Panikkäufe

Khalid SinouhHoppla, was war da denn los? Nach der für Bundesjogi Löw viel zu langen Winterpause und dem ersten Spieltag ist einigen Mannschaften offenbar aufgefallen, dass man den „ein oder anderen“ (R.Völler) Spieler noch gerne im Kader hätte bzw. gar nicht mehr sehen möchte. Die ersten Trainer stehen zumindest in der zweiten Liga ebenfalls auf der Kippe. Bleibt die bange Frage: Was haben die denn alle in der Winterpause gemacht? Geurlaubt? Eine Chronologie (nicht chronologisch)

Sinnvolle, lächerliche, überstürzte und die Ratten verlassen das sinkende Schiff-Transfers, all das gab´s es in den letzten Stunden in der Bundesliga zu bestaunen.

Hannover 96 beispielsweise verkauft den einzigen halbwegs begabten Kicker, Szabol Huszti nämlich, schnell nach Russland. Clever, weil der Ungar so noch Geld in die Taschen von „50+1“-Kind bringt. Clever, weil ihn so der verhasste Konkurrent aus Hamburg nicht bekommt. Dumm und lächerlich, weil Hannover sich so im unteren Mittelfeld einbetoniert. Da wo sich auch Edelfan Pocher gerade noch befindet. Tendenz in beiden Fällen: stark fallend. Zumal sich Hannover mit Jacek Kryznowek „verstärkt“ hat.

„Auf Schalke“ (jeder Fernsehmoderator, der nicht im Umkreis von 100 Kilometern rund um Gelsenkirchen geboren wurde) hatte man in der Winterpause offensichtlich Beratung aus dem Rheinland. „Et hätt noch immer jut jejange!“ war da wohl die Devise „zwischen den Jahren“, doch nach dem 0:1 gegen Hannover, Fabian Ernsts überstürztem Transfer nach Istanbul und einem Kevin Kuranyi, der immer mehr der Rolle gerecht wird die Juhnke selig mal als „verzärteltes Einzelkind“ beschrieb, ist in Gelsenkirchen „Feuer unterm Dach“ (ebd.). Wenigstens konnte Stinkstiefel Albert „Ich will doch nur hier sitzen“ Streit nach Hamburg weitergereicht werden, wo der fragwürdige Charakter seinen fürstlichen Vertrag bis Saisonende absitzen kann.

Überhaupt, Hamburg: Während allenthalben wirtschaftlicher Katzenjammer herrscht, schwimmt man „an der Waterkant“ (Kerner et al.) dank saudischem Öl äh Geld in selbigem. 20 Millionen müssen noch verjubelt werden, da kann man mal ohne Not einen Torwart verpflichten, den der Trainer noch von früher kennt. Getreu dem Motto „Jeden Tag eine gute Tat“. Dazu der doppelte Michael mit dem Franzosen Tavares und dem Dänen Gravgaard. Wie gut, dass man gegen das Ex-Team des erstgenannten schon mal im UEFA-Cup gespielt hat. Da spart man sich das lästige Scouting, einmal die DVD vom Spiel durchgespult und den, der am besten geradeaus laufen kann verpflichten. Transferpolitik mit Augenmaß.

Sensationell auch, was sich bei Leverkusen getan hat. Gekas wurde flugs nach England abgeschoben, dafür zaubert R. Völler neben Toni Kroos noch Charisteas aus dem Hut. Der ist ja in Nürnberg eingeschlagen wie eine Bombe, hat „gehüttet“ (Der Don) wie ein Uhrwerk und ist auch sonst einfach ein Siegertyp. „Ruuuuuudi“ (Alle Fußballfans) schickt wahrscheinlich stündlich Stoßgebete zum Himmel, dass sich Helmes und „Flipper II“ Kießling nicht verletzen mögen. Nur dann rechnet sich der „Gyrosbomber“ (bestimmt W. Hansch) -Tausch auch finanziell. Dazu hat sich L´kusen ja noch Kiraly fürs Tor geschnappt. Als „Nummer drei“ wie das Fachorgan Kicker verlauten lässt. Bleibt die Frage: Verpflichtet Rudi „Drei, vier Weizenbier“ Völler nur Spieler, die schon mal in der Bundesliga gespielt haben? Völlig unabhängig von deren persönlicher Enwicklung, versteht sich. Oder, wie der Don immer sagt: „In is‘ wer drin is'“ bzw. irgendwann schon mal drin war. Hauptsache im eigenen Saft schmoren und sich auf eines schon mal gar nicht verlassen: Phantasie.

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

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18 comments
  1. @1: Mag sein, dass der Kryznowek „eine Kuh umschießen kann“ (V.Finke), aber sonst …

    Am Streit kann man sich nur die Finger verbrennen, den hätte ich jedenfalls schön bei Schalke gelassen. Wobei da der HSV wohl eher ein überschaubares Risiko eingegangen ist, ist ja nur ne Leihe.

  2. Ja gut sicherlich, aber Kryznowek ist meines Erachtens eigentlich „kein Schlechter“ und für Hannover reichts allemal.
    Den Wechsel von Toni Kroos halte ich für absolut sinnvoll. Und den Streit halt ich immer noch für einen guten Kicker, den kann man ruhig holen.

    Aber was der Charisteas in Leverkusen soll, ist allerdings sehr fragwürdig.

