurde bereits verpasst. Und nein: Nicht alles, was über Jahre gut war, ist plötzlich schlecht, aber vieles hat sich totgelaufen und manches wurde einfach über Jahre versäumt. Das kann passieren, aber dann ist der Weg auch einfach irgendwann zu Ende. Das System Löw/Bierhoff hat sich überlebt. Ich würde mich freuen, wenn es anders wäre, aber die insgesamt tolle Ära Löw wird ohne Titel zu Ende gehen.

Bildquelle: Wikipedia

Über den Autor: Guru von der Kreuzeiche

Leidensbereiter sowie leiderprobter SSV-Reutlingen-Fan und Unsympath. Empfindet die Bezeichnung “Unglaublicher Demagoge” als Kompliment. Trinkt was Schnäpse angeht nur klar.

Singzwang mit Mayer-Vorfelder

Gerhard Mayer-Vorfelder, früher gefeierter Kultusminister in Baden-Württemberg, später gelobpreister DFB-Präsident ist inzwischen 79 Jahre alt. Man muss also ein bisschen Nachsicht mit seinen Aussagen haben. Nachsicht, die man sich auch von der deutschen Presse wünschen würde, und sie nicht jeden Quatsch, den MV von sich gibt, drucken würde.  Aber wir haben nun einmal Sommerloch, und die Niederlage gegen Italien nagt offenbar weiterhin an einigen schwarz-rot-geilen Fußball-„Fan“seelen, wieso sollte man also nicht MVs griffigen Einlassungen zum Thema „Singzwang“ abdrucken?

Als Steigbügelhalter fungiert in diesem Fall der Sid, der sich im täglichen Kampf mit anderen Nachrichtenagenturen entsprechend positionieren muss. Wieso also nicht Mayer-Vorfelder zu Wort kommen lassen, der 79-jährige ist doch noch rege im Kopf, er der um alles Weltliche in seinem Leben stets einen riesigen Bogen zu machen wusste. Und Mayer-Vorfelder ledert wie gewünscht los:

Der Bundestrainer muss die Singpflicht durchsetzen. Notfalls in einem Vier-Augen-Gespräch. Er sagt immer, er könne sie nicht zwingen. Ich sage aber: Klar kann man die Spieler zwingen. Wenn sich einer der Spieler dann immer noch beharrlich weigert, dann wird er eben nicht mehr eingeladen. Und wenn Löw einem seiner Spieler sagt, dass er singen muss, weil er sonst nicht mehr nominiert wird, dann wird er ganz schnell springen!

„Herr, lass Hirn ra!“ möchte man da rufen, es kommt aber noch besser:

Das glaubt doch kein Mensch, dass Khedira nicht mitsingt, weil er so einen großen Respekt vor Tunesien hat. Der Migrationshintergrund ist für mich keine ausreichende Begründung, stumm zu bleiben. Ich kann nicht für die DFB-Auswahl auflaufen und alle Vorteile einstreichen wollen, dann aber so tun, als wäre ich nur ein halber Deutscher.

Es ist so stumpf wie dumpf, was MV da von sich gibt, und wie VOX derzeit zumindest ein bisschen so tut, als würden sie Lothar Matthäus mit dem späten Ausstrahlungszeitpunkt seiner desaströsen Dokusoap schützen wollen, hätte spätestens hier der Sid eingreifen müssen, und diesen „Scheißdreck“ (R. Völler) nicht auch noch per Agenturticker weiterverbreiten müssen. Wie gut, dass Mayer-Vorfelder auch weiß, was mit der Singpflicht und ganzen Deutschen, die nicht nur „Vorteile einstreichen wollen“ gewonnen wäre:

Die Italiener haben mit Inbrunst mitgesungen — und auch mit der gleichen Leidenschaft für ihr Land gespielt. Und wir? Das sah fast schon beschämend aus.

Bekanntlich hat diese Inbrunst die Italiener im EM-Finale  ja zur souveränen 0:4 Niederlage gegen die notorisch stummen Spanier geführt. Oder deutlicher, Herr Minister a.D.: Entscheidend is‘ auf’m Platz, nicht bei der Hymne! Und jetzt bitte für ewig schweigen!

