Randale, Bambule, Rheinische Post

Als „Zeitung für Politik und christliche Kultur“ versteht sich die Rheinische Post, Kompetenzen in Sachen Sportberichterstattung scheint man damit nicht beanspruchen zu wollen. Stattdessen versucht sich ein gewisser Bernd Jolitz heute darin, die Rheinische Post als Sprungbrett für eine Karriere bei der Bildzeitung zu nutzen. Oder wie soll man seinen mit „Der Randalemeister kommt zur Fortuna“ überschriebenen Artikel sonst deuten?

„Die Polizei rüstet zum Großeinsatz auf“ so Jolitz, „Wieder einmal, wie immer, wenn Eintracht Frankfurt in der Fußball-Bundesliga auf Auswärtstour geht.“ Soweit, so tendenziös versucht Jolitz im weiteren die Stimmung weiter aufzuheizen und instrumentalisiert dafür auch Verantwortliche der Fortuna wie Trainer Norbert Meyer Meier (Danke an Dembowski ermittelt) oder Spieler Adam Bodzek, um noch einmal die Vorkommnisse der letzten Saison aufzurollen. Bebildert ist das Ganze mit einem Bild des Rauch verhangenen Rheinstadions. So funktioniert Fußballberichterstattung 2012/2013.

Jolitz spricht von „vergifteter Atmosphäre“, von „Brisanz, die in jeder Partie der Hessen steckt“. Jolitz hat ein klares Feindbild, ja er ist sogar bis heute ein bisschen beleidigt, dass – wie es Norbert Meyier formuliert – „Die Methode Frankfurt Erfolg hatte“ – und dazu führte, dass die Schiedsrichter Strafstöße für Fortuna nur noch dann verhängten, wenn es gar nicht mehr anders ging, so Jolitz eingeschnappt. Also wird der Gegner von damals zum Teufel erklärt, die Stimmung angeheizt statt beruhigt. Immer mit der Hoffnung im Hinterkopf, dass es am Rande des Spiels zu Ausschreitungen kommt, die demselben Journalisten als willkommener Anlass dienen dürften, stärkere Sicherheitsmaßnahmen zu fordern. Nur seltsam, dass der entsprechende Artikel bisher nicht oder nicht mehr – bei Google ist er nämlich nach wie vor zu finden online ist. UPDATE: Inzwischen ist der Artikel online lesbar! andere Artikel der betreffenden Seite aber schon.

Von De-Eskalation also keine Spur, kein Wort über den wahrscheinlich von beiden Fangruppen gemeinsame betriebenen Fanprotest im Rahmen der Aktion „12Dopelpunkt12„. Stattdessen ein Kommentar zur Sicherheitslage in den Stadien, ein Bericht über das Sicherheitskonzept der DFL. Ich fühle mich sicher in deutschen Stadien, auch ohne neues Sicherheitskonzept, Ganzkörperkontrollen und ähnliche faschistoiden Maßnahmen. 63.000 Leute denken inzwischen so wie ich, in der öffentlichen Berichterstattung davon: kein Wort. Stattdessen Zündler wie Bernd Jolitz, die bei Häppchen auf der Pressetribüne Feindbeobachtungen machen…

Foto: Russell Trow/flickr.com

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Libero des Tages

Gäbe es eine bessere Möglichkeit noch einmal auf die „Aktion Libero“ hinzuweisen als dieses Video von Hot Chip, das des Fußballers liebstes Hobby, das offensichtlich auch des Popmusikers liebster Zeitvertreib auf Tournee ist, zu nutzen, um auf die Homophobie in und um Fußballstadien hinzuweisen.

