Reaktionäre Dialektik

Das Investigativblatt Kicker setzt einen neuen Themenschwerpunkt. „Fan-Problematik“ (siehe Bild) macht, wie es sich derzeit für Artikel dieser Art gehört, mit einem stimmungsvollen Bild des Lauterer Fanblocks in Stuttgart unter Pyrobeleuchtung auf. Eyecatcher für einen Artikel über die gestern ausgesprochene Geldstrafe gegen Kaiserslautern in Höhe von 12.000 Euro, der mit einem echten Kicker in der Headline aufwarten kann: „Feuer-Teufel: DFB bestraft auch den FCK“.

Darunter findet man einige weitere Artikel aus den letzten Tagen, in denen sich der Kicker den Urteilen des DFB widmet. Die nach Meinung des Kickers nicht nur jedes einen eigenen Artikel, sondern einen Themenschwerpunkt verdient haben. Dass darin munter heimtückische Angriffe wie der von Hooligans auf den Leverkusener Spieler Kadlec, die Frankfurter Aufstiegsfeierlichkeiten, die in einer Teilrenovierung des Aachener Tivoli endeten, und den Urteilen wegen des Einsatzes von Pyrotechnik durcheinander geworfen werden, muss man derzeit wohl als Kollateralschaden hinnehmen.

Doch das Highlight der neu geschaffenen Rubrik verbirgt sich hinter der harmlosen Überschrift „Kommentar: Das doppelte Zeichen der St.Pauli-Ultras“. Wer dahinter allerdings einen elaborierten Beitrag zu den Ereignissen rund um das Spiel am vergangenen Wochenende zwischen St. Pauli und Hansa Rostock erwartet hätte, wird enttäuscht. Kommentator Sebastian Wolff, der auf dem neben seinem Beitrag abgebildeten Foto wirkt, als würde ihm seine Arbeit richtig Spaß machen, hat sich mit viel Wohlwollen ganze sieben Sätze dazu abgerungen. Sieben Sätze, in denen er offenbart, dass er leider gar nicht verstanden hat, worum es den Ultras mit ihrem Protest ging. Sieben Sätze, die wir uns erlauben in voller Länge zu zitieren.

„Tausend St. Pauli-Ultras wollten ein Zeichen setzen mit ihrem Fernbleiben vom Spiel gegen Hansa Rostock (3:0). Das ist ihnen gleich in doppelter Hinsicht gelungen.

Dass der gemeinsame Protest ausgerechnet der rivalisierenden Fangruppen von St. Pauli und Hansa gegen den Ausschluss von Rostocker Anhängern zunächst friedlich verlief, ist bemerkenswert. Einerseits.

Andererseits dokumentierten die St. Pauli-Ultras mit ihrem Fernbleiben im Aufstiegsrennen auch, was für sie im Vordergrund steht: an erster Stelle die eigene Darstellung und nicht der Sport und die Liebe zum Verein. Vermisst wurden sie nicht.

Im Gegenteil: Das demonstrative Lob von Sportchef Schulte, dass diesmal spielbezogene Unterstützung geherrscht habe, ist ein deutliches Statement.“
(aus „Das doppelte Zeichen der St.Pauli-Ultras„)

Möglich, dass sich Sebastian Wolff Hoffnungen macht, beim Kicker der Franz-Josef Wagner des Sports zu werden, doch dazu braucht es schon ein wenig mehr sprachliches Feingefühl und – wenn einem schon die Expertise fehlt – wenigstens ein bisschen mehr Empathie und Emotionen. So bleibt ein hochnotpeinlicher Beitrag, der hinter seiner geheuchelten Dialektik nichts als reaktionäre Gedanken verbirgt.

Foto: Arran Edmonstone/flickr.com

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Das Derby der 3-Jährigen

Nur noch knapp 14 Tage, dann geht es endlich wieder los! Auf dem Programm am 15.4. steht der Preis der 3-Jährigen auf der wunderschönen Galopprennbahn zu Düsseldorf. Bier und Wurst sind vom Feinsten, und die Gattin darf sich auch mal wieder hübsch machen. Wer was auf sich hält geht natürlich mit Hund oder Hut und sehr viel Geld in den Taschen. Aber bis es soweit ist, müssen wir halt weiter Fußball glotzen, da gibt’s ja auch noch ein paar Derbys.

