Wenn aus Halbangst ein Hit wird

Halbangst_ich-liebe-FortunaDie wichtigste Zeit des Jahres steht an! Nein, nicht das Achtelfinale in der Champions League, Karneval! Jede „Session“, wie man hier im Rheinland sagt, hat dabei ihren eigenen heimlichen oder auch ganz offensichtlichen Hit, der sich durch zwei Dinge auszeichnet: Musikalische Einfachheit prallt auf textliche Schlichtheit, die auch jenseits der Zwei-Promille-Grenze leicht mitzusingen ist. Einer der Hit-Kandidaten für die Session 2014, Motto: „Düsseldorf mäkt sech fein“, versucht seine Fans dort abzugrasen, wo man normalerweise mit mehr Promille als das Führen eines Fahrzeugs erlaubt aus Leibeskräften singt: beim Fußball, genauer: Fortuna! 

Die Gruppe „Halbangst“ ist bisher dreimal in Erscheinung getreten, „wohlwollend“ um aus gegebenem Anlass Trio zu zitieren. Ihr „Haus vom Veh“ , zum Beispiel, packte die geradezu putzige Feindseligkeit zwischen Fortuna und Eintracht Frankfurt in eine musikalisch ansprechende Form. Jetzt versucht sich die „Spaß-Truppe“ (Lexikon des Musikjournalismus) mit dem Song „Ich liebe Fortuna“ an einem Karnevalshit. Damit bis kommenden Donnerstag nichts schief geht, haben die „Spaßrocker“ (Lexikon des Musikjournalismus) ein nettes Video zu ihrem Fortuna-Song gedreht, der einem die Sitten des Karnevals näher bringt, den Text dazu abgedruckt und obendrein verschenken sie den Song auch noch als Free-Download. Marktpenetration durch Klingeltoneinsatz, die wissen wie’s geht!

Im Video sieht man unter anderem Sascha „Außerhalb eines Fußballplatzes bin ich ein ganz netter Mensch“ Rösler, der sich eine ganz besonders großartige Verkleidung zugelegt hat. Er geht als Sascha Rösler! Wahnsinn! Sollte einem also während der kommenden „tollen Tage“ (Lexikon des Lokaljournalismus) Sascha Rösler begegnen, er könnte es sogar selbst sein. Anyway, ich schweife ab, denn leider, leider missachtet „Ich liebe Fortuna“ die beiden wichtigsten, da einzigen Regeln für einen Karnevalshit so sträflich, wie Lumpi Lambertz technische Fähigkeiten am Ball vermissen lässt: Er ist zu kompliziert! Ein Auszug:

Was kann uns schon geschehn?
Egal: Wir lieben Fortuna.
Die Fußballwelt wird sich weiter dreh´n,
in welcher Liga wir auch steh´n.

Ganze vier, dazu verschiedene Zeilen, die sich nur notdürftig reimen, soll man sich merken? Wo bleibt da die geniale Signifikanz von Refrains wie „Orange trägt nur die Müllabfuhr!“ oder „Geh zu Hause, du alte Scheiße!“ Ja, Puristen werden einwenden, das sind ja gar keine Karnevalslieder! Aber ich stelle die Gegenfrage: Warum läuft der Kram dann ab Donnerstag in Dauerrotation in jeder Kneipe? Egal, gefeiert wird trotzdem und Zeit den Text von „Ich liebe Fortuna“ zu lernen, bleibt ja noch. Wir sehen uns: Altweiber auf der Straße und „Sonntag beim Schlüssel!“

Zwei der "5 Freunde im Abseits" in karnevalesker Extase
Zwei der „5 Freunde im Abseits“ in karnevalesker Extase

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben unter Google+
3 comments
  1. Das ist aber eher melancholisch, was für den Morgen. Aber ich bin ja auch Westfale…

  2. Sonntag Schlüssel ist fest eingebucht, Dudes! Ich hab mir just heute noch ein Rudel Luft-Mikrofone bestellt!

    Samstag gehts nach Kölle und Altweiber bin ich erstmals nicht in Rüttenscheid, sondern in Frankfurt beim Rückspiel Eintracht-Porto.

  3. Ich bin, wie geschrieben, ebenfalls alles andere als überzeugt. Allerdings: Zwischendurch braucht selbst der härteste Karnevalist „wat für’s Hähz!“

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