Was wir dazu zu sagen haben, findet sich nach wie vor in dieser jedem denkenden Menschen wärmstens ans Herz gelegten Gedichtinterpretation „Lutschertum & Homofick – Dortmunder Fan-Poesie„. Man sieht sich im Stadion, aber bitte auch dieses Wochenende bis Minute 12:12 die Klappe halten. Mit dieser Aktion wurde alleine gestern schon mehr für den Erhalt der Fankultur getan als mit jeder noch so schönen Pyroshow (Auch wenn sich die Sportschau es nicht hat nehmen lassen mal wieder genau diese Bilder zu benutzen, um ihren sonst sehr ausgewogenen Beitrag zu den Protesten zu bebildern). Man hätte sich nur gewünscht der Beitrag wäre nicht als letztes, sondern vor den Berichten zu den Spielen gelaufen. Aber auch so: Bisher ist die Aktion ein voller Erfolg.

Mehr Infos zu 12:12.

 

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Derb(y)e Nickelichkeiten

Das Jahr biegt auf die Zielgerade ein, und die 5 Freunde im Abseits basteln an den nächsten Möglichkeiten „im Drogenrausch zu prügeln“ mal wieder ins Stadion zu gehen. Nächste Woche steht jedenfalls die vorgezogenen Weihnachtsfeier mit dem Spiel Fortuna Düsseldorf gegen Eintracht Frankfurt an. Dazu erreichte uns ein „launiges“ Video aus der Düsseldorfer Ecke, in dem brutalst möglich jene Form des „Hasses“ geschürt wird, aus dem die Schlagzeilen der Bild nicht gebaut werden. Zu schwurbelig? Egal, solche Sachen machen Fußballfans jedenfalls, wenn sie nicht gerade prügeln, Bengalos abbrennen oder eben im Drogenrausch durchdrehen.

Bis es soweit ist, hat der liebe Fußballgott aber noch einen Spieltag angesetzt, der einige beinharte Derbys bereithält, die auch die Bande,welche die 5 Freunde im Innersten zusammenhält auf eine harte Probe stellt.

Fr, 18:00 Uhr

1.FC Köln – VfL Bochum: Das „Liest-sich-fast-wie-erste-Liga“ Derby

Endlich mal nicht in die Provinz, sondern in die Domstadt, mag man sich in Bochum denken. Zumindest für ein Spiel kann man sich mal wieder so fühlen, als würde man erstklassig spielen. Dass der VfL davon weit entfernt ist, hält uns nicht davon ab, den Verein im Pokalduell gegen 1860 München brutalst möglich zu unterstützen. Sollte wirklich Loddar Matthäus der neue Mann an der Linie der „Löwen“ (alle Moderatoren) werden, hätte der VfL sogar eine reelle Chance.

Sa, 13 Uhr

FSV Frankfurt – FC Kaiserslautern: Das „Kleine Hessen-Pfalz“ Derby

Frankfurt gegen Kaiserslautern, das ist normalerweise eine Partie, deren Hintergrundrauschen ziemlich feindselig daherkommt. Aber erstens geht es heute für die Lautrer gegen den kleinen FSV, zweitens sind die meisten Frankfurter unterwegs im Ruhrpott und drittens interessiert sich nun wirklich kein Mensch für den FSV Frankfurt. Wie sind die überhaupt in die zweite Liga gekommen?

Sa, 14:30 Uhr

Bahlinger SC – SSV Reutlingen: Das „Der feine Unterschied“ Derby

Balingen kennt der geneigte Musikfan höchstens wegen des dort stattfindenden Metalfestivals. Handballern dürfte der Ort ebenfalls ein Begriff sein, nur fußballerisch ist der SC ein unbeschriebenes Ballt. Kein Wunder, handelt es sich doch um Bahlingen im Kaiserstuhl und nicht Balingen auf „d’r Alb“. Und trotzdem möchte die Truppe den mächtigen SSV ärgern. Mit welchem Recht fragen wir, und fordern mehr Mäzene und weniger Gerechtigkeit, auch in den untersten Ligen. Fußball muss planbarer werden und sich vor allem wieder lohnen! Gerade für den SSV!

