Der alte Lothar Matthäus

Lieber Lothar Matthäus,

Vor kurzem haben wir uns noch erstaunt die Augen gerieben über Ihre Aussagen zum 4:4 der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden. Es war wohl nur ein kurzer Höhenflug in ihrer zweiten Karriere neben der Raumausstattung. Denn im Zuge Ihrer Lesetour zu Ihrer neuen Biographie „Ganz oder gar nicht“ haben Sie sich mal wieder so beleidigt dampfplaudernd gezeigt, wie man „einen Lothar Matthäus“ kennt.

Nicht genug, dass Sie mit diesem Buch offensichtlich genau das liefern, was Ihr Lieblingsfeind und -freund – DIE MEDIEN – von Ihnen erwartet – eine kurze Googlesuche liefert von Sex-Orgien bis zur Verhöhnung von Ex-Kollegen alles, was man von „einem Lothar Matthäus“ hören möchte. Nein, Sie „watschen“ (Moderatorensprech) am Rande einer Lesung auch noch in der epischen Länge von fünf Minuten alle Journalisten ab, die „Sie ja gar nicht so kennen, wie Sie sind“. Denn nur man selbst, so Ihre Matthäus’sche Dialektik, kenne sich selbst so gut, dass man über sich selbst sprechen und urteilen könne. Alle anderen aber recherchierten nur ein bisschen im Internet und schrieben diesen Blödsinn dann, so Sie, Lothar Matthäus, sinngemäß. Nur blöd, dass es Ihr „Matthäus Evangelium“ in voller Länge ebendort, diesem Internet und ergo auch bei uns, zu sehen und zu hören gibt. Womit Sie sich mal wieder erfolgreich selbst im Kreise gedreht haben.

Damit nicht genug beweisen Sie dem erstaunten Zuhörer, dass „ein Lothar Matthäus“ kann, was Journalisten gerne können würden, aber obwohl sie es nicht können, trotzdem machen: Ihr Buch in „zwei, drei Sätzen“ beschreiben. Zu schwurbelig? „Dann klicken Sie sich doch rein“ (Internetsprech) und lassen Sie mit uns, Ihre Vergangenheit „Vergangenheit“ sein und den „Schnee von gestern, Schnee von gestern“. Nur eins noch, Herr Matthäus: Wieso brauchen wir dann eine Biografie von Ihnen, in der sich doch alles ausschließlich um Ihre eigene Vergangenheit dreht?

Irritiert,

Esleben

via Testspiel.de

Foto: Florian K./wikipedia.org

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

Der neue Lothar Matthäus

Reißerische Überschrift, die mal wieder nichts von dem hält, was sie verspricht. Trotzdem staunt man nicht schlecht über das, was Lothar Matthäus angesichts des historischen 4:4 gegen Schweden, das demnächst auch einen Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags beschäftigen dürfte, zu sagen hat. Vermutlich ungefragt, gab Lothar Matthäus dabei Einblick in einen Teil seiner Seele, den man angesichts austauschbarer weiblicher Begleiterinnen, gescheiterten TV-Auftritten und eben solchen Rühreiern längst verschüttet glaubte. Matthäus offenbarte in seinen Auslassungen mehr Sachverstand als viele alle Experten zusammen, doch lassen wir den Weltfußballer doch selbst zu Wort kommen:

Einige Spieler werden überbewertet. Hummels, der in Berlin fehlte, ist auf einem guten Weg. Mertesacker ist für mich kein Innenverteidiger von internationalem Format. Badstuber und Boateng haben noch nicht Weltklasse-Qualität.

so Matthäus und ich so „Unterschreib ich sofort!“ Aber damit nicht genug, den Loddar legt nach, und zwar nicht wie sonst mit einem beherzten Sprung ins Fettnäpfchen, sondern mit einer weiteren intelligenten Einlassung, die vermuten lässt, der Mann könnte doch mehr von Fußball verstehen als mindestens ich:

Hört mir auf mit dieser Führungsspieler-Debatte! Wir haben auch WM-Endspiele verloren, als Breitner oder Rummenigge auf dem Platz standen, ein Champions-League-Finale mit mir und Effenberg. Wir haben Führungsspieler, nur sind das andere Typen.