Zitate nach welt.de

Foto: Memorino/wikipedia.org

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#finale – ein Twörspiel

Wir werden Stars! Wird unser Twitter-Gezwitscher inzwischen doch als Material für Hörspiele verbraten (Okay, einer unserer Tweets, aber immerhin…). Reeses Sportkultur, dessen Lektüre wir jetzt hier mal uneingeschränkt empfehlen, hat sich nach dem EM-Finale mit ein paar Kumpels zusammengesetzt und aus der Masse der Final-Tweets ein Hörspiel gebastelt, dass – aufmerksame Leser werden es sich schon denken können – komplett aus Tweets besteht. Dass das durchaus seinen Witz und noch mehr seine Berechtigung hat, weil quasi: Kunst, dürfen sich unsere Web 2.0-Skeptiker Buxe und „Goldschuhe aus“ mal hinter die Ohren schreiben. Für Menschen wie den Don, die sich immer noch hauptsächlich in Foren herumtreiben und ein Handy ohne Farbdisplay ihr eigen nennen, kommt eh alles zu spät.

Langer Rede kurzer Sinn, wer unseren Epoche machenden Beitrag zu „#finale – Quelle: Fremdmaterial“ hören möchte, sollte die gesamten 13 Minuten durchhalten, wir kommen erst ganz zum Ende hin, dann aber gewaltig, weist unser Tweet doch mal wieder auf das hin, was uns auszeichnet. Nein, nicht fußballerische Expertise, sondern der Blick fürs große Ganze, in die Zukunft über das rein sportliche des Fußballs hinaus. Ja, ich möchte gar politische, zumindest tiefenpsychologische Bezüge in unserem Beitrag erkennen.

Was machen wir jetzt nur ohne Oceana, Linkin Park und die Usedomina?

Wer auf solche Einlassungen zukünftig nicht verzichten möchte, der kann uns auf Twitter unter @5freundeabseits folgen, da wird zwar eher unregelmäßig gezwitschert, zumeist bei wichtigen Spielen, dann aber auch im Sekundentakt. Mehr Infos, wie die verwendeten Tweets, zum wirklich gelungenen „Twörspiel“ von Reeses Sportkultur gibt’s hier.

#final – Quelle: Fremdmaterial

Bild: fihu/flickr.com

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Spanische Fairness

Eigentlich wollten wir uns jetzt endlich um die 50. Bundesligasaison kümmern, welche die DFL seit heute mit einem von Schneider 1 handgeklöppelten Videotrailer bewirbt, doch das fußballerische Ereignis des Sommers, namentlich die Endrunde der Europameisterschaft alias EM 2012, lässt uns noch nicht los.

Im spanischen Fußball pflegt man ein  besonderes Verhältnis zur Fairness und zum Respekt vor dem Gegner. Das führt bisweilen zu grotesken Situation, wenn zum Beispiel der FC Barcelona im Bernabeu für Real Madrid Spalier stehen und klatschend zur Meisterschaft gratulieren muss. Andere Vereine wie Espanyol Barcelona haben – vielleicht auch deshalb, wir können nur mutmaßen – vor einigen Jahren jeglicher Fairness in punkto „Ball ins Aus schießen bei Verletzungen“ eine Absage erteilt. Offenbar macht das Beispiel von Espanyol langsam Schule, denn  nicht nur bei der EM war zu beobachten, dass weitergespielt wird, bis der Schiedsrichter die Partie unterbricht.

Was der spanische Welttorhüter Iker Cassilas im Finale der EM gemacht hat, ist entweder die ganz alte Schule der Fairness, die ihm der „Lehrmeister der Demut“ Vicente del Bosque (Sprich man den eigentlich Bosk aus, Herr Bartels?) vermittelt hat, oder unfassbare Arroganz. Ich tendiere zu ersterem, denn Casillas hat sich in der Vergangenheit keinen Ruf als unfairer Sportsmann erarbeitet. Trotzdem ist die nett gemeinte Geste dank der Gedächtnismaschine Internet inzwischen bestimmt auch in Italien Gesprächsthema. Leider ist mein Italienisch zu schwach, ergo mit Pizza, Pasta und „zwei Espressos“ erschöpft, um die Reaktionen der italienischen Öffentlichkeit zu recherchieren. Ich hoffe, sie fassen sie als das auf, was sie ist: eine dieser wunderbaren Geschichten, die einem selbst im durchkommerzialisierten Spitzenfußball noch an das Gute im Menschen glauben lassen. Hier die Szene in ihrer ganzen epischen Pracht:

Foto: Alfonso Jimenez/flickr.com

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Vercoacht: Die Niederlage des Jogi Löw!

Jahrelang haben wir an Jogi Löw geglaubt. Fast alle Entscheidungen, die er als Bundestrainer traf, ergaben im Nachhinein einen Sinn, egal, wie fragwürdig es auf den ersten Blick wirkte. Und nun das: Jogi Löw verliert ganz alleine gegen Italien. Selten waren Fehleinschätzungen eines Trainers so offensichtlich Ursache einer komplett unnötigen Niederlage.

