Zieh den hellgrünen Jerseyanzug an

Fehl am Fuße, der neue Nike MercurialFußball ist ein konservativer Sport. Aus diesem Grund schreiben die Statuten des DFB ziemlich genau fest, wie die Trikotage eines Fußballspielers auszusehen hat. Hemd und Hose gehören so zwingend dazu wie die passenden Stutzen. Schmuck und andere „gefährliche Gegenstände“ wie protzige Uhren, Kettchen oder fesche Ohrringe sind zu entfernen, nicht zum Trikot passende „Thermohosen“ sind nicht statthaft. Wenig Spielraum für Individualität also, die im Umgang mit dem Ball so vehement gefordert wird. Wer auffallen will, dem bleiben im Endeffekt nur drei Bereiche: Kopf, Füße und Länge des Arm- oder Beinkleids.

Leider finden Fußballer in allen drei Bereichen ebenso selten eine geschmackvolle Lösung wie mancher von ihnen im Privatleben. Beginnen wir mit dem Kopf:

Mützen kommen nicht in Frage. Jeder Torwart flucht über die tiefstehende Sonne in manchen Stadien, die das Tragen einer Kappe zwingend anempfiehlt. Beim Kopfball führt sie zu unpräzisen Stößen, und die Mütze vor dem Luftduell abzunehmen, erscheint ebenso wenig praktikabel. Nebenbei bemerkt sehen sie dazu noch entwürdigend aus. Auf dem Kopf bleibt also nur der haarige Spielraum, den viele Spieler so weidlich nutzen, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob es spezielle Frisurklauseln in den Verträgen des ein oder anderen „Paradiesvogels“ (bestimmt Faßbender) gibt. Leider beweisen die wenigsten dabei Stil oder behalten ihre Würde, unterwerfen sich stattdessen dem Diktat dessen, was sie für Mode halten im Endeffekt aber doch nur in der Muckibude „immer die Castroper rauf“ (T. Legat) angesagt ist. Dann schon lieber gar keine Frisur, geschweigedenn einen Schnitt als so etwas auf dem Kopf zu haben wie es die Herren Marcelinho, oder Özil tragen. Vom Gesichtsbewuchs eines Kevin Kuranyi oder Marcello Bordon ganz zu schweigen. Das sieht einfach nicht aus!

An der Länge von Arm- und Beinkleid läst sich ebenfalls nicht viel Regulieren. Lediglich der ein oder andere Torwart gefällt sich in kurzärmligen Jerseys, die für sie wohl Stärke und Mut symbolisieren, bei näherer Betrachtung aber einen großen Teil Souveränität und Autorität auf dem Platz kosten. Allzu flatterhaft wirken die wehenden Ärmelchen beim Versuch nach dem Ball zu hechten oder die Mauer richtig zu stellen. Insofern ist diese modische Verirrung ebenso schnell aus dem Gedächtnis zu streichen wie die Extravaganz, die sich Ronaldinho imer dann leistet, wenn seiner Meinung nach in Spanien Winter herrscht. Er zieht sich bei 15 Grad Plus zum kurzärmligenTrikot Handschuhe an. Ein entwürdigendes Schauspiel, das den Mann auch noch die letzten Sympathien kosten dürfte, die er in der katalanischen Hafenstadt noch hat. Vielleicht sollte er auch nur einen „Sommer“ bei einem beliebigen Bademeister in die Lehre gehen, dann hätte er sich diese Sperenzchen ganz schnell wieder abgewöhnt.

Kommen wir zum letzten Punkt: die Füße. Als beim VFB Stuttgart Bobic, Elber und Balakov wirbelten, waren sie vollkommen angebracht: weiße bzw. rote Fußballschuhe. Das sah schick und elegant aus, bildeten Schuhe und Stutzen dabei doch eine Einheit, welche die Beine der Spieler länger und athletischer erscheinen ließ und ihren raumgreifenden Schritten eine tänzerische Leichtigkeit qua Schuh verlieh. Inzwischen sind Schuhe in allen Schattierungen des neonfarbenen Spektrums an quadratischen Fußballerbeinen Gang und Gäbe und jegliche Eleganz für die Katz. Jetzt sieht es einfach nur so aus, als hätte Mutti am Morgen die falschen Schuhe rausgelegt.

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

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25 comments
  1. Goldschuhe aus!

  2. Würde man über Köhler überhaupt sprechen, wenn er nicht aussähe wie der Bruder von Bushido und selbst in Liga 2 mit indiskutablen Leistungen goldene Schuhe anzog?

    Mag ich vielleicht den guten alten Oka nur deshalb nicht, weil er immer im Kurzärmeligen auftritt und deshalb selbst dann flatterhaft aussieht, wenn Frankfurt im gegnerischen Strafraum ist?

