Fußball: Bei Olympia nur im Nischenprogramm

Nischenprogramm bei Olympia

Ungarn, immer wieder Ungarn. Dreimal insgesamt hat das ungarische Team das olympische Fußballturnier für sich entschieden. Je zweimal gewannen Großbritannien, Argentinien und die Sowjetunion das Turnier. Deutsche Teams? Bis auf den Titel der DDR Fehlanzeige! Rekordweltmeister Brasilien? Zweimal Silber, zweimal Bronze, kein Titel! „Erster alles“-Spanien? Ein Titel, zwei zweite Plätze, gefolgt von Fußballgroßmächten wie Nigeria, Belgien, Kamerun und das längst in seine Einzelteile zerfallene Jugoslawien.

Fußball bei Olympia hat Tradition, bereits 1908 gehörte es zum offiziellen Programm der Spiele, die übrigens auch in London stattfanden. Erster Titelträger: Großbritannien, das vier Jahre später den Titel erfolgreich verteidigen konnte und mit dem erneuten Titel bei den Heimspielen 2012 eine Durststrecke von 100 Jahren beenden würde. Auf den WM-Titel wartet das Land nur halb so lange. Dieses Jahr soll es ein gesamtbritisches Team unter 23 verstärkt durch Altmeister Ryan Giggs richten und die Goldmedaille für Großbritannien holen.

Es ist das große Drama der fußballerischen Karriere von Giggs, dass er mit Wales nie die Chance hatte, sich bei einem großen Turnier, wie der EM oder der WM zu zeigen. Stattdessen Nischenprogramm bei Olympia, bei dem man zu allem Überfluss schon ran muss, bevor die Spiele offiziell eröffnet werden. Andererseits kann es der überkandidelten Fußballwelt nur gut tun, wenn sie zumindest einmal alle vier Jahre nicht die erste Geige bei einem sportlichen Großereignis spielt, und stattdessen Fechten und Schwimmen zur Primetime laufen – Zwei Sportarten, die sonst vier Jahre lang komplett unter dem Radar der Öffentlichkeit stattfinden. Manche werden sagen: zurecht.

Vielleicht fehlt dem olympischen Fußball aber auch das Spektakuläre, das die Spiele brauchen. Chinesische Schwimmerinnen zum Beispiel, die nur durch hartes Training und geradezu übermenschliche mentale Kräfte schneller schwimmen als die schnellsten Schwimmer der Welt. Oder 15-jährige Litauerinnen, die binnen weniger Monate ihre persönliche Bestleistung um mehrere Sekunden steigern. Das sind Welten, wie der Schwimmsportexperte weiß. Fußball ist eben meistens 1:0 oder 2:1 und selten ein rekordverdächtiges 7:0. Wobei das Spektakuläre des Fußballs sich ja auch manchmal in einem 0:0 manifestieren kann, das einem mehr den Atem raubt als ein 3:0, bei dem nach 20 Minuten schon alles klar ist.

Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass Fußball deshalb bei Olympia eine untergeordnete Rolle spielt, weil Deutschland seit 1988 keine Medaille mehr geholt hat. (Damals übrigens mit einer Mannschaft, in der neben den späteren Weltmeistern Klinsmann und Häßler auch Wolfram Wuttke und längst vergessene Helden wie Ralf Sievers, Roland Grahammer und Thomas Hörster „brillierten“),  Weshalb auch tolle Sportarten wie Volleyball, Handball oder Basketball diesmal weitgehend unter Ausschluss der Fernsehöffentlichkeit stattfinden müssen. Während man bei Hockey sicher sein kann, kein Vorrundenspiel verpassen zu müssen. So einfach funktioniert die TV-Logik bei einem internationalen Sportereignis für das irgendwann einmal der Slogan galt: „Dabei sein ist alles!“ Aber Gold muss es schon sein, möchte man hinzufügen, aber auf die deutschen Vielseitigkeitsreiter ist ja Verlass….

Foto: Felix O/flickr.comсондажи

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

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1 comment
  1. Fußball bei Lümpia hat mich ja leider noch nie interessiert. Ich finde es immer schön, mal Exoten-Sportarten zu sehen. Beispielsweise liebe ich Tontaubenschießen. DAS ist Sport.

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