Financial Foul

Es ist kein Geheimnis, dass es sich beim Autor dieses Textes nicht um einen Bayern-Freund handelt. Es ist kein Geheimnis, dass der Autor kein großer Fan der Borussia aus Dortmund ist.
Soviel zur Unabhängigkeit seiner Person. Ein Geheimnis ist jedoch, dass der Autor den Wirtschaftsteil einer überregionalen Tageszeitung direkt nach dem Sportteil liest und sich deshalb seit einem Tag fragt, ob und wie die Aussage der Wurst des Wurstkönigs Uli Hoeneß über das Finanzgebahren des BVB mit dem Börsenrecht in Einklang zu bringen ist.

Im Jahr 2002 hatte Rolf Breuer, damals Chef der Deutschen Bank, in einem Interview folgenden Satz von sich gegeben:

„Was man alles lesen und hören kann, ist, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder Eigenmittel zur Verfügung zu stellen.“

Bezogen war der Satz auf den Medienunternehmer Leo Kirch, der bis zu seinem Tod behauptete, diese Aussage sei (mit)verantwortlich dafür, dass sein Unternehmen Insolvenz anmelden musste. Nach einem – vorerst gescheiterten – außergerichtlichen Vergleich (im Raum stand eine Schadensersatzzahlung von 800 Millionen Euro), ist nun wieder offen, wie sich die Parteien einigen werden bzw. ob weiter die Gerichte bemüht werden müssen. Ursprünglich hatte Kirch gar 4 Millarden Euro gefordert. Kirch hatte Breuer damals wegen Verstoßes gegen das Kreditwesengesetz, Kreditverleumdung und des Verstoßes gegen das Aktiengesetz angezeigt.

Ich gebe zu, der Vergleich hinkt an einigen Stellen. Und ich gebe auch zu, dass ich mit dem Aktienrecht nicht vertraut bin. Ich frage mich nur, gerade vor dem Hintergrund, dass Samariter Heoneß sich vor kurzem noch selbst dafür feierte, den BVB im Alleingang gerettet zu haben, ob seine Aussage rechtlich einwandfrei ist. Denn immerhin könnte man annehmen, dass der FC Bayern damals (2005) Einblick in die Bücher der Dortmunder haben wollte & der BVB ggf. den gewährten Kredit noch heute zurückzahlt bzw. anderweitige pekuniäre Abhängigkeiten bestehen?! Wenn dann so ein Satz wie

„Die Märchen, die Herr Watzke erzählt, mit seinen 45 Millionen Personalkosten nächstes Jahr, die kann er jemandem erzählen, der sich nicht im Geschäft auskennt.“

von einem vermeintlichen Insider  und Konkurrenten (der lustigerweise selbst BVB-Aktien besitzt, diese aber interessanterweise verkaufen möchte) kommt, kann der Aktienkurs schon einmal – wie gestern geschehen – in einem eigentlich ruhigen Umfeld um 3 Prozent sinken. Abgesehen davon hat Watzke natürlich mit seinem Hinweis Recht, dass die Zahlen regelmäßig vom BVB veröffentlich werden müssen (im Gegensatz zu den Zahlen des FCB).

Vielleicht konstruiere ich mir hier ein bisschen viel zurecht, vielleicht ist mein Bayern-Hass „unendlich“ (Don oder Goldschuhe aus); ein mehr als bitterer Geschmack bleibt. (Financial) Fair Play geht anders.

Bildquelle: championchiptalk

Über den Autor: Buxe

Macht in Unterhosen und Lotto. Kunstverständiger Lebemann, der seinem Verein Schalke 04 in unerschütterlicher Hassliebe verbunden ist. Wurstvegetarier und Minigolfgott in Personalunion.

