Ivan Ergic: Entfremdung

Der Fußballprofi Ivan Ergic war mir bisher gänzlich unbekannt. Dabei hat der ehemalig Spieler des FC Basel einen durchaus interessanten Lebenslauf vorzuweisen. 1981 im heutigen Kroatien geboren, wanderte seine Familie in den Wirren des Jugoslawienkrieges nach Australien aus, wo er das Fußballspielen lernte. Über die Stationen Perth und Turin landete er schließlich in Basel.

Dort spielte er von 2000 -2009. 2004 musste er wegen Depressionen behandelt werden. Sein Verein hielt jedoch zu ihm und nach seiner Rückkehr wurde er sogar Mannschaftskapitän. Letzte Saison spielte er dann seine erste Saison in Bursaspor, wo er auf Anhieb türkischer Meister wurde.

Interessant ist jedoch vor allem, dass er sich nebenher noch für klassisches Philosophie interessiert und regelmäßig Texte für eine serbische Tageszeitung verfasst. Nun veröffentlichte die Basler Zeitung den Text eines Profis, der sich und sein Verhältnis zu Sport und Fans offensichtlich genauestens reflektiert. Ergic, der nicht selten in der Baseler Fankurve anzutreffen war, formuliert darin Sätze wie:

Der Fussballer und der Fan sind empathisch getrennt – und dies ist die schlechtest mögliche Entfremdungsart. Wären sie einander näher, dann hätte der Spieler mehr Gefühl für den Fan, der sein letztes Geld für die Saisonkarte oder ein fernes Gastspiel ausgibt, während andererseits der Fan mehr mit dem Spieler mitfühlen würde, der sich unter konstantem Druck befindet und gezwungen ist, sich mit Entzündungshemmern zu vergiften oder Kortison einzunehmen.

Natürlich hat auch Ergic letztendlich den Verein gewechselt und verdient als Profi bestimmt nicht schlecht. Dennoch lohnt es sich, diesen Text eines Spielers zu lesen, der über Tellerrand hinausschaut und sich ernstzunehmende Gedanken über die Zukunft des Fußballs macht. Schließlich kommt so etwas selten genug vor…

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Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.
5 comments
  1. Ein Fussballer, der Guy Debord zitiert – Respekt. Ich frage mich, über was der so mit seinen Mannschaftskollegen redet in der Kabine…

  2. Wo hat der so schreiben gelernt? Nicht schlecht…

  3. faszinierend.

  4. Siehe auch Interview in der Zürcher WOZ von 2007

    http://www.woz.ch/artikel/2007/nr18/sport/14903.html

  5. Das Spiel, die Fans, diese Verbindung gilt es zu behaupten, es ist die Essenz des Spiels.

    Kann man einfach mal so stehen lassen.

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