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Freiheit für Hoffenheim

Verfahren eingestellt, Unschuld bewiesen. „Viel Lärm um Nichts“ um Shakespeare zu bemühen, nur ein „Altherren-Streich“? Fest steht, die Staatsanwaltschaft Heidelberg hat die „Schallaffäre“ und damit das Verfahren wegen Körperverletzung eingestellt. Fünf Zeilen war der Presseabteilung der Heidelberger Staatsanwaltschaft die Erkenntnis wert, dass ein Lärmgutachten zweifelsfrei festgestellt hätte, dass durch die Schallkanone des Hoffenheimer Stadionhausmeisters zu keiner Zeit Gefahr für Leib und Leben bestanden hätte. Erreiche sie doch maximal einen Pegel von 90 Dezibel, in einem Stadion herrschten aber normalerweise mehr als 100 Dezibel. Das Verfahren sei deshalb wegen „erwiesener Unschuld“ einzustellen. Fünf Zeilen, die leider noch nicht ihren weg ins Internet und auf die Seiten des Staatsanwaltschaft gefunden haben.

Guantanamo in Hoffenheim

Soweit die rechtsstaatliche Abwicklung der „Schallaffäre“, die wohl stärker am Hoffenheimer Selbstverständnis genagt hat, als man öffentlich zugeben mag. Stellvertretend dafür sei ein Artikel des Lokaljournalisten Wolfgang Brück von der Rhein-Neckar-Zeitung zitiert, in dem auch einige der Hoffenheimer Verantwortlichen zu Wort kommen, in erster Linie aber Herr Brück seinem Unmut gegenüber all denen los werden muss, die Hoffenheim angeblich in Misskredit gebracht haben. Brück behauptet, ich zitiere, „Hoffenheim wurde in die Nähe von Guantanamo gebracht, als autoritäres System dargestellt, das mit folterähnlichen Methoden Andersdenkende zum Schweigen bringen will“. Besonders im Visier des Herrn Brück: die Kollegen vom Berliner Tagesspiegel, die im Rhein-Neckar-Raum eh als Personae non grata behandelt werden und wegen unliebsamer Äußerungen kurzzeitig mit einem Boykott belegt wurden: „Noch vor kurzem schrieb der Berliner Tagesspiegel von „krimineller Energie“ und nannte als mögliche Bestrafung den Zwangabsteig aus der Bundesliga“. Das ist natürlich aus dem Zusammenhang gerissen, wie ein kurzer Blick in den betreffenden Artikel zeigt:

 „Der FC St. Pauli wurde zum Beispiel in der vergangenen Saison wegen eines Becherwurfs eines Einzelnen mit einer Platzsperre belegt. Was müsste also nach einem vernünftigen Maß den Hoffenheimern drohen, die in ihrem Stadion weitaus mehr kriminelle Energie beherbergten als nur einen Becherwerfer, der sich spontan und einmalig zu einer Dummheit hinreißen ließ? Zwangsabstieg?“

 

„Eine Art Notwehr“

Auch wenn sich Dietmar Hopp in Brücks Artikel erleichtert zeigt und hofft, dass die Einstellung des Verfahrens eine Lehre für diejenigen sei, die Hoffenheim vorschnell verurteilt hätten, bleiben doch einige Fragen offen. Wohl kaum die nach der Bestrafung durch den DFB. Der wird die Vorlage der Staatsanwaltschaft wohl dazu nutzen, das Verfahren in der Winterpause geräuschlos gegen Zahlung einer geringen Geldbuße einzustellen. Genauso wie es die TSG Hoffenheim in Person von Ernst Tanner ja selbst vorgeschlagen hat. Moralisch bleibt die gesamte Affäre fragwürdig. Wenigstens soll arbeitsrechtlich gegen den Hausmeister vorgegangen werden, trotzdem versucht man bei Hoffenheim den Vorfall weiter zu bagatellisieren: „Der Geschäftsführer versicherte nochmals, dass die Führungsebene nicht informiert gewesen sein, dass es sich um eine „Art Notwehr“ des Hausmeisters gehandelt habe, der sehr unter den Pöbeleien gegen Hopp gelitten habe.“ Der Arme, hoffen wir das allerbeste für ihn und ein schnelles Ende seines Leidens.

