Eier-Derby

Wenn Freitag auf einen Donnerstag fällt, kann man durcheinander kommen. Zumal die ungnädige DFL auch an Feiertagen wie Ostern kein Einsehen hat, was die Familien feindlichen Anstoßzeiten in der zweiten Liga angeht. Deshalb Supermarkt statt Schauinsland(-Arena), Spielplatz statt Stehplatz, einen Korb für den Don statt Gebinde in der Köpi-Lounge, Eiersuche statt Erlebnisorientierung (Stichwort: Kärchern).

Do, 19:30 Uhr

SSV Reutlingen – VfL Kirchheim/Teck: Das Geister-Derby – annulliert – 

Ein Spiel, das niemals stattgefunden hat, denn selbst in der Oberliga kann nicht jeder Club die finanziellen Mittel aufbringen, um am Spielbetrieb teilzunehmen. Deshalb hat Kirchheim „nur echt mit dem Zusatz ‚Teck’“ aus wirtschaftlichen Gründen sein Team abgemeldet. Alle Spiele werden annulliert und der SSV kann bereits am Montag sein Nachholspiel gegen Bonlanden bestreiten (siehe unten).

Sa, 13:00 Uhr

MSV Duisburg – Eintracht Frankfurt: Das Traditions-Derby 2:0

Zwei ehemalige Bundesligisten, deren Entwicklung derzeit diametral verläuft. Während Frankfurt sich inzwischen dem Schaulaufen Richtung erste Liga widmen und wohl den direkten Wiederaufstieg feiern kann, bleibt dem Standort Duisburg nichts außer seine Tradition. Das Säckel der Stadt ist leer, das Stadion an einen Reiseveranstalter verhökert und auf der Bank sitzt ein Ex-Schalker. Könnte es schlimmer kommen? Durchaus, wenn der Verein absteigt und damit auch sportlich die wirtschaftliche Talfahrt der Region nachvollzieht.

Sa, 15:30 Uhr

VfL Wolfsburg – Borussia Dortmund: Das Meister-Derby 1:3

Kaum zu glauben, dass Wolfsburg tatsächlich einen Meistertitel auf dem Briefkopf stehen hat. Noch unglaublicher, dass sich das Team von Saddam Magath unter Umständen noch für die Europa-Liga qualifiziert, und sich Magath für seine fragwürdigen Methoden feiern lassen darf. Deshalb wäre uns ein schnödes 0:1 allemal lieber als ein spektakuläres 4:4. Denn Bayern als Meister will nun wirklich kein Mensch.

SC Freiburg – 1.FC Nürnberg: Das Baden-Franken-Derby 2:2

Hamburg, Lautern, Leverkusen – das alles ist nichts wert, wenn heute nicht der „nächste Badenstreich“ gegen Nürnberg folgt. Das Team von „Crazy“ Streich kann zwar im direkten Trainingsanzugsvergleich gegen „das Team aus der Noris“ (kicker) nicht mithalten, fußballerisch müsste man das Team allerdings in seine Schranken verweisen können. Extralob gibt es für den ersten der Pinola den Ball durch die Beine spielt und dabei den Namen seines Frisörs verrät.

1.FC Kaiserslautern – 1899 Hoffenheim: Das (Kur-)Pfalz-Derby 1:2

Schneider3 beantwortet derzeit keine Fragen zum Verein seiner Herzen, wer möchte es ihm verdenken. Dieses Beispiel sollte Schule machen, wir folgen ihm als erste.

So, 13:30 Uhr

VfL Bochum – Karlsruher SC: Das Noch-Mehr-Ex-Bundesligisten-Derby 0:0

Zwei ehemalige Bundesligaclubs, zwei Vereine, die UEFA Cup-Geschichte geschrieben haben und jetzt vor dem Abgrund stehen. Bochum rettet derzeit noch die Tatsache, dass die Hälfte der zweiten Liga noch desolater kickt als das Team von Andreas Bergmann. Karlsruhe steht mehr unter Druck und greift in seiner Verzweiflung auf Spieler wie Delron Buckley zurück, dessen große Bochumer Zeit auch schon ein gefühltes Jahrzehnt zurückliegt.