Macht in Unterhosen und Lotto. Kunstverständiger Lebemann, der seinem Verein Schalke 04 in unerschütterlicher Hassliebe verbunden ist. Wurstvegetarier und Minigolfgott in Personalunion.
13 comments
  1. Ich habe auch Null Plan vom Aktiengesetz, aber der BVB ist organisiert als Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA. Insgesamt also eine sehr „innovative“ Rechtsform, die den Einfluss „von außen“ beschränkt, was aufgrund der 50+1-Regel auch gar nicht anders geht, wenn man nicht zufällig Golfsburg oder Vizekusen heißt. Zudem ist die Haftung bei einem eventuellen Totalverlust auf das Vermögen der GmbH beschränkt (also einer Kapitalgesellschaft) und nicht wie bei Kirch damals auf eine Personengesellschaft.
    Da die BVB-Aktie eine „Publikumsaktie“ ist, also in hohem Streubesitz befindlich ist (was von vorne herein ja auch das Ziel war), ist sie den börslichen Schwankungen viel weniger ausgesetzt, als damals Kirch Media, die sich ja über den Kapitalmarkt finanzieren mussten.
    Insgesamt vergleicht man dadurch also nicht nur Äpfel mit Birnen, sondern eher sogar Äpfel mit Autos.

  2. Deine Ausführungen beschreiben die Seite des BVB, was meiner Meinung nach Hoeneß nicht davon entbinden darf, sich verantwortungsvoller zu äußern. Er ist schließlich nicht der Kaiser.

  3. Allein die Vorstellung, Hoeneß hätte mit seinen Äußerungen gegen bestehendes Aktienrecht verstoßen, lässt mich in meiner kleinen bescheidenen Pferdewetten- und Lottowelt frohlocken. Weltschlechtester Verlierer, der Mann.

  4. Logischerweise kann Hoeneß als Privatmann sagen, was er will. Außerdem sind Märchen ja nichts schlechtes. Sie haben schon ganze Generationen erheitert.

    Ich habe das Ganze hier mal dezidierter analysiert, bin aber bekennender Bayern-Anhänger. Schalke mag ich noch weniger als Dortmund: http://fusskopfball.de/2012/04/16/uli-hoenes-ein-schlechter-verlierer/

  5. Natürlich kann Hoeneß als Privatmann sagen, was er will, deshalb habe ich ja bewusst eine geschäftliche Beziehung „konstruiert“;) Ich will den einfach nicht mehr hören. Verdienste hin oder her.
    Davon abgesehen hast Du mit Deinem „dezidiert analytischem“ Beitrag natürlich recht. Auch wenn nichts auf der Welt entschuldigt, dass Du bekennender Bayern-Fan bist & Schalke weniger magst als Dortmund…

  6. Hoeneß meint immer, er müsste sich zu allem und jedem äußern. Besonders drollig sind Aussagen zur weltpolitischen Lage oder wer er soziologisch argumentiert.

  7. Okay, vielleicht sollte man hier ein bisschen ruhig bleiben.

    1. Der Kredit ist abbezahlt („…zwei Millionen gegeben für einige Monate.“)
    „für einige Monate“ heißt hier für mich, dass das Geld nach diesem Zeitraum wieder bei den Bayern war
    2. Bayern hatte da keine Einsicht in die Bücher („…ohne Sicherheit…“)
    Wenn man keine Sicherheit hat, heißt das ja, dass man eben nicht in die Bücher guckt, um zu bewerten ob man das Geld irgendwie wieder haben kann.

    Weiter meinte Hoeneß mit den 45 Millionen die Gehälter für nächste Saison. Und da glaube ich wirklich nicht, dass sie mit 45 Millionen hinkommen, bei den ganzen Vertragsverlängerungen die sie eben erst nach dem Erfolg vorgenommen haben. Und die Zahlen für nächste Saison sind noch nicht veröffentlicht.

    Und mit „…im Geschäft auskennt.“ meinte er eben einen Manager, der genau diesen Beruf seit 30 Jahren ausübt (bzw. ausgeübt hat). Also keineswegs einen „BVB-Insider“.

