Schicht im Schacht?!

Bahnhof Wattenscheid

„Rivalen an der Ruhr“ – Könnte das aktuelle Sonderheft aus der Redaktion der 11 Freunde ein Abgesang auf den Fußball im Ruhrgebiet  jenseits der beiden großen Rivalen in Blau-Weiß und Schwarz-Gelb sein? Es gibt einiges, das dafür spricht. Da ist zum einen der vornehmlich nostalgische Blick, der das Heft beim schnellen Durchblättern zu bestimmen scheint. Und da ist zum anderen der Blick auf die Tabellen der ersten drei Ligen.

Heute Abend um 20:15 Uhr spielt der Tabelle-15. der zweiten Bundesliga aus Bochum gegen den Aufstiegskandidaten aus Fürth. Es gab Zeiten, in denen war das Kräfteverhältnis zwischen beiden Clubs umgekehrt. Und der Herr mit dem Schnauzer auch noch davon überzeugt, mit dem VfL Bochum zügig in die erste Bundesliga zurückkehren zu können. Nur, es mögen selbst die „Treusten der Treuen“ nicht mehr daran glauben:

 

Fatalismus in seiner schönsten Form, an dessen Ende und damit am Ende der Zweitligasaison 2013/2014 der Abstieg des VfL Bochum stehen könnte. Damit wären – „im Konjunktiv und An- und Abführung“ – in der Saison 2014/2015 nur noch zwei Vereinen aus dem Ruhrgebiet im Profifußball vertreten, klammert man die Dritte Liga aus. Es ist nicht zu erwarten, dass der MSV Duisburg mit einer beispiellosen Siegesserie noch den Aufstieg aus der dritten Liga schafft, zumal die Zukunft des Vereins ja weiterhin ungewiss ist, wie wir letzte Woche aus dem berufenen Munde von Trainer Baade erfahren durften. Die Zweitvertretung der Dortmunder Borussia, der einzige weitere Verein neben dem MSV in der dritten Liga, darf bekanntlich nicht aufsteigen (Wovon sie auch weit entfernt sind). Wie sieht es eine Liga tiefer aus? Düster! Mit Rot-Weiß Oberhausen steht der erste Ruhrgebietsverein derzeit auf einem achten Platz und sieht sich mit einem gesperrten Stadion konfrontiert. Ein einsturzgefährdeter Flutlichtmast verhindert dort vorerst weitere Spiele, es gäbe kaum ein besseres Sinnbild für den Ruhrgebietsfußball.

Es treibt einem die Tränen in die Augen, blickt man nur zehn Jahre zurück. Da konnte sich der VfL Bochum als Tabellenfünfter für den UEFA-Cup qualifizieren und stand in der Abschlusstabelle vor den beiden großen Nachbarn aus dem Ruhrgebiet. In der zweiten Bundesliga scheiterte Rot-Weiß Oberhausen denkbar knapp am Aufstieg in die erste Bundesliga, lediglich ein Punkt fehlte, und Duisburg lag mit 48 Punkten am Ende auf einem siebten Rang. Eine Liga tiefer, damals noch die Regionalliga, wurde Rot-Weiss Essen souverän Meister, neun Punkte Vorsprung auf Dynamo Dresden, der Wuppertaler SV kam auf dem vierten Platz ins Ziel. Die SG Wattenscheid 09, ein Verein, der im oben genannten 11 Freunde-Heft viel zu kurz kommt (aber das nur am Rande), musste leider den Gang in die Oberliga antreten.

Heute Abend um 20:15 Uhr hat der VfL Bochum die (Teil)Chance, diesen niederschmetternd Eindruck ein wenig zu korrigieren. Nicht, dass man beim Tabellenletzten der Heimtabelle allzu große Hoffnungen hätte, es wäre nur verdammt wichtig „für die ganze Region!“. Sonst bleibt vom Mythen umrankten Ruhrgebiets-Fußball wirklich nicht mehr als „Die besten Geschichten vom Fußball im Pott„, weil nicht die Fans, sondern das Geld den Erfolg bringt – nach Hoffenheim, Heidenheim, Paderborn oder Aalen…

Foto: Tobias Steinhoff/flickr.com (unter CC BY-SA 2.0)

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

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3 comments
  1. Schönes Foto vom Wattenscheider Bahnhof…;-)

    Das Sonderheft muss natürlich auch ran. Keine Frage.

    Ansonsten muss man festhalten, dass der VfL Bochum durchaus schwächelt, was aber nach der Aneinanderreihung von unfähigen Managern nicht verwundert. Aber RWE ist umfeldtechnisch (Stadion, Personal) wesentlich besser aufgestellt als noch vor 10 Jahren.

    Inhaltlich schwach: Man kann das Mäzenatentum in Heidenheim, Paderborn und Aalen anprangern, man darf sich dann aber auch nicht beschweren, wenn ein Verein wie Wattenscheid mit Ende des Mäzenatentums in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Passt nicht zusammen.

  2. Ohne Mäzen geht es ja nirgends mehr und ging es auch früher nur selten. Soll eher als Hinweis dienen, dass der Ruhrpott eben nicht mehr für sich reklamieren kann, eine für Profifußball besondere Region zu sein. Er lebt von der Vergangenheit, die Gegenwart findet man in der Provinz.

    Letztendlich ging es mir um eine Bestandsaufnahme der sportlichen Situation und die sieht vergleichsweise trostlos aus.

  3. […] ist knapp acht Wochen her. Unter der Überschrift „Schicht im Schacht?!“ versuchte ich mich an einer „steilen These“. Jetzt ist die Saison so gut wie gelaufen und am […]

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