What happened to Stagediving? Die Verbürgerlichung der Konzertkultur des neuen Jahrtausends am Beispiel des Kaiser Chiefs-Konzerts

Montag abend, 19.30, Köln, E-Werk, schmuddeliges Novemberwetter, perfekt für ein Rockkonzert. Es ist alles wie in den 90ern. Industriegebietsatmosphäre, junge Menschen, an ihrer Kleidung klar als Anhänger des Alternative Rock zu erkennen, pilgern in die Kölner Kultstätte des gepflegten Konzertgenusses. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. In den 90ern waren es die Stone Temple Pilots, Weezer, Foo Fighters oder Nada Surf. Heute sind es halt die Kaiser Chiefs. Die Hardcorefans platzieren sich schon früh direkt an die Bühne der alten Werkshalle, wollen ihre Stars rocken und schwitzen sehen. Viele setzen sich auf den Boden und warten auf die ersten Akkorde. Wie damals. Aber der Abend sollte noch klare Veränderungen in der Konzertkultur zeigen.

Zunächst die musikalische Geschichte des Konzerts: Den Anfang machte eine junge Band aus Island. Starr auf ihre Saiten blickend standen zwei Gitarristen, einer mit 50er-Rockabilly-Frisur, der andere mit Beatles-Fasson auf der Bühne. Der Keyboarder bewegte sich auch nicht. Etwas verloren und gequält cool in die Luft blickend ging der Bassist über den viel zu großen freien Platz der Bühne, der Drummer erinnerte in Aussehen, Stocktechnik, Kopfhaltung und Intensität an den Schlagzeuger von Tocotronic. Eine Instrumentalband? Nein. Nach dem mittelmäßigen Intro sprang ein aufgedrehter Sänger auf die Bühne. Nun ging es los: mit einem Ska-Rock-Gemisch. Mich kann man mit dieser Musikrichtung leicht fangen, ein anderer Blogteilnehmer hält es allerdings für vertonte Folter. „Wir sind Jakobinarina aus Island“, sagte der Sänger im perfekten Deutsch. Aha. Nach 20 Minuten war es vorbei. Und dem einen Gitarristen sei gesagt: Wenn der Bassist beim letzten Lied mal so richtig ausflippen möchte und dabei fast sein Instrument verliert, dann ist es alles andere als förderlich, ihn anzustupsen und anzulachen, als wollte man erstaunt sagen: Mensch, was machst Du denn da cooles? Ein Rockstar zieht sein Ding durch, egal, was der Mitmusikant treibt. Frag nach bei Jimmy Pop Ali, Sänger der inzwischen desolaten Bloodhound Gang. Der brabbelt ungerührt weiter, auch wenn ihn von hinten eine Ladung Urin des Bassisten trifft.

Als zweite Vorband versuchten sich die Silversun Pickups. In den USA sind die Kalifornier eine mittelmäßige Nummer, in Europa eher unbekannt. Und ihr Konzert bestärkte mich in meiner Meinung, die ich hier schon in einem früheren Artikel vertrat: Dass die Amis eher beliebigen Alternative Rock produzieren. Der Sänger hört sich an, wie Billy Corgan in noch quäkiger. Nach einer knappen halben Stunde war es dann vorbei. Nette Untermalung, muss man aber nicht noch mal hören. Na, wenigstens hat mich die Bassistin vor dem Konzert an der Bar schüchtern angelächelt. Und wenn ich geahnt hätte, dass es sich bei der Dame um einen Rockstar aus den USA handelt und nicht (wie angenommen) um eine merkwürdig gekleidete Kaiser Chiefs-Anhängerin, dann hätte ich eventuell zurückgegrinst.