Sa, 15:30 Uhr

FC Schalke 04 – Eintracht Frankfurt: Das „N.A.D.W.“ Derby

Gleich zwei Ex-Frankfurter stehen heute in Reihen des „Knappen“ (Alle Moderatoren). Während gegen Starkraucher Horst Heldt wohl kein Eintracht-Fan Groll hegt, liegt die Sache bei Jermaine Jones doch schon ein wenig anders. Wer das ganze Drama um den N.A.D.W. Nachlesen möchte, kann das hier tun. Oder am Samstag beobachten, wie Jones alles tun wird, seine ehemalige Mannschaft gegen sich aufzubringen.

FSV Mainz – Borussia Dortmund: Das „Schüler gegen Lehrmeister“ Derby

Ein findiger Statistiker hat herausgefunden, dass Thomas Tuchel der Trainer ist, mit dem der FSV Mainz bisher die meisten Punkte geholt hat. Würde ihn das automatisch dazu befähigen mit dem Deutschen Meister die Champions League zu holen, die selbst der Firlefranz inzwischen den Dortmundern zutraut. Ich glaube nicht! Bei letzten Aufeinandertreffen der beiden Sympathen an der Außenlinie kam es ja zu einigen atmosphärischen Verstimmungen. Die Bild sollte dringend untersuchen lassen, ob hier nicht im Drogenrausch der körpereigenen Hormone agiert wird.

So, 15:30 Uhr

SC Freiburg – VfB Stuttgart: Das „Sogenannte Südwest“ Derby

Alle werden wieder vom Südwest-Derby reden, dabei redet in Freiburg jeder vom Pokalspiel gegen den Karlsruher SC, den badischen Konkurrenten. Was man im Kessel der Hauptstadt vor sich geht, interessiert hinterm Schwarzwald traditionell niemanden so richtig, selbst wenn der Landesvater (T. Buhrow) inzwischen politisch die gleichen Farben trägt, wie der Freiburger OB.

Foto: Eamonn Curry/Flickr.com

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Gewaltdiskussion, die leidige

Wer bisher dachte, die (halb)öffentliche Diskussion über das gigantomanische Gewaltproblem, das den Fußball in Deutschland derzeit heimsucht, hätte ihren Tiefpunkt schon erreicht, sah sich dieser Tage eines besseren belehrt. Die Hysterie in den Medien hat ihren Zenit noch lange nicht überschritten und es überschlagen sich zurzeit mal wieder die Horrormeldungen.

Den Anfang machte die DFL selbst, indem sie das Konzeptpapier „Sicheres Stadionerlebnis“ veröffentlichte. Darin schlägt sie Maßnahmen zur Befriedung der Kriegsschauplätze in den Bundesligastadien vor. Diese gingen vielen Fan- und Vereinsvertretern zuweit, da sie nicht selten weitreichende Grundrechtseingriffe mit sich bringen würden.

Fußballfans aus Dortmund stellten diesem Positionspapier die Initiative „Ich fühl‘ mich sicher“ entgegen (zu deren Unterzeichnung ich hiermit aufrufe). Wer unserem TV-Tipp von gestern folgt, wird Zeuge des Niedergangs eines Fußballs, der seine Fans ausschließt und und sogar Stadionverbote für Meinungsäußerungen verhängt. Passend zum Stimmungsbild wurde inzwischen eine neue, dazu passende, zweifelhafte, Polizeistatistik veröffentlich, die Gewalt bei und um Fußballspiele exorbitant wachsen sieht. Da helfen wohl auch die mahnenden Worte des Ex-DFB-Sicherheitschefs Helmut Spahn nicht. Dieser warnt deutlich vor weiteren Repressionen gegen Fans und vor allem vor einer weiteren Einmischung der Politik.

