Planet FIFA

Die geistige Distanz zwischen dem FIFA-Hauptquartier in Zürich und den Stehrängen beispielsweise in Oberhausen dürfte ungefähr mit der Entfernung zwischen Erde und dem Neptun vergleichbar sein. Dass Fußballfunktionäre teilweise auf einem anderen Planeten zu leben scheinen, haben zahlreiche Vertreter dieser Zunft bereits zur Genüge unter beweis gestellt.

Zuletzt machte die FIFA mit einem erneuten Korruptionsskandal (dem wievielten eigentlich?) auf sich aufmerksam. Diesmal geriet die Vergabe der Weltmeisterschaft 2018 ins Zwielicht. Aber die FIFA wäre nicht die FIFA, wenn sie für derlei Ausnahmeerscheinungen nicht eine eigene Gerichtsbarkeit zur Verfügung stellen würde, die sich um eine zeitnahe Vertuschung Bewertung dieses unbedeutenden Zwischenfalls kümmert. Wichtiger als eine lückenlose Aufklärung der Situation scheint jedenfalls die plangemäße und gleichzeitige Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 an ihren jeweiligen Ausrichter.

Nun soll es aber dennoch, ca. vier Wochen nach Bekanntwerden des Korruptionsverdachtes, erste Entscheidungen geben. Am Donnerstag bittet der heilige Sepp persönlich zur Audienz Pressekonferenz, um die Ergebnisse der „Arbeit“ der „Ermittlungskommission“ vorzustellen.

In England, das sich um die Ausrichtung der WM 2018 bemüht, scheint man angesichts dessen nun kalte Füße zu bekommen:

„Wir hoffen, dass Englands Bewerbung im Zuge der Aktivitäten einzelner britischer Medien nicht negativ gesehen wird, und hoffen, dass es Ihnen bewusst ist, dass wir keine Kontrolle über die Medien haben“

Abgesehen davon, dass mangelnde Kontrolle über die Medien nicht für jedes Mitglied des Exekutivkomitees ein Problem darstellen dürfte, zeigt diese Aussage vor allem, wie weit sich die FIFA inzwischen von jeglicher Lebensrealität entfernt hat.

Es sei eine schwere Zeit für die FIFA gewesen und als Mitglied der Fußball-Familie zeige man sich solidarisch.

Die Ermittlungen der britischen Journalisten werden offensichtlich als lästiges Eindringen in ein Sphäre des Hehren und Guten empfunden, nur Freundschaft und Zusammenhalt scheinen gegen diesen üblen und unbegründeten Angriff von Außen zu helfen. In den seltenen Fällen, in denen Totschweigen nicht möglich ist und tatsächlich eine Reaktion seitens der FIFA auf Vorwürfe von Außen erwartet wird, erfolgt diese intern, intransparent und auf eine Art und Weise, die der Gelddruckmaschine Weltmeisterschaft keinerlei Einhalt gebietet. Anstatt Korruptionsvorwürfe lückenlos, vielleicht sogar durch eine unabhängige Staatsanwaltschaft, aufklären zu lassen, verbarrikadiert man sich in seinem Kämmerchen, in der Hoffnung, die wenigen der Öffentlichkeit hingeworfenen Brocken in Form von Bauernopfern reichen aus, um langsam aber sicher wieder den Mantel des Schweigens über das Tun und Lassen des Verbandes und seiner Funktionäre zu hüllen.

Den wenigen, die sich um tatsächliche Aufklärung in diesem Sumpf bemühen, werden so viele Steine wie möglich in den Weg gelegt, wenn man ihre Stimme denn überhaupt hören will. Fußball als seichte Abendunterhaltung ist für viele anscheinend zu wichtig, als dass man sich dieses unbeschwerte Vergnügen von einigen Unverbesserlichen kaputt machen lassen möchte. Soll die FIFA doch machen, was sie will, hauptsache das WM-Finale kommt im gebührenfinanzierten Free-TV. Aber überlassen wir die letzten Worte besser Sepp Blatter, der weiß ja schließlich, was der Weltfriedenfußball braucht und was nicht:

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Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.
3 comments
  1. Wenn es nicht so elend wäre, könnte man darüber lachen.

  2. das statement der englaender ist in der tat der absolute wahnsinn. bzw. zeugnis.

  3. Man sollte die Vergabe von Großveranstaltungen in Zukunft nur noch auswürfeln.

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