Fataler „Matchplan“

Der Plan des „Herrn Löw“ (Carl) ging so sehr in die Hose, wie er nur gehen konnte. Und das Schlimmste: Mit Bekanntgabe der Aufstellung haben es alle gewusst. Buxe, Esleben, Guru, Goldschuhe aus, Goldschuhe aus senior: Alle waren unisono der Meinung, dass so nichts gehen würde. Aller Optimismus war gewichen.

Völlig ohne Not „opferte“ Löw den rechten offensiven Flügel. Wo noch gegen Griechenland Marco Reus eine fantastische Leistung bot spielte gegen Italien: niemand. Stattdessen zauberte Löw Toni Kroos aus dem Hut, der als quasi dritter Sechser neben Khedira und Schweinsteiger agierte und mal wieder das tat, was er immer tut: Unauffällig mitlaufen.

Die Folge: Im zentralen Mittelfeld standen sich selbige drei Spieler so sehr auf den Füßen, dass selbst Khediras Dynamik der ersten Spiele verpuffte. Und auch für Özil wurde es zu eng, so dass dieser völlig in der Luft hing und offensiv nahezu keine Anspielstationen hatte. Vor ihm nur noch Gomez – eingekesselt von vier italienischen Abwehrhünen.

Und auf dem rechten Flügel? Dort spielte Jerome Boateng (!) den Alleinunterhalter. Gemeinsam mit der Entscheidung, Lukas Podolski in die Startelf zu bringen, der abgesehen von einem Abstaubertor  bei diesem Turnier nicht eine einzige sinnvolle Szene hatte, führte dies zur Komplettlähmung des Angriffsspiels. Mit Mario Gomez die ärmste Sau zur Halbzeit rauszunehmen, ist schon fast grotesk, hatte der doch bis dahin nicht ein vernünftiges Zuspiel gesehen.

Unverständliche Wechsel

Überhaupt die Auswechslungen. Wie kann man bloß nach einem solchen Taktikdebakel und einem Stand von 0-2 zur Halbzeit Stürmer gegen Stürmer tauschen? Damit hat Jogi sich der letzten Option beraubt. Klose zusätzlich reinbringen (z.B. für den inexistenten Kroos): kann man machen. Klose auf der Bank lassen, um ab der 60. mit einem zweiten Stürmer ein Signal zu setzen: kann man machen. Ihn gegen Gomez zu tauschen war einfach nur sinnlos. Mit Reus hingegen war auf einmal Leben auf der rechten Seite. Mit seiner ersten Aktion war er schon gefährlicher als Podolski während des gesamten Turniers. Fatal dann aber die Umstellung bei Müllers Einwechslung, Reus ins Sturmzentrum zu schicken. Darüber lachen sich die italienischen Verteidiger vermutlich jetzt noch schlapp.

Das Phlegma des Bayern-Blocks

Es ist meiner Meinung nach kein Zufall, dass dieser Bayernblock immer mehr zu Vizebayern wird. Ich möchte ja nicht sagen, dass ich es vorher gewusst habe, aber: Ich habe es vorher gewusst. Es war ein Fehler, den Mannschaftskern mit Bayernspielern zu besetzen. Zu lethargisch, zu phlegmatisch, zu wenig Aggressivität. Egal ob Kroos, Lahm, Badstuber, Boateng, Schweinsteiger, Gomez: es fehlt das Feuer.

Man spielt seinen van Gaal-Stiefel runter, ist nicht in der Lage, mal einen Gang hochzuschalten. Das Tempo, den Mut, den die Italiener von der ersten Minute an verkörperten, geht diesen Jungs völlig ab. Beispiel: Natürlich sieht Hummels beim 0-1 gegen Cassano desolat aus. Aber dass ein Verteidiger von einem Stürmer ausgespielt wird, ist ja kein Ding der Unmöglichkeit. Wieso zur Hölle geht Boateng nicht mit dazu und doppelt? Vermutlich wäre nichts passiert. So steht er drei Meter daneben und schaut zu. Unfassbar. Bei Italien undenkbar.

Es wäre insgesamt wichtig gewesen, mehr Dortmunder in die Elf zu integrieren. Die haben in den letzten Jahren bewiesen, dass sie siegen können und sie haben eben dieses besagte Feuer. Das wiegt meiner Einschätzung nach Erfahrung deutlich auf.

