Warum ich die WM 2014 ignorieren werde

Kein Bock auf die WM 2014

Kommt es nur mir so vor oder wirkt die allgemeine WM-Euphorie in diesem Jahr aufgesetzt? So als wären wir von einer gigantischen Kommerz- und Marketingmaschinerie darauf trainiert, dass man WM geil finden muss – und im Grunde unseres Herzens ist es uns egal? Weil wir satt sind von dem ganzen Event-Scheiß? Ich möchte mich der Heuchelei entziehen und hiermit offiziell verkünden: Diese Turnier interessiert mich nicht und ich werde die WM 2014 ignorieren.

Über den Autor: Goldschuhe aus

Agent provocateur erster Güte. Ansonsten Misanthrop und Eintracht Frankfurt-Fan. Frisur: vorhanden.

Müller, Verbeek und der FCN

Der Saisonrückblick von Goldschuhe aus

Müller, Verbeek und der FCN

Spiel des Jahres

19.10. 15.30 Uhr. Eintracht-Frankfurt – 1.FC Nürnberg 1-1
Überraschenderweise wähle ich dieses Spiel nicht, weil es ein unfassbar mieser, desolater Dreckskick zweier grauer Mäuse war. Nein, es war zum einen das einzige Spiel der Eintracht, das ich in dieser Saison im Stadion verfolgt habe. Und noch viel wichtiger: Es war der erste Stadionbesuch meines Patenkindes. In meiner Begleitung. Gegen Nürnberg. 1-1. Viel schlimmer kann es nicht laufen, vermutlich wird er Bayern-Kunde. Aber ich habe mich angestrengt: Das Trikot (AM14 Fußballgott!) für ihn gab es natürlich!

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Erste Trainer gleich scheiße

Eintracht Frankfurt ist die Überraschungsmannschaft der Bundesligasaison bisher. Das hatte auch mit Spielplanglück zu tun. Wie gut die Mannschaft von Armin Veh wirklich ist, zeigt sich heute gegen Nürnberg, dem ersten Gegner mit Trainer.

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Vercoacht: Die Niederlage des Jogi Löw!

Jahrelang haben wir an Jogi Löw geglaubt. Fast alle Entscheidungen, die er als Bundestrainer traf, ergaben im Nachhinein einen Sinn, egal, wie fragwürdig es auf den ersten Blick wirkte. Und nun das: Jogi Löw verliert ganz alleine gegen Italien. Selten waren Fehleinschätzungen eines Trainers so offensichtlich Ursache einer komplett unnötigen Niederlage.

Fataler „Matchplan“

Der Plan des „Herrn Löw“ (Carl) ging so sehr in die Hose, wie er nur gehen konnte. Und das Schlimmste: Mit Bekanntgabe der Aufstellung haben es alle gewusst. Buxe, Esleben, Guru, Goldschuhe aus, Goldschuhe aus senior: Alle waren unisono der Meinung, dass so nichts gehen würde. Aller Optimismus war gewichen.

Völlig ohne Not „opferte“ Löw den rechten offensiven Flügel. Wo noch gegen Griechenland Marco Reus eine fantastische Leistung bot spielte gegen Italien: niemand. Stattdessen zauberte Löw Toni Kroos aus dem Hut, der als quasi dritter Sechser neben Khedira und Schweinsteiger agierte und mal wieder das tat, was er immer tut: Unauffällig mitlaufen.

Die Folge: Im zentralen Mittelfeld standen sich selbige drei Spieler so sehr auf den Füßen, dass selbst Khediras Dynamik der ersten Spiele verpuffte. Und auch für Özil wurde es zu eng, so dass dieser völlig in der Luft hing und offensiv nahezu keine Anspielstationen hatte. Vor ihm nur noch Gomez – eingekesselt von vier italienischen Abwehrhünen.

Und auf dem rechten Flügel? Dort spielte Jerome Boateng (!) den Alleinunterhalter. Gemeinsam mit der Entscheidung, Lukas Podolski in die Startelf zu bringen, der abgesehen von einem Abstaubertor  bei diesem Turnier nicht eine einzige sinnvolle Szene hatte, führte dies zur Komplettlähmung des Angriffsspiels. Mit Mario Gomez die ärmste Sau zur Halbzeit rauszunehmen, ist schon fast grotesk, hatte der doch bis dahin nicht ein vernünftiges Zuspiel gesehen.