So, 15:30 Uhr

FC Schalke 04 – Hannover 96: Das Ausgeschiedene-Derby 3:0

International vorerst gescheitert, national so gut dabei, dass es nächste Saison international weitergehen könnte – alles deutet auf ein torloses Unentschieden zwischen müden Schalkern und noch müderen Hannoveranern hin.

Mo, 15:00 Uhr

SV Bonlanden – SSV Reutlingen: Das Nachholspiel-Derby 1:2

Kurze Anreise für den SSV und seine Fans: Erst auf die B 464, dann auf die B27/312 bis zur Abfahrt „Filderstadt-Bonlanden“. An der Kreuzung rechts, unter der B27/312 durch auf die Bonländer Hauptstraße. Der bis zur Buchhandlung Oesterlin in der Ortsmitte folgen, dort wieder rechts auf die K 1224 und an der nächsten Kreuzung links in die Humboldtstraße, zwei Weizen in der Sportgaststätte Bonlanden und schon kann’s losgehen. Mehr Service geht nicht, oder?

Foto: KOMUnews/flickr.com

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

Derby – Mehr als Pferdefutter

Was ist das schlimmste, was einem Mann passieren kann? „Richtig“ (M. Barth), gemeinsam mit dem Weibe ein schwedisches Möbelhaus besuchen zu müssen. Da hilft auch kein „Köttbullar-All-you-can-eat“, schlechte Laune ist vorprogrammiert. Mir steht dieses „harte Programm“ am morgigen Tage „ins Gesicht“, wie Horst Hrubesch Andy Brehme sagen würde, weshalb es die Derby-Vorschau schon am heutigen Donnerstag gibt. Endlich sind wieder alle Teams an Bord, in der Oberliga Baden-Württemberg soll am Wochenende wieder die Kugel rollen und die „längste Winterpause der Welt“ (Guru) beendet sein.

Fr, 20:30 Uhr

VfL Bochum – Dynamo Dresden (Das Topspiel-Derby) 0:2

Das „Topspiel“ am Freitagabend, bei dem man vor lauter Elend auf und abseits des Rasens am liebsten gar nicht hinschauen möchte. Einzige Hoffnung derzeit für alle Bochumer: Stefan Kuntz könnte demnächst auf dem Arbeitsmarkt auftauchen, wenn seine Lauterer weiter so schwächeln. Auch schwierig abzuschätzen, ob Dynamo Fans mitbringen darf oder nicht, die Urteile des DFB ändern sich derzeit ja schneller als andere Vereine den Trainer wechseln.

Sa, 15 Uhr

SV Bonlanden – SSV Reutlingen (Das Miese-Platzverhältnisse-Derby) ausgefallen

Auch wenn man es sich im Rheinland oder im Ruhrgebiet niemand vorstellen kann, aber in Süddeutschland gab es dieses Jahr Schnee. So viel davon, dass das Auftaktspiel des SSV Reutlingen in Bonlanden abgesagt werden musste. Jetzt müssen sich die 05er noch eine Woche länger gedulden und gegen Kracherteams wie Of(t)erdingen und Willmandingen antreten, um sich für die Liga fit zu halten, in der ebenso viele Mannschaften aufsteigen, wie absteigen. Nämlich genau eine, nachdem sich Kirchheim bereits vom Spielbetrieb verabschiedet hat.

Sa, 15:30 Uhr

SC Freiburg – FC Schalke 04 (Das Letzte-Chance-Derby) 2:1

Man hätte es auch das „Hätte, Wäre, Könnte“-Derby nennen können. Wenn Freiburg die Klasse halten will und nicht nur im Schönreden indiskutabler Ergebnisse glänzen möchte, sollte man gegen Schalke punkten. Wenn Schalke noch in diesem Jahr Meister werden möchten, sollten die „Knappen“ (Kicker) dringend punkten, am besten mit einem „Dreier“ (Kicker). Doch der Konjunktiv macht alles zunichte und wir können uns auf ein sauberes, uninspiriertes, teilweise pomadig geführtes 0:0 freuen, an dessen Ende der neue „Badenstreich“ (Brüller!) wieder zu einer ultimativen Lobhudelei auf seine Jungs ansetzen wird. (Kleine Anekdote am Rande: Wer wissen will, wie Goldschuhe aus aussieht, der sollte sich mal Horst Heldt genauer ansehen. In Sachen Rauchleistung dürften die beiden zweieiige Zwillinge sein…)

