Zitat des Tages (XXVI): Sepp Blatter

Sepp Blatter ist ein großer Freund des Fußballs sowie der Menschen. Sepp Blatter hat zudem noch sehr genaue Vorstellungen davon, wie der Fußball und die Menschen, die ihn schätzen auszusehen bzw. sich zu verhalten haben. Und seitdem er Präsident der FIFA ist, versucht er konsequent, diese Vorstellungen auch weltweit durchsetzen.

Nun hat er sich endlich mal wieder zum Thema Fußball geäußert, wenn auch nur in der Schweiz. Die Schweiz hat in den letzten Jahren mit Gewalt in und um ihre Fußball- und Eishockeystadien zu kämpfen, unvergessen dabei die „Schmach von Basel“. Aus diesem Anlass fand nun vorgestern in Zürich eine Tagung mit dem Titel „‚Tatort‘ Stadion – Rechtliches zu einem Phänomen“ statt.

„Dem Josef“ (M. Basler), der die Eröffnungsrede der Veranstaltung hielt, hat der Titel dieser Veranstaltung allerdings überhaupt nicht gefallen:

„Das Stadion muss eine Begegnungsstätte sein. Es sollte so sein wie in einem Theater.“

Deutlicher hätte Blatter eigentlich gar nicht machen können, welches Ziel die FIFA seit Jahren hinsichtlich des Publikums bei Fußballspielen verfolgt. Um dies klar zu stellen: Ich sehne ganz bestimmt nicht die „gute alte Zeit“ der 80er und frühen 90er Jahre zurück, als es in den Stadien noch „sportlich“ zuging. Wenn jedoch weiterhin derart konsequent Ticketpreise angehoben, Emotionen durch Verbote und Repressionen unterdrückt werden und der Fußball durch Pausen- und sonstige Clowns zur Randerscheinung gerät, haben Stadien sehr bald nichts mehr mit Begegnungsstätten zu tun. Vielmehr sind sie dann Arenen für die Bespaßung der bürgerlichen Mittelschicht auf den Sitzplätzen und der Oberschicht in den Logen. Geklatscht und geredet wird erst, wenn der Akt vorbei ist und der fallende Vorhang dies erlaubt.

Ein Teil der Faszination, die ein Stadionbesuch für mich ausmacht, ist immer noch die Begegnung (ganz in Blatters Sinne) mit Menschen, mit denen ich sonst nichts gemeinsam habe. Auf den Stehplätzen unterhalte ich mich mit dem Bandarbeiter, der neben dem Anwalt und dem Schüler steht. Und das ist keine romantisierende Verklärung, sondern das, was ich jeden Samstag erlebe. Wenn dem ehemaligen Volkssport Fußball auch diese Faszination noch genommen wird, verliere (nicht nur) ich endgültig das Interesse.

Quelle: Tageszeitung „Der Bund“

Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.
3 comments
  1. Ich weiß gar nicht, was du hast? Der Mann ist halt ein Bildungsbürger. ;-)

    Fußball wird ja nicht umsonst als „Theater des kleinen Mannes“ bezeichnet.

  2. Ich verachte diesen Menschen wie nur wenige auf diesem Planeten (Lucio mit eingeschlossen).

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