Freitag

18:00 Uhr: Eintracht Frankfurt – VfL Bochum. Das Fünf-Liter-Faß-Derby 3:0

Während Papa La Papp mal wieder ein gemütliches Wochenende mit den Schwiegereltern verbringt, und Goldschuhe aus allein in seiner kleinen Welt vor dem Fernseher sitzt, bricht der Don zum großen Abenteuer „Waldstadion“ auf. Früher wurde die Anreise im Regionalexpress bewerkstelligt, mit einem Fünf-Liter-Faß pro Nase als treuem Begleiter. Heute reist der feine Herr Hausbesitzer etwas bequemer, aber nicht weniger laut – also für alle im gleichen Waggon. SMS-Dauerfeuer vorprogrammiert: „Chicks unlimited! Go! Go!“

20:30 Uhr: Borussia Dortmund – VfB Stuttgart. Das schwarz-gelbe Derby 4:4

Mats Hummels ist ein großer Sympath und guter Innenverteidiger. Der Versuch auf seiner Website, dem VfB Stuttgart schwarz-gelbe Wurzeln nachzuweisen, ist zwar etwas unbeholfen, aber „vom Ding her“ (J. Palminger) natürlich eine gute Idee. Für die Bedienung seiner Website braucht man zwar mindestens einen Hochschulabschluss, der Artikel ist trotzdem lesenswert (Und für Schwaben natürlich ein ganz alter Hut!).

Samstag

15:00 Uhr: Kehler FV – SSV Reutlingen. Das Sebastian-Kehl-Derby 3:1

Kehl heißen nicht nur VerräterFußballprofis, in Baden gibt es sogar eine Stadt, die so heißt. Bevor hier Verwirrung aufkommt, die Stadt war vor dem ehemaligen Nationalspieler da, auch wenn der den schönen zweiten Vornamen Walter trägt. In Kehl trafen sich übrigens mal die europäischen Regierungschefs und warteten Ewigkeiten auf den Präsidenten des AC Mailand, weil der am Telefon hing. Mehr muss man über diese Stadt und den Gegner der 05er nicht wissen.

15:30 Uhr: 1.FC Kaiserslautern – Hamburger SV. Das „Früher war alles besser“ Derby 0:1

Abstiegsendspiel, die 1000. Während Kaiserslautern halbwegs erprobt im „Mit dem Rücken an der Wand“-stehen ist, sucht man in Hamburg noch nach Identifikationsfiguren wie „Uns Uwe“. Lautern dürfte dagegen auf „Dem Fritz sei Wetter“ und wir auf ein schmutziges 0:0 hoffen.

Bayer Leverkusen – SC Freiburg. Das Robin Dutt-Derby 0:2

Laut dem seriösen Nachrichtenmagazin Express lautet die Devise für Robin Dutt heute „Siegen oder fliegen“. Nur blöd, dass auf seinem Platz in Freiburg inzwischen einer sitzt, der ebenso sympathisch wie verschroben-verrückt ist, und Freiburg das zurückgebracht hat, was unter Dutt und Sorg verloren wurde: irgendwie anders als der Rest zu sein. Auf den Markenkern konzentriert könnte man sagen, wüsste man nicht, dass kurzzeitig Namen wie Falko Götz in der Winterpause im Raum standen und Streich den Job um ein Haar nicht angetreten hätte. „Solche Geschichten schreibt eben nur der Fußball“ (Alle TV-Kommentatoren)

Sonntag

17:30 Uhr 1899 Hoffenheim – FC Schalke 04. Das Tönnies-Hopp-Derby 1:1

Clemens Tönnies und Dietmar Hopp, wer solche Präsidenten – oder wie auch immer sich die Funktion der beiden nennt – hat, braucht keine Feinde mehr. Zum Glück schafft sich Hoffenheim mit Hilfe des Neu-Manager Markus Babbel langsam selbst ab, während Schalke unter Huub Stevens droht, tatsächlich mal wieder einen Titel zu gewinnen. Spätestens dann errichtet die „blau-weiße Volksseele“ (Dahlmann) dem „Knurrer von Kerkrade“ (ebd.) ein Denkmal vor der Arena. Ohnehin der einzig vorzeigbare Platz der „Stadt“ Gelsenkirchen. Außer dem Fliegenpils in Buer natürlich…

Foto: barockschloss/flickr.com

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Derby der Heinis und Pappnasen

Pyro als Metapher für Gewalt zwischen Fußball-Fans, ein polizeiliches Verbot, das dem FC St.Pauli untersagt Auswärtstickets an Hansa Rostock zu verkaufen – was ist derzeit eigentlich los rund um die deutschen Fußballstadien? Trotz der Versuche durch Polizei und Medien, Angst zu schüren, dürften die Stadien am Wochenende wieder voll werden. Uns wundert das keinesfalls, stehen doch einige wunderbare Nachbarschaftsduelle an, Reporterdeutsch „Derby“ genannt, egal ob zwei oder zweitausend Kilometer zwischen den beteiligten Städten liegen.

