Kein Montagsspiel in Paderborn…

Kein Montagsspiel in Paderborn
Für jeden Fan eines Teams der zweiten Bundesliga stehen an den kommenden zwei Wochenenden die schönsten Spieltage an: Alle Spiele finden gleichzeitig zu fan- und familienfreundlichen Anstosszeiten statt. Kein Montagsspiel verzerrt die Tabelle und macht auswärts die Unterstützung des eigenen Teams für viele unmöglich. Was vermutlich die wenigsten wissen: In Paderborn ist jeder Spieltag ein Montagsspiel-freier Spieltag, denn: Per Gerichtsentscheid ist es untersagt, dass in der Paderborner „Arena“ nach 22 Uhr Veranstaltungen stattfinden können. Anwohner fühlten sich gestört durch den Lärm an und abfahrender Autos und die Gesänge der Fans. Das Wohl einiger ging den Richtern vor dem Wohl der vielen *hust* Fans des SC Paderborn. Bleibt die Frage: Ist die Paderborner Situation ein Einzelfall im bezahlten Fußball? Dürfen sich auch noch andere Standorte darüber freuen, Thomas Herrmann nie zum Montagsspiel in ihrem Stadion empfangen zu müssen? Eine Recherche.

… und anderswo

Es ist ein alter Hut, dass die Anzahl der Montagsspiele nicht über alle Mannschaften der zweiten Liga gleich verteilt ist. Ebenso die Tatsache, dass mit Fürth (sieben Spiel), Kaiserslautern (acht Spiele) und Köln (sechs Spiele) drei der vier Teams, die um den Aufstieg spielen, mit die meisten Montagsspiele absolviert haben. Quote ist eben King! Andererseits sind mit Cottbus (sechs Spiele), Dresden (vier Spiele), Bielefeld (zwei Spiele) und Bochum (vier Spiele) auch drei Teams darunter, die bis zuletzt gegen den Abstieg kämpfen. Nur einmal montags antreten mussten lediglich zwei Teams, der FSV Frankfurt und Erzgebirge Aue. Kein Montagsspiel absolvierten Paderborn, der KSC, Sandhausen und Aalen. Beim KSC dürfte es wohl der Tatsache geschuldet sein, dass der KSC gerade erst aus der dritten Liga wieder aufgestiegen ist, dass kein Spiel am Montagabend terminiert wurde. Die Kriterien für die Auswahl der Montagsspiele legt Sport1 in einem Zeitungsbericht der Pforzheimer Zeitung jedenfalls wie folgt dar:

„Bei den Wünschen spiele die Hauptrolle, dass die beiden Teams sich in einer möglichst interessanten Tabellenkonstellation befinden – beispielsweise im Auf-, oder Abstiegskampf. Weitere Kriterien seien die überregionale Popularität der Klubs sowie die Gegebenheiten und die Atmosphäre in den Stadien. Als Traditionsverein könnten zwar auch diese Punkte für den KSC sprechen. Doch „da die Paarungen im Sechs-Wochen-Rhythmus angesetzt werden, können sich zum Spieltag neue spannende Konstellationen ergeben“, erklärt (Sport1-Kommunikationschef) Röhrig“

Am Montag kommt kein Spiel

So weit, so einleuchtend, zumindest was das Beispiel Karlsruhe angeht. Aber zumindest auswärts hätte Paderborn als Aufstiegsaspirant ja durchaus mal am Montagabend antreten dürfen. Gelegenheiten hätte der Spielplan auch mit den sechs Wochen Vorlauf der DFL geboten. Jedoch: Seit dem Aufstieg in die zweite Liga war Paderborn genau zweimal in ein Montagsspiel involviert, 2009 Zuhause gegen Arminia Bielefeld, noch vor dem entsprechenden Gerichtsurteil, und 2012 in Hamburg gegen den FC St. Pauli. Doch wie steht es in Sandhausen oder Aalen? Von Lärmschutzbestimmungen, die einen Spielbetrieb nach 22 Uhr nicht zulassen, keine Spur. Trotzdem haben beide Vereine in den zwei Jahren ihrer Zugehörigkeit zur zweiten Liga noch kein einziges Montagsspiel absolviert – weder Zuhause, noch auswärts. Eindrucksvolle Zahlen zum Thema „Montagsspiel“ hat „Der Betze brennt“ zusammengetragen, die zeigen: Für die Fans der Auswärtsvereien ist jedes Montagsspiel eines zu viel, wenn es um den An- und Abreiseweg geht. In drei Jahren in der zweiten Liga mussten die Fans des 1.FC Kaiserslautern am Montag mehr als 13800 Kilometer zurück legen…

Foto: flickr.com/savv unter (CC BY-SA 2.0)

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben unter Google+
3 comments
  1. Naja, hier muss ich dann doch mal eine klar ökonomische Sichtweise einnehmen: Das DSF ist nun mal ein Privatsender. Der finanziert sich ausschließlich aus Werbung. Werbegelder werden durch Quote generiert. Und genau dafür braucht man nun mal die Zugpferde mit großem Fanpotential. Und dazu zählen dann eben auch Bochum und Dresden. Beim Sender dürfte man sich über einen HSV-Abstieg mehr als freuen. Die dürfen dann sicherlich jeden zweiten Montag ran.

    Und man kann natürlich vieles negativ sehen. Fakt ist aber auch, dass das DSF die zweite Liga übertragungstechnisch gesehen überhaupt erst wachgeküsst hat. Die öffentlich-rechtlichen haben sich dafür nie sonderlich interessiert und ich glaube auch, dass der Erfolg in Liga 2 die verstärkten Übertragungen in Liga 3 in den Regionalprogrammen (und der Liga 4 bei DSF) überhaupt erst möglich gemacht hat.

  2. Es ging ja jetzt auch weniger um Sinn und Unsinn der Montagsspiele, sondern um die Kriterien, nach denen an Vereine wie Paderborn, Sandhausen und Aalen keine Montagsspiele vergeben werden. Dass in Paderborn nicht nach 22 Uhr gekickt werden darf, hat Sport1 diese Saison sicher nicht so richtig geschmeckt.

  3. […] FC Bayern München im Eröffnungsspiel am 22.08., aber auch den ersten Gegner von Neu-Bundesligist “Keine Spiel nach 22 Uhr”-Paderborn und das erste Team, gegen das der VfL Bochum mit einer Niederlage in die Saison startet. Da sich […]

Kommentare sind geschlossen.