Es herrscht wieder Krieg in Deutschlands Stadien, Verletzungen von „Frauen, Familien mit Kindern und Rentern“ werden von „Pyro-Chaoten“ „billigend in Kauf genommen“. – Ein Blick in die deutsche Presselandschaft, vor und nach dem Derby zwischen Schalke 04 und Borusssia Dortmund und dem Spiel zwischen Dynamo Dresden und Energie Cottbus.
„Schalke gegen BVB: Die fünf heißesten Derbys der Geschichte“ – Beim Focus weiß man, was die Leser von den Duellen zwischen Schalke und Dortmund erwarten, Spiegel Online gibt dagegen den Bedenkenträger: „Schalke gegen Dortmund: Die Unberechenbarkeit des Fans beim Derby“. Nur 24 Stunden später ruft Bild den Kriegszustand aus: „Kinder beschossen – Ultras bringen Anwälte mit – Frauen schmuggeln Pyros im Intimbereich“, „Viele weinten vor Angst und Panik“, „Randale-Irrsinn in den Fußball-Stadien“.
T-Online hat die Schuldigen und ihre Mittel bereits ausfindig gemacht: „Rauchbombe und Böller – Chaoten verzögern Anpfiff beim Revierderby“, Grund genug für news.de das „Böller-Derby“ ins Leben zu rufen. Was wir davon halten sollen, weiß BVB-Vorstand Watzke: „‚Asozial‘: BVB-Boss Watzke schämt sich für Randale“, wie das Hamburger Abendblatt erfahren hat, die, wie die RP weiß, „das Revierderby erneut überschattet“. Ein ähnliches Bild bietet sich weiter östlich, auch hier viel Schatten, wenig Licht: „Pyro-Eklat überschattet Ost-Derby“, so SPON, während man bei der BZ weniger zimperlich ist: „Pyro-Deppen! Schiri unterbricht Spiel zweimal!“. Wie gut, dass die Justiz hervorragend arbeitet und die RP vermelden kann: „Cottbus hat erste Pyro-Chaoten ermittelt“. Was uns damit in den kommenden Wochen bevorsteht, weiß bereits die Welt: „Nacktscanner lösen das Problem Pyrotechnik nicht“. Willkommen im deutschen Herbst des Fußballs – again!
Das muss Stadionverbote geben. Tausende. Und notfalls lebenslang!
Ich denke, es ist einfach eine neue Dimension…
Gestern im Lauterer Block auch wieder. Mindestens 3 Fackeln.
http://www.borussen.tv/beitraege/item/2706-viel-z%C3%BCndstoff-im-revierderby
Die „Vorfälle“ von gestern haben im Gegensatz zu Schlake – Dortmund und Dresden-Cottbus die Medien nicht die Bohne interessiert. Im ersten Fall hat man nach dem letzten Derby nur darauf gelauert, dass etwas passiert, was sich medial ausschlachten lässt. Kaum eine Zeitung, die im Netz auf die Bilder des Rauchtopfes verzichtet hätte. Und Dresdener müssen inzwischen nur in der Nähe einer Fackel sein, damit es ein mediales Thema wird. Traurig…
Dresden hat aber auch jahrelang an seinem Ruf gearbeitet, speziell auswärts und speziell bei erwartbar größerer öffentlicher Wahrnehmung, also im Pokal gegen höherklassige Teams oder in der Liga gegen gefühlte oder echte „Ost-Rivalen“, eine Menge Leute anzuziehen, die genau das machen, was die erwartungsfrohe Kundschaft an Kamera und Glotze sehen will.
Was man dagegen tun kann? Keine Ahnung, selbst der DFB hat der Dresdner Seite ja keine Versäumnisse vorwerfen können. Es ging im letzten Verfahren mit dem Pokal-Ausschluss auch um Gefahrenabwehr in zukünftigen Spielen, nach dem Motto: „Euch kann man auswärts nicht mehr über´n Weg trauen.“