Alle kursiven Zitate aus „Viel Lärm um Nichts“ (Link expired)aus der Rhein-Neckar-Zeitung

Bild: jan_krutisch/flickr.com

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Keiner mag Wolfsburg

Keiner mag Wolfsburg! Das sagen nicht nur wir, die wir dem erratischen Treiben des Herrn Magath und seinem fahrlässigen Umgang mit Geld naturgemäß skeptisch eingestellt sind, das sagt auch die Statistik. Nicht irgendeine Statistik, sondern die der Zuschauerzahlen beim Pay-TV-Sender Sky. Dort wollen laut Meedia gerade einmal 20.000 Zuschauer im Schnitt ein Spiel mit Wolfsburger Beteiligung sehen, wenn der Gegner nicht Bayern München heißt.

Damit liegt Wolfsburg sogar hinter Augsburg und Leverkusen. VW Wolfsburg kann sich aber damit trösten, dass die „Fuggerstädter“ und die „Werkself“ noch weniger Menschen sehen möchten als den VfL Wolfsburg, wenn die beiden Genannten samstags um 15:30 Uhr antreten müssen. Deshalb kommt Leverkusen, dank internationaler Spiele und vielen Sonntagsterminen in der Gesamtzuschauertabelle doch noch auf einen respektablen fünften Platz.

Für Wolfsburg bleibt da nur der Abstiegskampf, momentan liegt man knapp vor der TSG aus Hoffenheim, die in dieser Saison nicht mehr als 110.000 Leute im Schnitt live spielen sehen wollten, und dem SC Freiburg, der auf einen ähnlich traurigen Wert kommt. Legt man die Zuschauertabelle neben das Ergebnis der Zuschauer bei Sky ergibt sich ein ähnliches Bild. Auch im eigenen Stadion ziehen Freiburg, Wolfsburg, offenheim und Leverkusen die wenigsten Zuschauer. Sogar Augsburg und Mainz liegen da vor dem Champions League-Teilnehmer. (Ich weiß, dass das eine unzulässige Verkürzung ist, mach’s aber trotzdem…)

Als durchaus sensationell darf man die Platzierung von Hannover 96 in der Statistik von Meedia bezeichnen. Bei der Gesamtzuschauerzahl rangieren die „Roten“ auf dem vierten Platz, profitieren dabei aber ebenfalls davon, dass sie bisher erst sieben Mal Samstagnachmittags antreten mussten, Leverkusen kommt hier gerade mal auf fünf Spiele. Interessant wäre es jetzt zu erfahren, wie viele Leute die Partien zwischen Freiburg und Wolfsburg am 10.02. um 20:30 verfolgen werden. Oder beim Zuschauer-Abstiegsduell Freiburg Hoffenheim am 14.04. Ich fürchte, das Ergebnis kann nur eines sein: Quote nicht meßbar…

Quelle: meedia.de

Bild: thecrypt/flickr.com (CC BY-SA 2.0)

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Hoffenheim? Kein Kommentar!

Angeblich war es der große Skandal der im August noch jungen Saison. Bei vier Heimspielen der TSG Hoffenheim beschallten ein Stadion-Hausmeister und sein Komplize den Fanblock der Gästefans mit einer Schallkanone. Seitdem ermittelt der DFB und die Staatsanwaltschaft.

Während die Mühlen der Justiz bekanntlich langsam mahlen, ist man beim DFB normalerweise schnell bei der Hand mit einer Bestrafung. Kleines Beispiel gefällig? Dynamo Dresden spielte am 25.10. im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund, die harte Strafe folgte vier Wochen später: Ausschluss aus dem DFB-Pokal in der nächsten Saison. Fans des HSV brannten im September beim Auswärtsspiel in Bremen Bengalos ab, und benahmen sich Ende Oktober beim Pokal-Spiel gegen Eintracht Trier „daneben“, gestern wurde der Verein zu einer 7000 Euro hohen Geldstrafe verurteilt, wegen „fortgesetzten unsportlichen Verhaltens“. Das Thema Hoffenheim wird dagegen weiterhin beim DFB verhandelt, die Presse hat das Interesse an dem Fall längst verloren.

