Unangebrachte Sprechchöre? Unangebrachte UEFA!

Laut diverser Medien wird gegen den DFB auf Grund von Vorkommnissen beim EM-Spiel gegen Dänemark ermittelt. Bestraft werden soll  – und jetzt platzt mir der Kragen –

ungebührliches Verhalten

bzw.

unangebrachte Sprechchöre.

Hallo? UEFA? Merkst Du eigentlich noch was? Was kommt als nächstes? Dieses Plakat muss weg, denn es ist entartete Kunst? Die Tatsache, dass die UEFA etwas für nicht angebracht hält, legitimiert keine Bestrafung. Es sei denn natürlich, man hegt Weltherrschaftsansprüche in dieser sympathischen Organisation, was auch nicht mehr verwundern würde. Es gibt sicher auch Menschen, die „Kühe-Schweine-Bielefeld“ für unangebracht halten. Da sollte man mal einschreiten.

Besonders ärgerlich: Bei den Vorfällen handelte es sich laut Publikative mal wieder um typische Deutsche Nationalmannschafts-Fan-Vollspacken, die nichts Besseres zu tun hatten, als von U-Bahnen zu singen und Wehrmachtssprüche per Banner zu zeigen.

Dass man dafür bestraft wird, ist vollkommen richtig und die Strafe kann meiner Meinung nach nicht hart genug sein. Aber dann soll die UEFA doch bitte konkret sein und von volksverhetzenden Sprechchören und aggressivem Verhalten sprechen. Aber das passt vielleicht nicht zum mit viel Mühe aufgebauten Image dieser ach so tollen, friedfertigen und durchinszenierten Veranstaltung, was? Dann formulieren wir lieber schwammig, damit keiner merkt, was die Vollidioten wirklich gesungen haben, ne? Angekommen?

Foto: Martin Burns/flickr.com

Über den Autor: Goldschuhe aus

Agent provocateur erster Güte. Ansonsten Misanthrop und Eintracht Frankfurt-Fan. Frisur: vorhanden.

Agent provocateur erster Güte. Ansonsten Misanthrop und Eintracht Frankfurt-Fan. Frisur: vorhanden.
24 comments
  1. Die Vorgehensweise der UEFA lässt sich doch wunderbar an den Strafen für Bendtner bzw. Kroatien ablesen. Ungenehmigt Werbung zeigen: 100.000 Euro. Rassismus: 80.000 Euro. Noch Fragen?

  2. Das zeigt auf jeden Fall die Priorität.

  3. Abgesehen davon bestätigt das mal wieder mein Unbehagen bezüglich dieser ganzen Schwarz-rot-Geilheit…

  4. Absolut. Wobei man nochmal einen Unterschied machen muss zwischen den eher debilen Bemalten beim Public-Viewing hier und den eher aggressiv-tumben mitreisenden Nationalmannschaftsfans. Das war schon immer eine ganz unangenehme Klientel.

  5. Bei den großen Public Viewings hast du die auch am Start, da würde ich keinen Unterschied machen.

  6. Ganz interessanter Artikel zum Thema. Einigermaßen erschreckend die Kommentare bisher. http://www.sueddeutsche.de/wissen/fahnenmeere-zur-em-party-patriotismus-ist-nationalismus-1.1394854

  7. Man hat die auch bei den privaten Viewings am Start. Wenn ich da an den Deppen im Deutschlandtrikot denke, der immer auf meiner Couch sitzt…

  8. Hmm, also ich finde, dass die Gefahr, von der im Artikel die Rede ist, ziemlich überhöht wird. Damit möchte ich nicht sagen, dass ich die Idioten, die sich über den Stolz auf Deutschland definieren, nicht beschissen finde. Aber im Artikel wird gerade so getan, als sei das Tragen von Schwarz-Rot-Gold der erste Schritt zur Ausgrenzung von allem Nicht-Deutschen – z. B. auch Migranten. Ich glaube, dass beim Fußball an vielen Fällen das Gegenteil der FAll ist. So wie ich das gesehen habe, feiern auf den Fanmeilen nämlich auch viele Türken, Araber usw. und tragen dabei ein Deutschland-Trikot. So gesehen würde der „Party-Patriotismus“ eher Leute eingliedern statt ausgrenzen.

    Und das Argument, dass man sich ja gerade in einer globalisierten Welt offen sein sollte und dass Deutschland-Fahnen dagegen sprechen würden, halte ich wirklich für grundfalsch. Identität funktioniert nun mal über Zugehörigkeitsgefühl. Ob es nun die eigene Stadt, der eigene Verein oder bei der EM eben die deutsche Mannschaft ist. Das ist ganz normal und auch keineswegs Ausdruck einer antimodernen Haltung. Man kann glaube ich überzeugter Europäer sein und trotzdem offen bei einem sportlichen Wettbewerb zu Deutschland halten.