Die Kaiser Chiefs dagegen zogen eine großartige Show durch. Trotz Enttäuschung über die eher mäßig gelungene zweite Scheibe: Auch die neuen Songs haben live gespielt eine enorme Energie. Der Sänger (keine Ahnung, wie er heißt) ist ein Showmensch, ein Entertainer und Animateur der Sonderklasse. Er sprang von allem runter, was er finden konnte. Egal, wie hoch. Schon bevor der erste Akkord gespielt wurde, feuerte er das Publikum an und animierte es zu Jubelstürmen. Und da fangen schon die Merkwürdigkeiten an: Wieso müssen die jungen Menschen, die ja nun mal allesamt wegen der Kaiser Chiefs da sind, auch noch von denen angefeuert werden? Normalerweise muss die Bude beben, sobald auch nur ein Roadie verdächtig akurat die Gitarre mit einem Tuch abwischt. Stattdessen nur ein höfliches Klatschen und Johlen, als das Licht zum Konzert ausging. Mensch, was ist denn da los?

Die Kaiser Chiefs mischen ihr Line-Up geschickt mit Stücken aus Album 1 und 2 durch. Schon das zweite Lied war mit „Everyday I love you less and less“ einen Klassiker. Da muss es doch in den ersten Reihen ordentlich abgehen. Der gute alte Pogo mit vollem Körpereinsatz. Aber weit gefehlt: Hüpfen ja, aber unkoordiniertes Hin- und Herwerfen des eigenen Körpers? Nein. Verletzungstechnisch vielleicht vernünftig, aber ist das wirklich Rock n Roll? Egal, was die bestens gelaunten Engländer, die sich via Klebeband auf einer Verstärkerbox klar dem „LUFC“ zuordnen, anstimmten, die jugendlichen Massen bewegten sich nur im gesitteten Rahmen. Da ist im Frankfurt-Block bei Auswärtsspielen beim Stand von 0:0 in Minute 12 aber mehr Bewegung.

Früher musste man bei einem Konzertbesuch mindestens einmal einen verschwitzten Körper auf Händen tragen. Ich kann heute noch den glitschigen Oberkörper des T-Shirtlosen Thumb-Sängers Claus Grabke, der genau auf mich sprang, an meinen Händen spüren. Es gehörte zum guten Ton, nicht zur Seite zu gehen, wenn es ein Fan schaffte, sich auf die Bühne zu kämpfen, um diese kurz danach per Sprung wieder zu verlassen. Genauso, wie einem beim Pogo Gestrauchelten wieder auf die Beine zu helfen. Aber heute? Da hüpfen alle nur in die Höhe. Da will gar keiner stagediven. Ok, die Ordner sahen gefährlich aus. Aber es hat noch nicht mal einer versucht, über die Brüstung zu steigen. Und auch wenn die Kaiser Chiefs jetzt nicht gerade die brachialsten Akkorde klampfen, ein Blick auf ihren Wikipedia-Eintrag genügt, um zu sehen, dass ein ordentliches Crowdsurfen auch bei ihnen möglich ist.

Überhaupt, dieses Ordner-Problem: Waren sie in den 90ern nur dazu da, den Fotografen nach dem 2. Lied freundlich aber bestimmt den Weg zu weisen sowie diejenigen, die schlapp machten, aus der Menge zu ziehen, damit diese hinter der Bühne wieder Kraft tanken konnten, scheinen sie heute nur noch den „angry mob“ (der so angry gar nicht ist) unter Kontrolle halten zu wollen. Und sobald sich der Sänger auch nur auf Spucknähe ans Publikum nähert, bauen sich zwei gestählte Männer neben ihm auf, damit der diese lebensgefährliche Annäherung an den Pöbel auch überlebt. Völlig übertrieben. Nur einmal rannten die Ordner ziemlich ratlos umher. Da entwischte ihnen Sänger Ricky Wilson (hab nachgeschaut, wie er heißt) nämlich, um dann nach etwa einer Minute auf der anderen Seite des Saales auf dem Balkon zwischen den Fans aufzutauchen und dauernd „Wir sind Kaiser Chiefs“ zu brüllen. Konnte das die weiblichen Fans auf der oberen Barriere aus der Reserve locken? Immerhin standen sie neben einem Rockstar. Nein. Die beiden Mädels (etwa Mitte 20) guckten, als stände gerade der Umweltbeauftragte der Stadt Köln zwischen ihnen. Gut, wir sind hier nicht bei Tokio Hotel, aber ein wenig Begeisterung darf schon gezeigt werden.

