Klaus Schlappner: „Senkrechtstarter und Enfant terrible“

Als ich das Wort zum ersten Mal gelesen habe, musste ich zunächst nachschlagen, was das überhaupt ist. Ein Pepita-Hut. Dank Wikipedia weiß ich inzwischen, dass Pepita „ein dem Hahnentritt ähnliches Muster“ ist. Warum das für ein Fußball-Blog wichtig ist? Weil der Pepita-Hut wohl immer mit dem Namen Klaus Schlappners, dem legendären Waldhof Trainer und „Original“ (kicker), verbunden sein wird.

Schlappner feierte seine größten Erfolge als Trainer ufm Waldhof in den 80er Jahren und arbeitet inzwischen für das Nationale Olympische Kommitee, um die Sportbeziehungen mit Ländern der Dritten Welt zu fördern. Nachdem es lange auf meinem Nachttisch lag, habe ich nun endlich gewagt es zu lesen: Das Buch, das Schlappner in meinem Geburtsjahr 1986 veröffentlicht hat und in dem er sich zu eigentlich allem äußert, was entfernt mit Fußball zu tun hat. „Mit Erfolg gegen den Strom“ heißt dieses Meisterwerk, das mit seinen 250 Seiten relativ kurzweilig daherkommt. Interessenten können das Buch ab 9 Cent bei amazon erwerben.

Das Buch entstand also in den 80ern, als Waldhof Mannheim es schaffte, in die erste Liga aufzusteigen und sich dort (fast) zu etablieren. In den 80ern, als die Zuschauer, nicht zuletzt wegen des damals tatsächlichen Gewaltproblems, den Fußballstadien fernblieben und die Bundesliga insgesamt noch eine Nummer kleiner war. Aus dieser Perspektive bietet das Buch sogar eine ganz reizvolle Zeitreise. So konnte sich Schlappner damals neben seiner Tätigkeit als Trainer auch noch als Elektriker selbstständig machen. Heutzutage kommt das wahrscheinlich (Achtung, Witz!) nur für Osram in Frage. Einige Aspekte einer zunehmenden Medialisierung, Kommerzialisierung und Professionalisierung, die Schlappner anspricht sind sogar heute noch aktuell. Und auch das aktuelle „Stürmerproblem“ der deutschen Nationalmannschaft scheint damals schon bestanden zu haben.

Wie erwähnt holt Schlappner in seinem Buch zum Rundumschlag aus und beurteilt und äußert sich zu allem, was mal gegen eine Lederkugel gekickt hat. Nur seine (kurzzeitige) Kandidatur für die NPD bei den Kommunalwahlen in Lampertsheim wird mit einigen wenigen Sätzen abgetan. Inzwischen ist Schlappner im Namen des Fußball schon überall auf der Welt tätig gewesen und hat sogar die Ehrendoktorwürde einer chinesischen Universität erhalten.

Eine klare Meinung hat er eigentlich zu jedem Thema. Stichwort Jugendfußball. Nicht zuletzt wegen seiner integrativen und sozialen Bedeutung ist das gemeinsame Fußballspiel für Jugendliche und Kinder besonders wichtig. Unverständnis macht sich daher breit, wenn jemand diesem Ansinnen entgegen steht:

„Ich habe es in einem kleinen Verein erlebt, dass plötzlich zehn, zwölf oder fünfzehn Mädchen und Frauen auf die Idee gekommen waren, Aerobic betreiben zu müssen. Und weil sie diesen Kram da machten, war die Halle für zwei Stunden blockiert, und diejenigen, die eventuell am Bau der Halle beteiligt waren, sie standen draußen oder wurden auf die späten Abendstunden vertröstet, obwohl sie das ganze Jahr über ihrem Sport nachgehen und für Unterhaltung sorgen. Hier drängt sich doch die Frage auf: Wer will schon Jugendlichen zumuten, ihre Übungsstunden kurz vor Mitternacht abzuhalten? Welche Eltern dulden das überhaupt? Aber das interessierte jene Frauen nicht, die der Ansicht waren, sie müssten sich mal in so eine enge Garnitur zwängen, um den Hintern zu bewegen.“

