Gestatten, Mini-Krise!

2011 steht im Zeichen der Krise – der Krise im Finanzsystem, in Südeuropa, gar in der ganzen (Wirtschafts-)Welt. Momentan kommen uns die Folgen dieser Krise (noch) seltsam abstrakt vor, trotzdem würde man sie als global und umfassend bezeichnen. Schließlich dauert die Krisen-Situation schon ein, zwei, drei Jahre und ein Ende ist nicht in Sicht. Wäre die Weltpolitik doch nur so einfach wie die Welt des Sports, die gleichzeitig eine Welt der „Mini-Krise“ ist.

Rein in die Mini-Krise…

Selbst ein Josef Ackermann oder Hilmar „Peanuts“ Kopper kämen nie auf die Idee, die momentane Krise im Finanzsystem als Mini-Krise zu identifizieren. Sportjournalisten diagnostizieren sie aber am laufenden Band, von der Bundesliga bis zur Verbandsliga, im Eishockey, im Basketball, ja überall, wo zwei Mannschaften um Sieg oder Niederlage ringen. Derzeit am schlimmsten von der Mini-Krise gebeutelt: der glorreiche FC Bayern, darin ist sich die Presse weitgehend einig. Die Diagnose ist also getroffen, doch wie sieht es mit den Symptomen aus? Zwei Niederlagen in Folge und der Verlust der Tabellenführung, schon ist sie da: die Mini-Krise. Und will nicht wieder weg, mindestens bis zum nächsten Sieg.

… raus aus der Mini-Krise

Wie man aus der Mini-Krise wieder raus kommt, hat unlängst der VFB Stuttgart gezeigt, wenn auch ein wenig tiefer in der Tabelle. Wieder herrscht Einigkeit: „Dank Harnik: Stuttgart beendet Mini-Krise“. Was war passiert? Der VFB hatte in den letzten drei Spielen nur zwei Punkte geholt, dabei einmal gegen Dortmund Unentschieden gespielt, einen Kontrahenten gegen den eigentlich immer zwingend drei Punkte her müssen. Aber mit dem 2:1 gegen Augsburg war die Mini-Krise auch schon wieder beendet, „dank Harnik“.

Eine Frage muss allerdings erlaubt sein: Ist die Niederlage gegen Augsburg nicht schon der Beginn einer neuen Mini-Krise oder befindet sich das Team von Bruno Labbadia damit sogar wieder mitten in der nächsten Mini-Krise? Und weiß es vielleicht noch gar nicht, weil keiner der vielen schlauen Sportjournalisten qua Artikel Bescheid gesagt hat, dass die Mini-Krise die Klinke schon in der Hand hält und nur allzu gerne die (große) Krise durch bitten würden? Wie gut, dass es den VFB Stuttgart nicht so hart getroffen hat, wie die Handballer des HC Sulzbach, dem im Duell mit dem TSV Haunstetten doch die Spieler ausgehen. Die Folge: „Mit Mini-Kader aus der Mini-Krise“ und die Hoffnung stirbt zuletzt.

Noch mehr Krise

Was hat die Mini-Krise mit der ureigenen Definition der Krise zu tun? Nämlich „Die Krise bezeichnet eine problematische, mit einem Wendepunkt verknüpfte Entscheidungssituation“ (Wikipedia) Vor welcher Entscheidung steht ein Sportverein in der Mini-Krise? Mehr als Sieg oder Niederlage kann es nicht sein. Spielabbruch dürfte kaum eine Option sein… Wie steht es um die Verwandschaftsverhältnisse zwischen Mini-Krise und Ergebniskrise. Wann führt letztere in eine Formkrise? Sicher ist nur, die Krise kann Mini sein, sie ist in jedem Fall Anlass genug um hysterische Nachrichten zu verbreiten.

Foto: schoschie/flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

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