Bengalo-Bürgerkrieg im Breisgau

Wer bisher gedacht hatte, der Tiefpunkt der Berichterstattung über Pyrotechnik in Stadien wäre schon längst erreicht gewesen, sieht sich seit vorgestern bitterlich enttäuscht. Der Südkurier, der „Mehr als Zeitung im Netz“ liefert, pulverisiert die nach unten offene Niveau-Skala mal eben im Vorbeigehen. Unter dem Titel „Plötzlich brennen die Pyros“ veröffentlicht der baldige Preisträger des Pulitzer-Preises Ingo Feiertag eine Satire Glosse „Reportage“, die wirklich ihresgleichen sucht.

Ingos erster Stadionbesuch hält einige Überraschungen für den hoffnungsvollen Nachwuchsjournalisten bereit und einige Dinge bringt er durcheinander, aber am Ende überwiegt die Freude, die Bengalo-Hölle Dreisamstadion überlebt zu haben. Ingo darf heute nämlich die Polizei begleiten: Alles beginnt mit der Verbringung der „sogenannten Problemfans“ in den Stehplatzkäfig, wo die Staatsgewalt wenigstens halbwegs in der Lage ist, Attilas Horden unter Kontrolle zu halten. Diese Geisteskranken vermummen und verbergen sich jedoch dreisterweise hinter Mützen und Schals:

Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß: Das alles sind Puzzleteile, die zusammengesetzt ein perfektes Krimi-Drehbuch ergeben.

Bürgerkriegsähnliche Zustände brechen aus, die Lage eskaliert völlig, eine neue Qualität der Gewalt wird erreicht:

Plötzlich überstrahlt im BVB-Block das Licht von zig grell-roten Fackeln das Schwarz und Gelb der dicht gedrängten Fans, die schnell in Rauch gehüllt sind.

Entsetzen macht sich breit, Ingo und sein Freund von der Polizei sind menschlich zutiefst entsetzt und getroffen. Wer sowas macht isst auch kleine Kinder und wirft Hundewelpen in den Fluss. Denn eines weiß Ingo, Bengalos sind schlimmer als alles andere:

Die üblichen „kleineren Geschehnisse“, so Gabriel Winterer, wie Beleidigungen, Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Betrunkene, ein Diebstahl von Fanutensilien des Gegners oder das Anspucken eines Polizisten rücken an einem solchen Tag schnell in der Hintergrund. An einem Bundesliga-Spieltag im beschaulichen Freiburg, der so ganz normal und friedlich begonnen hatte.

Alle Zitate aus: Südkurier – „Plötzlich brennen die Pyros“

Bild: Malik_Braun@flickr

Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.
8 comments
  1. „Er spricht aus Erfahrung, und er kann da noch nicht wissen, wie Recht er damit haben wird.“

    „Die Stimmung schlägt unvermittelt um und Gabriel Winterers düstere Prophezeiung wird wahr. “

    „Es geht alles viel zu schnell – und ist erschreckend präzise geplant und vorbereitet.“

    „An einem Bundesliga-Spieltag im beschaulichen Freiburg, der so ganz normal und friedlich begonnen hatte.“

    Wie schlecht ist das denn bitte? Es ist lustig, wenn sich einer, der gerade mal den Stift halten kann, sich an ein Reportageformat rantraut. Spannende Lektüre!

  2. Den ganzen Landstrich samt Einwohner und Zeitungen einfach an Frankreich verschenken und gut ist.

  3. Es macht mich nachdenklich, dass die Intervalle immer kürzer werden, in denen ich sagen muss: Das ist ja das Dümmste, was ich jemals gelesen habe. Ingo Feiertag ist definitiv mein Depp des Tages.

  4. Seiner Familie möchte ich aber doch noch kurz vor Weihnachten zurufen: „Schöne Feiertage“

  5. Ein Witz auf dem Niveau des Montag-Abend-Kicks. Aber man kennt von Dir ja nichts anderes.

  6. Das war der beste Witz, den ich jemals gemacht habe. Es war überhaupt der beste Witz der Welt.

  7. „Vor dem Stadion wurden im großen Stil diese Wollmützen verkauft.“ –
    Im Breisgau scheinen sie tatsächlich zu allem fähig zu sein.

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