  9. Um das „zu Deutschland“ halten geht es ja gerade nicht in dem Artikel. Es wird ja die Unterscheidung zwischen Patriotismus und Nationalismus gemacht. Ich finde inzwischen hat das Fahnen- und Farbengetue wirklich ein Ausmmaß erreicht, an dem ich es unangenehm finde. Zumal es wirklich im wahrsten Sinne des Wortes oberflächliche Schminke ist. In Kombination mit Autokorso nach dem ersten Gruppenspiel usw. gehts mir halt auch alles auf den Sack.

  10. Aber es wird mit in eine Reihe gestellt und als Auslöser gesehen. Ich hab den Artikel schon gelesen.

    Aber ich denke, bei den meisten ist es wirklich oberflächliche Schminke mit nix dahinter. Es ist wie Karneval. Da gibts auch ein Zugehörigkeitsgefühl mit allen, die verkleidet sind. Jetzt kann man sich natürlich darüber streiten, ob das alles schlau ist oder ob man ein Idiot ist, wenn man das macht. Geschenkt. Aber für gefährlich halte ich das in den meisten Fällen nicht.

  11. Ich glaube, das was dir eher auf den Sack geht, ist das Eventgetue: Deutschland spielt, da gehört Verkleidung dazu, da muss man ausflippen, da ist Autokorso, da ist Party. Das ist doch viel eher das Problem. Es gibt Leute, denen ist egal, ob es nun Rock am Ring ist, ob es Deutschland ist, ob es Karnval ist oder ob es eine andere Veranstaltung ist. Hauptsache dabei gewesen sein, Hauptsache geil drauf sein. Interessiert einen zwar nicht, aber man hat auf jeden FAll was zu erzählen und kann Party machen. Diese komplette Haltungslosigkeit nervt mich.

  12. Es geht letztendlich um die Vermengung von beidem. Der Party-Patriotismus bereitet nationalistischen Tendenzen den Boden, mal völlig unabhängig davon, wer da auf den Fanmeilen „feiert“. Die ganzen Fascho-Spacken nutzen das dann, um mal ungeniert mit ihrer Überzeugung hausieren zu gehen, ohne dass es geahndet würde, weil: sind ja alle schwarz-rot-geil. Und genau das gilt es zu verhindern. Alles andere ist Sozialpsychologie.

    Davon ab, hab ich’s noch nie verstanden, wieso man sich ein Trikot anziehen muss, um Fan zu sein?

  13. Deshalb hast du ja auch ein paar Freiburg-Trikots.

  14. Zitat aus dem SZ-Artikel: „Und auch die multiethnische Zusammensetzung der Nationalelf hat keine größere Toleranz in der Gesellschaft zur Folge. Dass Kinder von Einwanderern sich fußballerisch für Deutschland ins Zeug legen, wird zwar akzeptiert. Die Sozialwissenschaftler finden aber schlicht und einfach keine Belege dafür, dass das zugleich auch für Migranten im gesellschaftlichen Alltag gilt.“

    Dazu folgender Link: http://www.welt.de/sport/fussball/em-2012/article106625164/Oezil-stellt-Strafanzeige-wegen-Rassismus-Anfeindung.html

  15. Ich teile die Meinung, dass schwarz-rot-geil der Humus für einen üblen Nationalismus ist. Ich gebe auch Guru Recht, dass mich in besonderem Maße das Eventgetue nervt. Der SZ gebe ich eh recht. Alle haben Recht.

  16. @Guru: Die schön im Schrank liegen. Wenn, dann trag ich die beim Fußballspielen, aber nicht im Stadion.

  17. Je länger ich drüber nachdenke, desto mehr kriege ich jetzt schon Hass auf die bemalten Eventie-Fressen heute Abend.

  18. Das Trikot wird heute auf jeden Fall wieder angezogen. Bei der EM sind damit 4 Siege zu Buche geschlagen. Ich will auf jeden Fall nicht schuld sein…

  19. Mal Dir doch ne Flagge ins Gesicht….

  20. @ Goldschuhe aus: Sohnemann ist allergisch auf diese Gesichtsbemalung, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ganz mein Sohn!

  21. Ja, aber Carl hat dafür immer ein Deutschlandtrikot an. Und, lieber Goldschuhe, ich kann mich noch genau daran erinnern, dass du 2006 das Trikot vor lauter Schwarz-Rot-Geilheit getragen hast. Also stellt euch mal nicht so blöd an hier, verdammt noch mal.

    Hier auch noch ein interessanter Artikel, witzigerweise auch aus der SZ:
    http://www.sueddeutsche.de/politik/schwarz-rot-gold-und-die-em-ueber-das-wir-gefuehl-der-deutschen-1.1395596

  22. Falsch, Guru, ich hatte zwar das Trikot, habe es aber nicht angezogen, weil ich festgestellt habe, dass ich in weiß noch dämlicher und fetter aussehe als in anderen Farben. So viel Ordnung muss sein. Und zum Sohnemann: Beste Allergie der Welt.

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