Die Hybris des Pedda N.

Peter Neururer

Braucht Mirko Slomka Ratschläge von Peter Neururer? Der VfL Bochum spielt unter Trainer Neururer eine ernüchternde Saison und steckt mit vier Punkten Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz mehr im Kampf um den Klassenerhalt, als alle Beteiligten vor der Saison gehofft hatten. Und trotzdem hat Neururer nichts besseres zu tun als sich mit Ratschlägen an einen Erstliga-Kollegen, der bereits im Champions League-Halbfinale stand, zitieren zu lassen?

Rettung a la Neururer

Zumindest hat Neururer nichts dagegen, dass die Zeitung mit den vier Buchstaben in seinem Name „Rettungsregeln“ aufstellt und verbreitet. Dabei wäre es vielleicht an der Zeit, dass Neururer sich selbst und den VfL Bochum rettet. Von der Aufbruchstimmung am Ende der letzten, glücklich beschlossenen Saison ist jedenfalls nichts mehr übrig. Es wird wieder gegrantelt rund ums Ruhrstadion, das Management übt sich in populistischem Aktionismus (Stichwort: Vertragsauflösung!) und der sportliche Leiter gefällt sich derweil auf Sport1 in seiner liebsten Rolle: als Dampfplauderer – „in An- und Abführung“, am liebsten in „XXL“.

Die sportliche Bilanz spricht dagegen nicht für Neururer. Im selben Zeitraum wie letzte Saison hat der VfL unter Neururer fünf Punkte mehr geholt, der Abstand auf einen direkten Abstiegsplatz ist genau so groß, wie zum gleichen Zeitpunkt der letzten Saison. Medial hält Neururer den VfL dagegen regelmäßig im Gespräch. Man sollte meinen, dass ist nicht schlecht für einen Verein, bei dem keiner so recht weiß, wie der derzeitige Sportvorstand heißt (Als Außenstehender musste ich tatsächlich nachschlagen, dass Christian Hochstätter diesen Posten bekleidet). Dabei schafft es neben Neururer derzeit keiner aus der Vorstandsetage des VfL Bochum, sich in irgendeiner Weise in Stellung zu bringen. Neben dem Sonnenkönig Peter N. ist eben kaum Platz zum Atmen. Und was macht der König? Er redet und redet und redet…

Verpasste Chance

Natürlich passte es nicht ins Selbstbild des Peter Neururer nach dem geglückten Klassenerhalt kurzzeitig in Erwägung zu ziehen, dass es vielleicht besser wäre, einem jüngeren Kandidaten Platz für einen echten Neuanfang zu machen. Doch die Chance sich endgültig unsterblich zu machen, hat Neururer verpasst. Stattdessen faselte er von einem Umbruch, dem Willen auf junge Spieler zu vertrauen und verpflichtete im gleichen Atemzug Christian Tiffert, der inzwischen ebenfalls auf dem Weg zur „persona non grata“ scheint.

Man tritt in Bochum auf der Stelle, und das auf niedrigem Niveau. Es wäre eine Schande, wenn im schönsten Stadion Deutschlands demnächst nur noch Drittliga-Fußball zu sehen wäre und Bochum, ehemals Heimat zweier Bundesligisten, langsam aber sicher ganz im Schatten der beiden großen Reviernachbarn verschwände. Wie zugig es da sein kann, lässt sich zum Beispiel in Duisburg, Oberhausen oder Wattenscheid erfragen…

Foto: flickr.com/Thomas Rodenbücher

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

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4 comments
  1. Besonders hybrisch ist ja dann der Inhalt der Regeln. Regel 1: Nur der Trainer darf irgendetwas sagen. So sieht es aus in Peterchens Weltbild. Dürfte aber all jene nicht überraschen, die sein Buch kennen.

    Dass er Duisburg vor dem „sicher geglaubten Abstieg“ gerettet hat, wie drüben geschrieben, halte ich dann auch noch für etwas hybrisch. Als er dorthin wechselte, befand sich der MSV auf Platz 11 der Tabelle. „Sicher geglaubter Abstieg“ – widdewiddewitt.

    Schöner Text.

  2. Ich dachte ja eigentlich, wir hätten seine Biographie hier schon längst mal gewürdigt… Zu den Lorants und Schlappners dieser Welt würde es ja passen!

  3. Die PN-Biographie liegt dem Guru seit seinem Geburtstag vor. Da müssen wir am Donnerstag mal dringend investigativ nachfragen!

    Zum VfL: Ein einziges Trauerspiel. Was IMHO aber nicht so sehr am Trainer, sondern mehr am Manager liegt. Der Ernst? Komplette Fehlbesetzung. Der Todt? Keinerlei Verbesserung. Und Hochstätter scheint es den beiden nachmachen zu wollen.

    Was war denn der letzte gute Transfer? Inui, wenn mich nicht alles täuscht. Alle restlichen guten Ex-VfLer kamen doch allesamt aus der eigenen Jugend: Goretzka, Ostrzolek und Gündogan.

    Nicht auszudenken, wo der VfL jetzt wäre, wenn Stefan Kuntz noch Manager wäre und ihm – wie damals – ein Michael Welling als zweiter Mann zur Seite stünde.

    Aber wie schon mein Vater (und der gute Per) immer gesagt hat: Hätte hätte Fahrradkette.

  4. […] unserer Seite nicht mehr hinzuzufügen, als der Hinweis auf den ersten Trailer zum Film, der die Hybris der Gründungsväter der FIFA mit teuren Bildern schmackhaft machen soll. Wie heißt es am Ende […]

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