Und auch Gesundheitstipps für den geneigten Sportler hat Schlappi parat:

„Ich ließ den Spielern in bezug auf einen Cognac oder Whisky gewisse Freiheiten, denn meine Erfahrung ist die, dass Alkohol, in Maßen genossen, vorbeugend wirkt gegen Infektionskrankheiten. Ich habe das bei meinen Aufenthalten in Afrika immer so gehalten und bin dabei gut gefahren. Ein Bier am Abend vor dem Spiel für den guten Schlaf oder die Beruhigung der Nerven ist in den meisten Fällen gar nicht das schlechteste.“

Als Trainer ist Schlappner dabei natürlich auch „irgendwie Psychologe“:

„Es passiert schonmal, dass ich nach einem Misserfolg überhaupt nichts sage und die einzelnen Spieler darauf warten, wann der Trainer ausflippt oder wann er sie ‚zur Minna macht‘, weil nichts oder wenigstens nicht viel nach Plan gelaufen ist. Dann lasse ich noch einen Tag vergehen, und wenn sie, die Spieler, dann hoffen, so, jetzt hat er alles vergessen oder es kommt nichts mehr, dann gibt’s natürlich einen Donnerschlag, am besten dienstags morgens beim ersten Training. Dann stehen die Burschen kerzengerade, dann hat man sie wachgerüttelt. Deshalb steckt auch in jeder Niederlage schon der Beginn eines neuen Erfolges.“

Taktisch sind seine Vorgaben ebenfalls klar:

„Dieses Wort Raumdeckung allein bringt mich in Harnisch! Es ist der größte Unfug, den es in letzter Zeit im Zusammenhang mit unserem Sport gegeben hat.“

Schlappner interessiert sich jedoch nicht nur für Fußball, nein, er ist auch noch passionierter Jäger. Aber!

„Unter Jagd verstehe ich nicht, dass ich in der Landschaft herumballere – Hege ist oberstes Gebot. Natürlich ist der Abschuss von kranken Stücken unvermeidlich.“

Zu guter Letzt noch ein Appell, den ich so unterschreiben kann:

„Eine Forderung an die Berufsspieler kann ich nur immer wieder stellen: Lasst die Mätzchen, die ‚Schwalben‘, vor allem die Unsportlichkeiten!“

Wer jetzt noch Lust auf Nostalgie und Mannheimer Dialekt hat, dem sei folgender Auftritt im Sportstudio zu empfehlen:

Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.
6 comments
  1. Heute Literaturtag im Blog oder was? Was ist denn jetzt mit der NPD-Sache. Wird für meinen Geschmack auch in diesem Artikel zu sehr unberücksichtigt gelassen.

  2. Sehr richtig, Guru, seh ich genauso.

  3. Dazu weiß ich (leider) auch nicht viel. Im Buch tut er das als kurze Episode, als ‚Dummheit‘ ab und redet nicht weiter drüber. Es gibt noch ein SZ-Interview mit ihm, wo er das als ‚Protest‘ abtut und sich vom Rechtsradikalismus distanziert, wie man das so schön sagt. Keine Ahnung, was ich davon halten soll oder wie das zu beurteilen ist.

    http://www.sueddeutsche.de/geld/reden-wir-ueber-geld-klaus-schlappner-ich-bin-schon-meister-1.74583-3

    Ich glaube nicht, dass der Typ ein Fascho ist, dazu ist er viele zu viel in der Welt unterwegs und hat mit Menschen anderer Kulturen zu tun. Ein Chauvinist (in jeglicher Hinsicht) ist er aber alle mal. Aber ich glaube, das ist anhand der Zitate aus dem Buch durchaus festzustellen…

  4. Klaus Schlappner ist echt schlimm. Dieses Buch werde ich definitiv nicht lesen.

  5. Du warst bei unserem WM-Triumph erst 4 Jahre alt? Du armer, armer Tropf.

  6. Ein Kaffeeklatsch zwichen Schlappner und Tuchel wäre sicher was fürs Kabarett. Die Zitate gehören eigentlich in die ´Hall of Fame´.

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