Bloß weg aus der Serie A!

So scheinen die Topspieler der italienischen Liga zu denken. Während im Land des Europameisters demnächst anscheinend jeder Kicker, der auch nur in Wurfnähe einer Wahl zu Europas Fußballer des Jahres oder gar Weltfußballer gelangt, einen Vertrag unterschreiben möchte, können sich bald Timo Rost und Konsorten Hoffnungen auf ein Engagement im Berlusconi-Land machen.

Was waren das noch für Zeiten, als die Fußballwelt vor dem AC Mailand, Juventus Turin, Inter Mailand, AS Rom, dem SSC Neapel, Hellas Verona, Sampdoria Genua, AC Florenz, Atalanta Bergamo oder Lazio Rom gezittert hat. Während manche ehemaligen erfolgreichen Vereine in der sportlichen Bedeutungslosigkeit verschwanden (Hellas Verona, damals mit HaPe Briegel monströs gut), klammern sich zumindest die üblichen Verdächtigen wie der AC oder Inter Milan am oberen Ende der europäischen Nahrungskette noch fest. Andere kommen längst nur noch auf der Brotsuppe daher geschwommen.

Und wenn man sich so ansieht, wer alles aus der Serie A in die Primera Division oder Premiere League wechseln möchte, dann kann einem Angst und Bange um die italienische Liga werden. Und umso mehr verwundert es, dass ein Diego unbedingt zu Juventus Turin wechseln wollte. Kaka (Ex-AC Mailand) ist schon weg, Real Madrid hat mal wieder Asche zur Verfügung, weil der Architekt der Galaktischen, Florentino Perez, wieder auf dem Präsidentenstuhl sitzt. Und Luis Figo (Inter), großer Name, aber inzwischen auch eher Fußball-Rentner, hört wohl auf. Dazu noch der dicke Adriano (Inter), der einfach keinen Bock mehr hat und nach Brasilien geflohen ist, um mal was anderes zu machen, als zu pöhlen. Und Ronaldo, der ja auch inzwischen mehr Kilos als Ballberührungen pro Spiel hat, burnt ja auch schon länger out.

Dazu liebäugelt Zlatan Ibrahimovic (Inter) mit einem Wechsel zum FC Barcelona. Wer will ihm das verdenken? Und der talentierte Brasilianer Pato (AC) wird vom FC Chelsea umworben. Da bliebe ja nur noch ein David Beckham als Aushängeschild der Liga. Aber der „muss“ ja zurück nach Los Angeles, wo er für viel Geld wenig Leistung bringen muss. Der Engländer würde aber lieber beim AC Mailand auf der Bank sitzen. Tja, Pech gehabt, David, aber MLS kann ja auch Spaß machen.

Aber haben wir nun Mitleid mit Italien? Nein, auf keinen Fall. Ein Land, dessen Nationalmannschaft seit Jahrzehnten mehr dadurch auffällt, Spiele zu zerstören, mehr auf Knochenbruch als auf Torerfolg zu gehen, bei dem hält sich das Mitleid in Grenzen. Nebenbei haben sie durch diesen destruktiven Stil auch noch die Fans vergrault. Diego wird sich daran gewöhnen müssen, vor Zweitligakulissen aufzulaufen. Dazu sind die Stadien ungefähr so modern wie die Kampfbahn von Westfalia Herne. Meine eigene Erfahrung in Udine aus dem Oktober 2008 entsetzt mich heute noch. Beim DFB würde der Bau noch nicht mal die Auflagen für ein Viertliga-Stadion erfüllen.

Nun wagen wir einen Blick nach Spanien. Da tummeln sich nun alle Weltstars. Gesund wird das für die Liga auch nicht sein. Die Topspieler verteilen sich auf genau zwei Vereine. Vor allem, weil Madrid nun auch noch aus der Konkursmasse des FC Valencia die besten Spieler rauspicken möchte. Genauso in England. Da geht es schon länger nur noch um Manchester und Chelsea. Arsenal und Liverpool knapp dahinter und dann erstmal gar nichts.

Da lob ich mir doch die Bundesliga. Es reichen die deutschen Stars wie Mario Gomez oder Toto Frings. Die Stadien sind voll, der Meisterschaftskampf offen wie nie. Die letzte Saison zeigte es. Auch wenn sich ehemalige Profis darüber uneins sind, was es bedeutet, dass hier der Tabellenletzte auch den Ersten schlagen kann. Das spreche nicht gerade für die Liga, meint Axel Kruse. Das spreche für die Liga, glaubt dagegen Ansgar Brinkmann. Aber wenn man die Wahl zwischen Kruse und Brinkmann hat, dann ist es ja wohl klar, wem man eher Glauben schenkt.

Aber um noch mal auf die europäischen Ligen zu blicken. Wenn man sich so den Wechselstrom anschaut, dann muss der legendäre Spruch von Andi Möller umgetextet werden: Mailand oder Madrid, Hauptsache Spanien.

Über den Autor: Vollspann!

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.
7 comments
  1. Ist mir bis jetzt noch gar nicht so aufgefallen. Aber stimmt schon, die aktuellen großen Stars orientieren sich nicht nach Italien.

  2. Nicht zu vergessen: Die Hooligan-Problematik sowie der Manipulationsskandal sind neben den maroden Stadien und dem dürftigen Niveau ebenfalls für die miesen Zuschauerzahlen in Italien verantwortlich.

  3. Kann man alles so unterschreiben. Die Italiener haben jahrelang über ihren Verhältnissen gelebt (hohe Investitionen in Beine, aber keine in Steine) und dazu kommt jetzt noch die Krise. Das verwundert mich daher wenig.

    Vielmehr wundert es, dass die spanischen Vereine munter weitermachen können, aber dieser Dominostein wird in den nächsten fünf Jahren auch noch umfallen. Nicht bei den Top-Clubs, aber hier wird es auch noch ligaweit rumpsen…

  4. In Italien schaut man Fussball vor allem über Sky und nicht im Stadion. So ist die Serie A in erster Linie Fernsehfussball. So überließ man die Stadionhoheit den Hools und den Faschisten, das Geld kam eben vom Fernsehen. Und fürs Fernsehen braucht man eben nur 3-4 Topvereine, der Rest ist Staffage.
    Nachhaltig wirtschaften kann man so natürlich nicht. Die meisten Vereine der Serie A sind doch nahezu zahlungsunfähig. In Deutschland müsste man da direkt den ganzen Spielbetrieb einstellen.

    Der Herr Diego scheint nicht in allem immer gut beraten zu sein.

  5. Ist Herr Diego nicht immer noch furchtbar jung und kann in zwei oder drei Jahren dann richtig abkassieren? Insofern: Nicht der klügste, aber auch nicht der dümmste Move. Zumal in Turin eh nie das Geld ausgeht…

  6. Abkassieren wird der in Turin so oder so. Die Aussage drehte sich glaub ich eher um den sportlichen Wert.

  7. guter beitrag, nur mit dem abschnitt über ronaldo bin ich nicht ganz einig. der läuft in brasilien langsam wieder zur alten form auf und trifft in doch relativ regelmässigen abständen

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