Denn was hilft Poldi schon die Erfahrung von 100 Länderspielen, wenn er permanent vor sich hindilettiert? Schmelzer links, Lahm rechts hätte beispielsweise schon mal Boateng verhindert. Und ein Großkreutz hätte sich gestern sicher nicht so in die Niederlage gefügt wie seine Konkurrenten. Mario Götze ist wohl offensichtlich zu schlecht, um ihn mal zu bringen, hat man ja die letzten zwei Jahre gesehen, dass er nichts drauf hat. Wenn ich mir gegen die kantigen italienische Verteidiger beispielsweise eine Offensivreihe Reus, Özil und Götze vorstelle, glaube ich, dass das ein Versuch gewesen wäre, der eher hätte klappen könne. Aber dafür braucht es halt Mut.

Die psychologische Komponente

Buxe hat es gestern Abend treffend formuliert: Jogi hat seine Mannschaft verraten. Im Vorfeld hatte ich den Eindruck, dass noch nie eine deutsche Mannschaft weniger Angst vor Italien hatte als diesmal. Es hieß von Löw, wir würden mutig und frech spielen und dem Gegner unser Spiel aufzwingen. Ich hatte das Gefühl, dass die Mannschaft dies verinnerlicht hatte.

Und dann ist Mannschaftssitzung und die Spieler erfahren, dass ein Offensivmann geopfert wird, um den 6er(!) des Gegners mehr oder weniger in Manndeckung zu nehmen. Als Spieler würde ich denken: WTF??? Und die Mannschaft wirkte so als hätte sie das auch gedacht. Es wirkte so als könnten die Spieler selbst nichts mit dieser Aufstellung anfangen.

Jogis Konservatismusfalle

Jogi ist genau das passiert, was nicht passieren durfte: Er ist in die Konservatismusfalle getappt. Im Zweifel ängstlich werden statt mutig. Die Spieler aufstellen, die schon immer da waren, nicht die, die derzeit die Besten sind. Und der blaue Pulli war auch schöner.

Das Trainerteam muss sich nach diesem Auftritt dringend hinterfragen. Vielleicht ist in dieser Konstellation kein Titel möglich. Bei dem Potential der Mannschaft ist das allerdings nicht hinzunehmen. Jürgen Klopp sagt in einer aktuellen TV-Werbung sinngemäß: Ich glaube, dass die Lust auf den Sieg eher zum Erfolg führt als die Angst vor der Niederlage. Es ist genau dieser Geist, der Jogi abging. Es ist genau dieser Geist, den es braucht, um Titel zu gewinnen.

Über den Autor: Goldschuhe aus

Agent provocateur erster Güte. Ansonsten Misanthrop und Eintracht Frankfurt-Fan. Frisur: vorhanden.

Unangebrachte Sprechchöre? Unangebrachte UEFA!

Laut diverser Medien wird gegen den DFB auf Grund von Vorkommnissen beim EM-Spiel gegen Dänemark ermittelt. Bestraft werden soll  – und jetzt platzt mir der Kragen –

ungebührliches Verhalten

bzw.

unangebrachte Sprechchöre.

Hallo? UEFA? Merkst Du eigentlich noch was? Was kommt als nächstes? Dieses Plakat muss weg, denn es ist entartete Kunst? Die Tatsache, dass die UEFA etwas für nicht angebracht hält, legitimiert keine Bestrafung. Es sei denn natürlich, man hegt Weltherrschaftsansprüche in dieser sympathischen Organisation, was auch nicht mehr verwundern würde. Es gibt sicher auch Menschen, die „Kühe-Schweine-Bielefeld“ für unangebracht halten. Da sollte man mal einschreiten.

Besonders ärgerlich: Bei den Vorfällen handelte es sich laut Publikative mal wieder um typische Deutsche Nationalmannschafts-Fan-Vollspacken, die nichts Besseres zu tun hatten, als von U-Bahnen zu singen und Wehrmachtssprüche per Banner zu zeigen.

Dass man dafür bestraft wird, ist vollkommen richtig und die Strafe kann meiner Meinung nach nicht hart genug sein. Aber dann soll die UEFA doch bitte konkret sein und von volksverhetzenden Sprechchören und aggressivem Verhalten sprechen. Aber das passt vielleicht nicht zum mit viel Mühe aufgebauten Image dieser ach so tollen, friedfertigen und durchinszenierten Veranstaltung, was? Dann formulieren wir lieber schwammig, damit keiner merkt, was die Vollidioten wirklich gesungen haben, ne? Angekommen?

Foto: Martin Burns/flickr.com

Über den Autor: Goldschuhe aus

Agent provocateur erster Güte. Ansonsten Misanthrop und Eintracht Frankfurt-Fan. Frisur: vorhanden.

Zurück in die Achtziger

Keine Angst, mit der TV-Sensation des Jahres werden wir uns noch ausführlich beschäftigen, hier und jetzt soll uns nur die Qualität der EM 2012 interessieren. Die 11 Freunde beklagen zurecht eine der langweiligsten Europameisterschaften seit langem: mangelndes Tempo, keine Überraschungen, keine Stimmung in den Stadion, alberne Einpeitschversuche, wie der UEFA-Countdown vor dem Anstoss.

