Ein kleines bisschen Glamour jetzt – Die Rückkehr einer launischen Diva

Ein Verein springt über seinen Schatten bzw. er wird darüber geworfen. Die in den letzten Jahren immer biederer gewordene Frankfurter Eintracht trennt sich von Michael Skibbe und verpflichtet einen polarisierenden Welttrainer.  Die launische Diva, das Biest erwacht.

Friedhelm Funkel war ungefähr fünf Jahre lang das Gesicht der Eintracht. Mit gewissenhaftem, solidem Arbeiten ohne Glanz und Gloria gelang es ihm in Zusammenarbeit mit Heribert Bruchhagen einen Verein in der Bundesliga zu etablieren, der sich durch sein divenhaftes Verhalten über Jahrzehnte selbst an den Rand des Abgrunds zu manövrieren versucht hatte.

Doch am Ende der Ära Funkel wurde eins deutlich: Die Fans der Eintracht brauchen die Diva. Sie ist nicht tot. Sie lebte weiter. Tief in uns allen. Sie schlummerte, sie nahm sich eine Auszeit. Aber sie war da. Lieber die lodernde Selbstzerstörung als ein sicheres Leben mit Bausparvertrag. Insgeheim sehnen wir uns doch alle nach den Zeiten von Ohms und Konsorten zurück. Scheißegal, in welchen dunklen Gassen die Kohle aus den diversen Großtransfers versandet ist: Wir waren wer. Wir waren wild. Wir waren skandalös. Wir waren dekadent. Wir waren die „United colors of bembeltown“ und nicht mausgrau.

Eine Zeit lang, nachdem der goldene Schuss nur knapp vermieden werden konnte, haben wir akzeptiert, dass wir jetzt mal vernünftig sein müssen. Viel Obst und Gemüse, viel Wasser, vielleicht mal einen grünen Tee – wir mussten schließlich genesen. Dank dem Funkelschen Aufbautraining waren wir nach 5 Jahren wieder bei Kräften. Doch das Biest in uns, die launische Diva, sie regt sich, sie rüttelt an ihrem Zwinger, auch sie ist wieder erstarkt.

Bruchhagen merkt es und fürchtet den Kontrollverlust. Er versucht den Kompromiss. Das Monster füttern, aber bitte nur ein bisschen. Mit Skibbe holt er einen für Eintracht-Verhältnisse großen Namen, der für modernen, offensiven Fußball, für die Förderung der Jugend, für Innovationen stehen  und gleichzeitig seriös und verbindlich daherkommen soll.

Nur: nichts davon erfüllt Skibbe. Eine kurze Zeit lang verbessert er den ästhetischen Wert des Frankfurter Fußballs. Dabei sprengt er aber durch massive Forderungen das Budget, verprellt hoffnungsvolle Jungtalente, fährt den Karren schnurstracks Richtung zweite Liga und ist selbst dann nicht in der Lage zu irgendwelchen Neuerungen als das Ende der Zusammenarbeit fast unausweichlich wird. Skibbe ist konservativer als Funkel und Bruchhagen zusammen. Das stellt man leider erst fest als die Glitzerhülle Gekas, die alle Probleme überdeckte,  Risse bekommt.  So zähmt man keine Diva.

Nun hat Bruchhagen vor dem Biest kapituliert. Oder er musste es. So richtig kann man nicht glauben, dass die Entscheidung für Christoph Daum wirklich seine war. Vielleicht waren noch andere Kräfte im Spiel. Fakt ist (sic!): Es soll die ganz große Lösung her. Der Welttrainer. Der Verrückte. Der Leidenschaftliche. Der Besessene. Das perfekte Futter für die Diva. Das Futter, das sie im Nu und mit Leidenschaft verschlingen wird.  Wir wollen nichts anderes sein als die Diva. Ich will nichts anderes sein. Ein kleines bisschen Glamour jetzt. Vielleicht auch das ganze Paket. Inklusive goldenem Schuss.  Das Leben ist trist genug – besonders in der nüchternen Stadt der Banken. Herzlich willkommen in Frankfurt, Christoph Daum.

Über den Autor: Goldschuhe aus

Agent provocateur erster Güte. Ansonsten Misanthrop und Eintracht Frankfurt-Fan. Frisur: vorhanden.

Agent provocateur erster Güte. Ansonsten Misanthrop und Eintracht Frankfurt-Fan. Frisur: vorhanden.
32 comments
  1. Großartiges Comeback!

  2. Sehr schöner Artikel!

    Wir wollen es scheinbar wirklich nicht anders…

  3. Drei Diven feiern ihr Comeback – die Eintracht, der Daum & der Treutler! Tollhaus Bundesliga, kann ich da nur sagen…

  4. Jetzt noch irgendwie Lorant, Klinsmann und Matthäus in der BuLi unterbringen, ein 2-jähriges Trainerrauswurfverbot erteilen und die Liga wäre so richtig geil!

  5. @Don: Der Neururer fährt auf seiner Harley auch noch rum…

    Hochgradig lächerlich in jedem Fall, das ganze Wechseltheater.

  6. Ich finde, Magath könnte auch mal wieder wechseln…Ist ja schon eine gefühlte Ewigkeit in Wolfsburg!

  7. Ein Magath bleibt immer bis zur Meisterschaft. Das weißt du doch.

    Was macht eigentlich Friedl Rausch?