1.FC Kaiserslautern – VfL Wolfsburg (Das Hopp- oder Top-Derby) 0:0

„Fakt ist“ (Goldschuhe aus), dass hier zwei der desaströsesten Teams der Liga aufeinander treffen. Während aber Magath auf der einen Seite sich nur selbst entlassen kann, möchte Kuntz auf der anderen Seite am liebsten gar niemand entlassen. Wird er aber wohl bald müssen, denn „so sind nun mal die Gesetzmäßigkeiten des Geschäfts“. Den Rest besorgen dann die sympathischen „Fans“ der Lauterer, die unter der Woche durch antisemitischen Vollquatsch auffällig wurden und Kurz und Kuntz so vielleicht die Entscheidung abnehmen, wie lange die beiden noch dem weltweit einzigen „für die ganze Region wichtigen“ (K. Beck) Verein vorstehen möchten.

Sa, 18:30 Uhr

Borussia Dortmund – 1. FSV Mainz (Das Klopp-Tuchel-Derby) 2:1

„Sympath-Mann“ (Ailton) gegen den Unsympathen der Liga, mit dem hoffentlich besseren Ende für Dortmund. Denn schlimmer als Tuchels Geturne an der Seitenlinie sind nur noch Tore durch Zidan, der schon mal 8000 Euro zur Seite legen sollte für seine „Schmähgesänge“ (Kicker) nach dem Derby gegen Kaiserslautern. Menschen, die auch nur ein kleines bisschen Niveau und Stil haben, hätten gewusst, dass es nach diesem Spiel keinerlei Schmähungen der Lauterer bedurft hätte.

So, 13:30 Uhr

Eintracht Frankfurt – Energie Cottbus (Das Rudi-Bommer-Derby) 1:0

Während „Weltstar“ Pele Wollitz lieber wieder in Osnabrück „auf der Kommandobrücke“ steht, darf jetzt Rudi Bommer den Übungsleiter in Cottbus geben. Was zur Folge hat, dass Cottbus inzwischen jeder Unterhaltungswert abhanden gekommen ist. Denn darüber verfügt Pele „Ich weiß was sich gehört“ Wollitz in jedem Fall. Lockerer Sieg für Vehs Schülerelf.

Foto: Alberto Varela/flickr.com

Über den Autor: esleben

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Das Orakel spricht

Dank eindrucksvoller Multi-Tasking-Fähigkeiten habe ich soeben während der Mittagsmahlzeit den fantastischen kicker-Tabellenrechner bemüht, um herauszufinden, ob es sich für einen
seherisch begabten Menschen wie mich noch lohnt, weiter die Fußball-Bundesliga zu verfolgen.

Über den Autor: Buxe

Macht in Unterhosen und Lotto. Kunstverständiger Lebemann, der seinem Verein Schalke 04 in unerschütterlicher Hassliebe verbunden ist. Wurstvegetarier und Minigolfgott in Personalunion.

Derbytime! Can’t Touch This!

Derby, Conneticut
Endlich Wochenende, endlich wieder Derbyzeit. Spannende Duelle stehen an, Teile der 5 Freunde sprechen seit Tagen nicht mehr miteinander, blanker Hass bestimmt die Kommunikation. Und dann steht am Montag auch noch der erste Teil des Wurstwasser-Double Features auf dem Programm. Die Spiele im einzelnen:

Fr, 20:30 Uhr:
Hertha BSC – FC Schalke 04 (Das Freitagsderby)

Bleibt er oder geht er? Tattoo-Babbel ziert sich derzeit, während Huub Stevens weiter grantiger aus der Wäsche schaut als Rinus Michels und Ernst Happel zusammen. Nicht nur auf dem Papier prädestiniert für ein Unentschieden auf niedrigem Niveau. Wer will schon Freitagabends nach Berlin? Buxe träumt derweil von Xavi und Raul vereint in „Ultrabeauty“.