Fr, 18:00 Uhr

SC Paderborn – VfL Bochum (Das (Ost)-Westfalen-Derby)

Okay, Bochum plant schon für die nächste Saison in der zweiten Liga. Sollte gegen Paderborn nicht mal wieder etwas Zählbares gelingen, dürfte die Planung so langsam wieder ins Wanken geraten. Also ab nach Paderborn, mit dem Selbstbewusstsein der einst Unabsteigbaren diesen Provinzbauern zeigen, wie man im Ruhrgebiet Fußball malocht. Ohne Pathos wäre man wohl schon mit einer knappen Niederlage zufrieden…

Fr, 20:30 Uhr

VfB Stuttgart – 1.FC Kaiserslautern (Das Südwest-Derby)

Was eint Stuttgart und Kaiserslautern? Das gleiche beschissene Radioprogramm des SWR. Sonst liegen Welten zwischen der Landeshauptstadt Baden-Württembergs und der Stadt Fritz Walters. Hier der schöne Bruno, dort der spröde Marco, hier der Arbeitgeberchef, dort Stefan Kuntz, hier Puff-Sippel, dort Sven Ulreich. Hier eine weitere Niederlage, mit der man Richtung zweite Liga taumelt, dort weiter erratisches Gekicke im Niemandsland der Tabelle.

Sa, 15:00 Uhr

SSV Reutlingen – FC Astoria Walldorf (Das Fünf-Sterne-Derby)

Endlich tritt der glorreiche SSV wieder an. Beim Namen des heutigen Gegners kommen sofort Hoffnungen auf, Astoria Walldorf würden es ihren Gegnern mindestens so bequem wie die (fast) gleichnamigen Hotels machen. Egal, der „EssEss“ braucht drei Punkte!.

Sa, 15:30 Uhr

Borussia Mönchengladbach – SC Freiburg (Das Oberrhein-Niederrhein-Derby)

Obwohl Mönchengladbach keine 30 Minuten von Düsseldorf entfernt liegt, werden mich auch an diesem Samstag keine zehn Pferde in ein namenloses Stadion namens „Borussiapark“ bringen, das nicht ansatzweise über den Charme des Bökelbergs verfügt. Dann lieber Zuhause vor dem Radio, während ich mir vorstellen, wie ich auf den extrem steilen Stufen des Gästebereichs bei minus zehn Grad auf dem Bökelberg Richtung Spielfeldrand purzelte…

Sa, 18:30 Uhr

FC Augsburg – Borussia Dortmund (Das Schnauz-Unrasiert-Derby)

Dortmund kann sich inzwischen nur noch selbst auf dem Weg zur Titelverteidigung stoppen. In keinem Fall jedenfalls das Team von „Schnauz“ Luhukay, dem in keinster Weise erstligareifen Trainer der „Fuggerstädter“. Eher stolpert „Kloppo“ Klopp über sein überbordendes Selbstvertrauen oder Kevin Großkreutz über sein Michael Schumacher Gedächtniskinn.

So, 13:30 Uhr

Hansa Rostock – Eintracht Frankfurt (Das Ex-Bundesligisten-Derby)

Noch nie war der Ostfußball soweit von der Bundesliga entfernt wie derzeit. Und dann kommt auch noch die omnipotente Eintracht, die zum Aufstieg verdammt ist, an der Ostsee dabei. Beim Kicker und anderswo werden schon mal die Ordner mit Schifffahrts-Metaphern aus dem Schrank geholt, um die neuerliche Niederlage der Hansa möglichst sinnfrei zu kommentieren, statt sich um strukturelle Probleme Gedanken zu machen. „Fußball ist eben Ergebnissport“.