Weiter ging es schließlich in München. Vor dem Spiel des scheiß FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt mussten einzelne Fans Kontrollen über sich ergehen lassen, die teilweise einen deutlichen Eingriff in die Privatsphäre darstellten. Relativ schnell machte die Meldung die Runde, dass bei 30 bis 40 Eintracht-Fans ca. 20 Messer und weitere Waffen gefunden wurden. Die Meldung wurde unkritisch von zahlreichen Medien übernommen und als neuer Katalysator für die Gewaltdiskussion im Fußball verwendet. Der Autor von Blog-G wollte das nicht einfach so stehen lassen und recherchierte weiter. Und siehe da, auf Nachfrage äußerte sich die Münchener Polizei folgendermaßen. Die kolportierten 20 Messer wurden bei ALLEN Kontrollen im Zusammenhang mit dem Spiel Bayern – Eintracht sichergestellt und auch insgesamt bewegten sich die „Vorfälle“ während des Spiels im Normbereich. Diese Meldung fand natürlich keine weitere Verbreitung.

Die Krönung des ganzen fands sich nun am Samstag in der, eigentlich ja rennomierten, Süddeutschen Zeitung. Diese druckte ein Interview mit Christian Seifert, dem DFL-Chef. Leider gibt es das Interview online nur in Auszügen zu lesen. Jedenfalls ist es aller Ehren wert, wie Seifert sich versucht gegen die Suggestivfragen der „Journalisten“ der SZ zu wehren. Nacheinander weg werden sechs Fragen gestellt, die ungefähr folgenden Tenor haben: „Aber es ist ja Fakt, dass es bisher nur mit viel Glück keinen Toten gab“, oder „Trotzdem, müssen Sie nicht zugeben, dass die Vereine ihrer gesamtgesellschaftlichen Aufgaben nicht mehr gerecht werden?“ Zwei Dinge werden dabei deutlich. Erstens sind die Sportjournalisten der SZ scheinbar bereit sich willfährig vor den Karren spannen zu lassen, wenn es darum geht, dem Fußball in Deutschland ein Gewaltproblem zu attestieren dem nur noch mit Repression begegnet werden kann. Und zweitens zeigen die Antworten Seiferts, dass die DFL offenbar eine Getriebene der Politik ist. Aber solange Fachkräfte wie Lorenz Caffier etwas zu sagen haben ist wohl auch nicht damit zu rechnen, dass sich daran etwas ändert. Trainer Baades Recherche zeigt deutlich, wie schlimm es um den Fußball steht. Keiner traut sich mehr ins Stadion.

Es ist wirklich bitter. Personen, die überhaupt keine Ahnung haben profilieren sich in einer Scheindebatte, die in erster Linie auf dem Rücken der Fans ausgetragen wird. Wenn sich diese Leute durchsetzen, macht es bald gar keinen Spaß mehr ins Stadion zu gehen. Man kann nur hoffen, dass „italienische Verhältnisse“ eine Drohung bleiben, die niemals einsetzt. Vielleicht setzen sich doch irgendwann Vernünftige Leute mit Ahnung von der Materie durch. Vielleicht erkennt die Politik irgendwann, dass es sinnvoller ist antirassistische Fanprojekte mit ausreichend Geldauszustatten, anstatt die Pfeffersprayvorräte aufzustocken.

Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Tv-Tipp: „Verrückt nach Fußball – Eine Reise durch die Fankurven Italiens“

Auch wenn wir hier gerne auf die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender und ihr teilweise desolates Programm schimpfen, gibt es teilweise doch echte Perlen zu finden. Eine solche läuft heute auf ZDFinfo und ist auch bereits in der Mediathek zu finden. Kai Tippmann ist ein Kenner des italienischen Fußballs und Autor des hervorragenden Fußball-Blogs Altravita. Er hat sich zusammen mit zwei Bekannten auf eine Reise durch das Fußballland Italien gemacht und diese Reise in einer Dokumentation festgehalten. „Verrückt nach Fußball – Eine Reise durch die Fankurven Italiens“ (Teil I der Dokureihe, zum Thema Groundhopping ist übrigens auch sehr zu empfehlen) heißt der Film.