Alles schön und gut, aber die wahre Angepasstheit zeigte sich erst bei Konzertende. Wurden früher die Bands durch orkanartiges Klatschen und Brüllen zurück auf die Bühne geschrien (und das nicht nur einmal), wartet man heute mit bravem Applaus, bis die Musiker ihre programmierte Zugabe spielen. Und als diese beendet und die Band verschwunden war, drehten sich alle um und gingen langsam und ruhig diskutierend gen Ausgang. Hallo? Die Jungs aus England hatten heute richtig Bock, die hätte man noch mal wiederholen können. Stattdessen benehmen sich die Konzertbesucher so, als hätte gerade Andre Rieu die Geige in die Ecke gestellt und dem Publikum eine Gute Nacht gewünscht.

Rock n Roll ist Rebellion, ist Unangepasstheit, Krawall und Auflehnung. Davon war am Montag nicht viel zu spüren. Stattdessen scheinen Rockkonzerte nach Schema F durchgeführt zu werden. Wer ist schuld daran? Sind es die jungen Fans, die zwar noch die gleiche Kleidung tragen, aber inzwischen wieder mehr auf Werte wie Gehorsam und Moral stehen? Vielleicht. Ist es der deutsche Regel- und Sicherheitswahn, der jede kleinste Positiveskalation im Keim erstickt? Kann sein. Oder sind es die Bands, die den Konzertverlauf schon vorher festgelegt und minutiös durchgeplant haben? Wahrscheinlich ist es ein Gemisch aus allem. Vielleicht romantisiere ich meine Konzerterfahrungen auch ein wenig. Aber trotzdem: Es hat sich einiges geändert in der Konzertkultur des neuen Jahrtausends.

Über den Autor: Vollspann!

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.
27 comments
  1. Bub, was hast du nur mit deinen Links gemacht?

    Ja, die Konzertkultur. Köln ist eben eine der glücklichen Städte, in denen die Leute total übersättigt sind. Außerdem ist da eh nur Stimmung bei de Höhner. Im Ernst, ich habe mit Ausnahme des Festivals in Spanien dieses Jahr kaum ein gutes Konzert gesehen. Selbst Garanten wie das LCD Soundsystem wirkte seltsam routiniert. Inzwischen weiß eben jeder, dass nach einem Zugabenblock Schluß ist. Außerdem schalten die immer sofort das Licht an.

    Dazu passt auch, dass Konzerte inzwischen pünktlich anfangen. In den ein bis drei Stunden Wartezeit staute sich normalerweise eben jene Aggression auf, die sich dann beim ersten Akkord Bahn brach. Heute gehts um drei nach acht los, wenn auf dem Ticket 20:00 Uhr steht, damit komme ich überhaupt nicht klar. Zumal die ganze Chose dann meistens locker vor elf zuende ist. Und was macht man dann mit dem Abend?

  2. Die Vorgruppen starteten tatsächlich pünktlich. Der Hauptact ließ sich aber etwas Zeit, wie es sich für einen Hauptact gehört.

