Spanische Fairness

Eigentlich wollten wir uns jetzt endlich um die 50. Bundesligasaison kümmern, welche die DFL seit heute mit einem von Schneider 1 handgeklöppelten Videotrailer bewirbt, doch das fußballerische Ereignis des Sommers, namentlich die Endrunde der Europameisterschaft alias EM 2012, lässt uns noch nicht los.

Im spanischen Fußball pflegt man ein  besonderes Verhältnis zur Fairness und zum Respekt vor dem Gegner. Das führt bisweilen zu grotesken Situation, wenn zum Beispiel der FC Barcelona im Bernabeu für Real Madrid Spalier stehen und klatschend zur Meisterschaft gratulieren muss. Andere Vereine wie Espanyol Barcelona haben – vielleicht auch deshalb, wir können nur mutmaßen – vor einigen Jahren jeglicher Fairness in punkto „Ball ins Aus schießen bei Verletzungen“ eine Absage erteilt. Offenbar macht das Beispiel von Espanyol langsam Schule, denn  nicht nur bei der EM war zu beobachten, dass weitergespielt wird, bis der Schiedsrichter die Partie unterbricht.

Was der spanische Welttorhüter Iker Cassilas im Finale der EM gemacht hat, ist entweder die ganz alte Schule der Fairness, die ihm der „Lehrmeister der Demut“ Vicente del Bosque (Sprich man den eigentlich Bosk aus, Herr Bartels?) vermittelt hat, oder unfassbare Arroganz. Ich tendiere zu ersterem, denn Casillas hat sich in der Vergangenheit keinen Ruf als unfairer Sportsmann erarbeitet. Trotzdem ist die nett gemeinte Geste dank der Gedächtnismaschine Internet inzwischen bestimmt auch in Italien Gesprächsthema. Leider ist mein Italienisch zu schwach, ergo mit Pizza, Pasta und „zwei Espressos“ erschöpft, um die Reaktionen der italienischen Öffentlichkeit zu recherchieren. Ich hoffe, sie fassen sie als das auf, was sie ist: eine dieser wunderbaren Geschichten, die einem selbst im durchkommerzialisierten Spitzenfußball noch an das Gute im Menschen glauben lassen. Hier die Szene in ihrer ganzen epischen Pracht:

Foto: Alfonso Jimenez/flickr.com

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

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15 comments
  1. Ich denke, man kann das in der Tat als ehrlich gemeint abtun.

    Erstaunlich ist auch, in welchen unglaublichen Jubelsturm Casillas nach zwei Europameistertiteln, einem WM-Titel und zweimal Champions League Sieger ausbricht. Der kann sich gar nicht mehr halten vor Freude.

  2. Ehrlich gesagt: Ich verstehe das gar nicht.

  3. Ich habe mich nicht getraut, genau das zu sagen.

  4. Er bittet den Torlinien-/Strafraum-Schiri aus Respekt vor dem (geschlagenen) Gegner nicht länger spielen zu lassen als nötig. Ich find´s groß.

  5. Vergebene Liebesmüh bei den Scheichfans, Buxe!

  6. Okay. Bei 4-0 in der 90. Minute hätte ich auch Zeit für Fair-Play. Fakt. Man sollte die Spanier jetzt auch nicht idealisieren und heilig sprechen.

  7. Ja, vor allem, weil halt der Torlinienrichter nichts mit dem Abpfiff zu tun hat. Vor allem, was hat das mit Fair-Play zu tun? „Pfeif mal schnell aus Respekt für Italien ab, sonst hauen wir denen nochmal 2 Dinger rein.“

    Kann man auch anders verstehen.

  8. Erstens steht der Torrichter per Funk mit dem Schiedsrichter in Verbindung, auch wenn ihre Entscheidungen bei der EM Gegenteiliges nahelegen.
    Zweitens ging es Casillas imho vor allem darum, dass ein entschiedenes Spiel auch mal einfach nach 90 Minuten abgepfiffen werden kann.
    Drittens: waren die Spanier in der Tat näher am fünften Tor als die Italiener am ersten.
    Viertens wurde noch nie eine Mannschaft in der Geschichte der WM und EM derart in einem Finale abgeschossen.
    Fünftens: Schöne Geste. Sechstens: Fakt, ihr Armleuchter!

  9. Schöne Gesten beeindrucken nur, wenn sie vom Verlierer kommen. Gönnerhafter Sieger sein kann jeder. Fakt, Du Amateur.

  10. Geht doch zum DSF!

  11. Bau doch Casillas ein Denkmal, du Ei.

  12. „Gönnerhafter Sieger sein kann jeder.“

    Mir fallen spontan zwei Jungs vom deutschen Double-Sieger ein, die das nicht können. Auch gewinnen kann nicht jeder gut. Die Spanier können das auf jeden Fall und das sollte auch gewürdigt werden finde ich.

  13. Ein Schiedsrichter kann aus Gründen der Fairness, aufgrund zu großer sportlicher Überlegenheit des Gegners, ein Spiel frühzeitig abpfeifen….

  14. Ja, kann er. Und was willst Du jetzt damit sagen?

Kommentare sind geschlossen.