  8. Auch super: Der HR überträgt das erste Training um 15:30 live. Die drehen alle hohl.

  9. Das ist doch genau, was ich meine. Live-TV vom Training. Perfekt.

  10. Ich weiß, dass du das meinst. Hollywood, Glamour, Glitzer. Das ist deine Welt!

  11. Da gehöre ich hin. Wie alle guten Autoren. Goldschuhe aus lebt in New York und Wanne-Eickel.

  12. Es geht schon los:
    „Ich werde hier sein und erstmal im Hotel wohnen. Es ist wichtig, Präsenz zu zeigen. Da muss auch die Familie zurückstecken. Ich habe zuhause Bilder aufgestellt, die können sie sich anschauen. Am Sonntag fahre ich vielleicht zum Kaffee nach Hause, um zu zeigen, dass ich noch existiere.“ (Zitat C. Daum aus seinem aktuellen Spiegel-Online-Interview)

  13. „Visionen schaffen Fakten.“

  14. @guru: Das ist Fakt!

    Apropos Fakten: Folgendes Faktum sagt eigentlich alles über diesen ganzen Zinnober aus, nämlich, dass die Eintracht innerhalb von vier Wochen unter zwei unterschiedlichen Trainern zweimal in der Liga gegen Felix Magath spielt. Absurder gehts doch gar nicht mehr!

  15. Über 2.000 Mann beim Training, ich hänge am Livestream an Thomas Bertholds Lippen – nächste Saison Europapokal!

    Und Daum will „25 Stunden für die Eintracht arbeiten“!

    So muss das!

  16. Eigentlich ist die Rückkehr des Messias‘ ja auch ne ideale Gelegenheit, sich mal wieder zusammen zu betrinken. Aber bei Euch ist ja nur noch tote Hose angesagt.

  17. Lügst Du Dir noch immer in die Tasche und denkst, Du bräuchtest eine Gelegenheit, um Dich zu betrinken? Nichtsdestotrotz: Pinte?

  18. @Don: Wann, wo, wieviele?

  19. Mir ist das komplett Latte! Meine letzten Aufrufe sind ja alle ungehört verhallt.

    Was man unbedingt mal anpeilen müsste, wäre der letzte Spieltag in der NRW-Liga. Da hat RW Essen ein Heimspiel und wird ne ordentliche Aufstiegsparty machen. Sonntag, 29.5.

    Aber Pinte geht natürlich auch und immer.

  20. Düsseldorf will auch immer trinken. Gerne auch mal wieder in Flingern/Bilk/Altstadt.
    Karneval hast du dich ja schön abgeduckt, du Clown!

  21. DDorf bin ich auch gerne am Start!

    Bin heute übrigens in der Philips-Halle beim Trans-Siberian-Orchestra!

  22. Mein Gott.

  23. Das wird so richtig kitschig-geil!

    Und sie zocken ein paar Savatage-Classics!

  24. Mein Gott…

  25. „Sie werden das vielleicht Krafttraining nennen“, sagte Daum im Gespräch mit den Reportern. „Wir nennen das propriozeptive Übungen.“

    http://www.faz.net/s/Rub822C6F5CE40E4AC589F55AB974E92897/Doc~E52BFC16DA8384EA79D572ADC92CD8910~ATpl~Ecommon~Scontent.html

  26. Auch super: Bei uns wird es schon als Innovation gefeiert, wenn ein Trainer sich morgens mit dem Mannschaftsarzt über die Verletzten und Angeschlagenen austauscht. Fantastisch.

  27. Hab ich bei ILF auch nie gemacht und bin trotzdem in den internationalen Wettbewerb gekommen. Neumodischer Kram…

  28. Passt nicht hierhin, weil´s um den VFL geht, aber mir stehen immer noch die Haare zu Berge. Dieser Verein kann wirklich gar nix. Deshalb musste Gündogan den VFL verlassen:

    SZ: War das Abitur neben dem Profifußball woanders nicht möglich?

    Gündogan: In Bochum, wo ich vorher war, ist es zumindest nicht möglich gewesen. Der VfL hatte keine Schule, mit der er kooperieren konnte. Ich war mit den Profis im Trainingslager und habe schnell gemerkt, dass das mit der Schule nicht mehr geht. Der damalige Trainer Marcel Koller hat dann gesagt, ich müsste mich für eine Sache entscheiden.

    Quelle: http://www.fcaugsburg.de/jugend/cms/website.php?id=/de/index/news/data11520.htm

  29. Die haben keine Schule, mit der sie kooperieren? Boah ey!

  30. Zum Thema VFl empfehle ich das Interview mit Ennatz Dietz in der aktuellen 11 Freunde., haarsträubend…

  31. Am Samstag kann nichts mehr schief gehen, denn der Messias sprach über unseren Top-Torjäger die folgenden salomonischen Worte:

    „Er hat heute Tore aus Situationen heraus gemacht, da wird es eine schwere Entscheidung, welcher Treffer das Tor des Monats werden soll“, schwärmte Daum: „Wenn er in Wolfsburg nur die Hälfte der Leistung aus dem heutigen Training bringt, dann können wir gespannt sein.“

  32. […] Es wird Zeit einmal die Faktenlage zu checken. Hier also zwei, drei Dinge, die die Statistik über Theofanis Gekas zu sagen hat, um dessen Frisur, die er sich weltweit nur mit Javier Pinola (Ein weiterer […]

Kommentare sind geschlossen.