  3. Ich denke, das bestätigt mich in meiner Ansicht, dass es besser ist, nur noch und ausschließlich Flaming Lips-Konzerte zu besuchen… ;-)

    Ich erinnere mich noch an ein Weezer-Konzert, bei dem der Sänger im Gipsbein auf der Bühne stand, überall deswegen „No Stagediving“-Plakate hingen und es trotzdem niemanden abgehalten hat. Das Konzert fand übrigens in der legendären Batschkapp statt…

    Tja, die Jugend von heute. Wahlweise verroht oder desinteressiert. Früher war alles…

  4. Auf dieser Weezer-Tour war ich auch live dabei. Allerdings in Köln, ich glaube in der Live Music Hall.

  5. Also im Metalsektor ist bei den meisten Acts noch alles in Ordnung.

    Bolt Thrower haben mich beim letzten Konzert komplett an die Wand gedrückt.

    Mal schauen, was Amorphis in der nächsten Woche zu bieten haben. Die letzten beiden Alben sind auf alle Fälle wieder absolute Sahneteile, nachdem sie davor 1-2 Stinker abgeliefert hatten.

    Bin gespannt!

  6. In Sachen Stagediven hab ich ne zweigeteilte Meinung. Es is ok, wenn die Leute von vorne reinspringen, was ja in den kleineren Buden wie z.B. der Röhre ganz normal ist. Security is da ein Fremdwort, deswegen is es da auch kein Problem, auf die Bühne zu gehn.
    Aber bei Festivals find ichs aber so was von nervig, wenn du ständig nach hinten schauen musst, dass so ein Vollspast dir aufs Hirn steigt. Hab da schon leidvolle Erfahrungen gemacht.
    Ich denk, dass das Publikum sich schon geändert hat gerade bei so Bands, die in letzter Zeit bekannt geworden sind und nicht Punk oder Metal spielen. Denn da gehört das Pogen nach wie vor dazu und hat auch nicht nachgelassen gegenüber früher.
    In Sachen Sicherheit und Zeit denk ich, dass vor allem durch die Konzertveranstalter Druck gemacht wird, einen Zeitplan einzuhalten und für die Sicherheit zu sorgen. Allgemein sind wahrscheinlich die Sicherheitsauflagen in den letzten Jahren immer mehr verschärft worden gerade bei Festivals, aber auch bei Konzerten in größeren Hallen.

  7. Das ist halt der Vorsorge-, Sicherheits- und Gesundheitsfaschismus, der sich ausbreitet. Der erfasst eben selbst die „Rebellen“ irgendwann.

  8. Der WAZ-Volontär, dem wir übrigens nach Konzertschluss noch begegnet sind, sieht das ganze etwas undifferenzierter.

    http://www.derwesten.de/nachrichten/kultur/musik-und-konzerte/2007/11/7/news-3094983/detail.html

  9. Ich kann dem Artikel nur zustimmen. Es gibt wenige Konzerte, bei dem das Publikum noch richtig durchdreht.

    Ich glaube aber auch wirklich, dass man die früheren Konzerterfahrungen ziemlich romantisiert. Damals war es für eben was Besonderes, als ich mit 16 mein erstes Sepultura-Konzert sah. Heute drehe ich bei Konzerten überhaupt nicht mehr durch. Man wird eben älter. Trotzdem müssten dann aber heutzutage die 16-18-Jährigen richtig Alarm machen und das ist ja oft auch nicht so.

    Ich war mit Flo neulich auf dem Maximo-Konzert im Palladium (hier der Bericht von Flo: http://www.tonspion.de/newsartikel.php?id=1678

    und da war es auch ne Mischung aus Routine bei der Band und einem Publikum, das so überhaupt kein echtes Rock-Publikum war.

    Und zum Stagediven: Vor 10 Jahren hat sich der Sänger von Machine Head beim Konzert eine Rippe gebrochen, als er mit seiner Gitarre ins Publikum gesprungen ist. Heute ist sowas außer bei Hardcore-Konzerten undenkbar. Persönlich bin der gleichen Meinung wie Clemens: Stagediven ist cool, weil die Leute von vorne kommen, Crowdsurfing kann echt nerven.
    Und auch schon vor ein Jahren sind die Leute manchmal ausgewichen. Ich erinnere mich an das Napalm-Death-Konzert in der Reutlinger Zelle als erst ich von der Bühne sprang und danach mein 120-Kilo-Freund Ruben dassselbe machen wurde. ich sag mal so: Es war schmerzhaft für ihn.

