Ein Anti-Niersbach als DFB-Präsident?

Anfang März soll Wolfgang Niersbach zum Präsidenten des DFB gewählt werden, und damit zum Nachfolger des „unglaublichen Demagogen“ Theo Zwanziger. Seine Wahl erscheint sicher, Gegenkandidaten gibt es nicht, der Wille eines Landesverbandes, sich gegen die Mächtigen im DFB aufzulehnen und einen eigenen Kandidaten zu nominieren, lässt sich nicht erkennen.

Auftritt Andreas Rüttenauer. Der Sportjournalist aus Bayern, unter anderem für die TAZ tätig, arbeitet inzwischen an seiner Kandidatur als DFB-Präsident. Am Wochenende hat er im Netz „Fußball für alle! Das Manifest des deutschen Fußballs 2020“ veröffentlicht, ein Programm, mit dem er als Kandidat bei der Wahl zum DFB-Präsidenten antreten will. Und das inhaltlich nicht nur Ultras ansprechen sollte, sondern auch Salon-Linke wie unsereins. Statt sich mit Rüttenauer und seinem Manifest auseinander zu setzen, vermuten einige Medien hinter der Aktion allerdings lieber einen Medienstunt, mit dem die notorisch klamme Tageszeitung PR in eigener Sache machen möchte.

Andereseits sind die Punkte, die Rüttenauer in seinem Manifest und einem Interview anspricht, zu wichtig, um seine Kandidatur für das Amt des DFB-Präsidenten als reinen PR-Aktion abzutun:

„Wir fordern ein Ende der Gutsherren-Mentalität im deutschen Fußball und ein Höchstmaß an Transparenz und Demokratie in der Verbandsarbeit. Wir wollen Licht in die Funktionärshinterzimmer bringen.

6,5 Millionen Mitglieder zählt der größte Einzelsportverband in Deutschland, wählen dürfen ihren Präsidenten allerdings nur die Delegierten des außerordentlichen Bundestages des DFB. Der rekrutiert sich aus Mitgliedern des Präsidiums, des DFB-Vorstands und des Ligaverbandes rekrutieren. Zu diesen 121 Delegierten kommen noch 140, welche die Landesverbände des DFB repräsentieren. Aber gibt es überhaupt noch etwas zu wählen, wenn zum Beispiel die Rheinische Post am 7. Dezember vermeldet: „DFB-Präsidentenwahl nur noch Formsache“? Ein Programm braucht Niersbach nicht, es genügt, dass er sich dazu bereiterklärt, das Amt zu übernehmen. Den Rest übernimmt das Stimmvieh des DFB-Bundestages.

Darüber ist auch Andreas Rüttenauer stutzig geworden und arbeitet jetzt mit Unterstützung der Taz daran, als Gegenkandidat mit auf den Stimmzettel für den DFB-Präsidenten zu kommen. Unsere Unterstützung ist ihm gewiss, auch wenn er – wovon auszugehen ist – in der Otto-Fleck-Schneise nicht mehr als ein müdes Lächeln auslösen wird. Das Manifest von Rüttenauer gibt es hier als Download und in vollem Wortlaut. Mehr Infos zur Aktion unter bewegung.taz.de

Bild: Franco Folini/flickr.com

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+