So, 17:30 Uhr 

FC Schalke 04 – HSV (Das Blau-weiß-rot-Derby)

Wer ist eigentlich dieser HSV? Und wann bekommt Horst Heldt seine eigene Fernsehsendung. „Rauchen und Schimpfen mit Horst“? Traumhaft jedenfalls sein Auftritt nach der Niederlage gegen Enschede, mit denen der FC Schalke 04 ja auch eine Fanfreundschaft unterhält. Merken die „Knappen“ eigentlich nicht, dass sich so etwas nur Teams leisten, die sonst nie am Erfolg schnuppern würden, Beispiel: Nürnberg, Beispiel: Bochum. Wobei, wann hat Schalke den letzten Erfolg gefeiert? Waren die überhaupt schon mal Meister?

Foto: Jason Dean/flickr.com

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Germany’s Next Top-Derby

Ein Fußballwochenende der Superlative steht an, Derbys noch und nöcher, dazu ein „Supersonntag“ (Sport 1) mit dem Hit Schwarz-Weiß Essen gegen die Sportfreunde aus Verlieren Siegen. Dazu muss Turu Düsseldorf bei Hamborn 07 ran, bevor am Montag Guru von der Kreuzeiche und Esleben mal wieder bei Fortuna nach dem Rechten schauen, denn auch im schrecklichsten Stadion der Welt in der Esprit-Arena ist Derbyzeit, Fortuna trifft auf Alemannia aus Aachen mit Friedhelm „Jeck“ Funkel.

Sa, 13 Uhr

SpVgg Greuther Fürth – VfL Bochum (Das Minuskel-Derby) 6:2

Bevor diese Partie überhaupt angepfiffen wird, steht es schon 3:1 für Fürth. Drei Kleinbuchstaben – Minuskeln wie der Kenner sagt – im Vereinsnamen gegen einen. Nicht mal in dieser Rubrik kann der VfL aus Bochum mit einem der heißesten Aufstiegskandidaten mithalten. Es ist ein Jammer, hoffentlich wird nächstes Jahr alles besser, diese Saison sollte man rund um die Castroper Straße einfach mal abhaken.

Sa, 15:30 Uhr

VfB Stuttgart – SC Freiburg (Das Baden-Württemberg-Derby) 4:1

Alleine für Fredi Bobics dämliche und ehrverletzende Aussage, dass es „den Freiburgern“ egal ist, ob sie in der ersten oder zweiten Liga spielen, sollte man die Landeshauptstädter in ihre Einzelteile zerlegen. Mein Tipp: Bis dahin nochmal Standards üben, damit kommt die Truppe des schönen Bruno nicht so klar, da kann im Tor ruhig einer der „Top-3-Torhüter Deutschlands“ (Schneider 3) stehen. Denn eins steht fest: Stuttgart dürfte es nicht egal sein, ob sie in der ersten oder zweiten Liga spielen…

FSV Mainz – 1.FC Kaiserslautern (Das Pfalz-Derby) 4:0

Was sollte man zu diesem Spiel noch sagen, was der „Präsi“, „legendärer Pfalzpunker“ und Sänger der Präsidenten, nicht schon gesagt hätte. Also ganz im Sinne von „Bilder sagen mehr als Worte“ nochmal zur Verdeutlichung:

So, 13:30 Uhr

SC Paderborn 07 – Eintracht Frankfurt (Das Spitzenspiel-Derby) 4:2

Eigentlich gilt eine Reise nach Paderborn als eine der Höchststrafen im deutschen Fußball (gleich nach Auswärtsfahrten ins inexistente Bielefeld), und dann auch noch das: Der SC stellt nicht nur den erfolgreichsten Torschützen der zweiten Liga, sondern macht „den Etablierten“ (kicker) wie Frankfurt auch noch das Leben in Sachen Aufstieg schwer. Zudem verfolgt der Don lieber das Projekt „VIP-Bereich leer trinken“ bei Schwarz-Weiß Essen als seine Adler in Paderborn zu unterstützen. Misanthrop Goldschuhe aus verlässt das Haus ja sowieso nur zum Bier holen…