  10. Vielleicht hat das ganze ja auch was mit den drastisch gestiegenen Ticket-Preisen, bzw. der gestiegenen Abhängigkeit der Bands von Konzerterlösen zu tun.

    Zum einen können sich die, die vielleicht wirklich abgehen würden die Tickets nicht mehr leisten. Zum anderen fürtchten die Bands, das bei einem Exzess die Gutverdiener nicht mehr wiederkommen. Das habt Ihr verdammten Brenner davon.

  11. Bei dem Geld, dass sie deiner Argumentation nach, beim Brennen gespart haben, müssten sie sich ein Ticket für 20 oder 30 Euro aber locker leisten können.

    Ich denke, Musik hat generell keinen solchen Stellenwert mehr, Identitätsstiftung funktioniert über andere Dinge, Computer, Internet, Handy. Musik spielt da die zweite oder dritte Geige und ist dann für viele so etwas Eventmäßiges, bei dem man verdammt nochmal erwartet, dass es pünktlich losgeht und man gut auf die Bühne sehen kann. Crowdsurfing stört außerdem dabei, jeden Augenblick des Lebens mit der Handykamera festzuhalten.

    Das ist mir bei den Deftones letztes Jahr extrem aufgefallen, da ich mit dem Guru auf dem Balkon des E-Werk stand (VIP-Bereich, you know). Bei Konzertbeginn blickte die bBnd in ein Meer aus Kameras, geklatscht hat aber kaum einer. Schräger Anblick von oben …

  12. @11: Absolut. Dieses Handykamera-Ding ist der Tod jeder Stimmung und die absolute Pest.

  13. Ich denke, Musik hat generell keinen solchen Stellenwert mehr, Identitätsstiftung funktioniert über andere Dinge, Computer, Internet, Handy. Musik spielt da die zweite oder dritte Geige und ist dann für viele so etwas Eventmäßiges, bei dem man verdammt nochmal erwartet, dass es pünktlich losgeht und man gut auf die Bühne sehen kann. Crowdsurfing stört außerdem dabei, jeden Augenblick des Lebens mit der Handykamera festzuhalten.

    Da gebe ich Dir absolut Recht. Damit dürftest Du der Wahrheit ziemlich nahe kommen. Nur dass die fehlende Identitätsstiftung durch Musik eben gerade am Brennen liegt.

  14. @11: Man spart ja beim Brennen kein Geld, was man sonst bezahlt hätte. Man gibt nur keines aus. Ein himmelweiter Unterschied.

  15. Es kommt darauf an. Man spart in dem Moment Geld, wenn man sich die CD sowieso gekauft hätte, weil man die unbedingt haben möchte. Wenn man einfach aus Interesse mal runterlädt, sich die CD aber auf keinen Fall gekauft hätte, dann gibt man nur keines aus.

  16. Aber heute kann doch keiner mehr auseinanderhalten, welche CD man sich gekauft hätte, welche nicht. Ist doch alles beliebig geworden.

  17. Ich kann nur für mich persönlich sprechen. Und wenn ich von Bands/Musik wirklich überzeugt bin, dann kauf ich mir die CDs auch immer noch. Ich hab mir in den letzten Wochen erst wieder zwei CDs gekauft.

    Insgesamt muss man natürlich sagen, dass ein geradezu grotesker Sammeltrieb eingesetzt hat. Das gilt in höherem Maße noch für Filme.

  18. Wobei es dabei gar nicht um „Sammeln“ geht, sondern um „Haben“.

  19. Ja, nenn es wie du willst. Sammeln beinhaltet noch eine Art Liebhaberschaft, von daher ist wahrscheinlich „haben“ treffender.

