Die etwas andere Diskriminierung

Sepp Blatter ist bekanntlich immer für eine Überraschung gut. So schossen dem sympathichen Schweizer und Mann von Welt schon diverse großartige Ideen zum Thema Fußball durch den Kopf. Das beeindruckende Gehirn des Geschäftsmannes bläst die Visionen quasi im Sekundentakt aus Mund und Nase und auch jetzt erreicht uns wieder ein Vorschlag seinerseits, der mich vor Verzückung jubellieren lässt.

Blatter möchte nämlich Fußballspiele, die in größerer Höhe als 2500 Metern ausgetragen werden, nicht mehr offiziell werten lassen. Dies bedeutet beispielsweise für die Fußballer Boliviens, dass sie ihre Länderspiele nicht mehr in ihrer Hauptstadt La Paz austragen dürfen. Begründet wird dies scheinheiligerweise mit einer Empfehlung der Medizinischen Kommission der FIFA. Die eigentliche Wahrheit wird erst danach kurz erwähnt: Die mächtigen Fußballnationen fürchten einen angeblichen Wettbewerbsnachteil. In der Tat ist diese Entscheidung ein weiterer Höhepunkt der Arroganz der Fußballmächtigen gegenüber vermeintlich unbeutenden FIFA-Mitgliedsverbänden.

Nun kann man über den bolivianischen Staatspräsidenten Morales vieles sagen und sicher nicht nur Gutes. Aber seine in der Online-FAZ sehr schön dokumentierte Protestaktion gegen diesen willkürlichen Erlaß der FIFA hat mich doch sehr erheitert.

Denn die Frage sei erlaubt: Was kommt als Nächstes? Wird Fußball in England verboten, da der häufige Regen die Frisur David Beckhams zerstöre, womit Einbußen beim Merchandising zu befürchten wären?

Auf Schnee darf grundsätzlich nicht mehr gespielt werden, denn Benny Lauth könnte sich beim Griff in das eisige Geläuf den Fingernagel brechen?

Hier wird eine geographische Besonderheit verschiedener Länder einfach unter fadenscheinigen Gründen für illegal erklärt, was eigentlich (endlich mal zu Recht) sämtliche Gutmenschen auf den Plan rufen müsste. Oder rege ich mich zu sehr darüber auf?

Über den Autor: Goldschuhe aus

Agent provocateur erster Güte. Ansonsten Misanthrop und Eintracht Frankfurt-Fan. Frisur: vorhanden.

Agent provocateur erster Güte. Ansonsten Misanthrop und Eintracht Frankfurt-Fan. Frisur: vorhanden.
13 comments
  1. Blatter ist einfach nur ekelhaft. Wie lange ist der Typ denn noch im Amt?

  2. Nein, ausnahmsweise ist deine Echauffage absolut angebracht. Meiner Meinung nach geht es dabei in Südamerika darum, Argentinien und Brasilien einen Freifahrtschein zu allen Weltmeisterschaften zu verpassen. Gerade Brasilien sah in der Höhe zuletzt nicht besonders gut aus. Und damit ja nicht passiert, was Nike sich wahrscheinlich vertraglich hat zusichern lassen, werden jetzt alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das zu verhindern.

  3. Wenn du einen anderen Blog zitierst bzw. verlinkst nicht vergessen einen Trackback zu setzen. habe ich jetzt mal gemacht.

  4. @2: Guter Punkt, habe ich noch gar nicht bedacht, wie sehr das Nike in die Karten spielt. Das unterstreicht die Brisanz nochmal ungemein.

    @3: Danke!

  5. da gibts nur eines zu sagen: fußballmafia FiFa! Die sind doch alle korrupter als jede afrikanische Behörde! es ist nicht nur nike von brasil sondern auch adidas von argentina, die da druck machen.