So, 15:30 Uhr

Bayern München – FC Schalke 04 (Das „Wir schwächeln“-Derby) 2:0

„Ja gut, sicherlich“ (Rudi Völler), Bayern München steckt in der Krise, aber wer kümmert sich eigentlich um die derzeit desolaten Schalker, die gestern im UEFA Cup wirkten als würden sie nicht gegen zuletzt neun Pilsener, sondern mit neun Pils spielen. Verletzt sich jetzt noch Huntelaar, dürfte Schalke in der derzeitigen Verfassung noch um den Klassenerhalt zittern müssen…

17:30 Uhr

Borussia Dortmund – Hannover 96 (Das „Wir sind in Form“-Derby) 3:1

Borussia Dortmund gegen Hannover 96, vor fünf Jahren wäre dieses Spiel noch ein niveauarmes Gekicke zweier Abstiegskandidaten gewesen, heute treten zwei Teams gegeneinander an, die „mit Plan“ kicken und derzeit gut in Form sind. Gute Voraussetzungen also für ein spektakuläres 5:5.

Foto: Ian Muttoo/flickr.com

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Lieber Derby als darben

Letzte Woche noch sträflich wegen Winterpausenblues und Dschungelcamp-Fieber vernachlässigt, gibt’s diese Woche wieder die brandheiße Vorschau auf die anstehenden Derbys. Die fällt allerdings reichlich kurz aus, weil die zweite Liga derzeit pausiert. Wieso, weiß mal wieder kein Mensch…

Sa, 15:30 Uhr:
Dortmund – Hoffenheim (Das „Nachhaltigkeits“ Derby)

Wenn der wiedererstarkte Fastpleitier gegen den Emporkömmling aus dem Kraichgau antritt, kann man wieder einmal den Unterschied zwischen Traditionsverein und gekaufter Tradition bewundern. Volle Hütte in Dortmund, nur im Hoffenheimer Fanblock dürften noch reichlich Plätze übrig sein, auch wenn Crescendo Hohenlohe vollzählig antritt. Spätestens seit Tom Starke zum verbalen Rundumschlag gegen das Hoffenheimer Publikum ausgeholt hat, weiß man: mehr als 1000 Fans können da gar nicht kommen…

Augsburg – Kaiserslautern (Das „Sechs-Punkte“ Derby)

Jos „Der lächerliche Schnauz“ Luhukay gegen Marco „Kapuzenpullover“ Kurz. Letzterer hat seit einem durchaus lesenswerten Interview mit den 11 Freunden ziemlich an Kontur gewonnen. Das kann man von seinem Gegenüber nicht behaupten, da kann er so oft er möchte den „Power-Mischi“ auf die Tribüne setzen. Besonders unangenehm für mich als Freiburger sind die Auftritte des ehemaligen SC-Managers Andreas Rettig an seiner Seite, der schon in Köln bewiesen hat, dass er der schlechteste Verlierer der Welt ist und eigentlich permanent die beleidigte Leberwurst spielt.

Sa, 18:30 Uhr:
Köln – Schalke (Das „Jecken-Knappen“ Derby)

Wundertüte Köln gegen Huubs Knappen. Die sind in der Winterpause standesgemäß Unter Tage gewesen, lieferten der Presse damit tolle Bilder und bauchpinselten die eigene Klientel in Sachen „Malocher-Image“. Wer allerdings das dritte Tor gegen Stuttgart letzte Woche gesehen hat, dem dürfte klar sein: diese Zeiten sind vorbei. Auch wenn der Knurrer von Kerkrade wieder auf der Bank sitzt.

So, 15:30 Uhr
Mainz 05 – Freiburg (Das „Rumpelstilzchen“ Derby)

„Folgt der nächste Streich?“ „Baden-Streich für Tuchels Mainzer?“ Man braucht gar nicht in die Zeitungen zu schauen, um sich die Schlagzeilen vor dem Duell der Trainer-Rumpelstilzchen auszumalen. Für Tuchel und Streich wäre es jedenfalls besser, wenn ihre Coachingzonen innen mit Gummi ausgekleidet wären. Das hätte auch den Vorteil, dass ihnen so der Zugriff auf den „vierten Offiziellen“ verwehrt wäre, zu dessen ganz speziellem Freundeskreis ja der Gauleiter „Fußball Rheinhessen“ im besonderen gehört.

Spielfrei: Eintracht Frankfurt, VfL Bochum, SSV Reutlingen

Foto: *Debs*/flickr.com

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Was kostet ein Tor?