Sa, 13 Uhr:
VfL Bochum – Fortuna Düsseldorf (Das 5 Freunde-Derby)

Auszüge aus dem Email-Verkehr der letzten Tage:
Goldschuhe aus: „Diese eklige Drecksbetrügertruppe aus Düsseldorf schaue ich mir maximal im Fernsehen an.“
Esleben: „Immer wenn ich nach Bochum komme, werde ich depressiv!“
Papa la Papp wie immer bei den Schwiegereltern, Buxe beim Pferdewetten und Don in der Pinte. Ein ganz normales Spiel also.

Sa, 15:30 Uhr:
1.FC Köln – SC Freiburg (Das Gotik-Derby)

Freiburg sollte spätestens in Köln mal wieder dreifach zu punkten, in der Winterpause kann man sich dann für die Cisse-Millionen endlich einen erstligatauglichen Trainer holen. Der Ulmer auf der Bank muss in jedem Fall weg.

So, 15:30 Uhr:
Borussia Dortmund – 1.FC Kaiserslautern (Das Bier-Derby)

Die unsympathischen Bauern aus der Pfalz müssen beim deutschen Meister antreten, doch Schneider 3 treibt sich lieber auf den Plätzen der Berliner Amateurligen herum. So schnell kann’s vom Allesfahrer zum Fernsehfan gehen, wenn einem plötzlich der Job wegbricht und man meint studieren gehen zu müssen.

Mo, 20:15 Uhr:
Eintracht Frankfurt – Fürth (Das Wurstwasser-Derby, Teil I)

Erster Teil des Wurstwasser-Double Features. Der Don lädt wieder zu „Pilsetten“ und „Wurstspritzen“, die nicht Frankfurt affinen 5 Freunde glänzen entweder durch Abwesenheit (Papa La Papp, Esleben) oder schlafen in der Ecke des Don’schen Sofas (Buxe). Der Rest spricht Fiege und Wurst zu als gäbe es kein Morgen. Während Goldschuhe aus fortwährend seinen Verein madig macht, tänzelt Don brüllend vor der lächerlich kleinen Mattscheibe auf und ab, oder schreit Goldschuhe aus an, dass er keine Ahnung hätte. Die Frage, ob Gekas nun ein Stinkstiefel ist oder die Eintracht zum Aufstieg schießt, konnte bisher nicht abschließend beantwortet werden. Selten jedenfalls sind die 5 Freunde näher bei sich als hier. Nächste Woche gibt’s das Ganze nochmal.

Spielfrei: SSV Reutlingen 05

Bild: dougtone/flickr.com

Über den Autor: esleben

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FC Zestafoni: Die georgische Provinz in Europa

Unser Korrespondenten-Netz erstreckt sich auch in Zeiten von „online“ über den ganzen Erdball. Diesmal berichtet Gastautor BizDanIshVili aus Georgien:

Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Und da für mich der Besuch eines Euro-League-Qualispiels des sagenumwobenen FC Zestafoni in Tifils eine solch ungewöhnliche Situation darstellt und es dazu noch ein ziemlich außergewöhnliches Spiel werden sollte, lass ich mich (der sonst ausschließlich per Brieftaube mit der Außenwelt kommuniziert) hiermit auch mal zu einem Blogbeitrag hinreißen.

Der FC Zestafoni ist in der vergangenen Saison erstmals georgischer Meister geworden – keine ganz schlechte Leistung für ein Kaff mit 26.000 Einwohnern in der Nähe von Kutaisi, das selbst dem Lonely Planet keine Erwähnung Wert ist. Allerdings sieht man sich offensichtlich nach der Meisterschaft selbst nicht (mehr) als Underdog und war aufgrund des denkbar knappen Scheiterns in Champions-League-Quali gegen Sturm Graz (1:1; 0:1) so enttäuscht, dass der Meistertrainer kurzerhand das Handtuch warf. Die Qualifikation für die Euro League-Gruppenphase wurde also ohne Trainer angegangen.

