Die Bundesliga der Regionen

Ich bin ein Landei, 17.000 Einwohner zählt der „Flegga“, in dem ich aufgewachsen bin, dessen Trikot ich getragen haben und den ich nach dem Abitur sehr schnell verlassen habe. Richtung große, weite Welt, die, wie es aussieht, dann doch in Düsseldorf endet. Trotzdem würde ich mich in einer Bundesliga ohne Millionen- und andere Großstädte etwas fremd fühlen. Zumindest hypothetisch ist es derzeit ja möglich, dass in der nächsten Saison nur noch München, die bayrische Landeshauptstadt, das Millionendorf mit Herz, in der Bundesliga vertreten ist.

Während sich Köln, Berlin und Hamburg in der zweiten Liga beweisen müssten, würden in der ersten Liga Knaller wie Fürth gegen Augsburg, Freiburg gegen Lautern oder Wolfsburg gegen Hoffenheim anstehen. Rein hypothetisch, versteht sich! Eine Liga voller Regionalligameister also, die – wie der gemeine Großstadtfan gerne behauptet – keine Gästefans mitbringen? Nun ja, dass in der Bundesliga immer mal wieder Teams aus ländlichen Regionen auftauchen ist nicht erst seit Hoffenheim ein Thema. Und wurde vorher auch noch nie so negativ gesehen, wie im Falle der Sinsheimer.

Kondome fürs Saarland

„In der Tat“, ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, Hoffenhein ist mit etwas mehr als 3000 Einwohnern der kleinste Ort, der seit Einführung der Bundesliga in der höchsten deutschen Spielklasse gewirkt hat. Aber vielleicht kann sich der ein oder andere noch an Unterhaching erinnern? Ja! Dann vielleicht auch an den FC Homburg? Das waren die mit der verbotenen Kondomwerbung auf den Trikots. Borussia Neunkirchen? Oder der SSV Ulm? Wattenscheid 09?

Alles Vereine, die mit eher wenig Erfolg in der Bundesliga gespielt haben und sich meist nach einem oder zwei Jahren Zugehörigkeit zum „Oberhaus“ (Kicker) wieder dahin verzogen haben, wo sie nach Meinung der Fußballtraditionalisten auch hingehören: ins „Unterhaus“ (ebd.). Insofern sollte man die Spielvereinigung Greuther Fürth GmbH Co. KGaA herzlich in der ersten Bundesliga begrüßen. Den Preis für den beknacktesten Stadionnamen der Liga können sie ja dann in den beiden „Derbys“ gegen Nürnberg auskungeln: Trolli-Arena gegen Easy Credit Stadion, was soll da noch kommen? Höchstens noch das Duell Glücksgas gegen Ruhrpower…

Bonus:

Die provinziellste Bundesliga aller Zeiten, die es so nie gegeben hat:
(Nach aufsteigender Einwohnerzahl geordnet)

  1. Hoffenheim: 3.263
  2. Krefeld-Uerdingen: 18.728
  3. Unterhaching: 22.774
  4. Hamburg-St.Pauli: 23.590
  5. Gelsenkirchen-Schalke: 23.934
  6. Homburg: 43.808
  7. Neunkirchen: 47.398
  8. Wattenscheid: 74.573
  9. Kaiserslautern: 99.184
  10. Cottbus: 102.091
  11. Offenbach: 120.4365
  12. Wolfsburg: 121.451
  13. Ulm: 122.801
  14. Darmstadt: 144.402
  15. Leverkusen: 160.772
  16. Saarbrücken: 175.741
  17. Mainz: 199.237
  18. Rostock: 202.735

Übrigens: Fürth wird sich hier mit 114.628 Einwohnern auf dem 10 Platz einreihen, und damit Rostock aus der Liga drängen.

Daten: wikipedia.org

Foto: weidegruen/flickr.com

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+