Schießt Geld am Ende doch Tore? Wenn ja, was kostet ein Tor, was ein Sieg und was ein Punkt? Ja, was kostet eigentlich ein einzelner, erfolgreich gespielter Pass? Der Bundesliga-Effizienzrechner liefert für die Hinrunde der Saison 2011/2012 die passenden Antworten auf diese drängenden Fragen.

1.162.791 Euro, so viel kostet den FC Bayern ein Tor seiner Truppe, wenn man die Personalkosten im Verhältnis zu den geschossenen Toren setzt. In Freiburg nimmt man nur 321.429 Euro „in die Hand“, um ein Tor zu erzielen. Die größte investierte Summe bringt in diesem Fall den höchsten Ertrag, Bayern grüßt von Platz eins, während der SC Freiburg dem Abstieg entgegen taumelt und auf Platz 18 „überwintern“ musste. Wesentlich schlechter wird das Geld allerdings in Stuttgart und – Überraschung – Wolfsburg investiert. Ein Tor kostet diese Clubs mehr als 1 Million Euro, unterm Strich stehen aber Platz acht bzw. zwölf in der Tabelle.

Wenig überraschend hingegen die Tatsache, dass Mönchengladbach in der Hinrunde am wenigsten Geld pro Punkt investieren musste, 416.667 Euro um genau zu sein. Die Gladbacher kostete auch ein Sieg am wenigsten. Knapp 1,3 Millionen Euro wurden für die „Fohlen“ pro Sieg fällig, der HSV musste dafür schon 4,375 Millionen zahlen.

Die Kosten pro erfolgreichem Pass zeigen mir wiederum, dass ich bei den meisten Vereinen nach genau einem angekommenen Pass meine Arbeit für den laufenden Monat einstellen würde. Bei Schalke oder Wolfsburg werden demnach mehr als 6.000 Euro pro Pass fällig. Pässe vom Wühltisch werden in Freiburg gespielt, da kostet der angekommene Pass 1.318 Euro.

Interessant auch die Betrachtung der Gesamtetats, die ebenfalls nahelegen, dass Geld Tore schießt. In der oberen Tabellenhälfte tummeln sich mit Gladbach und Hannover lediglich zwei Vereine mit einem Personaletat unter 30 Millionen, in der unteren Hälfte verhält es sich genau umgekehrt. Die letzten vier Plätze der Tabelle machen die Mannschaften unter sich aus, die den geringsten Etat haben, während in Stuttgart und Wolfsburg dringend mal die Wirtschaftsprüfer anrücken müssten. Beide stecken 50 Millionen an Personalkosten in ihre Kader und liegen damit gemeinsam auf Platz drei beim Etat, in der Tabelle sind sie jedoch weit davon entfernt. Wer mit den Zahlen weiterspielen will, bitte hier entlang, die Kollegen von der Zeit stellen alle Daten ihres „Bundesliga-Effizienzrechners“ auch als Google-Docs zur Verfügung.

Bild: images_of_money/flickr.com – taxbrackets.org

Alle Zahlen aus „Das teure Geschäft der 1.Fußball-Bundesliga

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Gestatten, Mini-Krise!

2011 steht im Zeichen der Krise – der Krise im Finanzsystem, in Südeuropa, gar in der ganzen (Wirtschafts-)Welt. Momentan kommen uns die Folgen dieser Krise (noch) seltsam abstrakt vor, trotzdem würde man sie als global und umfassend bezeichnen. Schließlich dauert die Krisen-Situation schon ein, zwei, drei Jahre und ein Ende ist nicht in Sicht. Wäre die Weltpolitik doch nur so einfach wie die Welt des Sports, die gleichzeitig eine Welt der „Mini-Krise“ ist.

Rein in die Mini-Krise…

Selbst ein Josef Ackermann oder Hilmar „Peanuts“ Kopper kämen nie auf die Idee, die momentane Krise im Finanzsystem als Mini-Krise zu identifizieren. Sportjournalisten diagnostizieren sie aber am laufenden Band, von der Bundesliga bis zur Verbandsliga, im Eishockey, im Basketball, ja überall, wo zwei Mannschaften um Sieg oder Niederlage ringen. Derzeit am schlimmsten von der Mini-Krise gebeutelt: der glorreiche FC Bayern, darin ist sich die Presse weitgehend einig. Die Diagnose ist also getroffen, doch wie sieht es mit den Symptomen aus? Zwei Niederlagen in Folge und der Verlust der Tabellenführung, schon ist sie da: die Mini-Krise. Und will nicht wieder weg, mindestens bis zum nächsten Sieg.