Das Spiel wurde, vermutlich aufgrund von UEFA-Regularien, im Boris-Paitschadse-Stadion des georgischen Rekordmeisters Dinamo Tiflis ausgetragen. Eine riesige Sowjet-Betonschüssel aus den Siebzigern (hieß damals natürlich Wladimir-Iljitsch-Lenin-Stadion), das von außen nach mehr als 55.000 Plätzen aussieht. Das Zentral-Stadion Zestafoni mit seinen 8.000 Plätzen wird dagegen wahrscheinlich kaum für europäische Wettbewerbe zugelassen sein. Und da man sich in Georgien vor allem für Rugby interessiert, muss man sich auch für Spiele in europäischen Wettbewerben nicht frühzeitig um Karten kümmern. Und so kamen wir zehn Minuten vor Anpfiff am Stadion an, um uns Karten zu besorgen. Glücklicherweise war ich in Begleitung von Menschen mit Lokalkompetenz unterwegs, denn die Verkaufsstellen – winzige Löcher in der Stadionwand, die von anstehenden Menschen verdeckt wurden – hätte ich niemals gefunden. Die Karten für 5 Lari (etwa 2 Euro) mussten in dieser georgischen Schlange, die eher als Rudel mit Faustrecht zu bezeichnen ist, allerdings auch erst mal erkämpft werden. Pünktlich zum Anpfiff betraten wir aber dennoch das ehemals drittgrößte Stadion der Sowjetunion, um uns ein Bild von der Konkurrenzfähigkeit des georgischen Fussballs zu machen.

Gegner des FC Zestafoni war/ist der glorreiche FC Brügge, aktueller Tabellenführer der belgischen „Jupiter League“ und 13-facher belgischer Meister, dem die Region noch aus der vorherigen Runde bekannt ist. Da setzte man sich nämlich gegen den FK Karabakh Agdam aus Aserbaidschan durch (4:1; 0:1). Auf der einen Seite also ein westeuropäischer Traditionsclub (Gründung 1891), der in den Siebzigern sowohl im UEFA-Cup als auch im Pokal der Landesmeister das Finale erreichte und in den 2000er Jahren immerhin schon dreimal in der Champions League gespielt hat. Und auf der anderen Seite ein 2004 auf von dem Besitzer des Stahlwerks Zestafoni gegründete georgische Provinzclub, der ohne seinen besten Spieler antrat. Denn die Mannschaft von Zestafoni hatte Buba Daushvili nach Bekanntwerden seines bevorstehenden Wechsels nach Lemberg sofort aus der Mannschaft geworfen, obwohl er noch bis Saisonende für Zestofoni hätte spielen können. Über die Frage, wem in diesem Duell die Favoritenrolle zukam, muss man daher wohl nicht lange diskutieren.

Und exakt so begann das Spiel auch. Es war hinsichtlich taktischer Disziplin und technischen Fähigkeiten doch ein deutlicher Unterschied zwischen den Teams auszumachen, der nach einer kurzen Abtastphase zu einer Reihe sehr guter Torchancen für den FC Brügge führte. Beim FC Zestafoni konnte man die Abwesenheit eines Trainers deutlich spüren, z.B. wenn sich etwa Spieler der Mannschaft nach einem Fehlpass lieber gegenseitig die Meinung sagten, als den nun ballführenden Spieler des Gegners zu attackieren. Kurz: die Führung für den FC Brügge schien eine Frage der Zeit und kam dann auch in Form eines Doppelschlags in der 27. und 31. Minute. Der nigerianische Nationalstürmer Joseph Akpala (15) – auch sonst überragender Mann auf dem Platz – erzielte den ersten Treffer und der isrealische Neuzugang Lior Rafaelov (8) legte wenig später nach.

