„Mr. Sportschau“ aka der Totengräber

Glaubt man „mobil“, dem Qualitätserzeugnis der Deutschen Bahn im Printbereich, haben wir Reinhold Beckmann vieles von dem zu verdanken, was einem den „modernen Fußball“ leicht madig machen kann.
In der Augustausgabe des „Magazins der Deutschen Bahn“ jedenfalls wird der omnipräsente „TV-Talker“ Beckmann porträtiert. In der „mobil“ bedeutet dies, dass Beckman im 102 Seiten starken Heft auf immerhin zwei Seiten (und der Titelseite) vertreten ist. Das Brechreiz erzeugende Bild, auf dem Beckmann einen gefakten Seitfallzieher vollführt, zähle ich einfach mal nicht dazu.

„mobil“ holt weit aus, um „Mr. Sportschau“ angemessen zu beschreiben, geht sogar zurück in die Anfangszeiten von ran (inzwischen ja zurückgekehrt und besser denn je…). Vielleicht wird Beckmanns Verdienst dabei etwas viel Bedeutung zugeschrieben, auf jeden Fall aber fasst dieser Satz einige Entwicklungen der letzten Jahre ganz gut zusammen. Auch die wiederbelebte (fast schon altehrwürdige) Sportschau kann man davon nicht ausnehmen: „Mit ihm wurde Fußball im TV zur Unterhaltungsshow.“ Mann konnte danach also übergangslos den „Sat.1 Film Film“ anschauen oder lieber doch zur „100.000 Mark Show“ rüberzappen.

Beckmann selbst scheint diese Einschätzung nicht weiter zu stören. Ganz im Gegenteil feiert er Event-Fans und sonstige Stimmungs-Anthagonisten sogar noch ab: „Früher war es in Hamburg unfein, ins Volksparkstadion zum HSV zu gehen, heute spricht Fußball alle an“, holt Beckmann aus. „Entscheidend dazu beigetragen haben die Stadien mit ihrer dichten Atmosphäre. Sie machen Fußball zum Erlebnis, zur Partyzone – fast egal, was auf dem Rasen geschieht.“

Gerade letztgenannte Beobachtung lässt sich auf verschiedenen Ebenen attestieren. Einerseits sind da die Ultras: Fans die, nach eigener Aussage, alles für den eigenen Verein geben, es dabei aber teilweise vermissen lassen, überhaupt in irgendeiner Weise darauf zu reagieren, was „ihr“ Team auf dem Rasen macht. Abgesehen von meiner Sympathie für die eine oder andere Ansicht dieser Gruppierung(en), gehört das zu den Punkten, denen ich mit Unverständnis gegenüberstehe. Dazu aber vielleicht mal an anderer Stelle mehr…

Andererseits gibt es in jedem Stadion genügend Vertreter derer, die sich für das Geschehen auf dem Rasen noch viel weniger interessieren. Die im Stadion sind, um dem Geschäftstermin eine besondere Note zu geben; die im Stadion sind, weil gerade ’schland! spielt und schwarz-rot ja irgendwie „geil“ ist oder einfach Leute, die sich (im Stehblock wohlgemerkt) darüber unterhalten, welches Paar Schuhe sie letztes Wochenende erstanden haben.

Zwar liegt mir dieses elitäre Denken fern, nur „richtige“ Fans sollten ins Stadion dürfen, allerdings ist es immer wieder erschreckend, wenn der Fußball regelrecht mißbraucht wird, nur als Rahmen dient. Wenn das Spiel als solches und das ganze Herzblut und die Leidenschaft, mit der viele Leute am Fußball hängen, in den Hintergrund gedrängt wird. Wenn Fußball nur noch Wirtschafts-, Risiko- oder Funfaktor ist.

Ohne jetzt die Zeiten Fritz Walters beschwören zu wollen, haben Reinhold Beckmann und seine Apologeten da doch ganze Arbeit geleistet…

Über den Autor: schneider3

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.

Mildernde Umstände aufgrund familiärer Vorschädigung durch zwei dominante Brüder. Normalerweise erlebt das Weißbier bei ihm das Mittagsläuten nicht. Kaiserslautern-Fan. Weiß der Teufel, warum.