Fair geht vor

Alles richtig analysiert. Beschränke ich mich aber auf den fußballerischen Part ihrer Analyse, habe ich ein neben dem Gefühl der Langeweile vor allem ein Deja-Vu. Die EM 2012 wirkt fußballerisch wie ein Rückfall in die Achtziger. Minus die Brutalität, denn fair ist die EM bisher. Erst eine rote Karte in 28 Spielen, dazu zwei gelb-rote Karten, von denen zumindest die gegen den Griechen Sokratis fragwürdiger Natur war. Das ist natürlich nur zu begrüßen, trotzdem sieht die EM wie ein Wiedergänger überwundener Zeiten aus.

Betonabwehr

Im Viertelfinale war es besonders auffällig. In jedem der vier Spiele gab es ein Team, das sich hauptsächlich darauf beschränkte, zwei dicht gestaffelte Viererreihen vor dem eigenen Strafraum zu platzieren und das Spielgerät großzügig der gegnerischen Mannschaft zu überlassen (Extrembeispiel England kam gestern in 120 Minuten auf keine 30 Prozent Ballbesitz). Die nehmen den Ball dankend an, und spielen in endlosen Ballstaffetten rund um den Strafraum, als wäre man beim Handball. Als hätten viele Teams sich in Sachen Videoanalyse auf das System Chelsea beschränkt, feierte im ersten Spiel der Italiener auch noch das 3-5-2-System seine Wiedergeburt. Mit De Rossi zentral in der Abwehr gab es das erste Mal seit langem auch wieder so etwas wie einen Libero, der in diesem Fall allerdings wesentlich spielstärker war, als die großen freien Männer der 80er Jahre – remember Stielike?

Betonfüße

Bedingt durch die engen Abwehrreihen und die besonders bei England im gestrigen Spiel, aber auch bei Griechenland und Frankreich ausgeprägte Unlust bzw. Angst, auch nur irgendetwas nach vorne versuchen zu wollen, bewegen sich die Spieler zwar viel auf dem Feld, zumeist aber in einem Tempo, das einem Schneckenrennen gleich. Besonders Balotelli wirkte im gestrigen Spiel als hätte er Betonschuhe an, Spritzigkeit war bei seinen Sprints jedenfalls nicht zu erkennen. Dazu kommt, dass in einer Vielzahl der bisher gespielten Spiele ab der 60. Minute die Teams ausgepumpt und platt wirken, als hätten sie Montagabend im DSF antreten müssen. In der Ukraine mag das schwül-warme Wetter seinen Teil dazu beitragen, eine wirkliche Entschuldigung für den teilweise desolaten konditionellen Zustand der Teams ist das nicht. Gut möglich also, dass sich am Ende  – zurück in die Achtziger – die Deutschen bei diesem Turnier durchsetzen können, dank ihrer Physis.

Die Auslosung

Gerne wird die Europameisterschaft als das im Vergleich zur WM schwierigere Turnier bezeichnet. Das mag für einzelne Vorrundengruppen zumindest auf dem Papier gelten, muss für diese EM aber in Abrede gestellt werden. In Gruppe A wie in Gruppe D der EM befand sich schließlich kein Team, das ernsthaft für den Titel in Frage gekommen wäre. Mehr noch: Keins der Teams aus diesen beiden Gruppen glaubte an seine Chance, ins Halbfinale einziehen zu können.  Stattdessen wurde sich am eigenen Strafraum eingeigelt, und sich wie das Kaninchen vor der Schlange dem eigenen Schicksal ergeben. Abgesehen davon wir die Qualität beim nächsten Turnier noch weiter abnehmen – durch die Aufblähung des Teilnehmerfeldes auf 24 Nationen.

Kein Mumm, kein Tempo, keine Spannung, das grassierende EM-Fieber, das die Medien für Deutschland behaupten, hat sich bei mir bisher noch nicht eingestellt. Viel Zeit dafür bleibt nicht mehr, mich zu überzeugen. Auf dem Papier ist jedenfalls alles für ein rauschendes Finale der EM 2012 bereitet, aber Papier ist geduldig…