… raus aus der Mini-Krise

Wie man aus der Mini-Krise wieder raus kommt, hat unlängst der VFB Stuttgart gezeigt, wenn auch ein wenig tiefer in der Tabelle. Wieder herrscht Einigkeit: „Dank Harnik: Stuttgart beendet Mini-Krise“. Was war passiert? Der VFB hatte in den letzten drei Spielen nur zwei Punkte geholt, dabei einmal gegen Dortmund Unentschieden gespielt, einen Kontrahenten gegen den eigentlich immer zwingend drei Punkte her müssen. Aber mit dem 2:1 gegen Augsburg war die Mini-Krise auch schon wieder beendet, „dank Harnik“.

Eine Frage muss allerdings erlaubt sein: Ist die Niederlage gegen Augsburg nicht schon der Beginn einer neuen Mini-Krise oder befindet sich das Team von Bruno Labbadia damit sogar wieder mitten in der nächsten Mini-Krise? Und weiß es vielleicht noch gar nicht, weil keiner der vielen schlauen Sportjournalisten qua Artikel Bescheid gesagt hat, dass die Mini-Krise die Klinke schon in der Hand hält und nur allzu gerne die (große) Krise durch bitten würden? Wie gut, dass es den VFB Stuttgart nicht so hart getroffen hat, wie die Handballer des HC Sulzbach, dem im Duell mit dem TSV Haunstetten doch die Spieler ausgehen. Die Folge: „Mit Mini-Kader aus der Mini-Krise“ und die Hoffnung stirbt zuletzt.

Noch mehr Krise

Was hat die Mini-Krise mit der ureigenen Definition der Krise zu tun? Nämlich „Die Krise bezeichnet eine problematische, mit einem Wendepunkt verknüpfte Entscheidungssituation“ (Wikipedia) Vor welcher Entscheidung steht ein Sportverein in der Mini-Krise? Mehr als Sieg oder Niederlage kann es nicht sein. Spielabbruch dürfte kaum eine Option sein… Wie steht es um die Verwandschaftsverhältnisse zwischen Mini-Krise und Ergebniskrise. Wann führt letztere in eine Formkrise? Sicher ist nur, die Krise kann Mini sein, sie ist in jedem Fall Anlass genug um hysterische Nachrichten zu verbreiten.

Foto: schoschie/flickr.com (CC BY-SA 2.0)

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FDP gewinnt Preis für die dümmste Fußballanalogie

Schluss, aus, vorbei. Die Konkurrenz kann einpacken. Die FDP holt sich, bereits im August, souverän den Pokal für die dümmste Fußballanalogie. Selbst die Konkurrenz muss zugeben, dass die FDP derzeit in einer eigenen Liga spielt.
Für ihren Coup hat sich die FDP auf internationales Parkett gewagt und den Wahlkampf in der Weltstadt Berlin genutzt, um jegliche Hoffnungen der Mitbewerber im Keim zu ersticken. Bevor wir das grandiose Meisterwerk enthüllen, freuen wir uns, wieder einmal, exklusive Einblicke erlangt zu haben und an dieser Stelle die Laudatio des Zweitplazierten im laufenden Wettbewerb Norbert Walter-Borjans (SPD) wiedergeben zu können. Seine klassische Analogie des „Balls in der gegnerischen Hälfte“, diesmal angewandt auf die Weltfinanzkrise, war zwar gut, aber nicht gut genug. Walter-Borjans hat sich aufgrund der Überlegenheit des Gegners jedoch sofort bereit erklärt, für den Festakt als Redner zur Verfügung zu stehen. Die Preisverleihung findet traditionell am 31. Dezember im Rahmen der Veranstaltung „Danke, DFB!“ im Mercedes-Benz Museum, Stuttgart statt.