    Mir scheint, der Artikel trifft den Nagel auf den Kopf. Fehlen tut höchstens noch das bedruckte Shirt unter dem Trikot, mit dem individuell Gott, der Frau, den Kindern oder der heimischen Porzellanschüssel gehuldigt wird!

  3. @2: Na, die hat der DFB inzwischen ja auch verboten …

  4. @3: Echt? Habe ich gar nicht mitbekommen! Mit welcher Begründung denn? Es könnte fremde Kulturen vor den Kopf stoßen, wenn dem Herrgott gedankt wird, so dass die BuLi in der internationalen Vermarktung noch weiter zurück fällt?

    Lächerlich.

  5. Na, die Begründung ist doch einfach: weil’s nervt…

  6. Nerven tut vieles, aber nun nicht gerade das. Ich will die offizielle Begründung hören!

  7. Mich nervt es. Offiziell.

  8. Don, das ist natürlich ne Fifa-Statut, die der DFB treubrav umgesetzt hat. Beschwer dich beim Blatter.

  9. @4: Aber das Argument geht schon in diese Richtung. Es wird eben religiöse Neutralität verlangt.

  10. Hochgradig albern ist es grundsätzlich, dass das Trikotausziehen oder über den Kopf streifen mit Gelb geandet wird. Was soll das denn? Die meisten Schiedsrichter haben immer ein Lächeln auf dem Gesicht oder so einen „tut mir leid, aber ich muss das machen“ Blick.
    Gott zu danken finde ich auch affig. Der schießt die Tore nicht und religiöße Motive müssen auf dem Platz auch nicht unbedingt ausgelebt werden.

  11. Und wenn ich mir jetzt ein Kreuz auf den Unterarm tätowieren würde, dürfte ich nicht mehr auflaufen oder was?

    @10: Der ursprüngliche Grund für das Verbot war ja, dass dies immer zu langen Spielverzögerungen führte, z.B. indem die Trikots ins Publikum geworfen wurden etc.

  12. Zwar Offtopic, aber das muss einfach raus: Der Dahlmann geht mir beim Hallenturnier schon wieder derbst auf den Sack. Der ahnungslose Stotteraugust zwingt einen geradezu zum Musikhören nebenbei!

  13. @12: Das ist ja Blasphemie.

  14. „Stotteraugust“, sehr schön, aber wer schaut sich denn bitte Hallenfußball an?

  15. @11: Nicht nur. Das ist eigentlich eine FIFA-Regel, die mit der Begründung eingeführt wurde, dass die nackten Oberkörper die religiösen Gefühle der weiblichen Muslime verletzen könnten.

  16. @15: Na ich! Ich bin auch schon wieder heiß wie Frittenfett auf die Rückrunde. Schön auch, dass wir die Offenbacher rausgekegelt haben, obwohl wir im direkten Vergleich unterlagen. Wat hat die orangene Brut blöde aus der Wäsche geguckt!

    Das Finale konnte ich dann nicht mehr schauen, weil ich in die Pinte musste, wo ich vom hiesigen Mob natürlich erbärmlichst im Stich gelassen wurde.

    Dass Takahara geht, finde ich wirklich schade. Thurk wird wohl auch gehen müssen. Aber wir haben wohl schon entsprechenden Ersatz am Start. Der Bruchi hats einfach raus!

  17. wo ich vom hiesigen Mob natürlich erbärmlichst im Stich gelassen wurde

    Da ich sogar mit gleich sieben Ladies unterwegs war, war die Pinte ein schwaches Argument… ;-)

  18. @18: Ein Laden mit 99% Männerquote ist bei 7 Ladies ein schwaches Argument?

  19. Die Qualität ist das Problem, nicht die Quantität. ;-)

  20. Der Thomas und ich waren da! Alter, mehr Qualität geht nicht! Du hattest nur Angst, dass Du am Ende des Abends ohne eine einzige Frau dagestanden hättest….:-)

  21. Man, man, man, hat der Dahlmann eigentlich ein Frankfurt-Abo?? Der redet schon wieder nur Blech…

  22. @21: Exakt, weil Du sie alle unter den Tisch getrunken hättest… ;-)

  23. Kevin Kuranyi hat heute übrigens in einem Interview das Geheimnis um seinen „Gesichtsbewuchs“ gelüftet.
    „Ihr modisches Bärtchen – wie kam es zu Ihrem Markenzeichen?
    Ich hab’s mir in Brasilien abgeschaut, wo man es Cadeado, das Schloss, nennt. Ich trage diesen Bart, seit ich 17 bin. “ ;-)

  24. Cadeado, das Schloß. Unfassbar. ;-)

  25. Mein Gesichtsbewuchs nennt sich übrigens „Gemüsegarten“.

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