Grand Prix der Scheußlichkeiten

Das, liebe Leute, war nur der Anfang. Was seitdem an musikalischen Grausamkeiten, in denen im weitesten Sinne das Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft besungen wird, das Licht der Welt erblickte, raubt selbst mir hartgesottenem Musikfan die Sinne (Und lässt die Aufnahmen der Nationalmannschaft anno 1982, die ich noch im Schrank stehen habe, wie das Singen einer Nachtigall erscheinen). Bühne frei für drei Künstler, deren Karrieren ich entweder am Ende wähnte oder deren Tun normalerweise unter dem Signet „Comedy“ läuft und „von dem her“ (S. Hannawald) per se zu vernachlässigen wäre, wenn…

… wenn nicht die Gewissheit bestünde, mit diesem – Entschuldigung – Vollschrott in den vier südafrikanischen Wochen rund um die Uhr berieselt zu werden.  Mit der Startnummer Eins, meine Damen und Herren, begrüßen Sie bitte die talentfreie Rockkapelle Peilomat, zu der man allerhand unnütze Informationen bei Wikipedia finden kann (Stichworte: Celler Schule, Popkurs, Düren), die sich mit dem Showtitanen Elton, dem „Roter Anzug und witzige T-Shirts“-Träger der Jahre 2005 bis 2010, zusammengetan hat. „Weltmeister“ nennt sich das peinigende Stück Stadionrock mit Mitgrölfaktor, von dem im Moment dankenswerterweise nur ein 30-sekündiges Snippet im Netz zu hören ist, das ich natürlich niemandem vorenthalten möchte:

Welche Rolle dabei dem ehemalige Showpraktikant und St. Pauli-Retter Elton zukommt, ist mir nicht ganz klar, wahrscheinlich grölt er einfach im Refrain ein bisschen mit.

Wo ein Elton ist, ist ein Pocher nicht weit. Der „freche“ Comedian ohne Anstand und Manieren, dessen Repertoire sich auf seine Imitationen von Oliver Kahn und Lukas Podolski beschränkt, fühlt sich als Anhänger des Erfolgsteams von Hannover 96 und seinem Smash-Hit „Schwarz und weiß“ natürlich bemüßigt zum diesjährigen Wettbewerb seinen Beitrag zu leisten. „Wir gehen nur zurück um Anlauf zu nehmen“ heißt das Stückchen und spielt halbherzig mit „afrikanischen“ Einflüssen. Dazu existiert leider ein komplettes Video:

Textlicher Höhepunkt: „Wenn die Fahnen wieder wehen“. Ich frage mich, welche Fahnen Pocher nach dem Erringen des WM-Titel wieder wehen sehen möchte?

Wie es sich gehört, kommt „das Beste“ zum Schluß. Weiß jemand noch was „S.D.I.“ ist? Diese Abkürzung steht für „Strategic Defense Initiative“, ein Hirngespinst von Ronald Reagan, das unter George W. Bush ein Comeback als Raketenabwehrschirm feiern durfte, der in Russland nicht ganz so gut ankam. Wieso ich das erzähle? Nun, eine deutsche Hardrockband aus Ingolstadt hatte mit dem Song „S.D.I.“ und der großartigen Textzeile „Killers in the sky“ ihren größten Erfolg und widerlegte damit eindrucksvoll, dass Hardrock nicht per se unpolitisch sein muss (Iron Maiden-Kenner können natürlich aus dem Stehgreif weitere Beispiele nennen, aber lassen wir das) .

Bonfire, deren Ableben ich eigentlich in die frühen 90er Jahre terminiert hätte, touren weiter über bayrische Dorffeste und haben sich zur WM etwas Besonderes einfallen lassen: Eine – und jetzt kommts – Hardrock-Version der Nationalhymne. Nochmal: eine Hardrock-Version der Nationalhymne! Gibt´s seit heute zu kaufen und dazu natürlich noch ein tolles Video. Leider sind dem Final Cut des Videos die „Mädels“ zum Opfer gefallen. Und – ich wiederhole mich – leider, leider lässt sich das Video nicht einbetten, deshalb muss hier der Link genügen (Es lohnt sich!).

Wer nach diesem Highlight immer noch nicht flüchten möchte, der findet bei Hey Tube eine hübsche Auswahl weiterer, potenzieller Fußballhits zwischen rockig und pathetisch.

Foto: (c) benwolf

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben unter Google+
7 comments
  1. Die Bonfire-Hymne ist ja nur noch großartig, vor allem weil die Harmonien total falsch sind. Schade, dass Haydn das nicht mehr erleben kann.

  2. Ich könnte mir vorstellen, dass Haydn gerade vor Freude mit dem Megaphon bewaffnet am Zaun hängt und „Umpah“ anstimmt.

  3. Zwar kein Song für die WM , aber nicht weniger schlimm als deine Auswahl: Room 77 – Go to Bernabeu.
    An der Gitarre: Andreas Görlitz, bekannt von der Bayernersatzbank.

  4. Leider weiss ich nichtmehr wie ich darauf kam, aber „Deutschland schießt ein Tor“ – Captain Jack

  5. Captain Jack… Gott hab ihn selig.

  6. @Heffer: Den wollte ich eigentlich morgen unter der Überschrift „Wieso Bayern nicht den CL-Titel gewinnen darf“ bringen.

    @laberlaib: Wenn das Franky Gee mitbekommen hätte…

Kommentare sind geschlossen.