Foto: Steffen Zahn/flickr.com

Über den Autor: esleben

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Spielfrei

Die EM 2012 pausiert, und plötzlich ist da diese Leere. Was fange ich jetzt nur mit meiner Zeit an? Wer will, kann seine Lieblinge, wie die „Usedomina“ sicher auch heute irgendwo im TV sehen, nur will das ja keiner. Prinzipiell wäre ja jetzt der richtige Zeitpunkt, das zu tun, was der durchschnittliche Kommentator ungefähr Mitte der zweiten Halbzeit macht: ein Zwischenfazit ziehen. Etwas, das bei der Kommentierung von Sport so viel Sinn ergibt, wie ein Album nach der Hälfte der Songs zu beurteilen. Irgendwas passiert eben immer, und wenn es nur ein schöner letzter Track, ergo ein Tor in letzter Sekunde ist. Andererseits kann man am ersten spielfreien Tag seit Beginn der EM 2012 trotzdem schauen, was das Turnier bisher gebracht hat; die Vorrunde ist schließlich abgeschlossen.

Tschechien, Portugal, Deutschland, Griechenland, Spanien, Frankreich, England und Italien heißen die Viertelfinalisten. Eine Konstellation, bei der sich höchstens mit Griechenland beim Wetten eine etwas größere Summe gewinnen lassen konnte. Die Favoriten haben sich durchgesetzt, Griechenland wusste trotz ungenügender Spielweise den etwas seltsamen Modus der EM, einer der Aufreger der letzten Tage, für sich zu nutzen. Und Russland ist trotz eines um zwei Tore besseren Torverhältnisses als die Griechen ausgeschieden. Verkehrte Welt, andererseits wurde auch schon bei der letzten EM nach diesem Modus verfahren, nur: die Gruppen wurden in Österreich und der Schweiz wesentlich deutlicher entschieden.

Verschwörung, die erste

Kombiniert mit den grotesken Fehlentscheidungen der letzten zwei Tage fühlt sich Thomas Kistner in der SZ dazu hingerissen eine Weltverschwörung deutsch-spanische Verschwörung des Fußballs zu konstruieren:

Schwere Fehlleistungen von spanischen und deutschen Referees begünstigen die Turnierfavoriten Deutschland und Spanien im Gruppenfinale. Carlos Velasco verweigerte Dänemark einen Strafstoß beim Stand von 1:1. Eine Niederlage hätte die deutsche Elf ebenso aus dem Turnier expediert wie ein Sieg der Kroaten die Spanier; dort leistete sich Wolfgang Stark zwei abenteuerliche Fehlpfiffe. Peinliche Zufälle? Gewiss, mag sein.

Und die Diskussion um die Torrichter wieder anzufachen. Unabhängig davon, wie man zur Torkamera steht, ob wie für Kistner, der Fußball in Sachen „Ergebnisgerechtigkeit“ eine ähnliche Philosophie pflegen sollte „wie Sportarten von Tennis bis Eishockey, die mit der Technik arbeiten“, oder ob man die Technik ablehnt: die Torrichter gehören mit sofortiger Wirkung abgeschafft. Sie haben ihre Untauglichkeit inzwischen nachhaltig unter Beweis gestellt.

Verschwörung, die zweite

Unter der Woche hat sich unser Lieblingsmäzen Dietmar Hopp zu Wort gemeldet, von dem wir ja seit dieser Woche wissen, dass er nicht nur die deutsche Nationalmannschaft in der Vorbereitung in einem seiner Hotels untergebracht hat, sondern auch Hauptfinanzier der Praxis von Nationalmannschaftsarzt Müller-Wohlfahrt ist. In einem Interview zu seinem Lieblingskind, der TSG 1899 Hoffenheim, das er seiner Haus und Hofzeitung Rhein-Neckar-Zeitung gegeben hat, verteidigt er seinen Schlingerkurs der letzten Monate und macht nochmal klar, dass Hoffenheim in Sachen Schallkanone weniger Täter als Opfer war. Vielleicht sollte er zukünftig einfach mehr Golf spielen gehen, am besten in seinem eigenen Club in St. Leon-Rot.

Losglück für SV Falkensee-Finkenkrug?

Am Samstag steht nicht nur das dritte Viertelfinale an, es wird auch die erste Runde des DFB-Pokals ausgelost. Bis dahin ist nur noch wenig Zeit, sich  mit den diesjährigen Teilnehmern aus dem Amateurbereich vertraut zu machen, zum Beispiel der SV Falkensee-Finkenkrug, dem Berliner Athletik Club 07 oder dem SV Rossbach/Verscheid. Die passenden Bilder dazu liefert am Samstag die ARD, die dieses Highlight für jeden Fußballfan natürlich live überträgt. Gezogen wird in Danzig ab 18 Uhr, als Glücksfee konnte Viola Odebrecht (Turbine Potsdam) verpflichtet werden, Oliver Bierhoff sorgt als Ziehungsleiter dafür, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Wird bestimmt toll!

