Was mich zur Zeit wirklich beunruhigt…

37-4527-everything_productprimaryimage.jpeg …ist der Vormarsch der Kreationisten, der nunmehr scheinbar auch in Europa droht.

Ich habe am Wochenende diese beiden Artikel gelesen und das mit einem äußerst mulmigen Gefühl:

Spiegel Online im September 2006

und ganz aktuell

Sueddeutsche Online im Juli 2007

Es will mir nicht in den Kopf hinein, wie eine solche „Lehre“ in unseren aufgeklärten Zeiten

1. überhaupt möglich ist und
2. sich so dermaßen verbreiten kann.

Das ist ein solcher hahnebüchener Quatsch, dass einem als normaler Mensch dazu einfach nichts einfällt. Jeder mit einem IQ über Toastbrot-Niveau müsste doch mit 3 Stunden Aufwand und einem Internetzugang so schlau sein/werden, dass er diese Bewegung als das identifiziert, was sie ist: eine neue Gefahr für die Aufklärung und wissenschaftlich-fundiertes Denken sowie dem Ziel, die Menschen zu verdummen und für sich zu vereinnahmen.

Okay, wenn jemand einen Gott oder ein höheres Wesen braucht, um sein Leben zu meistern bzw. es mit Sinn zu füllen – von mir aus. Ich kann auch verstehen, dass vielen Menschen die Welt zu komplex geworden ist und sie daher „einfachen“ Erklärungsmustern aufgeschlossener gegenüberstehen als der Komplexität der Evolutionstheorie.

Aber diese Bewegung geht darüber ja weit hinaus. Sie ist ganz klar auf Expansion und Machtzuwachs aus – und das durch Simplifizierung der allerschlimmsten Sorte. Dass ein solches Thema überhaupt von Seiten des Staates/Europas ernsthaft aufgegriffen wird, zeigt einzig und allein, wie schlimm die Lage bereits geworden ist.

Schaut man sich einmal eine Kreationistenseite näher an, bspw. diese hier dann fällt mir bei einer Subheadline wie „believing it. defending it. proclaiming it.“ sofort ein Al-Kaida-Trainingslager ein. Hier wird zwar nicht mit Waffen und Sprengstoff hantiert, aber auf solchen Seiten wird den Kreationisten entsprechende Munition geliefert, um in Diskussionen mit Evolutorikern die Oberhand zu behalten. Elendige geistige Brandstifter sind das für mich.

Wenn man sich diese Seite genauer anschaut, dann kommt einem echt die Galle hoch! Alleine die „Top 10 Questions“ a la „Are dinasaurs mentioned in the bible?“ sind einzig und alleine dafür da, Kreationisten mit Argumenten auszurüsten, um in religiös-wissenschaftlichen Debatten die Oberhand zu gewinnen.

Ich bin erstaunt, alarmiert und auch geschockt.

Über den Autor: Don

Mag Bier und Heavy Metal genau so gerne wie Eintracht Frankfurt. Bis 5 Uhr in der Bochumer Pinte anzutreffen. Spinnt.

Mag Bier und Heavy Metal genau so gerne wie Eintracht Frankfurt. Bis 5 Uhr in der Bochumer Pinte anzutreffen. Spinnt.
13 comments
  1. Das Schöne an Internet-Seiten ist ja: Man muss sie ja nicht anklicken. Wer es doch tut, ist selbst Schuld… ;-)

    P.S.: Habe mir mal erlaubt, die „Weiterlesen“-Funktion einzubauen.

  2. ?

    Der Treutler also mit der guten alten Vogel-Strauß-Methode?

  3. Mit der guten alten Don-Busse-Argumentation… :-)

  4. Aber im Ernst: Ich glaube nicht, dass wir in Europa so gefährdet sind wie die Amerikaner. Wir Europäer sind ja (leider oder zum Glück) komplett gottlos geworden. Daher ist diese Bewegung für mich keine wirkliche Bedrohung.

  5. @3: Kam mir auch irgendwie bekannt vor. Nur zählt das Argument nicht, wenn die Gefahr besteht, dass die eines Tages vor der eigenen Haustür stehen oder die Kinder in der Schule mit so einem Schrott konfrontiert werden.