Einerseits zeichnet der Film ein gutes Portrait des Fußballs in Italien, der sich in einem offensichtlichen und allumfassenden Niedergang befindet. Im Zentrum steht die Fankultur Italiens, die einst ganz Europa inspiriert hat. Die Fälle zweier Toter aus dem Jahr 2007 werden genauer betrachtet und am Ende erhält die Filmcrew sogar Einlass in das Allerheiligste der Ultras von Inter Mailand. Der Film schafft es zu zeigen, dass Ultras keine prügelnden Idioten sind und was dem Fußball verloren geht, wenn seine Fußballkultur stirbt. Ich bin fast so begeistert wie die FAZ. Anschauen!

„Verrückt nach Fußball – Eine Reise durch die Fankurven Italiens“

Montag, 19. November 2012 um 18:30 Uhr auf zdfInfo oder in der Mediathek.

 

Über den Autor: schneider3

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Der alte Lothar Matthäus

Lieber Lothar Matthäus,

Vor kurzem haben wir uns noch erstaunt die Augen gerieben über Ihre Aussagen zum 4:4 der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden. Es war wohl nur ein kurzer Höhenflug in ihrer zweiten Karriere neben der Raumausstattung. Denn im Zuge Ihrer Lesetour zu Ihrer neuen Biographie „Ganz oder gar nicht“ haben Sie sich mal wieder so beleidigt dampfplaudernd gezeigt, wie man „einen Lothar Matthäus“ kennt.

Nicht genug, dass Sie mit diesem Buch offensichtlich genau das liefern, was Ihr Lieblingsfeind und -freund – DIE MEDIEN – von Ihnen erwartet – eine kurze Googlesuche liefert von Sex-Orgien bis zur Verhöhnung von Ex-Kollegen alles, was man von „einem Lothar Matthäus“ hören möchte. Nein, Sie „watschen“ (Moderatorensprech) am Rande einer Lesung auch noch in der epischen Länge von fünf Minuten alle Journalisten ab, die „Sie ja gar nicht so kennen, wie Sie sind“. Denn nur man selbst, so Ihre Matthäus’sche Dialektik, kenne sich selbst so gut, dass man über sich selbst sprechen und urteilen könne. Alle anderen aber recherchierten nur ein bisschen im Internet und schrieben diesen Blödsinn dann, so Sie, Lothar Matthäus, sinngemäß. Nur blöd, dass es Ihr „Matthäus Evangelium“ in voller Länge ebendort, diesem Internet und ergo auch bei uns, zu sehen und zu hören gibt. Womit Sie sich mal wieder erfolgreich selbst im Kreise gedreht haben.

Damit nicht genug beweisen Sie dem erstaunten Zuhörer, dass „ein Lothar Matthäus“ kann, was Journalisten gerne können würden, aber obwohl sie es nicht können, trotzdem machen: Ihr Buch in „zwei, drei Sätzen“ beschreiben. Zu schwurbelig? „Dann klicken Sie sich doch rein“ (Internetsprech) und lassen Sie mit uns, Ihre Vergangenheit „Vergangenheit“ sein und den „Schnee von gestern, Schnee von gestern“. Nur eins noch, Herr Matthäus: Wieso brauchen wir dann eine Biografie von Ihnen, in der sich doch alles ausschließlich um Ihre eigene Vergangenheit dreht?

Irritiert,

Esleben

via Testspiel.de

Foto: Florian K./wikipedia.org

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Klaus Schlappner: „Senkrechtstarter und Enfant terrible“

Als ich das Wort zum ersten Mal gelesen habe, musste ich zunächst nachschlagen, was das überhaupt ist. Ein Pepita-Hut. Dank Wikipedia weiß ich inzwischen, dass Pepita „ein dem Hahnentritt ähnliches Muster“ ist. Warum das für ein Fußball-Blog wichtig ist? Weil der Pepita-Hut wohl immer mit dem Namen Klaus Schlappners, dem legendären Waldhof Trainer und „Original“ (kicker), verbunden sein wird.