Man muss sich bei Google schon auf die vierte Seite der News klicken, um einen Artikel zu finden, der die berechtigte Frage stellt, wann der DFB in der „Causa Hoffenheim“ denn ein Urteil zu sprechen gedenke. Der kurze Artikel (Danke an Trainer Baade für den Hinweis) stammt vom 19. November und ist im Tagesspiegel erschienen. Autor Benjamin Apitius ruft darin noch einmal das Motiv für den Einsatz der Schallkanone ins Gedächtnis: Rache. Rache wird im StGB als niederer Beweggrund angesehen: „Wer einen Menschen aus niedrigen Beweggründen heraus tötet, ist als Mörder – und nicht nur als Totschläger – zu bestrafen.“ (Wikipedia). Aus Rache wurde also die mögliche Verletzung von Auswärtsfans in gleich vier Begegnungen in Kauf genommen, man könnte also sowohl von einem geplanten Vorgehenm wie von einem Widerholungstäter sprechen, der seine Taten mit einer hohen kriminellen Energie ausführte und zumindest über Mittelsmänner in höheren Spähren des Vereins verfügen musste, denn zu übersehen war die Kanone nicht:

„(…) bei einer Größe von 1,30 Meter, auf einen rollbaren Untersatz geschraubt und mit 60 Kabeln an das Stromnetz des Stadions angeschlossen.“ (Hervorhebung von mir)

In meiner Rechtsauffassung sind dies alles Gründe, bei denen die Öffentlichkeit ein berechtigtes Interesse daran hat, dass zügig ein Urteil gefällt wird und eine angemessen hohe Strafe gegen Hoffenheim ausgesprochen wird. Doch was passiert beim DFB:

„Aus der DFB-Zentrale werden Telefonanrufe zu diesem Thema freundlich abgewehrt, bitte schreiben Sie doch eine E-Mail, heißt es von dort. Und auf eine E-Mail hin erhält man die Antwort: Kein Kommentar während eines laufenden Verfahrens! Aber was hat die TSG als Strafe zu erwarten? – Kein Kommentar!“

Und weiter:

„Zumindest scheint das Verhältnis zwischen Verband und Verein von den laufenden Untersuchungen nicht belastet zu sein. Denn erst vor ein paar Wochen wurde bekannt gegeben, dass die deutsche Nationalmannschaft ihre EM-Vorbereitung in einem südfranzösischen Hotel absolvieren wird, das Dietmar Hopp gehört. Hätte man nicht erst zu einem Urteil kommen sollen, bevor man wieder gemeinsam Geschäfte macht? – Kein Kommentar!“

Gleiches Recht für alle gilt offenbar nicht, wenn es um die Gerichtsbarkeit des DFB geht. Weder was die Verfahrensdauer angeht, noch das Strafmaß. Es scheint dem DFB noch nicht einmal merkwürdig vorzukommen, mit dem Repräsentanten eines Vereins Geschäfte zu machen, gegen den noch ein laufendes Verfahren anhängig ist. Man stelle sich nur einmal vor, ein Staatsanwalt würde ähnlich verfahren, seine Karriere wäre am Ende. Das letzte bisschen Glaubwürdigkeit hat sich der DFB spätestens mit dieser Posse verspielt, wer mehr über die Verstrickungen von DFB und Hoffenheim erfahren möchte, dem sei press-schlag.de empfohlen.

Zitate aus „Lange nichts gehört„, erschienen am 19.11. im Tagesspiegel

Foto: cosmonautirussi/flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Über den Autor: esleben

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„Die Champions League war nie unser Ziel“

War die TSG Hoffenheim von Achtzehnhundertneunundneunzig vor einem Jahr noch der Deutschen liebsters Drecksclub Fußballkind (Stichworte: frech aufspielen, frischer Wind, Systemfußball), ging es in den letzten Wochen hoch her in Hoffenheim/Mannheim/Sinsheim. Das Ganze ging sogar soweit, dass Ralf Rangnick bei mir Sympathien sammeln konnte. Bisher dachte ich eigentlich, dass vorher die Hölle zufröre.

Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Acht Thesen zum Rückrundenstart

Endlich ist es wieder soweit.  Das Dschungelcamp beginnt! Ne, im Ernst, nach knapp vier Wochen Winterpause startet heute die Bundesliga-Rückrunde. Und das gleich mit einem Knallerspiel…

Über den Autor: Buxe

Macht in Unterhosen und Lotto. Kunstverständiger Lebemann, der seinem Verein Schalke 04 in unerschütterlicher Hassliebe verbunden ist. Wurstvegetarier und Minigolfgott in Personalunion.

Hoffenheim zum Anfassen

91 Minuten Hardcore, echte Gefühle. Es ist das Kinohighlight des Jahres 2011, der Film nach dem sich halb Fußballdeutschland – Quatsch – ganz Fußballdeutschland die Finger leckt: Die herzergreifende Geschichte über ein Dorf mit 3263 Einwohnern, das plötzlich von der Champions League träumen darf.

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Krisensimulation

Lippenbekenntnis„Wir ham die Schnauze voll!“ – Ein wütendes Publikum auf dem Zaun, eine Mannschaft auf dem Rasen, die sich mit „Scheiß-Millionäre“-Rufen schulbublike untern Senkel stellen lassen muss. Die anschließende, obligatorische Blockade des abfahrbereiten Mannschaftsbusses kann der Trainer im Dialog mit den Fans nach einer Stunde auflösen. Bundesliga-Alltag, wenn es in einem Team nicht läuft und man in der Rückrunde gerade einmal acht Punkte eingefahren hat, und damit lediglich den SC Freiburg in der „Rückrundentabelle“ hinter sich lassen kann? Nein, denn die Szenen haben sich nicht in Bochum, Nürnberg oder Berlin zugetragen, sondern im millionensubventionierten Fußball-Biotop Hoffenheim. Und sie lassen tief blicken.

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Zitat des Tages (XIV)

Ralf Rangnick hat sich mal wieder zu Wort gemeldet. Und obwohl das Hoffenheim-Thema im vorigen Artikel schon ausführlich diskutiert wurde, denke ich, dass die Wortmeldung des „Professors“ etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hat, als nur so nebenbei in einem Artikel-Kommentar erwähnt zu werden. Es geht also wieder mal um Hoffenheim. Und fast immer wenn es um Hoffenheim geht, geht es auch um Dietmar Hopp. Und jetzt darf man drei Mal raten, zu welchem speziellen Hopp-Thema Ralf Rangnick seinen Senf dazugeben musste.

Über den Autor: Guru von der Kreuzeiche

Leidensbereiter sowie leiderprobter SSV-Reutlingen-Fan und Unsympath. Empfindet die Bezeichnung “Unglaublicher Demagoge” als Kompliment. Trinkt was Schnäpse angeht nur klar.

Hen´ihr au´Badschläpper? (V)

Das trägt der Hofenheimer um den HalsPlatz eins in der Liga, mit 24 27 Toren den besten Sturm und mit Vedad Ibisevic den treffsichersten Stürmer der Liga. Man muss sich wohl langsam daran gewöhnen, dass der Aufstieg von Hoffenheim noch schneller geht als von manchen gehofft oder befürchtet. Bald hat der Dorfverein“ (Selbsteinschätzung) auch noch ein erstligareifes Stadion zur Verfügung. „Läuft!“ und „Schämbiens League wir kommen!“ Aber: wie siehts eigentlich mit der Möglichkeit aus, sich das Dach blau-weiß eindecken zu lassen, seine letzte Ruhe auf dem Hoffenheimer Friedhof zu finden und sonntags nur noch in einem Pärchen Badschläpper vor die Tür zu treten, auf dem stolz eine 18 und eine 99 prangen?

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