Als der irische Nationaltrainer Noel King im Vorfeld der WM-Qualifikationspartie gegen Deutschland gefragt wurde, was er vom deutschen Team hielte, antwortete er sinngemäß: „Sehr viel. Ich wette jedes Mal auf sie.“ Auf die Nachfrage, ob er dies auch im Spiel gegen sein Team so hielte, lachte King nur.
Würde man King Übles wollen, würde man seinem Lachen noch ein „vielsagend“ hintan stellen. Denn, das ist die Quintessenz eines Fernsehberichts mit dem Titel „Im Griff der Zockermafia“ und des gerade eben erschienen Buches „Der gekaufte Fußball“, rund um den Fußball wird gewettet – und nicht alle dieser Wetten laufen legal ab. Manipulationen zugunsten eines günstigen Ausgangs gehören zum Fußball, ob wir es wollen oder nicht. Spätestens seit den notorischen Aktivitäten im Berliner Café King, in die auch ein gewisser Hoyzer verstrickt war, die wenige Jahre später in weiteren Gerichtsverfahren wegen Wettmanipulationen und Betrugs mündeten, ist der Wettbetrug im Fußball im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Dass in der Bundesliga schon viel früher – Stichwort: Bundesligaskandal – zugunsten eines genehmen Spielverlaufs getrickst wurde, zeigt Autor Benjamin Best in seinem Buch „Der gekaufte Fußball“.
Viele neue Erkenntnisse bringt das Buch nicht, dafür taugt es als umfassende Zusammenfassung der globalen Geschäfte der Fußballwettmafia, in die sich auch Fußballprofis aus allen Ligen verstricken. Bests Aufklärungsversuch ist alles andere als ein Gute-Laune-Buch und lässt einen auf absonderliche Spielausgänge, wie das Freiburger 2:2 gegen Liberec in der Europa League, nicht nur mit dem ewigen Mantra „So ist Fußball“ blicken. Dass Fußball eben manchmal nicht so ist, verdeutlicht „Der gekaufte Fußball“ immer wieder und zeigt, dass es nicht unbedingt die Spiele sein müssen, die einem verdächtigt vorkommen müssen, weil sie ein besonderes Ergebnis zeitigen, wie just am letzten Wochenende das 6:6 in der schottischen Liga. Dabei ist es natürlich längst nicht nur der Fußball, in dem mafiöse Strukturen versuchen, Ergebnisse zu beeinflussen. Best nennt auch erst jüngst ruchbar gewordene Beispiele aus dem Tennis, zeigt aber auch Vorfälle in anderen Sportarten wie Basketball auf.
Aus den Recherchen zu seinem Buch ist zudem ein Fernsehfilm entstanden. „Im Griff der Zockermafia“, den Best gemeinsam mit seinen Kollegen Uwe Schwering und Hervé Martin Delpierre gedreht hat (Wir wissen nicht, ob er in einem verwandschaftlichen Verhältnis zum Hoffenheimer Abwehrspieler der Trainingsgruppe II steht). Wie es sich für ein Thema gehört, das für einen Aufreger taugen würde, zumal die Bundesliga gerade pausiert, wird dieser Film am Montagabend um 23:30 Uhr in der ARD versendet. Wiederholungen laufen um 04:45 Uhr in der ARD und um 06:15 Uhr auf Tagesschau 24. Bleibt nur zu hoffen, dass der Beitrag seinen Weg in die Mediathek der ARD findet… Das Thema hätte mehr Aufmerksamkeit und Platz im kollektiven Bewusstsein verdient, sagt einer, dessen Wettleidenschaft sich auf einige untaugliche Versuche bei Oddset, versenkte Euros beim Pferderennen und nie eingelöste Wetten in der Wettbude Treutler beschränkt.
The Who – You Better You Bet
„Der geklaute Fußball“ von Benjamin Best ist im Verlag Murmann erschienen. Die Reportage „Im Griff der Zockermafia“ läuft heute um 23:30 Uhr in der ARD.
Danke für die Tipps! Aber 23:30 ist mal wieder echt desolat…
Ich hab ja aktuell einen wahnsinnigen Wettrun und ziehe Tipico gerade ganz allein in die Insolvenz. Was ich anpacke, wird zu Gold. Inui-Treffer für Frankfurt gegen Bochum? Aber sicher doch! Schlake gewinnt in Basel? Yeah! Özil schießt gegen Irland ein Tor? Na logo! Von den Frankfurt-Vorhersagen ganz zu schweigen. Hab 20 Euro investiert, mittlerweile bereits 60 Euro auszahlen lassen und immer noch 50 als Guthaben. Wenn es läuft, dann läufts.
Du machst unseren Sport kaputt.
Deshalb nennt man ihn auch den Don…
Macht kaputt, was Euch kaputt macht!