Über den Autor: schneider3

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It’s got to beeee, Derby!

Deutschland gegen Niederlande Mitte der Woche liegt einem so schwer im Magen wie die Blinis der Klitschkos. Vorausgesetzt man hat den Mittwoch nicht besser verbracht, zum Beispiel mit einem Besuch im Kino. Anyway, statt dem Doppelgebackenen aus der Bäckerei Löw gibt es ab heute ja wieder lecker frisches Knaller-Brot aus Derby-Dinkel. Und bevor ich mich jetzt hier zu weiteren Metaphern aus dem ehrenwerten Bäckerhandwerk inspirieren lasse, das ja auch mal einer der erfolgreichsten deutschen Torschützen gelernt hat, schneide ich die frischen Schrippen einfach mal auf…

Fr, 18:00 Uhr

1.FC Kaiserslautern – Energie Cottbus: Das „Wichtig für die ganze Region“ Derby

Ungeschlagen in der Liga, Millionengewinn trotz Abstieg, für die „Roten Teufel“ läuft es richtig gut, und was macht unser Ex-Ich-Wohn-zwar-in-München-hab-aber-trotzdem-eine-Dauerkarte-Blogger? Er schweigt! Seit Wochen, Monaten! Keine Euphorie, noch nicht einmal ein klitzekleiner Triumph, ein „Franco Foda for president“ – nada. Dabei ist es doch so wichtig für die gebeutelte Region rund um Kaiserlautern – Stichworte: Nürburgring, Problembär, Mainz -, dass man sie unterstützt auf ihrem Weg dahin, wo sie nur ihrer Meinung nach hingehört: In die erste Liga. Dahin wird es Cottbus mit Rudi Bommer an der Seite niemals schaffen. Das ist eine Wette!

Sa, 14:30 Uhr

SSV Reutlingen – FC 08 Villingen: Das „Wir-haben-schon-hinter-uns-was Aachen-erst-blüht“ Derby

Wer ist überhaupt dieser Villingen? Dass man sich in Reutlingen noch einmal mit Gegnern mit der Strahlkraft eines Ortes mit Doppelnamen (Vergleiche: Rheda-Wiedenbrück, Limbach-Oberfrohna) messen muss, hätte vor einer Dekade niemand gedacht. Aber die Realität ist grau und entscheidende Besserung nicht in Sicht: Der Mäzen, der den Aufstieg kauft – wie auch immer -, ein Stadion, das nicht wie zusammengestückelt wirkt, stattdessen: 14:30 Uhr, „Kreuzeichestadion, Stadionrote und ein Bier“ und das gegen Villingen…

Sa, 15:30 Uhr

Borussia Dortmund – SpVgg Greuther Fürth: Das „Mike-Büskens-Gerald-Asamoah-haben-eine-Rechnung-offen“ Derby

Der Fachmann erinnert sich, nach dem Pokalsieg der Dortmunder in letzter Sekunde gegen Fürth, wusste Borussias Fan im Trikot Kevin Großkreutz nichts besseres zu tun, als die ehemaligen Schalker im Kader der Fürther mit ein paar netten Worten zu bedenken. Büskens wird seine Truppe also vor dem Spiel im „Wohnzimmer“ (Moderatorensprech) der Dortmunder nur noch mit rohem Fleisch fressen, um  – wie auch immer – die Dortmunder ordentlich zu ärgern. Gut möglich, dass er dabei auch auf Geheimwaffe Asamoah zurückgreift, der sich Großkreutz mittels einer beherzten Grätsche auf Höhe der Mittellinie zur Brust nehmen wird.

Hannover 96 – SC Freiburg: Das „Graue WölfeHaare an der Seitenlinie“ Derby

Slomka gegen Streich – während der eine immer noch zu wenig wertgeschätzt wird und zuletzt mit Wolfsburg in Verbindung gebracht wurde, wird der andere bei vergleichsweise bescheidenem Erfolg hofiert und gefeiert. Wobei ihm das selbst am allerwenigsten gefällt, aber Christian Streich passt halt so hervorragend ins Freiburg Klischee der Medien, das zwischendurch ja abhanden zu kommen drohte.