    Für mich liest sich dein Beitrag auch so, als ob Hoeneß damit den BVB in die Pleite stürzen will (oder zumindest kann). Und das finde ich nun wirklich absolut überzogen. Mit so einem dahingeworfenen Halbsatz ist ein Unternehmen wie Dortmund in der derzeitigen Lage nicht ernsthaft zu gefährden oder gar zu ruinieren. Denen geht es gut, im Gegensatz zu Premiere zum damaligen Zeitpunkt.
    Außerdem ist anzumerken, dass Hoeneß selbst dann, wenn er versuchen würde, diese zu verkaufen, den Aktienkurs ja nicht nach unten zu drücken versuchen würde, sondern das Gegenteil. Wobei ich auch nicht daran glaube, dass er sie verkaufen würde zum jetzigen Zeitpunkt. Er weiß genau, dass da eine ziemlich große Sache entstehen kann in Dortmund und wird die Aktien deshalb behalten.
    Ich glaube einfach, dass Hoeneß genau wusste, dass der Druck auf seine eigene Mannschaft vor diesem Halbfinale gegen Madrid einfach ENORM unter Druck war. Deshalb hat er am Wochenende ein paar Sprüche rausgehauen, die nicht immer auf solidem Fundament gebaut waren, um die Diskussion weg von der Mannschaft auf seine Person zu lenken. Genau für solche Aktionen sind 30 Jahre Erfahrung im Geschäft nämlich gut.

    Zum Schluss noch eine Offenlegung: Ich bin Bayern-Fan. Ich hoffe, meine Münchner Brille hat mir hier nicht zu sehr den Horizont vernebelt und ich bewege mich zumindest grob in die Richtung einer objektiven Sichtweise. Wenn ich hier komplett im Dunkeln tappe, dann bitte ich um weitere Meinungen.

  8. Bei wie viel steht die BvB-Aktie derzeit? Lachhaft, da eine solche Verschwörungstheorie draus zu basteln.
    Danke Rene, Dein Kommentar trifft es genau. Punkt.

  9. @ zechbauer: Für lachhafte Aktionen sind wir uns nie zu schade!

  10. @Zechbauer: Meine Güte, wie ist das eigentlich mit Humor in diesem Internet? Ich will hier überhhaupt keine Verschwörungstheorie basteln. Ich weise im Text darauf hin, dass der Vergleich hinkt und ich mir nicht sicher bin, ob „Hass“ als Antrieb das richtige Mittel ist. Ja, und ich wollte ein bisschen zuspitzen, damit ua. solche Reaktionen wie die von Don, Geile und Rene kommen. Ich habe eine provokante Frage stellen wollen, weil ich mir tatsächlich nicht sicher war, ob das rechtlich einwandfrei gewesen ist, denn immerhin hat Watzke gesagt, dass es 2005 (doch) Sicherheiten gab. Und ergänzend zu Geile sei noch gesagt, dass Hoeneß in diesem Interview sicherlich nicht Privatmann war…
    Egal. Der Bayern-Sieg gestern war sogar verdient. Reicht das jetzt ;)?

  11. Bayern-Fans sind genauso lustig wie ihr Verein geil ist.

  12. Die BVB-Aktie ist einer der größten Flops am Aktienmarkt. Nur noch übertroffen von so wunderbaren Geschichten wie der Facebook-Aktie. Man muss sich ja fragen, woraus sich der Marktwert er Aktie berechnet, schließlich bietet der Ballsportverein so ziemlich gar keine Dienstleistung an. Und wenn selbst nach 2 Meisterschaften und einem Pokalsieg die Aktie noch unterhalb des Kellers herumkrebst, dann kann man wirklich jedem nur raten, die Finger von diesem besseren Klopapier zu lassen. (Und der Watzke besitzt allen Ernstes die Frechheit, Hoeness zum Kauf von weiteren Aktien zu raten?)

    Übrigens berechnen sich die „45 Millionen Personalkosten“ auf 30 Spieltage der Bundesliga, Prämienzahlungen nicht mit einberechnet. Also, der Watzke erzählt tatsächlich Märchen.

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