  6. Unfug was ihr da von euch lasst, Bashing aus Prinzip. Gegen die FIFA weils die FIFA ist, rassistisch und benachteiligend…

    Echt jetzt, das der Körper in 3500 Metern höhe anders reagiert sollte bekannt sein, grad für Leistungssportler die die Höhe net gewohnt sind (fast alle) kann das schon dazu führen das der ein oder andere umkiptt. net so schön *find*

    und ganz ehrlich: wieviele Stadien über 2500 metern gibt es? 4? 5? ihr macht so als hätten die südamerikanischen ländern (außer brasilien und argentinien) nur 1 stadion und das in den bergen. das man von den anderen nix hört weil die so schlecht sind, darauf kommt wieder keiner -.-

  7. Unabhängig davon, scheint die Aktion der Bolivianer was gebracht zu haben:

    spiegel.de: „Hamburg – Bolivien darf internationale Spiele wieder in der 3600 Meter hoch gelegenen Hauptstadt La Paz austragen. Das gab der Weltverband Fifa in einem von Präsident Joseph Blatter unterzeichneten Communiqué bekannt.
    m Mai hatte die Fifa Spiele ab einer Höhe von 2500 Metern verboten, diese Grenze aber nach Protesten der Anden-Staaten (mehr…) auf 3000 Meter angehoben. Nicht genug für Bolivien, um wieder in La Paz spielen zu dürfen, deshalb war Staatspräsident Evo Morales extra zum Fifa-Sitz nach Zürich gereist, um eine Ausnahmegenehmigung durchzusetzen. Diese wurde jetzt von den übrigen Mitgliedern des südamerikanischen Verbandes Conmebol einstimmig abgesegnet.“

    http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,494513,00.html

  8. @7: Das mag sein, dass der Körper anders reagiert. Dass es aber gesundheitlich schädlich sein soll, ist höchst umstritten. Schließlich nutzen europäische und amerikanische Sportler ja gerne „Höhentrainigslager“ zur Vorbereitung auf Wettkämpfe. Und wenn diese Länder eben Stadien haben, die weit oben liegen, gibt es für mich keinen überzeugenden und unabhängig belegten Grund dafür, es zu verbieten, außer sportlichen Ängsten.

    Die Tatsache, dass europäische Sportler es nicht gewohnt sind als Grund anzuführen, ist ja schon ein ziemlich kolonialistischer Ansatz. Afrikanische Fußballer sind es auch nicht gewohnt, im Schnee zu kicken. Genauso ist die sportliche Qualität der Länder ein komplett irrelevantes Argument.

  9. Außerdem ist es für die Bolivianer ja genaus so ungewohnt, auf niedrigeren Höhen zu spielen. Heimspiele werden einfach zu Hause ausgetragen, ich we߸ nicht, warum man da irgendeinen Unterschied machen sollte. Was hört man denn von den anderen Ländern nicht? Das ist doch völlig uninteressant, sollte man deshalb unterscheiden, welche Rechte sie bei der Austragung von Länderspielen haben?

  10. @7&9: Jedes europäische Land vergibt wichtige Länderspiele in Stadien, die einen echten Heimvorteil bringen: v.a. durch eine große Kulisse und eine enorme Stimmung. Damit wird der Gegner psychologisch benachteiligt.

    Und ob man nun als Heimmannschaft einen Gegner psychologisch und physiologisch versucht, zu zermatern, ist IMHO völlig egal.

    Anders läge es bei ernsthaften Gesundheitsverletzungen – aber wie Goldschuhe schon schrieb, ist dies nicht bewiesen. V.a. die Höhentrainingslager sprechen eher vom Gegenteil. Zudem könnte man dann auch analog argumentieren, dass die Gefahr bei großen Stadien größer ist, dass Spieler von Fans durch Wurfgeschosse etc. verletzt werden könnten. Dann müsste auch dort eine Norm her und man dürfte als Gastgeber nicht jedes x-beliebige Stadion nehmen, nur weil es 80.000 Mann Platz bietet.

    Ne, ne, ne, dieser „natürlichen“ Vorteil sollte den entsprechenden Ländern schon gelassen werden.

  11. @7: Den letzten Absatz, und da vor allem den letzten Satz, kapiere ich nicht.

    Zum Rest: Es gibt zwar kein Gesetz, dass die Ausnutzung des Heimvorteils vorschreibt, aber Verbote eben auch nicht. Und das ist auch gut so. Sonst muss Deutschland demnächst wohl noch gegen die Farör-Inseln in einem Bezirksligastadion antreten, weil die Farör-Spieler keinen schönen Rasenplatz und mehr als 800 Zuschauer gewohnt sind. ;-)

  12. @8: Jetzt hat die FiFa still und heimlich wieder die Sache geändert. Diese Gangster!
    http://www.sport1.de/de/apps/news/news-meldung/news_2056144.html

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