Hier nun der Text im Wortlaut:

„Meine sehr verehrten Damen und Herren,

dies soll eine Lobrede sein, aber, bitte, verzeihen Sie mir, wenn ich bisweilen ins Elegische abschweife. Denn: Wir Politiker haben es schwer. Ich stehe hier als Janus vor Ihnen, zwei Herzen schlagen in meiner Brust, zwei Gesichter zieren mein Haupt. Einerseits bin ich Politiker und löse Probleme, andererseits bin ich Fan. Fußballfan. Und ich bin nicht der einzige, nein, wir sind Legion! Und dennoch werden wir angefeindet. Mein Genosse Kurt Beck zum Beispiel ist Fan des 1. FC Kaiserslautern und des 1. FSV Mainz. Gerhard Schröder, Bundeskanzler a.D. mag Schalke und Dortmund. Und Angela Merkel ist, wie viele, nicht erst seit 2006 fanatischer Anhänger der deutschen Nationalmannschaft. Ausgerechnet diese Leidenschaft, die tiefste aller Leidenschaften wird uns oftmals nicht als solche abgenommen und das erschüttert mich.

Ohnehin, 2006, und jetzt gerate ich wieder ins Schwärmen, 2006! 2006 hat den Fußball in die Mitte der Gesellschaft getragen. Endlich kann jede_r, auch ohne irgendeine Art von Vorwissen oder Verbindung zum Fußball, ekstatisch und als Depp verkleidet Länderspiele bejubeln und das Halbwissen der Sportschauredakteure verbreiten. 2006 war mir ein innerer Reichsparteitag und ich denke, damit war ich nicht der Einzige.

Apropos, Reichsparteitag. In Berlin findet bald eine Wahl statt und damit komme ich auch zu denjenigen, um die es eigentlich gehen soll an diesem Abend: Die Kollegen von der FDP, politische Gegner aber Brüder im Geiste. Im Handstreich haben sie die Fußball-Analogie auf ein ganz neues Niveau gehoben. Aber gehen wir der Reihe nach vor. Was zeichnet eine gelungene Analogie aus?

1.) Das verwandte Fußballbild muss grotesk falsch sein. Was ich mit dem Ball in des Gegners Hälfte andeutete führt die FDP zur Perfektion: „Einheitsliga“ ist ein Begriff der vollkommen sinnlos im Raume steht und keinerlei Bezug zu den Verhältnissen in realiter besitzt. Weder gibt es eine Forderung nach einer „Einheitsliga“ noch kann man sich darunter irgendetwas vorstellen. Was soll das überhaupt sein, eine „Einheitsliga“? Ich stottere jetzt, weil ich mir unter diesem Begriff tatsächlich überhaupt nichts vorstellen kann, wie man es dreht und wendet, es kommt nichts Brauchbares dabei heraus. Deswegen, rasch, zum nächsten Punkt:

2.) Die Sprache. Sie muss zum jugendlich-flippigen Image des Fußballs passen und auch hier treffen die WirtschaftsLiberalen den Nagel auf den Kopf. „Doof“, so reden Sie einfach die jungen Wähler, die Fans und überhaupt alle. Und auf einem Wahlplakat sorgt das Wort letztendlich auch für die nötige Ernsthaftigkeit. Um im Bild zu bleiben: 3 Punkte für die FDP auch in diesem Punkt.

3.) Der Vergleich darf sich keinerlei Sinnlosigkeit zu schade sein. Und da muss ich sagen, huiuiui, in der Hinsicht haben die Jungs und Mädels aber alles rausgeholt. Bildung und Fußball ergänzt sich ja wirklich allerfeinst! Bildung ist ja, wie der Fußball, ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb. Die Sieger sind Champions, die Verlierer sind Versager und uninteressant, wer’s nicht schafft hat Pech gehabt.

Liebe Berlin-FDP, ihr habt die Latte wirklich hoch gelegt, aber glaubt mir, im nächsten Jahr werden auch wir und die anderen wieder alles tun, diese zu überspringen. Wir werden uns weiter anbiedern, die Schals tragen, wie sie sonst keiner trägt, die Vereine wechseln wie andere die Unterwäsche, in Kabinen eindringen und den Sport auf alle erdenklichen Arten und Weisen missbrauchen. Wir freuen uns drauf!“

Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Acht Thesen zum Rückrundenstart

Endlich ist es wieder soweit.  Das Dschungelcamp beginnt! Ne, im Ernst, nach knapp vier Wochen Winterpause startet heute die Bundesliga-Rückrunde. Und das gleich mit einem Knallerspiel…

Über den Autor: Buxe

Macht in Unterhosen und Lotto. Kunstverständiger Lebemann, der seinem Verein Schalke 04 in unerschütterlicher Hassliebe verbunden ist. Wurstvegetarier und Minigolfgott in Personalunion.