Unverständliche Wechsel

Überhaupt die Auswechslungen. Wie kann man bloß nach einem solchen Taktikdebakel und einem Stand von 0-2 zur Halbzeit Stürmer gegen Stürmer tauschen? Damit hat Jogi sich der letzten Option beraubt. Klose zusätzlich reinbringen (z.B. für den inexistenten Kroos): kann man machen. Klose auf der Bank lassen, um ab der 60. mit einem zweiten Stürmer ein Signal zu setzen: kann man machen. Ihn gegen Gomez zu tauschen war einfach nur sinnlos. Mit Reus hingegen war auf einmal Leben auf der rechten Seite. Mit seiner ersten Aktion war er schon gefährlicher als Podolski während des gesamten Turniers. Fatal dann aber die Umstellung bei Müllers Einwechslung, Reus ins Sturmzentrum zu schicken. Darüber lachen sich die italienischen Verteidiger vermutlich jetzt noch schlapp.

Das Phlegma des Bayern-Blocks

Es ist meiner Meinung nach kein Zufall, dass dieser Bayernblock immer mehr zu Vizebayern wird. Ich möchte ja nicht sagen, dass ich es vorher gewusst habe, aber: Ich habe es vorher gewusst. Es war ein Fehler, den Mannschaftskern mit Bayernspielern zu besetzen. Zu lethargisch, zu phlegmatisch, zu wenig Aggressivität. Egal ob Kroos, Lahm, Badstuber, Boateng, Schweinsteiger, Gomez: es fehlt das Feuer.

Man spielt seinen van Gaal-Stiefel runter, ist nicht in der Lage, mal einen Gang hochzuschalten. Das Tempo, den Mut, den die Italiener von der ersten Minute an verkörperten, geht diesen Jungs völlig ab. Beispiel: Natürlich sieht Hummels beim 0-1 gegen Cassano desolat aus. Aber dass ein Verteidiger von einem Stürmer ausgespielt wird, ist ja kein Ding der Unmöglichkeit. Wieso zur Hölle geht Boateng nicht mit dazu und doppelt? Vermutlich wäre nichts passiert. So steht er drei Meter daneben und schaut zu. Unfassbar. Bei Italien undenkbar.

Es wäre insgesamt wichtig gewesen, mehr Dortmunder in die Elf zu integrieren. Die haben in den letzten Jahren bewiesen, dass sie siegen können und sie haben eben dieses besagte Feuer. Das wiegt meiner Einschätzung nach Erfahrung deutlich auf.

Denn was hilft Poldi schon die Erfahrung von 100 Länderspielen, wenn er permanent vor sich hindilettiert? Schmelzer links, Lahm rechts hätte beispielsweise schon mal Boateng verhindert. Und ein Großkreutz hätte sich gestern sicher nicht so in die Niederlage gefügt wie seine Konkurrenten. Mario Götze ist wohl offensichtlich zu schlecht, um ihn mal zu bringen, hat man ja die letzten zwei Jahre gesehen, dass er nichts drauf hat. Wenn ich mir gegen die kantigen italienische Verteidiger beispielsweise eine Offensivreihe Reus, Özil und Götze vorstelle, glaube ich, dass das ein Versuch gewesen wäre, der eher hätte klappen könne. Aber dafür braucht es halt Mut.

Die psychologische Komponente

Buxe hat es gestern Abend treffend formuliert: Jogi hat seine Mannschaft verraten. Im Vorfeld hatte ich den Eindruck, dass noch nie eine deutsche Mannschaft weniger Angst vor Italien hatte als diesmal. Es hieß von Löw, wir würden mutig und frech spielen und dem Gegner unser Spiel aufzwingen. Ich hatte das Gefühl, dass die Mannschaft dies verinnerlicht hatte.

Und dann ist Mannschaftssitzung und die Spieler erfahren, dass ein Offensivmann geopfert wird, um den 6er(!) des Gegners mehr oder weniger in Manndeckung zu nehmen. Als Spieler würde ich denken: WTF??? Und die Mannschaft wirkte so als hätte sie das auch gedacht. Es wirkte so als könnten die Spieler selbst nichts mit dieser Aufstellung anfangen.

Jogis Konservatismusfalle

Jogi ist genau das passiert, was nicht passieren durfte: Er ist in die Konservatismusfalle getappt. Im Zweifel ängstlich werden statt mutig. Die Spieler aufstellen, die schon immer da waren, nicht die, die derzeit die Besten sind. Und der blaue Pulli war auch schöner.

