Zitat des Tages (X)

Thomas Hitzlsperger ist nicht gerade als Lautsprecher der Liga bekannt. Aber wenn der Profi vom VfB Stuttgart mal was sagt, dann trifft er mit seinen Aussagen immer voll ins Schwarze. Genau wie seine Ausführungen über allzu übertriebenen Torjubel. Davon hält Hitzlsperger nämlich gar nichts.

Mit seiner unglaublich harten linken Klebe trifft Hitzlsperger nicht selten ins Netz. Aber dann steht er vor einem Problem. „Immer, wenn ich die Kiste mal treffe, denke ich: Und was machst Du jetzt?“, erzählte der Nationalspieler dem Zeit-Magazin. Um dann ehrlich zuzugeben: „Und dann laufe ich da so jämmerlich rum mit Gesten, die ich hinterher peinlich finde.“ Erfrischende Ehrlichkeit und eine angenehm realistische Selbstwahrnehmung für jemanden, der tagtäglich mit Menschen zu hat, die sich für fast geschlossen für wichtig und unfehlbar halten. Und denen vor allem nichts peinlich ist. Anders sind modische Ausfälle wie T-Shirts mit Drachen oder Flammenmuster und ziemlich gewöhnungsbedürftige Frisuren der Fußballprofis nicht zu erklären.

Unter das Prädikat „peinlich“ fällt auch so mancher Torjubel. Vor allem, wenn er in ständiger Endlosschleife vorgetragen wird. Besonders schlimm ist Luca Tonis Ohrenmuscheldreh-Torjubel. Aber auch Mladen Petric nervt inzwischen kolossal mit seinem Pfeil, mit dem er nach jedem Tor Frau und Kind beschießt. Nicht ganz so penetrant mimt Mario Gomez den Torero, Miro Klose dagegen setzt auf den Salto aus dem Stand.

Was ist mit dem spontanen Torjubel passiert? Ein Giovanne Elber wickelte sich vor Freude in eine Werbematte ein, Ebi Smolarek kletterte nach seinem 2:0 im legendären Meisterschafts-Verhinderungsspiel gegen Schalke 04 an die höchste Stelle des Zaunes und machte auf Feldherr, der vom Hügel aus auf seine Armee hinab blickt. Aber heutzutage laufen Torschützen ja schon Gefahr, mit gelb belohnt zu werden, wenn sie nicht regelkonform jubeln. Trotzdem ist das keine Entschuldigung für stupide Freude mit eingeklemmter Wiederholungstaste.

Dann schon lieber jubeln wie Thomas Hitzlsperger: „Ich freue mich lieber innerlich.“ Er hat dafür einen guten Grund: „Mein erster Torjubel war so peinlich, der hat mich für immer geheilt.“ Wer mehr über diese Peinlichkeit wissen möchte, der schaut sich am besten den Film „Warum halb vier?“ an. Dort erzählt Hitzlsperger nämlich haarklein, was er damals gemacht hat, als er in England seine erste Bude machte. Und man kann ihm ansehen: Es ist ihm wirklich peinlich.

Über den Autor: Vollspann!

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.
9 comments
  1. Das musste mal gesagt werden! Dieser Torjubel-Choreographien sind echt richtig albern. Man hat den Eindruck, der Jubel ist wichtiger als das Tor selbst. Und wo du’s ansprichst. Am Wochenende hat ich schon fast wieder gekotzt als der Toni an seinem blöden Ohr rumgeschraubt hat.

    Philipp Köster hat da mal nen schönen Artikel drüber geschrieben, den ich aber leider gerade nicht finde.

  2. Hm, im Stadion freue ich mich entweder über ein Tor oder rege mich über einen Gegentreffer auf. Im Fernsehen warte ich direkt auf die Zeitlupe. Ich habe daher weder eine positive noch eine negative Einstellung dazu….

  3. Gegen Toni habe ich nichts. Ich rege mich vor allem über diese unmöglichen bedruckten T-Shirts drunter, Widmungen der Tore an zahllose Verflossene und deren alimentierungspflichtigen Nachwuchs, Gott, die Welt und die eigene Spielerfrau, der man ewige Treue schwört, auf.
    Hauptsache, der Medienscherge vom Spielfeldrand kann mir im Anschluss eine beschissene Frage dazu stellen, und ich bekomme einen ‚human interest‘-O-Ton in der Sportschau.

  4. Und alles nur wegen Stefan Kuntz und Bruno Labadia und ihrer ewigen Sägerei…

    Jedenfalls unwürdig, was da jeden Spieltag geboten wird. Das zeigt mir auch, dass es mit der Konzentration nicht soweit her sein kann, wenn man sich mit solchen Dingen beschäftigt und sie nach einem Tor bewußt ausführt.

  5. Mir kann heute nichts die Laune verderben: Länderspiele ohne Kerner. Es gibt doch einen Gott.

  6. Ich gucke heute seit Ewigkeiten mal wieder ein Fußballspiel ohne Frankfurter Beteiligung und habe eine Vorfreude wie schon lange nicht mehr.

  7. Nichts gegen Stefan Kuntz, alles was der macht ist super.

    Abgesehen davon ist die Aussage von Hitz „The Hammer“ ja wirklich unendlich großartig. „Entwaffnend“ nennt man diese Ehrlichkeit doch gerne.

    Leicht prollig natürlich, aber auch stark (insbesondere nach der heutigen Leistung) finde ich allerdings: „Wir müssen denen im ersten Spiel gleich richtig auf den Sack geben.“

    Ach ja, wenn Toni jubelt, möchte ich Ihm sofort eine plätten. Unterträglich die dumme Grinsfresse, das beknackte Wackel-Dackel-Nicken, und die saudumme Schrauberei. Das nächste mal gäbe es da bei mir: Gelb und sofort die Hand ab!

  8. @8: Bleib mich wech damit…;-)

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