Schwarz-rot-goldener Trikotcheck

Fanspirit nennt sich ein recht junger Blog, bei dem professioneller Auftritt und Inhalt noch nicht recht zusammen gehen wollen. Tip-Top ist allerdings die Grafik mit der Entwicklung der Trikots der deutschen Nationalmannschaft, mit deren Hilfe man letztgültig die Frage klären kann, ob das Auswärtstrikot der deutschen Nationalmannschaft in grün, rot, schwarz oder in Kombinationen dieser Farben am besten aussah. Damit sollte man lange genug beschäftigt sein, um die Zeit bis zum Anpfiff des Spiels Tschechien -Portugal überbrücken zu können.

Geschichte des Nationaltrikots

Ende einer Ära

Falls nicht, lässt sich mit der wunderbaren Fotoserie „Abrissbirne“ des Blogs „Im Schatten der Tribüne“ noch mehr Zeit totschlagen überbrücken. Der Abriss des altehrwürdigen Georg-Melches-Stadion, in dem ein Großteil der 5 Freunde bei einem der besten Fußballspiele aller Zeiten vor Ort waren, wird hier in aller epischen Breite fotografisch aufgearbeitet. Um es mit den Wort der Social Media-Herrscherin des ZDF zu sagen: „Klickt rein!“

Bild: Paul Fisher/flickr.com

Über den Autor: esleben

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Der endlose Xavi

Nein, heute gibt es keine Beschwerden. Weder über pinke Blazer, noch „Pike“ sagende Kommentatoren. Wir nehmen uns ein Beispiel am geschätzten Trainer Baade, und feiern einfach die Schönheit des Spiels, auch wenn die gestrige Partie zwischen Dänemark und Deutschland bisweilen etwas zäh war. Und wir schauen erst recht nicht, welche Redaktion heute den Job übernimmt, Mario Gomez Leistung in Frage zu stellen, wie es vor dem gestrigen Spiel mal wieder der Fall war.

136 mal Xavi

Stattdessen widmen wir uns einem Rekord. Keiner für die „Ewigkeit“ (kicker), eher einer, der unter Umständen nur bis zum nächsten Spiel Spaniens hält, genauer: heute abend. Xavi spielte im Spiel gegen Irland sage und schreibe 136 Pässe. 127 dieser Pässe fanden ihr anvisiertes Ziel, das entspricht einer Quote von 93,4 Prozent. Xavi tilgt damit einen Rekord aus dem Jahre 1992, den ein gewisser Ronald Koeman hielt. Wie schön, dass mit Xavi jetzt ein etwas angenehmerer Zeitgenosse in den Geschichtsbüchern steht. Film ab:

Liverpool away

FC Liverpool, Drittes Trikot 2012/2013Kleiner Nachtrag zum Trikot-Check. Löblicherweise verzichten Nationalmannschaften bisher auf so etwas Unnötiges wie ein zweites Ausweichtrikot. Im Vereinsfußball hören solche Dinger auf Namen wie „Ultrabeauty“ und versuchen Fans, denen selbst die Farben „ihres“ Vereins völlig egal sind, weiteres Geld aus der Tasche zu ziehen. Vielleicht sind aber auch nur den Trikot-Designern die Farben des Vereins, für den sie entwerfen, völlig egal. Dieses Trikot des FC Liverpool ist in jedem Fall das grässlichste, was mein Auge seit langem erblickt hat und sollte den sofortigen Ausschluss des Teams aus allen Wettbewerben nach sich ziehen. Der einzige Spieler, der in diesem Leibchen eine gute Figur machen könnte, ist natürlich Tim Wiese. Aber der kann ja eh alles tragen. (via whoateallthepies)

20:45 Uhr – Entscheidung in Gruppe C

Kroatien – Spanien und Italien -Irland heißen die Partien des heutigen Spieltags. Damit greift auch Rekordhalter Xavi wieder ins Geschehen ein. Am „Ende des Abends“ könnten in dieser Gruppe drei Teams punktgleich sein. Eine richtige Herausforderung bezüglich der Klärung der Frage „Wer darf ins Viertelfinale einziehen?“ wäre es, wenn sich Spanien und Kroatien 1:1 trennen. Im direkten Vergleich hätten sich dann alle drei Teams 1:1 unentschieden getrennt, und die gute alte Tordifferenz käme doch noch zu ihrem Recht. Ein bisschen Nachhilfe in Sachen Turniermodus gibt es bei Spiegel Online. Im Zeitalter der „Blitztabelle“ (B. Rethy) ist es ja keine Selbstverständlichkeit mehr, dass man alle Regeln parat hat. Vielleicht könnte die UEFA über die Wiedereinführung des Golden Goal nachdenken, das war so herrlich unkompliziert…

