Der neue Lothar Matthäus

Reißerische Überschrift, die mal wieder nichts von dem hält, was sie verspricht. Trotzdem staunt man nicht schlecht über das, was Lothar Matthäus angesichts des historischen 4:4 gegen Schweden, das demnächst auch einen Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags beschäftigen dürfte, zu sagen hat. Vermutlich ungefragt, gab Lothar Matthäus dabei Einblick in einen Teil seiner Seele, den man angesichts austauschbarer weiblicher Begleiterinnen, gescheiterten TV-Auftritten und eben solchen Rühreiern längst verschüttet glaubte. Matthäus offenbarte in seinen Auslassungen mehr Sachverstand als viele alle Experten zusammen, doch lassen wir den Weltfußballer doch selbst zu Wort kommen:

Einige Spieler werden überbewertet. Hummels, der in Berlin fehlte, ist auf einem guten Weg. Mertesacker ist für mich kein Innenverteidiger von internationalem Format. Badstuber und Boateng haben noch nicht Weltklasse-Qualität.

so Matthäus und ich so „Unterschreib ich sofort!“ Aber damit nicht genug, den Loddar legt nach, und zwar nicht wie sonst mit einem beherzten Sprung ins Fettnäpfchen, sondern mit einer weiteren intelligenten Einlassung, die vermuten lässt, der Mann könnte doch mehr von Fußball verstehen als mindestens ich:

Hört mir auf mit dieser Führungsspieler-Debatte! Wir haben auch WM-Endspiele verloren, als Breitner oder Rummenigge auf dem Platz standen, ein Champions-League-Finale mit mir und Effenberg. Wir haben Führungsspieler, nur sind das andere Typen.

Bamm! Treffer, versenkt! Und Udo Lattek dürfte spätestens jetzt hyperventilieren. Aber wie im gloriosen WM-Spiel gegen Jugoslawien, die älteren unter den Lesern werden sich erinnern, das war kurz bevor Deutschland auf Jahre hinaus unschlagbar war, legt Lothar noch einen nach:

Im Ausland schwärmen alle von unserem Fußball – nur wir selber meckern immer. Dabei macht die Nationalelf seit sechs, acht Jahren Freude, auch wenn die Titel fehlen.

Das klingt, selbst wenn man sich dazu Lothar Matthäus Vortrag im fränkischen Idiom vorstellt, so herrlich unaufgeregt und unfassbar richtig, dass man sich zwicken muss, um wirklich glauben zu können, dass dieser Kommentar von Lothar Matthäus kommt. oder hat ihn da nur jemand falsch zitiert? Wir hoffen nicht, wir haben jedenfalls bei Spox abgeschrieben.

Foto: Kantenflimmern/flickr.com

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

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6 comments
  1. loddar und ich komplett einer meinung – wo soll das noch hinführen…?

  2. Mag sein, aber trotzdem in fünf Sätzen mehr Expertise als Oliver Kahn seit er sich mit KMH langweilen muss.

  3. Ich denke, Fußball-Sachverstand war noch nie Loddas Problem. Nur: wann hört man von ihm schon mal was zum Thema Fußball?

  4. Das stimmt. Vielleicht ist es ja die Kehrwende und 2018 werden wir mit Loddar Weltmeister.

  5. Toller Beitrag! Nur kann ich das Zitat in Sachen Innenverteidiger nicht wirklich unterschreiben. Der Fußball hat sich zu sehr verändert, um Spielertypen von früher und heute vergleichen zu können. Jaap Stam war ein Weltklasseverteidiger. Nur glaube ich, dass er heute keine wirklich große Chance gegen einen David Villa oder Juan Mata hätte. Im Gegensatz dazu denke ich, dass ein Hummels, Badstuber, Boateng oder sogar (Toprak) mit mehr Mut dagegen halten könnte. Leider sind sie Weltklasse! Oder wie könnten sie sonst in Champions League oder WM/EM so bestehen? Mertesacker oder Metzelder gehören da schon zu einer anderen (verrosteten) Generation!

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