Zitat des Tages (I)

Aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung:

Pfiffe vom eigenen Publikum sind sicher nicht angenehm. Aber ich habe mir beim USA-Spiel einmal erlaubt, auf die Tribüne zu schauen. Die Leute steckten mit einem Lächeln die beiden Finger in den Mund. Wir haben es mit einem neuen Phänomen zu tun. Fußball ist für manche Leute nur noch der Anlass, sich selbst zu feiern. Das muss ich als Trainer zur Kenntnis nehmen.

Jakob „Köbi“ Kuhn, Nationaltrainer der Schweiz, auf die Frage, wie er mit den Pfiffen der Fans umgeht, die es nach den Niederlagen der „Nati“ gegen die USA und Nigeria gab. Das komplette Interview gibts hier oder weitaus günstiger heute an der Trinkhalle.

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

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33 comments
  1. Sorry, aber eine Nationalmannschaft, die noch immer einen Markus Weissenberger oder einen Stefan Lexa beruft bzw. berufen muss, weil es sonst keine besseren gibt, gehört halt von der ersten Minute an gnadenlos ausgepfiffen oder besser noch direkt aufgelöst.

  2. Mag sein, aber was hat das mit der Schweiz zu tun?

  3. Was willst du eigentlich mit dem Zitat für eine Diskussion anstoßen?
    Willst du damit sagen, dass Kuhn die Pfiffe absolut lächerlich interpretiert?

  4. Nein, ich finde aber, dass in dem Satz:

    Wir haben es mit einem neuen Phänomen zu tun. Fußball ist für manche Leute nur noch der Anlass, sich selbst zu feiern.

    eine Menge Wahrheit steckt, über die man durchaus diskutieren könnte.

  5. @4: Auf jeden Fall. Ich habe schon länger das Gefühl, dass sich das Geschehen auf den Rängen immer mehr abkoppelt von den Geschehnissen auf dem Rasen. Das könnte auch an der zunehmenden Entfremdung zu den Spielern und Verantwortlichen liegen. Ich habe manchmal den Eindruck, die Stehplatzbesucher finden sich hauptsächlich auf Grund einer gemeinsamen Identität zusammen und nicht mehr, um die Mannschaft wirklich zu unterstützen. Und das meine ich ohne Vorwurf, sondern ist eben nur logische Folge einer Entwicklung.

  6. Das passt auch zu der Einstellung, mit der die Leute inzwischen zu Länderspielen gehen, die natürlich auch sehr teuer sind. Die Leuten haben dann die Einstellung, ich bezahle so viel, dann möchte ich auch ein gutes Spiel sehen. Am besten ein 4:3. Fußball ist für diese Leute doch nur noch Unterhaltung. Genau diese Haltung habe ich versucht mit dem Wort „Event-Fans“ zu bezeichnen.

  7. Ich finde, dass seine Aussage vor allem auf die Ultras zutrifft, die sich ganz gerne dafür feiern, dass sie als einzige Stimmung machen. Mit dem Geschehen auf dem Rasen hat ihre Anfeuerei aber nichts zu tun, stattdessen steht halt das Gemeinschaftserlebnis im Vordergrund. Von den Kaspern, die das ganze Spiel auf dem Zaun mit dem Rücken zum Spiel verbringen, mal ganz abgesehen.

  8. @7: Ich würde nicht so weit gehen, die als Kasper zu bezeichnen. Und natürlich empfinden sich die Ultras als elitärer Zirkel, was man aber auch wieder als Trotzreaktion auf Aussagen á la Kerner sehen kann.

    Ich glaube schon, dass diese Fans das Gegenteil der Event-Fans sind. Die lieben den Verein wirklich, aber die Liebe wird eben nicht mehr erwidert (siehe den Wurstfabrikanten). So würde ich mir diese „Wir sind uns im Block selbst genug“-Entwicklung erklären. Da stehen halt lauter Menschen im Block, die die Entwicklung des Sports, dem sie zusehen eigentlich widerlich finden. Das ist schon eine schizophrene Situation.

  9. @8: Das bringt es genau auf den Punkt.

  10. @2: Mein Denkfehler. Hatte das Zitat automatisch mit dem Ösi-Trainer in Verbindung gebracht…

  11. Ich war letztes Jahr gegen Irland, da war die Stimmung vorm Spiel gigantisch, während des Spiels wars ruhiger als bei ner Beerdigung. In Sachen Kosten. Ich fands relativ günstig. 15 Euro für nen Sitzplatz mit gutem Blick aufs Feld, dazu noch Studentenrabatt, das war fand ich fair.

  12. Ich vermute auch, dass es bei Länderspielen nochmal ne ganz andere Geschichte ist. Meine Aussagen bezogen sich natürlich auf Clubs.

  13. Aber über die Länderspiele kann man auch mal reden. Mir fällt nämlich das gleich auf wie Schneider3. Kaum gibt es eine deutsche Mannschaft, die über anderthalb Jahre schönen und erfolgreichen Fußball spielt, schon strafen sie die Zuschauer ab, wenn es mal in einzelnen Spielen nicht läuft. Ich finde da die Pfiffe irgendwie lächerlich.
    Wie hat Tante Käthe gesagt: Wenn sie Samstag-Abend-Unterhaltung wollen, dann sollen sie zu Wetten dass gehen.