Das Trainerteam muss sich nach diesem Auftritt dringend hinterfragen. Vielleicht ist in dieser Konstellation kein Titel möglich. Bei dem Potential der Mannschaft ist das allerdings nicht hinzunehmen. Jürgen Klopp sagt in einer aktuellen TV-Werbung sinngemäß: Ich glaube, dass die Lust auf den Sieg eher zum Erfolg führt als die Angst vor der Niederlage. Es ist genau dieser Geist, der Jogi abging. Es ist genau dieser Geist, den es braucht, um Titel zu gewinnen.

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Unangebrachte Sprechchöre? Unangebrachte UEFA!

Laut diverser Medien wird gegen den DFB auf Grund von Vorkommnissen beim EM-Spiel gegen Dänemark ermittelt. Bestraft werden soll  – und jetzt platzt mir der Kragen –

ungebührliches Verhalten

bzw.

unangebrachte Sprechchöre.

Hallo? UEFA? Merkst Du eigentlich noch was? Was kommt als nächstes? Dieses Plakat muss weg, denn es ist entartete Kunst? Die Tatsache, dass die UEFA etwas für nicht angebracht hält, legitimiert keine Bestrafung. Es sei denn natürlich, man hegt Weltherrschaftsansprüche in dieser sympathischen Organisation, was auch nicht mehr verwundern würde. Es gibt sicher auch Menschen, die „Kühe-Schweine-Bielefeld“ für unangebracht halten. Da sollte man mal einschreiten.

Besonders ärgerlich: Bei den Vorfällen handelte es sich laut Publikative mal wieder um typische Deutsche Nationalmannschafts-Fan-Vollspacken, die nichts Besseres zu tun hatten, als von U-Bahnen zu singen und Wehrmachtssprüche per Banner zu zeigen.

Dass man dafür bestraft wird, ist vollkommen richtig und die Strafe kann meiner Meinung nach nicht hart genug sein. Aber dann soll die UEFA doch bitte konkret sein und von volksverhetzenden Sprechchören und aggressivem Verhalten sprechen. Aber das passt vielleicht nicht zum mit viel Mühe aufgebauten Image dieser ach so tollen, friedfertigen und durchinszenierten Veranstaltung, was? Dann formulieren wir lieber schwammig, damit keiner merkt, was die Vollidioten wirklich gesungen haben, ne? Angekommen?

Foto: Martin Burns/flickr.com

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EM2012: Trikot-Check

Ein wesentliches Merkmal zunehmenden Alters ist, dass man auf Grund des perönlichen Gesetztseins Fußball zunehmend in weiblicher Gesellschaft schaut. Dies färbt ab, verhindert den Blick auf banale Elemente wie Taktik oder Technik der Spieler, aber es ist unumkehrbar: Der Blickwinkel auf Fußball verändert sich. Daher nun also die wirklich wichtige Frage zur EM 2012, nachdem man jede Mannschaft einmal gesehen hat:

Wer hat die schönsten Trikots?

Vorrundenaus

Trikot Spanien Em 2012

  • Spanien: So sehr man sich auch am Fußball der Spanier nicht satt sehen kann, so leicht passiert das beim Trikot. Einfach nur bieder.
  • Italien: Die italienische Mannschaft spielt nicht mehr wie eine italienische Mannschaft – sie sieht aber auch nicht mehr wie eine aus. Wo ist die Klasse, die optische Perfektion, die man gewohnt ist? Einfach nichtssagend.
  • Niederlande: Die beiden Orange-Töne bewirken Augenkrebs. Fakt.
  • Ukraine: Man scheint sich ganz auf die Bauarbeiten rund um die Stadien zu konzentrieren. Die Bauarbeiten am Körper wurden leider vernachlässigt. Schnarch.
  • Russland: Ein Trikot aus dem Baukasten. Flagge, Sponsor, Schärpe: Nichts passt zusammen.

  • Irland: Iren, wo ist Euer Stolz? Diese Nummern? WTF?
  • England: Man sieht aus wie man spielt. Keine Inspiration, kein Mut. Im Designbereich fehlen wohl selbst die ausländischen Top-Stars.
  • Griechenland: Man muss es ja verstehen. Die Griechen haben andere Sorgen als Fußball derzeit. Sieht man.
  • Dänemark: Was ist denn das für ein Rot? Grausam!
  • Polen: Die Farbkombination Weiß-Rot eigentlich sehr schön gewählt. Auch der Schnitt ist gelungen. Einzig: Es sieht etwas nach Bauch-Weg-Gürtel aus. Daher knapp ausgeschieden.

