Falsche Ratschläge von Jessica Kastrop

Jessica Kastrop - Liebe in Zeiten der Champions LeagueWas liest man nicht alles, wenn einer eine Reise tut? Zum Beispiel greift man sich aus dem Bücherregal der Frau das einzige Buch, dessen Titel annähernd mit dem Thema „Fußball“ verknüpft ist. „Liebe in Zeiten der Champions League“, ein Ratgeber von Jessica Kastrop mit den „besten Beziehungstipps für fußballgeplagte Frauen“. Als ob meine Frau diese bei der ihr angeborenen, allumfassenden Ablehnung allen Fußballerischen gegenüber bräuchte. Das Buch, ein Geschenk, hat sie wohl nie ganz gelesen. Ich auch nicht! Aus Gründen! 

Jessica Kastrop, wir erinnern uns, war vor kurzem gemeinsam mit Marcel Reif an der Fabrikation eines backsteinhaften Rückblicks auf die vergangenen 50 Jahre Bundesliga beteiligt. Offenbarte sich dabei als Fan des 1. FC Kaiserslautern und glänzte durch wohltuende Zurückhaltung. Gleiches gilt für ihr eigenes Buch natürlich nicht. Logisch!

Warum man den Leser bzw. Leserin aber andauernd mit abgegriffenen Fußballmetaphern penetrieren muss, deren Benutzung sich selbst der verknöchertste Politiker verkneift, bleibt schleierhaft. Genauso schleierhaft wie das Konzept des Buches, das zum Verständnis von Fußballfans ungefähr so viel beiträgt, wie das Sicherheitspapier der DFL. Es offenbart aber in der gleichen Woche, in der sich Jens Lehmann endgültig zum „duschenden“ Vollidioten macht, warum auch in Zukunft homosexuelle Fußballer mit dem Outing bis zum Ende ihrer Karriere warten werden.

In Kapitel 1 „Anpfiff: Das erste Date“ versucht Frau Kastrop frau den Fußballfan näher zu bringen. Und womit kann man bei Fußballfans am besten punkten? Na, klar mit Sprüchen wie diesem hier:

„Behaupten Sie einfach ganz trocken – wer kann für die Vorlieben der Spieler schon die Hand ins Feuer legen: „Christiano Ronaldo ist bestimmt schwul, da gehe ich jede Wette ein“, und Sie haben alle Sympathien auf ihrer Seite“

Der Tiefpunkt eines Buches, das man einfach nicht zu Ende lesen kann. Man kann nur hoffen, dass Frau Kastrop ihr Geschreibsel selbst hochnotpeinlich ist, transportiert sie doch ein Frauenbild, das ungefähr so fortschrittlich ist, wie ihre Meinung zu den „Vorlieben der Spieler“. Vielleicht sollte sie mal mit Jens Lehmann duschen gehen…

P.S. Kurz vor Weihnachten 2013 hat Frau Kastrop tatsächlich noch einmal schriftstellerisch nachgelegt. „Blond kickt gut“ heißt das Machwerk und verspricht „Bekenntnisse einer Fußballreporterin“. Die Lektüre verweigere ich aber, so weit geht mein Glaube an die Aufklärung nicht.

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

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4 comments
  1. Das Intro glaubt Dir doch kein Mensch! Sicherlich hast Du stundenlang Schlange gestanden, um ein original signiertes Exemplar bei der Mayerschen in Düsseldorf zu erstehen!

  2. Ich hatte sogar schon mal die Chance, „Jessi“ um ein Autogramm anzugehen und habe verzichtet. Das Intro ist voll aus meinem Leben gegriffen…

  3. Hört sich doch nach nem super Geschenk für´s nächste Schrott-Wichteln an.

    Eines finde ich aber nach wie vor faszinierend: Dass sie Lauternfan ist. Ich hätte nicht wenig Asche darauf gewettet, dass sie (natürlich schon immer) für den FCBäh oder BVBrech wäre.

    Man kann also vieles (fast alles?) an ihr kritisieren, aber leidensfähig ist sie auf jeden Fall.

  4. Man kann sich eben nicht aussuchen, wo man aufwächst…

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