Eintracht Frankfurt – FC Augsburg: Das „Hätte ich jetzt fast unterschlagen“ Derby

Ja, Hoppla, hab ich doch tatsächlich in der ersten Fassung dieser Vorschau die „Adler“ vergessen. Armin Veh kehrt heute in seine Geburtsstadt zurück. Die liegt übrigens im schwäbischen Teil Bayerns, weshalb sich der Schwabe Veh im Schwäbischen auch stest besonders wohl gefühlt hat. Hier holte er mit Stuttgart den Meistertitel, hier führte er den SSV Reutlingen in die zweite Liga. weiter nördlich, Stichwort: HSV, Rostock, Wolfsburg, hat es für Veh dagegen nie so gut geklappt. Ist halt doch eine Mentalitätsfrage, und Frankfurt eben zu 50 Prozent immer noch diesseits des Weißwurstäquators. Darauf ein Weißbier! Stößchen, Herr Veh!

Sa, 18:30 Uhr

Bayer Leverkusen – FC Schalke 04: Das „Barnetta“ Derby

Tranquillo „Schnauz“ Barnetta kehrt das erste Mal nach seinem Wechsel zu den „Knappen“ zurück nach Leverkusen. Die Bayer-Tifosi werden ihm sicher einen unangenehmen Empfang bereiten. Überhaupt Leverkusen. Man regt sich ja gerne und viel über Hoffenheim oder Wolfsburg auf, der Samen für Clubs wie die beiden Genannten wurde in Leverkusen gelegt. Hier gab es den ersten McDonalds in einem Stadion, hier wurden als erstes Heizstrahler auf der Tribüne in Betrieb genommen. Hinter einem der beiden Tore steht eine voll verglaste VIP-Tribüne und die Heimfans haben sich vom Verein in eine der Ecken drängen lassen. Ohne, dass darüber auch nur irgendeiner murren würde. Wenn jemand den Fußball auf dem Gewissen hat, dann Bayer Leverkusen.

So, 13:30 Uhr

VfL Bochum – SV Sandhausen: Das „Die Nerven liegen blank“ Derby

Dass Sandhausen derzeit mit neun Punkten ziemlich weit unten in der Tabelle steht, verbucht man unter Normalität. Was derzeit aber in Bochum los ist, spottet dagegen jeder Beschreibung. So muss man sich mit nur zwei Punkten mehr als Sandhausen im Heimspiel mit Händen und Füßen dagegen wehren, endgültig im Abstiegskampf fest zu stecken. Wie eng es da dieses Jahr zugehen könnte, zeigte Bochums Auftritt gegen St. Pauli. Es brauchte schon ein Rückentor gegen ebenfalls indisponierte Hamburger, um wenigstens einen Punkt zu holen. Dafür macht das Wetter am Sonntag ja mit: leichter Regen und kuschelige zehn Grad sind angesagt, da macht man sich gerne zur Mittagszeit auf den Weg ins Stadion.

Foto: flickr.com/Eamon Curry

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Uli Borowka: Zwischen Tresen und Bremen

Uli „schlägt seine Frau“ Borowka war mein erster Gedanke, als die Biografie „Volle Pulle“ bei mir im Briefkasten lag. Gab es da nicht sogar mal einen Song? Hat der nicht mal bei Dnjepr Dnjepropetrowsk gespielt, die in den 90er Jahren doch so etwas wie das Auffangbecken für Alkoholiker aus der Bundesliga waren. An den Fußballer Uli Borowka dachte ich dabei weniger. Dabei stand der Verteidiger in einigen Spielen auf dem Platz, die meine fußballerische Sozialisation nachhaltig geprägt haben. Spiele, von denen sich Bilder ins Gedächtnis eingebrannt haben: Der in Stutzen auf dem Rasen hockende Matthäus beispielsweise, nachdem er im DFB-Pokalfinale den entscheidenden Elfmeter gegen Bayern vorschossen hatte, zu denen er in der folgenden Saison wechseln sollte. Mehrere Meistertitel mit Werder Bremen und „Wunder von der Weser“ – Europapokalspiele, aus einer Zeit als der UEFA-Cup noch Familienpflicht war – hat Borowka bestritten und mir fällt nicht mehr zu ihm ein als Uli „schlägt seine Frau“ Borowka und Dnjepr Dnjepropetrowsk? Ganz schön traurig.

