Die Leiden des jungen Schweinsteigers

Bevor die deutsche Nationalmannschaft überhaupt eine Minute gespielt hat, steht die erste Enttäuschung des Turniers bereits fest: Bastian Schweinsteiger wird auch diesmal wieder genau dann keine Leistung zeigen, wenn es darauf ankommt. Denn, Schweinsteiger ist gnadenlos überschätzt und versagt in wichtigen Spielen in einer fast schon beängstigenden Regelmäßigkeit. Seine Reputation als Fußballspieler beruht in erster Linie auf einem Missverständnis beziehungsweise Blendung: Gute Leistungen ruft der Mittelfeldakteur immer nur dann ab, wenn das Spiel von geringer bis mittlerer Bedeutung ist.

Meine Aussagen nähren sich dabei nicht von Hass (im Gegenteil, ich finde Schweini sogar fast sympathisch), sondern von einem Blick in die Geschichstbücher des jüngeren, deutschen Fußballs. Ich denke wir sind uns einig, wenn ich sage, dass herausragende Fußballspieler ihre Leistung sowohl für ihre Nationalmannschaft als auch für ihren Club „abrufen“ und sie ihr Team mit dieser Leistung „am Ende des Tages“ auch zu Titeln führen. Zwei exemplarische Spiele zeigen, dass Schweinsteiger hierzu nicht in der Lage ist.

WM 2006: Ganz Deutschland ist geil. Bis ins Halbfinale hat sich der Stahlhelm haben sich Klinsis Recken gekämpft und sollten doch am späteren Weltmeister Italien scheitern. Schweinsteiger, der bis dahin ein eher mittelmäßiges Turnier spielte, wird spät eingewechselt. Jedoch geschieht der Wechsel noch früh genug, um ihm die schlechteste Kicker-Note des Spiels einzuhandeln. Im wichtigsten Spiel des Turniers zeigt er keine Leistung. Vier Tage später kommt es im, vollkommen bedeutungslosen, Spiel um Platz drei zum Duell mit Portugal. Schweinsteiger blüht auf, schießt zwei Tore, wird Spieler des Spiels. Scheinbar kann er seine beste Leistung nur dann ‚bringen‘, wenn er keinen „unmenschlichen Druck“ (O. Kahn) verspürt. Ein ähnlich frappierender Leistungsunterschied zwischen Halbfinale und Spiel um Platz drei ließ sich übrigens auch beim letzten Weltmeisterschaftsturnier beobachten.

Aber springen wir ins Jahr 2012: Die Champions League, die „Königsklasse“, das Turnier um die wertvollste Clubtrophäe der Welt. Die Bayern besiegen im Halbfinale Real Madrid und dürfen das ersehnte Finale im eigenen Stadion bestreiten. Gefeierter Star des Spiels: Bastian Schweinsteiger, der sich, leicht verletzt, durch 120 Minuten Fußball kämpft und dann denn entscheidenden Elfmeter verwandelt. Soweit eigentlich eine Geschichte, die meiner These widersprechen würde. Hätte es da nicht eben jenes Finale gegen den Chelsea FC gegeben. Wieder kommt es zum Elfmeterschießen. Und was macht Schweinsteiger? Er versagt erneut und setzt den vielleicht wichtigsten Elfmeter seiner Karriere ans „Aluminium“.

Auch Dirk Nowitzki galt in der NBA als sehr guter Spieler, dem jedoch etwas Entscheidendes fehlte: ein Titel. Letzte Saison konnte er diese Scharte endlich auswetzen, im beinahe schon hoch zu nennenden Sportleralter von 33 Lenzen. Wie lange wird Schweinsteiger dazu brauchen? Und, wird er es überhaupt jemals schaffen?

Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.
8 comments
  1. Seh ich komplett anders. Du nimmst einfach willkürlich zwei Spiele raus, da sie dir gerade in deine Arguemtation passen. Aber wie viele grandiose Spiele von ihm, lässt du unter den Tisch fallen? Bei der WM 2006 hast du sicherlich recht. Man kann allerdings Schweinsteigers Karriere in zwei Phasen einteilen: Die vor van Gaal und die danach. Davor war er ein mittelmäßiger Spieler auf außen, der sich andauernd verdribbelt hat. Van Gaal hat das einzig richtige gemacht und ihn ins defensive Mittelfeld gestellt. Und siehe da: Er hat a grandiose Saison gespielt und eine grandiose WM 2010 noch dazu. An ihm lag es sicher nicht, dass gegen Spanien verloren wurde. Da war die ganze Mannschaft schuld.

    Und ich finde es auch etwas ungerecht, ihm die Bayern-Niederlange anzuheften. Erstens war er, wie du schreibst, verletzt und zweitens hat er ein gutes Spiel gemacht. Und die Schuld beim Elfmeterschießen ist ganz sicher nicht bei Schweinsteiger zu suchen, weil er einer der wenigen war, die überhaupt die Eier hatten zu schießen. Es ist vielmehr verantwortungslos vom Rest der Mannschaft und vom Trainer, einem Spieler zum zweiten Mal hintereinander den finalen Elfmeter aufzubürden. Da muss man einen Spieler auch mal schützen. Wo war denn zum Beispiel Ballliebhaber Boateng bei dem Elfmeterschießen? Und hat der Olic davor nicht auch verschossen. Der Elfmeter von Schweinsteiger war auf jeden Fall gut und mit Herz geschossen. Dann geht er an den Pfosten, einfach Pech.

    Ich war Schweinsteiger gegenüber früher sehr kritisch eingestellt, halte ihn aber mittlerweile für einen Super-Spieler. Ich hoffe, dass er wieder komplett fit ist, denn eines ist für mich klar: Er war einer der wichtigsten Faktoren, warum Deutschland so eine gute WM 2010 gespielt hat.

  2. Bin da ganz beim Guru. Ein großer Titel fehlt ihm noch (insofern kann er durchaus so „enden“ wie Ballack), aber die aufgebaute Kausalkette ist nun wirklich mehr als dürftig.

  3. Der Sprung von 2006 ins CL-Finale 2012 ist ziemlich kühn. Die EM 2008 und die WM 2010, lässt du dabei nonchalant unter den Tisch fallen. Vor allen Dingen 2010 hat Schweinsteiger exzellente Partien gespielt und Verantwortung übernommen, z. B. gegen England und Argentinien. Und im Halbfinale gegen Spanien war er für mich der Spieler, der am überzeugendsten dagegen gehalten hat.

  4. Ich mag Schweinsteiger nicht, aber der Elfmeter im CL-Finale war gut geschossen, aber Cech war eben wieder mal Weltklasse.

  5. Wir reden hier von den Vollblutaffen von Spiegel Online, mein Freund. Du solltest dich also eher schämen…

  6. Bäm!

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