Das Gehirn – Rezension

Ich habe beinahe Tränen vergossen, als der Mann, der meine frühen Jahre als dem Fußballsport Zusehender maßgeblich prägte, seine Karriere beendete. Nach, und er wurde nie müde dies zu betonen, exakt 1.444 Bundesligaspielen war Schluss für Rolf ‚Töppi‘ Töpperwien. Mit seiner Autobiographie bietet der „legendäre ZDF-Reporter“ (Umschlagtext) nun ausreichend Gelegenheit für Heldenverehrung.

Um es kurz zu machen: Rolf Töpperwien ist mit unendlichem Wissen ausgestattet und der kompetenteste Mensch, der sich jemals verbal über ein Fußballspiel geäußert hat. Außerdem hat der „Querkopf hinter dem Mikrofon“ (Umschlagtext) einen Charthit („An der Nordseeküste“) zu verantworten, kennt alles und jeden und war immer der Erste. Egal bei was.

„Wortgewaltig, geradlining und voller Anekdoten“ (woher wohl?) ergeht sich Töppi in einer grenzenlosen Selbstverliebtheit, die ihresgleichen sucht. Mal preist er sein „enzyklopädisches Wissen“ an, mal feiert er das, was er „Innovationen in der Berichterstattung“ nennt, welche er anscheinend beinahe im Wochenrhythmus ablieferte. Besonders gelungen sind dabei die in der dritten Person verfassten Einschübe:

„In der ZDF-Sportredation gab und gibt es noch immer eine interne Rangliste der Fußballreporter – wenn auch keine offizielle. Rolf Töpperwien stand darauf nach nur kurzer Zeit weit oben und konnte seinen Spitzenplatz bis zum Ende seiner Karriere verteidigen.“

Noch Fragen?

Dieser Ton zieht sich durch das gesamte Buch und macht es teilweise schwer erträglich, weiter zu lesen. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass der Mann tatsächlich viel erlebt hat. Und so ist der größte Reiz des Buches auch die Reise in die Vergangenheit von Bundesliga und Nationalmannschaft mit Geschichten über längst vergessene Mannschaften, große Fußballspiele und zahlreiche interessante Begebenheiten auf und nebem dem Platz.

Ein Klassiker der Fußballliteratur wird dieses Machwerk wohl nicht werden, für den geneigten Fußballnerd findet sich trotzdem die eine oder andere lohnenswerte Stelle. Ob man jedoch 20 Taler für die gebundene Ausgabe zahlt oder doch lieber auf das Taschenbuch wartet, sei jedem selbst überlassen…

Rolf Töpperwien – Von Braunschweig bis Johannesburg: Autobiografie ist im Rotbuch Verlag, Berlin erschienen.

Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.
7 comments
  1. Klingt ganz, ganz furchtbar.

  2. Klingt sehr, sehr geil.

  3. Klingt nach einem Typen, der sich selbst anzündet…

  4. Wer von sich ausschließlich in der dritten Person spricht, ist sowieso ein ganz großer. Siehe Lothar Matthäus…

  5. Ein Papa la Papp wird das Buch sicher nicht kaufen.

    Groß allerdings war das hier:

  6. Ja, aber vor allem wegen des Schalker Mobs.

  7. Schalker Mob? Das sind die Vips…

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