Bamm! Treffer, versenkt! Und Udo Lattek dürfte spätestens jetzt hyperventilieren. Aber wie im gloriosen WM-Spiel gegen Jugoslawien, die älteren unter den Lesern werden sich erinnern, das war kurz bevor Deutschland auf Jahre hinaus unschlagbar war, legt Lothar noch einen nach:

Im Ausland schwärmen alle von unserem Fußball – nur wir selber meckern immer. Dabei macht die Nationalelf seit sechs, acht Jahren Freude, auch wenn die Titel fehlen.

Das klingt, selbst wenn man sich dazu Lothar Matthäus Vortrag im fränkischen Idiom vorstellt, so herrlich unaufgeregt und unfassbar richtig, dass man sich zwicken muss, um wirklich glauben zu können, dass dieser Kommentar von Lothar Matthäus kommt. oder hat ihn da nur jemand falsch zitiert? Wir hoffen nicht, wir haben jedenfalls bei Spox abgeschrieben.

Foto: Kantenflimmern/flickr.com

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Lothars Traum

Lothar Matthäus gilt als schwer vermittelbar auf dem Arbeitsmarkt. Obwohl er als gelernter Raumausstatter schon in einigen Hotels erfolgreich gewirkt hat und eine durchaus eindrucksvolle Vita als Fußballspieler vorzuweisen hat, will ihm der Sprung auf eine Trainerbank in der Bundesliga einfach nicht gelingen. Mit seinem jüngsten Karrieremove dürfte Matthäus diesen Traum endgültig begraben und vollständig ins „Unterhaltungsfach“ wechseln.

Bei Vox wird Matthäus nämlich Protagonist einer eigenen Doku-Soap. Der ausstrahlende Sender hat zwar noch keinen Sendetermin bekanntgegeben, ordnet Matthäus aber auf einer Skala mit Daniela Katzenberger ein. Wenn Loddar also demnächst ein Café auf Malle eröffnet, kann keiner mehr sagen, er hätte von nichts gewusst:

„Die Kamera wird mich bei allem begleiten, was mein Leben ausmacht: Meine Freundin Joanna, meine Kinder, meine Reisen, meine Arbeit, meine Freizeit. Ich möchte den Menschen zeigen, wie ich wirklich bin. Die meisten kennen ja nur irgendwelche Schlagzeilen. Ich denke, da werden viele positiv von mir überrascht sein.“

Obwohl Freundin Joanna als Unterwäsche-Model reüssieren konnte, schließt der Ehrenspielführer und Rekordnationalspieler eines aus:

„Dusche und Schlafzimmer seien tabu, Sex-Szenen werde es ‚mit Sicherheit nicht geben‘ „

Es passt zur Matthäus’schen Hybris, dass er sich dabei mal wieder der Bild-Zeitung offenbarte, die in seiner Post-Spieler-Karriere kein Fettnäppchen des Kickers unkommentiert gelassen hat. Offenbar ist die Verzweiflung im Hause Matthäus so groß – zumal er ja neulich noch als verschollen galt und wegen ausstehender Zahlungen gesucht wurde – dass er damit auch seinen Traum vom Job als Bundesligatrainer aufgibt. Das muss für Matthäus die größte Niederlage seiner Karriere sein, obwohl zu befürchten ist, dass ihm dieses Maß an Selbstreflexion leider fehlt:

„Ein Lothar Matthäus lässt sich nicht von seinem Körper besiegen, ein Lothar Matthäus entscheidet selbst über sein Schicksal.“

Foto: Florian K./wikipedia.org

Zitate: vox.deхудожник на икони

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Zitat des Tages (XV)

„Die zweitbekannteste Fußballpersönlichkeit Deutschlands“ hat sich mal wieder zu Wort gemeldet. Nein, weder zum Fußball und übelwollenden Bundesligavereinen, die ihn partout nicht unter Vertrag nehmen wollen. Noch zu seiner Noch-Ehefrau. Nein, Lothar Matthäus spricht mit dem Kicker über das, was er eigentlich mal gelernt hat: Die Raumaustattung.

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