Die bislang mäßige Stimmung im mäßig gefüllten Stadion kippte nun vollends. Bereits zuvor hatte man gemerkt, dass nur wenige wirkliche Anhänger des FC Zestaponi den Weg nach Tiflis auf sich genommen hatten und die meisten Zuschauer eher des Spektakels wegen gekommen waren. Sofort nach dem 0:2 wurde das durch laute „Dinamo, Dinamo“-Rufe deutlich. Der Provinzclub wurde von den Haupstädtern jetzt nur noch belächelt. Die Spieler antworteten mit teils aberwitzigen Fehlpässen, vom Publikum mit höhnischem Applaus quittiert. Nach einem besonders miesen Spielzug des FC Zestaponi verließ die komplette Reihe vor uns, aufgrund einer wohl ausgiebigen nullten Halbzeit wankend und schimpfend, das Stadion (im Stadion gibt es keinen Alkohol, was von einem Großteil des Publikums offensichtlich durch intensives Vorglühen kompensiert wurde).

Diese Atmosphäre führte dazu, dass niemand – inklusive der Spieler beider Mannschaften – den FC Zestafoni noch ernst nahm und so vertändelte der FC Brügge noch vor der Pause eine Reihe von Torchancen, die für ein 5:0 oder 6:0 zur Pause ausgereicht hätten. Dementsprechend fielen dann auch unsere Halbzeitprognosen des Endergebnisses aus: sie reichten von 4:1 bis 5:0 für den FC Brügge.

Als wären sie fest entschlossen, unsere Prognosen zu bestätigen, spielten die jetzt komplett lustlos wirkenden Spieler von Zestafoni den Anstoß zur zweiten Halbzeit gleich mal direkt zum gegnerischen Torwart. Allerdings erst im zweiten Versuch. Dann wie auch schon beim Anstoß nach dem 0:2 wurde dieser erstmal falsch ausgeführt, wie auch diverse Einwürfe von Zestafoni abgepfiffen werden mussten. Weiterhin gab also Brügge den Ton an, weiterhin vergaben sie hundertprozentige Torchancen auf teilweise lächerliche Art und Weise. Das Spielt hatte nun den Charakter einer Katerkicks am Sonntag im Park. Besonders deutlich wurde das am Kapitän des FC Zestafoni, Tornike Aptsiauri, dem man einen leichten Hang zur Selbstdarstellung nachsagen kann. Die Nummer 55 auf dem Rücken, hielt sich dieser technisch mit Abstand beste Spieler der Georgier an keinerlei taktische Vorgaben (gab es aufgrund der Abwesenheit des Trainers ja vermutlich auch nicht): er wechselte die Seiten nach Lust und Laune (immer riesige Lücken hinterlassend) und spielte ausschließlich mit Außenrist und Hacke.

So plätscherte das Spiel unaufgeregt und unattraktiv vor sich hin und die Zuschauer konzentrierten sich auf das Kauen von Sonnenblumenkernen oder auf ihre Planungen für die dritte Halbzeit – bis zur 59. Minute. Da führte ein erstaunlich durchdachter und gut ausgespielter Spielzug zum 1:2 Anschlusstreffer durch Zestafoni-Stürmer Gelashvili (9). Plötzlich doch ein Hauch von Stimmung und Hoffnung im Stadion, doch so recht traute noch niemand dem Ganzen. Gelashvili feierte sein Tor komplett ohne die Mannschaftskameraden und auch die Zuschauer waren eher ungläubig als euphorisiert – zu deutlich war der Klassenunterschied bislang gewesen. Aber den FC Brügge schien das Tor etwas aus der Bahn zu werfen und so spielte plötzlich nur noch der FC Zestafoni. Insbesondere Kapitän Aptsiauri (55) und der mit Abstand schlechteste Mann der ersten Halbzeit, Shota Grigalashvili (13), leiteten nun aus dem Mittelfeld einige gut aussehende Angriffe ein. Und einer dieser Angriffe führte dann in der 65. Minute zum Ausgleich, der ein Fall für das Tor des Monats wäre, wenn dieses Spiel denn jemand in Deutschland gesehen hätte. Der bislang nur in Sachen Hauptbehaarung, Gestik und Eigensinnigkeit an Arjen Robben erinnernde Djaba Dvali (11) wurde am Sechzehner schön angespielt und hielt aus der Drehung aus 20 Metern einfach drauf. Dabei gelang ihm ein wahnsinniges Geschoss, das am rechten Innenpfosten landete und von dort im Tor. Der belgische Torwart konnte nicht mal zucken.