  20. Eben. Ich finde das jedenfalls schlimm. Aber ich finde ja auch alles in dieser Welt schlimm.

  21. Punkt 11 stimme ich absolut zu.
    Thema Handy: Auch am Montag wurden die Handykameras gezückt. Ist doch klar, dass man sich dann nicht mehr auf die Musik konzentrieren kann, wenn man nur damit beschäftigt ist, ein möglich unwackeliges Bild zu produzieren. Darunter leidet dann die Stimmung. Und das bei einer Band, die von „riot“ und „we are the angry mob“ singt.

  22. Jau, ich kaufe auch noch CDs wie ein Bekloppter. Letzten Freitag sind erst 6 Stück von meinem Dealer angekommen. Am Wochenende habe ich 2 weitere bei Ebay geschossen (wo ich stramm auf die 500erter Bewertungsmarke zuschieße – alles CD-Käufe). Sicher kann man Sammeln und Haben da nicht auseinander halten.

    Im Metal-Bereich gehen mir zur Zeit v.a. diese Karate-Kämpfer im Moshpit tierisch auf den Sack.

    Nicht, dass ich da mitmachen würde, aber was die da teilweise abziehen, ist echt schon Körperverletzung. V.a., wenn sie Unbeteiligte treffen, die drumherum stehen.

    Einem Bekannten wurde dabei die Nase gebrochen und er wurde danach auch noch dumm angemacht.

    Auch ganz schlimm ist der neueste Modetrend: Walls of death, was besonders im ach so schnieken Metalcore angesagt ist. Was das noch mit Musik und Konzerterlebnis zu tun haben soll, ist mir unbegreiflich.

    Beides wird v.a. von jüngeren Personen betrieben, so dass man sich wenigstens nicht über zu wenig Nachwuchs und Action bei Metal-Konzerten Sorgen machen muss.

  23. Ja, bei Metalcore-Konzerten ist das Verhalten wirklich seltsam. Früher war normales Pogen. Jetzt muss man sich auf die Fresse geben. So ein Quatsch.

  24. Naja, Metal-Konzertbesucher sind ja auch seltsam. Passt also.. ;-)

  25. @22: Zu deiner Schilderung passt, dass es der Metalbranche im Vergleich zum Rest sehr gut geht.
    Das stehen eben andere Werte hoch im Kurs. ich sage nur „sie sind sich selbst treu geblieben“ … ;-)

  26. @25: Dass es der Metalbranche vglw. gut geht, ist in der Tat richtig. Hier wird halt auch nicht so sehr auf One-Hit-Wonder gesetzt, sondern z.T. werden Bands auch systematisch aufgebaut, die dann auch ein treues oder gar trves Following haben.

    Die größeren metalorientierten Labels (Nuclear Blast, Century Media etc.) setzen aber auch auf gute Qualität und damit meine ich jetzt nicht die Musik: es gibt in aller Regeln neben normalen Jewelcase-Versionen, sehr edle Sammlereditionen vom profanen Digipak, über Zusatz CDs oder DVDs bis hin zu sehr originellen Verpackungen. Das macht schon was her und treibt die Sammelleidenschaft zusätzlich an. Alle Metaller, die ich kenne, kaufen regelmäßig CDs und mit regelmäßig meine ich eher wöchentlich als monatlich.

    Und die Festivalschwemme zeigt ja auch, dass Potenzial vorhanden ist. Im Metalbereich wird also auf relativ hohem Niveau gejammert.

  27. So, ich war gestern auf dem Amorphis-Konzert in der Zeche Carl und es war gigantisch: Saubere Songauswahl mit alten und neuen Sachen, der neue Sänger rult außerordentlich und ich hab euch zuliebe mal mitgezählt: 3 Handy-Fotografierer konnte ich ausmachen und ich hatte vom Mischpult aus ne hervorragende Sicht!

    Geiles Konzi!

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