  14. Naja, über Nationalmannschaften zu reden, dürfte aber viel schwieriger sein als bei den Clubs. Da funktioniert das zumindest europaweit ähnlich. Aber um beurteilen zu können, wieso bei der Schweizer Nationalmannschaft gepfiffen wird und ob das schneller passiert als woanders, müsste man sich da auch näher mit der Verhältnis Fans/ Nation(almannschaft) beschäftigen.

    Bei der deutschen Mannschaft kommen, glaube ich, zwei Dinge zusammen: Zum einen, dass die Leute halt jetzt nach dem Jahr erwarten, eigentlich jeden Gegner komplett wegzuhauen. Insbesondere ne kleine Nation.

    Und zum anderen ist es ja so, dass bei Spielen der deutschen Nationalmannschaft kaum noch Fußballfans im Stadion sind. Die Besucher sind fast hauptsächlich irgendwelche von Sponsoren geladenen Gäste oder eben Semi-Fans, die halt auch mal ein Spiel im Stadion sehen wollen.

  15. Ich glaube, über dieses Länderspielpublikum sollten wir kein Wort verlieren. Die verstehen den Völler-Satz gar nicht, weil die tatsächlich mit der Erwartung „Samstagabend-Unterhaltung“ ins Stadion gehen. Das ist eine ganz spezielle Form des Publikums. Ich gehe davon aus, dass davon nur ein Bruchteil auch Samstags mal ins Bundesligastadion geht, bzw. überhaupt einen Verein hat, mit dem er allwöchentlich mitfiebert/mitleidet.

  16. Ja, das stimmt wohl.
    Aber um noch einmal auf die „Kasper“ auf dem Zaun zurückkommen. Ich bin eigentlich recht zufrieden, wie das mit den deutschen Ultras abläuft. Normalerweise ist es friedlich und ich finde es manchmal nur recht und billig, sich vom fünften Grotten-Kick nacheinander abzuwenden und nur noch zu singen.

  17. Völlig ab vom Thema, aber der muss sein: Zitat Marco Engelhardt im Kicker:

    Vorne muss man auch mal einen reinmachen

    Na, der muss es ja wissen.

  18. Da hat er völlig recht. Frag die Krankenschwester aus Lautern.

  19. So, zurück zum Thema.

    @16: Ich meine aber auch zu bemerken, dass das mehr ist als nur ein Abwenden von dem Spiel da unten. Es ist halt mehr ein Abwenden von dem großen Ganzen. Ein Abwenden von Heidi Klum im Stadion. Ein Abwenden von Manpower als Sponsor. Sowas halt.Oder irre ich da?

  20. Kann sein. Diese Selbsfeierei der Fans, wie Kühn es ausdrückte, ist ja in der Bundesliga die vorletzte Option. Die letzte wäre Totalverweigerung. Aber dazu können sich dann (noch) nur die wenigsten durchringen. Aber Martin Kind tut ja alles, um das zu ändern.

  21. @20: Auf jeden Fall. In ein paar Jahren wird es meiner Meinung nach so sein, dass sehr viele Fans wegbleiben werden.

  22. Obwohl ich ja als BVB-Fan nicht so laut schreien darf gegen Kind und Co.! ;-)

  23. Ja, aber man darf nur hoffen, dass ihr eure Lektion gelernt habt.

  24. @22: Wieso? Wollt Ihr, dass Euer Verein von Investoren bestimmt werden darf? Ich glaube nicht, oder?

  25. Ich meinte, man darf sich als BVB-Anhänger nicht so echauffieren und schreien: In Hannover wird es ganz schlimm. In Dortmund ist es schon länger fast so schlimm. Es ist nun mal der erste Verein, der eine AG ist. Und um die Überschuldung zu verhindern, wurden alle Finanzierungsmöglichkeiten bis ins letzte ausgeschöpft. Wir hangen zwei Jahre am Tropf von einem Entscheidergremium bestehend aus Investoren. Wenn die den Daumen gesenkt hätten, würde ich heute schön zum Bezirksligakick BVB – Vorwärts Dorstfeld gehen können.

  26. @25: Mit dem entscheidenden Unterschied: Die Fremdaktionäre können nicht die Mehrheit am Verein übernehmen und genau das will Kind ja.

  27. Ja, eben. Trotzdem hat der BVB zumindest den Schlüssel zu der Tür bereitgestellt, die Kind nun aufstoßen möchte. Außerdem: Ob diese 49,9 %-Regel beim BVB nicht gekippt wird, darüber bin ich mir auch nicht so sicher.

  28. Na, die DFL muss sie ja kippen. Aber klar, das wird passieren. Die Kinds und Holzhäusers werden sich schon durchsetzen und dann gibts nur noch Werksmannschaften.

  29. Ja, eben, das sag ich doch. Dann kauf ich den BVB, nachdem ich jetzt im Lotto gewinne.

  30. Das ist wohl schlecht möglich, da ich gewinne. ;-)

  31. @29: Genau, mit 43 Mio hast Du ja erstmal den Restvertrag von Werner Wörns finanziert… ;-)

  32. Wörns spielt seine letzte Saison. Wenn der nicht 25 Saisonspiele macht, dann verlängert sich der Vertrag nicht. Langsam wird es eng für Werner.

    @30: Ich kann doch trotzdem gewinnen. Wird halt geteilt! ;-)

  33. @32: Die 25 Spiele wird er schon zusammenbekommen… ;-) Und dann ist der Vetrag bis 2018 verlängert…

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