Das Stadion schien plötzlich zu platzen. Binnen Sekunden wurden die gelangweiltesten Dinamo-Anhänger zu glühenden Zestafoni-Fans und im Stadion kam jetzt eine wirklich euphorisch-aggressive Stimmung auf. Und der FC Zestafoni ließ sich davon nach vorne peitschen und spielte zielstrebige und präzise Angriffe, die kein Zeitzeuge der ersten Halbzeit je für möglich gehalten hätte. Gute Einwechslungen belebten das Spiel zusätzlich, vor allem der junge Alex Benashvili (7) leitete über die rechte Seite viele Angriffe ein und schlug ziemlich gefährliche Flanken.

Mitten in diese Drangphase schlich sich aber eine völlig unnötige Disziplinlosigkeit in Form eines absichtlichen Handspiels, das zu einem Freistoß für Brügge aus gefährlicher Distanz führte. Und wie es so oft ist, resultierte aus der Freistoßflanke ein Gewühl im Strafraum, aus dem Carl Hoefkens in der 73. Minute das 2:3 für Brügge erzielte. Auf das gesamte Spiel gesehen, bis dahin vielleicht noch ein gerechter Zwischenstand, aber in dieser Phase völlig unverdient. Dementsprechend ernüchtert war das zuvor lärmende Publikum und es wurde kurz vollkommen still. Dann aber war die Reaktion vollkommen anders als nach dem letzten Tor: anstatt sich mit „Dinamo, Dinamo“-Rufen vom georgischen Team zu distanzieren, wurde es jetzt weiter angefeuert: „Zestafoni, Zestafoni!“. Das Team hatte sich die Unterstützung des Publikums mittlerweile verdient.

Und dementsprechend spielte es auch nach dem Gegentor weiter wie zuvor und kam zu etlichen guten Torchancen. Eine davon führte dann zehn Minuten später zum mittlerweile verdienten Ausgleich. Kapitän Aptsiauri (55) flankte von rechts scharf vor das Tor, Torjäger Gelashvili (9) nahm den Ball gut runter und erzielte per Flachschuss aus der Drehung das 3:3. Danach blieben mit Nachspielzeit noch etwa zehn Minuten, die weiterhin vor allem Zestafoni bestimmte und auf den Siegtreffer drängte. Das führte aufgrund der teilweise undisziplinierten Defensivarbeit zu dem einen oder anderen Konter der Belgier, aber Torwart Kvaskhvadze (89) musste nur einmal parieren. Zestofoni konnte noch einige gefährliche Flanken in Richtung Brügger Tor schlagen und hätte mit etwas Glück den Siegtreffer erzielen können, aber am Ende blieb es beim gerechten 3:3 nach zwei vollkommen unterschiedlichen Halbzeiten.

So würde dem FC Zestafoni nächste Woche ein 1:0-Sieg in Brügge zur sensationellen Qualifikation für die Gruppenphase der Europe League reichen, den ich der Mannschaft von Herzen gönnen würde. Allein mir fehlt der Glaube…

Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Ihr werdet nie Deutscher Meister!

Dimitri hat es ja bereits geahnt, jetzt aber kommt die Bestätigung von ganz Oben: Wenn jemand diese Saison garantiert nicht Deutscher Meister wird, dann ist das Borussia Dortmund. Jeder Mensch weiß, dass jegliches menschliche Streben sinnlos ist, wenn die Sterne nicht stimmen.

Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Chile: Der WM-Auftakt – heute live –

Flagge ChileHeute greifen La Roja ins Turnier ein.
Ab 13:15 Uhr wird hier bei den Fünf Freunden der emotionale, subjektive Liveticker zu finden sein.

Für die angekündigte ausführliche Vorstellung des Teams hat die Zeit des Autors mal wieder nicht gereicht. Hier also eine Kurzvorstellung und die Vorschau aufs Spiel.

Über den Autor: Papa la Papp

Steht mit seinem Humor meistens abseits und mag den VfL Bochum und Chile. Stadionbesuche sind jedoch eher selten, da das seine Schwiegereltern nicht erlauben.