The Westphalian in London-Town

Es ist ja leider so: Die sympathischsten Fußballer haben oft Probleme, ihre Karriere erfolgreich zu gestalten. Bei Moritz Volz ist es ähnlich. Verheißungsvoll mit einem Wechsel zum FC Arsenal London im Alter von 16 Jahren gestartet und nach zehn Jahren auf der Insel mit Gastspielen beim FC Wimbledon, FC Fulham und Ipswich Town, ist er nun seit einem halben Jahr vereins- und somit quasi arbeitslos. Ein kurzes Intermezzo mit Probetraining und Schaulaufen beim FC Schalke 04 in der Winterpause brachte ihm nicht den erhofften Vertrag. BVB-Fans mögen ihm dazu gratulieren, für Volz selbst ist das sehr schade. Gehört er doch zu den wenigen Sympathen unter den Fußballprofis, die dazu noch richtig was in der Birne haben und die Welt außerhalb des weißen Kreidestrichs fernab von Playstation und P1 erforschen. Solchen Leuten gönnt man einen Vertrag.

Der Deutsche an sich ist in England als humorloser Klumpen verschrien. Dass dieses Klischee nur bedingt auf alle Deutschen zutrifft, erkennen die Briten immer erst, wenn sie einen Deutschen kennenlernen. Gut, im Moment ist wohl Michael Ballack der bekannteste deutsche Fussizocker auf der Insel. Kein brillanter, aber ein ok’er Repräsentant. Besser wäre dagegen Moritz Volz. Denn der hat sich auf der Insel schon einen feinen Ruf erarbeitet. Nicht durch fußballerische Glanztaten, sondern eher durch fußball-kulturelle Errungenschaften.

„He’s a German with a sense of humour“, heißt es in England. Mehr noch: „He’s a german footballer with a sense of humour.“ Eine Art Ritterschlag für einen Deutschen in England. Und Beweise für seinen feinen Humor, liefert Moritz Volz genug. Bei YouTube firmiert er unter „Volzenthaler“. Dort erklärt er im perfekten Englisch, dass er sich mit dem Cricket-Sport beschäftigt und Bücher über diesen britischen Nationalsport verschlungen habe. Und wenn Volz mit einem sympathischen Lächeln sagt, dass er erst Probleme hatte, Cricket als Sport anzuerkennen, dann kann ihm auch der englische Journalist nicht böse sein. Doch das war nicht das einzige Buch, das der deutsche Fussiprofi auf der Insel gelesen hat.

Und auch hierzulande ist Volz eher durch seine intellektuelle Leistungskraft als durch fußballerisches Können bekannt. Die eine Länderspieleinladung 2004 ist längst vergessen. Und trotzdem meint Humorkritiker Hans Mentz (Freunde der „Titanic“ wissen, wer das ist), dass „Volz zwischen all den jungen und stockdummen Bravo Sport-Titelvorlagen wie Poldi und Schweini ein potentieller Nachfolger des drolligen Mehmet Scholl“ sei. Leider nur auf der intellektuellen Schiene, weniger fußballerisch. Die 5 Freunde im Abseits befürchten eher, dass Moritz Volz ein Nachfolger des ebenfalls kulturell und intellektuell beschlagenen Thomas Broich ist.

Die allergrößte Volz’sche Errungenschaft ist wohl die Homepage von Moritz „Volzy“ Volz. Wer sie anklickt, wird mit einem netten Song begrüßt. Keine Ahnung, wer ihn singt. Aber ich bin mir sicher, Sting findet die Version seines Klassikers auch grandios.

Über den Autor: Vollspann!

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.
3 comments
  1. Der Song auf der Homepage ist echt geil!

  2. Der ganze Typ ist geil. Vor allem als Hasselhoff-Double.

  3. Anscheinend soll ja jetzt Hertha an ihm dran sein.

Kommentare sind geschlossen.