  3. Ich hab den Kryznowek nie so schlecht gesehen. Vielleicht benötigt er einfach Spielpraxis. ;-) Wettkampfhärte, du weißt…

  4. In Schalke nicht, davor in Bremen war er aber bärenstark. In Schalke wirtschaftet eben jeder ab, schon frappierend. Andersrum: Wie gut müsste der Neuer wohl sein, wenn er woanders spielen könnte…

  5. Also Charisteas in Leverkusen, Streit in Hamburg oder auch eben Krzynowek in Hannover sind schon alle recht zweifelhaft…

    Und auch beim Kroos frag ich mich, wo er bei Leverkusen jetzt genau die Einsatzgarantie sieht. An Barnetta oder Renato Augusto wird er nicht so leicht vorbeikommen. Außerdem gibts noch einen Schneider. Auch wenn bei dem fraglich ist, ob er noch einmal zu alter Form zurückfindet.

  6. Also den Streit hätte ich auf Leihbasis auch genommen. Wäre bei uns wohl auch ein Thema gewesen, wenn wir nicht mit Steinhöfer und Korkmaz bereits zwei flinke Außen mit ordentlichen Standards hätten.

    Charisteas ist IMHO ein Witz, aber das habe ich damals über den Klose-Transfer nach Bremen auch gesagt.

    Krzynowek hat ungefähr meine Spielpraxis und den Ernst ziehen zu lassen war ein großer Fehler. Ab er wir reden hier über Andreas Müller, da ist ein solcher Transfer eigentlich normal.

    Die Schlaker-Fans beginnen sogar langsam, mir leid zu tun.

  7. Der Ernst war doch in Schalke noch nie gut. Völlig überschätzter Spieler, der in meinen Augen einen ziemlich ekelhaften Fußball spielt.

  8. Jo da hast du Recht, eigentlich verschlechtert sich fast jeder Spieler bei Schalke: Kuranyi, Kristajic, Ernst, Halil Altintop usw.

    Als Gegenbeispiel würd mir jetzt nur Westermann einfallen.

  9. Bordon war auch bei Schalke gut. Zweites Gegenbeispiel.

  10. @10: Naja, der war in Stuttgart bereits stark, der hat sein Niveau auf Schlake einfach gehalten. Und das fällt ja bereits positiv auf, was wiederum ein schlechtes Licht auf Schlake wirft.

  11. Was anderes hatte ich nicht gesagt.

  12. Dann zähl ich mal weiter auf: Lövenkrands, Ailton, Streit…

    Ich sag nicht, dass Schalke bei allen Schuld hat. Bei einigen lag es sicherlich auch am Charakter, an der Einstellung usw. aber die Vielzahl von Transferflops und langfristigen Fehlentwicklungen ist frappierend, finde ich.

  13. @13: Ich glaube, hier gibt es keine zwei Meinungen. Die Regel, dass in Schalke die Spieler schlecht werden wird durch die zwei Ausnahmen nur noch bestätigt.

  14. @14, 15: Beides absolut richtig.

    Zu Streit nochmal: Der hat in Hannover auch noch richtig Sympathiepunkte gesammelt:

    http://www.bild.de/BILD/sport/fussball/bundesliga/vereine/hsv/2009/02/03/albert-streit/und-das-wechselchaos.html

    Passt zu Gerster, passt zu Streit.

  15. Vor allem passen diese dämlichen „Er ist ein guter Junge“-Sprüche herrlich zum Fußball. Eigentlich kann man sich als Spieler alles rausnehmen, irgendeinen Deppen, der einem 2 Mille im Jahr zahlt, findet man immer.

  16. Naja, ein wenig Talent gehört schon dazu, um ein Arschloch sein zu dürfen. ;-)

  17. Ich kann da meinen Vorrednern nur zustimmen. Auf Schalke entwickeln sich die meisten Spieler negativ. Ich weiß auch nicht, wann das letzte Mal ein Transfer bei Schalke so richtig eingeschlagen hat. Das wird wohl noch in die guten Zeiten von Ebbe Sand zurückgehen. Und Neuer kam doch aus der eigenen Jugend, oder?
    Ernst zu verkaufen war vollkommen richtig. Der ist wie Guru schon sagt total überbewertet. Das dieser Mensch sogar mal Nationalspieler war ist für mich schleierhaft. An die Zeit in Bremen kann ich mich nicht mehr gut erinnern. Da ist er wahrscheinlich auch wegen seiner guten Mitspieler besser weggekommen.
    Den Kroos wollte Stuttgart unbedingt haben, aber Bayern hat abgeblockt und ihn für unverkäuflich erklärt. Ich glaub eher, die Bayern haben mit Bayer verhandelt, wie sie den Adler an die Isar lotsen können, da der Rensing nix bringt, und haben als Anreiz den Kroos nach Leverkusen geschickt. Denn wie Max schon richtig bemerkte, Leverkusen hat ein sehr gut besetztes Mittelfeld, da wäre Kroos beim VfB imho viel besser aufgehoben gewesen, wenn es um die Einsatzzeit ginge.
    Zu Hannover:
    Huszti war bei Hannover der Einzige, der Elfmeter schießen konnte. Der Pole wird wahrscheinlich versuchen, dass Netz zu zerschießen, vielleicht gibt es ja denn mehr Einsatzzeit. ;-)

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