Leverkusens Sprink ins Feld

Sport? Mit Sicherheit.

Wenn es um sogenannte Ausschreitungen bei Fußballspielen geht, hat Otto Normalzuseher meist eine klare Meinung: Chaoten! So zutreffend dieses Etikett manchmal auch sein mag, sind Fußballfans doch immer noch Menschen. Menschen für die Artikel 1 des Grundgesetzes gilt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Oder vielmehr gelten sollte…

Vor dem Spiel Leverkusen gegen Frankfurt kamen Gerüchte auf, dass weibliche Fans der Eintracht Pyrotechnik ins Stadion schmuggeln würden. Um also „Ausschreitungen“ zu vermeiden, haben sich Polizei, der Verein Bayer Leverkusen und sein privater Sicherheitsdienst vorgenommen, die Gästefans möglichst erniedrigend zu behandeln: Weibliche Fans jeden Alters mussten sich in einem Zelt bis auf die Unterwäsche ausziehen und durchsuchen lassen. Wer sich weigerte, durfte nicht ins Stadion. Kein Einzelfall in deutschen Stadien.

Meinolf Sprink, Kommunikationsvorstand der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH, war sich im Nachgang nicht zu schade, dieses Vorgehen auch noch zu verteidigen:

„Der Umstand, dass im Stadion nichts passiert ist und unbeteiligte Fans nicht der großen Gefahr durch Pyrotechnik ausgesetzt wurden, zeigt doch, dass einiges im Zusammenspiel von verschiedenen Kräften richtig gemacht wurde.“

Ein typisches Argumentationsmuster in einer, vom Sicherheitswahn zerfressenen und dauerüberwachten Gesellschaft. Einer Gesellschaft, in der heimliche Online-Durchsuchungen mit den Worten „Wer nichts zu verbergen hat…“ verteidigt und Fußballfans, neben ihrer Tätigkeit als fernsehverwertbare Stimmungskulisse, in erster Linie als Sicherheitsrisiko betrachtet werden.

Sprink, der während der Kontrollen mit diversen Vorstandskollegen gemütlich beim Essen saß, bestreitet ohnehin, dass die Kontrollen derart entwürdigend abgelaufen wären, wie von diversen Eintracht-Fans berichtet. Er vergleicht die Kontrollen mit denen am Flughafen und verlässt sich dabei auf Berichte des Leiters des Ordnungsdienstes. Gleichzeitig weißt er die Kritik des Frankfurter Bundestagsabgeordneten Omid Nouripour zurück:

„War er dort? Wenn nicht, kann ich nur sagen: Gut gebrüllt, Löwe!“

Man kann nur hoffen, dass die Frankfurter Fans mit ihrem Protest gegen diese Durchsuchungspraxis Erfolg haben und dieser Behandlung endlich ein Ende bereiten. Ach ja, Journalisten sind selbstverständlich auch ein Sicherheitsrisiko in der bunten Welt von DFL und DFB…

Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.
6 comments
  1. Da bekommt man echt einen Hass.

  2. Unfassbar! Da wäre ich auch aus Solidarität draußen geblieben und hätte denen schön an’s Zelt gepinkelt.

  3. @ Don: Die meisten sind auch draußen geblieben und haben das Stadion erst betreten als die verschärfte Kontrolle dank Fanbetreuung beider Vereine abgeschafft bzw. normalisiert wurde.

  4. @Stefan: Sehr gut! Auch, dass die Fanbetreuungen da Hand in Hand gearbeitet haben.

  5. Am allerbesten finde ich diesen Funktionär, der sich selbst die Wampe vollhaut, also offensichtlich nicht vor Ort am Zelt war und dem Grünen-Abgeordneten dann vorwirft, ja gar nicht vor Ort gewesen zu sein. Mehr Scheinheilligkeit und Selbstgerechtigkeit geht gar nicht. Ein Grund mehr für mich, nur noch konsequent zu Turu zu gehen.

  6. Wer ein Statement abgibt, in dem der Ausdruck „Gut gebrüllt, Löwe“ vorkommt, sich im gleichen Augenblick aber auch noch „Kommunikationsvorstand“ schimpft, disqualifiziert sich selbst. Unerträgliche, selbstherrliche Person. Bleib im VIP-Bereich und kommunizier mit deinen Sponsoren. Da kannst du mit deinen Floskeln um dich werfen. Mann…

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