Foto: Alfonso Jimenez/flickr.com

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Gerard Pique Bernabeu

Gerard Pique Bernabeu*, so lautet der vollständige Name des derzeitigen Lebensgefährten der Popsängerin Shakira. Tom Bartels sei dank wurden wir gestern mehrfach auf diesen Umstand hingewiesen. Dabei wussten wir lange Zeit nicht, wen er damit meint. Ständig sprach Bartels von Pique als Pike und das mit einer Beharrlichkeit, die an Rolf TöpperwahnswiensAndrösen„-Stunt erinnerte. Dabei hätte sich Bartels doch vorab informieren können, nicht zuleetzt bei den Spaniern selbst. Dort hält man viel davon, die Namen der Spieler bei der Em 2012 richtig auszusprechen. Auf fundeu.es kann man sich deshalb den Namen jedes einzelnen, für die EM 2012 nominierten Spielers wieder und wieder vorsagen lassen. Dass dabei keine multilingualen Sprachgenies zu Wort kommen, sondern echte Muttersprachler ist ein weiterer Pluspunkt. Bela Rethy hätte hier zum Beispiel nachhören können, dass der niederländische Torwart mitnichten „Stehekelenburg“ ausgesprochen wird.

Apropos Vorbereitung! Mitlerweile dürfte schon so ziemlich jedes Medium außer uns über die famose neue Website marcel-ist-reif.de berichtet haben. Sogar auf Usedom bei Spacekadettin Kathrin und Twitter-Titan Olli war die Seite schon Thema. Um was geht’s: Auf marcel-ist-reif.de kann jeder, der sich für befähigt hält, selbst zum Mikrofon greifen und ein Spiel der Europameisterschaft nach Lust und Laune kommentieren. Momentan frage ich mich zwar gerade, was aus der schönen Seite wird, wenn der Ball wieder in der Bundesliga rollt und nicht geschätzte 80 Millionen Menschen die Möglichkeit haben, alle Spiele zu sehen, trotzdem müssen wir da natürlich auch mal vors Mikro treten. Guru äußert zwar die Befürchtung, dass uns da keiner zuhört, aber dieses Gefühl kennen wir ja schließlich schon aus unserem schönen Blog hier. Wir halten euchuns auf dem Laufenden, wann wir dort das erste Mal mit unserem nicht vorhandenen Fußballsachverstand auftrumpfen werden.

UEFA, ARD, ZDF, Jürgen Drews und Roger Cicero dürften seit gestern ebenfalls um eine Erkenntnis reicher sein. EM-Hits werden nicht im Studio gemacht, sondern im Stadion gesungen. Denn das, was die irischen Fans gestern beim Stand von 0:4 (übrigens genau das Ergebnis, das ich vorausgesagt habe) gesungen haben, war ein verdammter Hit. Mit Gänsehaut-Garantie! Wobei man hier den Bogen schlagen muss zu Tom Bartels. Angesichts dieser Stimmgewalt verstummte Bartels während der Übertragung mehrere Minuten lang und meldete sich erst wieder, als der Schiedsrichter zum Schluss gepfiffen hatte. Dafür verzeihen wir ihm auch jeden Pike. (Na ja! Fast…)

18 Uhr, Donetsk, Donbass Arena

Favorit Frankreich (Wettbüro Buxe) muss heute gegen den Gastgeber Farbe bekennen. Erste Hausaufgabe dürfte es sein, den kurzen Pfosten bei Ecken zu decken. Danach Shevchenko aus dem Spiel nehmen und dann mal mit so etwas wie Tempo aufs gegnerische Tor spielen. Irgendwie fehlt mir aber der Glaube daran, dass bei Frankreich ausgerechnet gegen den Co-Gastgeber und 50.0000 Fans der Knoten platzen sollte. Mein Tipp: 1:1

20:45 Uhr, Kyiv, NSK „Olympiyskiy“

Angesichts der Leistungen beider Teams im ersten Spiel könnte das hier eine kleine Zeitreise werden. In die Zeiten des Kick & Rush nämlich. Auf dem Feld dürften ja mehrheitlich in England beschäftigte Spieler stehen, denen bei ihren ersten Auftritten doch vieles fehlte, was modern spielende Mannschaften derzeit ausmacht. Mein Tipp: 0:0 nach der schlechtesten Partie seit EM-Beginn der Menschheitsgeschichte.

* Womit auch geklärt wäre, warum er auf seinem Trikot nur den Namen Pique trägt. Bernabeu käme in Barcelona wohl einfach nicht so gut an…

Bild: galkiux/wikipedia.org

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