Geheimtipps

  • Tschechien: Knapp ausgeschieden. Das Trikot entbehrt nicht eines traditionellen Charmes, es reicht aber nicht ganz zum Weiterkommen
  • Kroatien: Hier tut es mir etwas leid. Ich steht eigentlich auf das Kroatien-Karo. Aber andere Mannschaft haben stärkere Trend gesetzt. Hier gezeigt übrigens das Auswärtstrikot, das Heimtrikot in klassischem Karo. Andersrum wäre besser gewesen und hätte vielleicht ins Halbfinale geführt.

Halbfinale

Platz 4: Portugal

Wer das Heimtrikot betrachtet, wird sich fragen, wieso etwas so Langweiliges den Sprung ins Halbfinale schafft. Die Antwort sieht man rechts. Das Auswärtstrikot bietet eine innovative und spielerische Integration der klassischen Farben Portugals in ein ungewohnt weißes Trikot. Dazu sorgt das Kreuz für eine gelungene Trennung von Flagge und Sponsor. So sieht Cristiano Ronaldo endlich mal gut aus.

 

Platz 3: Deutschland

Unter Jogi Löw kann Deutschland keine Titel holen. Auch beim Trikot nicht. Dennoch ein respektabler dritter Platz mit schönem Auftritt. Das Heimtrikot klassisch schwarz-weiß mit eleganten Streifen mit den Landesfarben. Sehr schöner Schnitt, unterstreicht den neuerdings ästhetischen Anspruch des deutschen Spiels. Mein Favorit aber: Das grüne Auswärtstrikot. Retro-Charme mit schön abgesetztem Rundkragen und Ärmeln. Hoffentlich kommt es auch mal zum Einsatz.

 

Finale

Platz 2: Frankreich

très chic! So sieht selbst Ribery gut aus. Beide Varianten mit Rugby-Anmutungen. Beim Heimtrikot zwei sehr schöne Blautöne kombiniert, dazu schöner Polo-Hemd-Kragen. Ungewöhnlich, traditionell und innovativ zugleich. Das weiße Auswärtstrikot kommt etwas schlichter daher, betont aber dafür die Eleganz. Hier sind die Armbündchen das besondere Accessoire. Der Franzose auf Platz 2? Zut alors!

Der Trikot-Europameister

Platz 1: Schweden

Der Grand-Prix-Sieg bleibt nicht der einzige Triumph der sympathsichen Skandinavier! Während das Heimtrikot mit klassichen Nadelstreifen daherkommt, glänzt das Auswärtstrikot so sehr, dass es für mich zum Titel reicht. Hallo Russland, so geht Schärpe! Tolles Dunkelblau in Verbindung zum klassichen Schweden-Gelb. Schlicht, elegant und in Kombination mit der Flagge einfach nur royal! The winner takes it all!

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Vorrundenaus – Jogis Kader für die EM!

Ich weiß. Wer den Bundestrainer kritisiert, kann eigentlich nur verlieren. Besonders in einer Stimmung, in der sich die meisten Fans eigentlich nur noch fragen, wen wir im EM-Finale weghauen. Denn die vergangenen Jahren zeigten: Meist macht der nette Herr Löw doch meist mehr richtig als man selbst hätte glauben können. Und dennoch kann ich nicht aus meiner pessismistischen Haut und erlaube mir, die Kadernominierung für die EM zu hinterfragen. Denn so wird das leider nichts.

 Zu wenig Dortmunder

Der BVB ist klar die national dominierende Mannschaft der vergangenen zwei Saisons. Die Spieler sind topfit, hochmotiviert und scheinen charakterlich ebenfalls sehr umgänglich zu sein. Zudem verpasst man die Chance, die Dortmunder Euphorie mit ins Turnier zu nehmen. Fahrlässig: Der falsche Bender-Bruder wurde mitgenommen, ich denke, den hat Jogi einfach verwechselt. In dieser Saison war Sven Bender in Dortmund sicherlich der wichtigere Faktor als Lars in Leverkusen. Außerdem hätte ich auf jeden Fall Kevin Großkreutz mitgenommen, egal, was man von ihm als Typ hält. Mit seiner wahnwitzigen Einsatzfreude wäre er vielleicht ein Spieler gewesen, den man mal bringen kann, wenn ein Spiel mal nicht übers Füßchen entschieden wird. Er würde zudem sicher für gute Stimmung sorgen, auch wenn er auf der Bank säße.