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So klingt der Fussball – Indie-Edition

Was interessiert uns mindestens so sehr wie Fußball? Richtig, Fußball und Musik oder auch Fußballmusik, wie sie unsere aktuelle Lieblingsband „Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen“ nahe an der Perfektion spielt. Das hat vor einiger Zeit auch die Akademie für Fußballkultur erkannt und die Jungs entsprechend gewürdigt.

Denn normalerweise klingt die Verbindung zwischen (deutschprachiger) Musik und dem runden Leder eher peinlich-prollig, peinlich-pathetisch oder peinlich-peinlich. Im Metalbereich ist leider außer Tankard keiner in Sicht, der den Fußball adäquat beackern würde – das lebende Metal-Kompendium Don Busse möge mich gegebenenfalls eines Besseren belehren. Rap und Fußball, auch eher eine Allianz des Grauens.

Völliges Desinteresse an Sport im allgemeinen und Fußball im besonderen pflegt die „Independentszene“ (Esleben). Umso überraschender, dass mir in den letzten Monaten gleich zwei Beispiel dieser äußerst seltenen Verbindung untergekommen sind. Da wäre zum einen Panda Bear, Mitglied von Animal Collective,  die laut Schneider3 „heute schon die Musik von morgen machen“ und man sich deshalb per se nicht anhören könne. Sei’s drum, ich halte sein letztes Album „Tomboy“ für ein Meisterwerk (Musikjournalistischer Euphemismus für ein gutes Album) und den darauf enthaltenen Song „Benfica“ für den Höhepunkt des „Silberlings“ (Don). Mit diesem Song wird die Fußballarena endgültig zur Kathedrale, wenngleich selbst im Estadio da Luz die Chancen schlecht stehen dürften, diesen Song einmal beim Einlauf der Teams zu hören, denn Panda Bear macht ja „heute schon die Musik von morgen“. Unterlegt mit Bildchen aus der Hochzeit von Benfica macht sich das Liedchen trotzdem ganz schön in unserem Poesiealbum, außerdem sei zu Panda Bears Verteidigung angeführt, dass er als US-Amerikaner den Fußball ja sowieso niemals nicht verstehen wird und als Zugezogener in Lissabon schon mal gleich gar nicht.

Panda Bear – Benfica

Zweiter im Kompendium der Nichtsportler, die aber trotzdem Sport vertonen, ist Lukid. Der Engländer ist beim Ninja Tune Sublabel Werkdiscs untergekommen und widmet auf seinem neuen Album „Lonely At The Top“ einen Song dem argentinischen Internationalen Riquelme. Wer diesen nur als lauffaulen Dauermauler in Erinnerung hat, sollte sich das Video zu Lukids „Riquelme“ ansehen.

Lukid – Riquelme


Riquelme hat zwar ebenso wenig wie Clarence Seedorf für Lukids Leib und Magen-Team Arsenal gekickt, aber vielleicht kann er ja mal in die Fußstapfen von Oasis oder The Prodigy treten. Letztere eifern inzwischen als Trikotsponsor eines U13-Teams den Lads aus Manchester nach. „Manchester“ heißt im übrigen auch einer der Tracks auf „Lonely At The Top“ von Lukid, da schließt sich der Kreis der Inselfußballwelt wieder.

Foto: Natanael Amenabar/flickr.com

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