    @4: Grundsätzlich stimme ich Dir da zu, aber wie der 2. verlinkte Artikel zeigt, sind hier immer noch genügend Leute mit Einfluss unterwegs, die auf so etwas reinfallen bzw. glauben. Und das erschreckt mich. Das hat was von Mittelalter und das hätte ich mir im Leben nicht träumen lassen, dass sowas noch einmal ein Revival erlebt…

  6. @5: Meine Theorie ist ja, dass sich die Intelligenz der Menschheit aktuell wie eine Gauß´sche Glockenkurve darstellt. Menschen sind seit ihrer Existenz tendenziell immer klüger geworden. Und jetzt ist es erstmals in der Menschheitsgeschichte so, dass wir kollektiv anfangen, dümmer zu werden. Deshalb glauben auch immer mehr Idioten so einen Quatsch. Obwohl wir gerade nicht nur beweisen, dass natürlich Evolution die richtige Antwort ist, sondern sogar, dass Evolution auch rückwärts laufen kann. Und so schließt sich der Kreis, denn: daran ist Spiegel Online (mit-)schuld.

    Was ich aber nie begriffen habe ist, wieso sich Glaube an die Schöpfung und Evolution gegenseitig ausschließen sollen. Tun sie doch nämlich eigentlich gar nicht.

  7. @letzter Absatz: Wenn man daran glaubt, dass Gott oder wer auch immer den Urknall gestartet hat, dann ist das richtig. Es gibt ja auch viele Gläubige, die die Bibel eben metaphorisch sehen. Kann man ja auch gerne. Ich persönlich sehe sie als eines der ältesten „Gesetzbücher“ der Welt. Gesetz in dem Sinne, dass Regeln für das Zusammenleben geschaffen worden sind. Am markantesten sichelich bei den 10 Geboten.

    Aber die Kreationisten gehen ja davon aus, dass die Erde vor 6000 Jahren erschaffen wurde und allein diese Ignoranz gegenüber allen anderslautenden Erkenntnissen macht mich fassungslos, wütend und gewalttätig.

  8. Jaja, das ist schon klar. Aber es spräche doch nicht unbedingt gegen den „Schöpfer“ seinen „Geschöpfen“ die Möglichkeit eingebaut zu haben, sich an Umstände anzupassen, oder? Ich würde da eher von guter Produktentwicklung, also guter Schöpfung sprechen. Man kann also durchaus bibeltreu sein, ohne die Evolution zu leugnen.

  9. Ich habe das auch nie verstanden. Ich tue es zwar nicht, aber wie schon gesagt wurde, kann man doch Evolution und Glauben wunderschön zusammenbringen.

  10. @8: Okay, wenn der große Schöpfer uns so was tolles eingebaut hat, dann hat er uns ja auch solch großartige Sachen wie Mord, Totschlag, Vergewaltigung und Völkermord eingebaut. Bei diesen Argumenten kommt dann von den Bibeltreuen immer der „freie Wille“, den der Schöpfer uns gegeben hab.

    Aus meiner Sicht passt beides eben gerade nicht zusammen, es sei denn, man windet sich wie Möller im Strafraum. Es sei denn, der Schöpfer wäre ein sadistisches Arschloch. Das könnte ich noch verstehen, denn ich spiele ja auch gerne Kriegsspiele. Nur fragt es sich, warum man den dann unbedingt verehren muss.

  11. We߸ ich nicht, sehe ich anders. Ich glaube nicht, dass man als gläubiger Mensch jegliches Maß an Selbstverantwortung des Menschen leugnen muss. Letztendlich ist es ja auch immer die Frage, ob man an eine schöpferische Macht oder an „den lieben Gott“ glaubt. Ich denke ja, mit uns spielt irgendwer „DIe Sims“.

  12. @11: Naja, es kommt aber häufig halt die Platitüde „Gott/Schöpfer hat alles tolle erschaffen / an allem Bösen ist der Mensch schuld“ (am besten noch vom Teufel verführt…

  13. Naja, das ist natürlich dummes Geschwätz dieser Leute. Es gibt nur einen Teufel. Und der he߸t Klaus Gerster. Alles ist gesagt, wir sollten uns mal Vollspanns hervorragendem Artikel widmen.

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