 Zu wenig angriffslustig

Drei Stürmer wären in Anbetracht der Formkrise des einen und der jüngsten Verletzungshistorie des anderen schon wenig gewesen. Nun ist also Cacau weg (wofür es sicherlich Gründe geben mag) und mit Gomez nur ein fitter Stürmer im Kader. Klar, Poldi kann auch vorne drin spielen, Reus will der BuTrä ebenfalls als Stürmer probieren. Aber etwas wohler wäre es mir schon, noch einen richtigen Mittelstürmer dabeizuhaben. Und sei es für den Fall der Fälle. Ein hoher Anspruch an die Fußballästhetik ist ja gut und schön. Manchmal braucht es aber auch einen, der die Pille einfach mal reinzimmert. Die Bayern können nach dem Champions-League-Finale ein Lied davon singen. Helmes ist ja auch nicht gerade schlecht drauf und dürfte – Felix sei Dank – auch einigermaßen austrainiert sein. Abgesehen davon: Was ist es für ein Signal an die Mannschaft, mit zwei Stürmern in ein Turnier zu gehen?

 Verhängnisvolle Vernachlässigung der Abwehr

Ich gebe zu, dies mag ein subjektiver Eindruck sein, aber die gesamte Zusammenstellung der Abwehr erschließt sich mir nicht so ganz. Mertesacker war in England dauerverletzt, ist aber nun dabei. Badstuber halte ich persönlich für gnadenlos überschätzt. Mag sein, dass er einen guten Ball hinten raus spielt, in den Primäreigenschaften, die ein Innenverteidiger mitbringen sollte, fand ich ihn aber stets eher mau, wenn ich ihn gesehen habe. Es gibt nur einen überzeugenden Innenverteigier, nämlich Hummels, der in seinem Verein allerdings ein komplett anderes System und eine komplett andere Spieleröffnung praktiziert als in der Nationalelf.

 Lahm ist für mich trotz rechtem Fuß einfach Linksverteidiger. Es wurde in den letzten Jahren versäumt, einen Rechtsverteidiger aufzubauen. Was Boatang im Kader zu suchen hat, habe ich noch nie verstanden, aber falls er eine Daseinsberechtigung hat, dann definitiv eher als Innen- denn als Außenverteidiger. So kann Löw eigentlich nur eines tun: Lahm auf die „falsche“, weil rechte Seite ziehen und den zumindest soliden Schmelzer mangels Alternativen auf links bringen.

 Der zunehmende Konservatismus

Die Kadernominierung ist alles in allem langweilig und bieder. Man verlässt sich zu sehr auf die Eingespieltheit der Mannschaft und die gestiegene Erfahrung der Hauptakteure. Die Verweigerung jeglicher Veränderung wird irgendwann zu einer Lähmung der Entwicklung führen. Wir können nur hoffen, dass diese nicht schon bei diesem Turnier eintritt. Zu Beginn der Arbeit für die Nationalelf sorgte Löw (mit Klinsmann) für verwunderte Gesichter als er Odonkor mitnahm. Solche Überraschungen bedeuten erstmal für eine gewisste Lebendigkeit, Durchlässigkeit in der Mannschaft, bleiben heute aber komplett aus. Es steigert den Konkurrenzdruck, wenn immer mal ein neuer Spieler einsteigt. Zudem kann man den Überraschungsmoment als taktisches Mittel einsetzen, um  den Gegner zu verwirren (vgl. Odonkor im Spiel gegen die Polen 2006).

Von dieser gedanklichen Kreativität ist nichts mehr übrig. Die üblichen Verdächtigen werden nominiert. Mit Draxler hätte man die Chance gehabt, frischen Wind zu bringen, aber der Junge wurde nach Hause geschickt. Auf Grund der Konkurrenz im offensiven Mittelfeld verständlich. Als Zeichen an die Mannschaft unverständlich, denn es heisst übersetzt: „Wir bleiben schön unter uns und machen es uns gemütlich„.

Wenn das alles mal nicht zu gemütlich wird. Man kann auch in guter Stimmung Gruppendritter werden. Und für drei Spiele reichen wohl tatsächlich zwei Stürmer.

 

Bildquelle: Wikipedia

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Baby, ich bin zu alt!

Woran merkt man, dass man alt wird? Richtig, die Fußballprofis im selben Alter gelten nicht mehr als Talente, sondern beenden einer nach dem anderen langsam ihre Karrieren. Und woran merkt man es noch? Ja, auch die musikalischen Begleiter langer Lebenswege hören irgendwann auf, so es sich nicht um lächerliche Berufsjugendliche handelt.

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