FK Austria Wien – LASK Linz

Wenn man schonmal in Wien ist, kann man sich auch ein Fußballspiel anschauen. Das war zumindest mein Gedankengang am vergangenen Wochenende. Rapid spielte auswärts und so kam nur Austria Wien gegen Linz in Frage, um den Samstagabend gepflegt abzurunden.

Der Besucherschnitt im Franz-Horr-Stadion wurde profimäßig im Vorfeld gecheckt, eine Ankunftszeit um 18 Uhr für ausreichend erachtet, um den Anstoß um 18:30 Uhr auf den Rängen erleben zu können. Die Rechnung wurde jedoch ohne den Wirt gemacht, in diesem Fall die absurde Art des Ticketverkaufs durch die Fachangestellten der Austria. Karten gab es nur noch für den „Fanblock“ in der Osttribüne und um diese erwerben zu können, musste man sich eine sogenannte „Austria-ID“ erstellen lassen. Ein Vorgang, der mal eben schlanke 15 Minuten pro Person in Anspruch nahm. Anscheinend war es nicht das erste Mal, dass sich deswegen lange Schlangen vor den vier offenen Kassenhäußchen bildeten. Wie weiter vorne in der Reihe prophezeit, wurde ungefähr fünf Minuten nach Anpfiff der Verkauf von Karten auch ohne ID erlaubt. Man musste beim Eintritt jedoch seinen Ausweis vorzeigen, den die Ordner mit einer Liste abglichen. Wohl gängige Praxis in Österreich, um Stadionverbote durchzusetzen.

Immerhin konnte man sich die Wartezeit mit dem einen oder anderen Hellen versüßen, das auch vor dem Stadion zu halbwegs fairen Preisen (0,5 Liter, 3,20 €) feilgeboten wurde. Ohnehin, die Preise: 18 € für einen Stehplatz sind durchaus als happig zu bezeichnen, v.a. angesichts dessen, was einem auf dem grünen Rasen geboten wurde. Zunächst jedoch noch vorbei am Infostand der „Fanatics“, die einen Rentner höflich darüber aufklärten, dass sein Enkel leider erst mit 13 Mitglied werden kann.

Mit 13.500 Zuschauern ist das Stadion im Vergleich zu deutschen Bundesligastadien extrem klein. Dennoch gefiel das Stadion durch seine schnörkellose und enge Bauweise. Wir entschieden uns, Plätze auf dem Unterrang einzunehmen (nur die Osttribüne hat überhaupt zwei Ränge) unterhalb der „Fanatics“, die sich neben den Sympathen von „Unsterblich Wien“ eingefunden hatten. Oben stand der Vorsänger, der es sich nicht nehmen ließ, 90 Minuten in die Beschallungsanlage zu gröhlen. Nicht immer waren seine Texte als auf deutsch formuliert zu erkennen. Ohne Initiative am Mikro machten die Zuschauer jedoch auch keinerlei Anstalten, ihre Mannschaft anzufeuern, die Mitmachquote, heutzutage ja Kriterium für die Stimmungsbewertung in Fußballstadien, war insgesamt gering. Das Publikum um uns herum war eher gemischt: Zahnlose Alte, Herren im gesetzten Alter, Kinder und vereinzelt Besitzer violetter (!!!) Camouflage-Hosen hatten sich eingefunden. Auf Linzer Seite waren etwa 250 Fans auszumachen, die das ganze Spiel über nicht zu vernehmen waren.

Der Blick auf den Rasen war, zumindest in der ersten Halbzeit noch, relativ lohnenswert. Wien haute den körperlos agierenden Linzern direkt vor unserem Block die Hütte voll und führte folgerichtig nach 35 Minuten mit 3:0. Doppeltorschütze Dario Tadic wurde frenetisch gefeiert. Wien zeigte tatsächlich einige schöne Kombinationen und hätte durchaus auch 6:0 führen können, allein das Unvermögen der Wiener Offensiven verhinderte Schlimmeres für die Linzer. In der zweiten Halbzeit konnte dann der mächtige Alexander Zickler zeigen, dass ers immer noch kann. Leider blieb er diesen Beweis bis zuletzt schuldig. Linz kam irgendwie noch zu einem Anschlusstreffer, bis Stankovic in der 85. Minute „den alten Abstand wieder herstellte“.

Ein herzliches Dankeschön geht nicht zuletzt an meine beiden Fachkollegen aus Frankfurt bzw. Wien, deren Spielanalysen zu jedem Zeitpunkt zutreffend und punktgenau waren. Unseren Beitrag zur Stimmung leisteten wir durch wahlloses Beleidigen der den Eckball ausführenden Linzer Spieler („Komm doch!“) und das regelmäßige Rufen klarer Anweisungen wie zum Beispiel „Auf gehts!“. Insgesamt waren Niveau und Organisation der Partie irgendwo am unteren Ende der zweiten Bundsliga anzusiedeln. Anfang Dezember muss sich dann das Gerhard-Hanappi-Stadion dem ultimativen Vergleichstest unterziehen.

Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.
5 comments
  1. Linz geht 1:7 unter? Wenn das der Führer mitbekommen hätte…

  2. Nein, „nur“ 1:4. War trotzdem ein desolater Auftritt des, zurecht, Tabellenletzten.

  3. man sollte die Leute nicht nach ihren Meinungen beurteilen

  4. @3: Auch wenns dir nicht passt, aber Faschisten beurteile ich durchaus nach Ihren „Meinungen“…

  5. katze, katze, katze.. wo soll das nur enden?

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