Die Fußball-Afterhour

VolltrefferMontagabendspiel, das ist wie Afterhour. Seit Freitag stopft man sich jede kleine Pille Fußball rein, zappt von der Schau zum Studio, lädt sich Udo Lattek an den Frühstückstisch und legt wenig später nochmal am Kühlschrank nach, um den kompletten „Supersonntag“ mitzumachen, bevor man in ein tiefes Loch fällt. Die Depression, wenn der Rausch nachlässt. Oder eben durchstarten und die Fußball-Afterhour am Montagabend mitnehmen.

Ich bekenne: Ich sehe jedes Montagabendspiel. Und das nicht nur, weil mein Club zweitklassig kickt. Nein, das Spiel am Wochenanfang bietet zumeist 65 Minuten Fußball auf hohem läuferischen Niveau, bevor beide Mannschaften, weil über ihre Verhältnisse spielend, langsam mit der Entwöhnung anfangen. Man hat bis dahin eh schon so viele Zweikämpfe, Ecken und versemmelte Standards gesehen, dass das Montagabendspiel eh nur noch auf Autopilot durchläuft. Mehr als 65 Minuten wären hinderlich auf dem Weg in die nächsten drei Fußball-freien Tage. In harten englischen Wochen kann man dagegen beim fußballerischen Tiefpunkt der Woche genügend Kraft für die Champoions League tanken.

Das ewige Gejammere, die lieben Auswärtsfans könnten Montagsabends nicht vor Ort sein, kann ich unmöglich gelten lassen. Nach Rostock fährt auch am Sonntag kein Mensch. Vom Freitagabend einmal ganz abgesehen. Außerdem fährt man in einer Bundesliga-losen Stadt, die zudem weit, weit weg von der Spielstätte des eigenen Clubs liegt, sowieso gar nirgends hin. Man macht es sich lieber Zuhause bequem und lässt die Kugel rollen.

In diesem Sinne: Ein klares „Ja“ zum Montagsspiel, mir recht, wenn sich das DSF weigert St. Pauli zu übertragen. Das erspart mir wenigstens ein peinliches Bruderduell am Wochenanfang.

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben unter Google+
25 comments
  1. Wenn DSF nur mal über DVB-T reinkommen würde…

  2. Das letzte Montagsspiel, das ich mir gegeben habe, dürfte mit Frankfurter Beteiligung gewesen sein…

  3. Das waren noch Zeiten in Casa Busse…

  4. @2: Man wird schnell satt, wenn man wieder in der ersten Liga kicken darf. Für meinereiner ist das täglich bzw. montäglich Brot.

  5. @4: Wenn ich mal eingeladen werden würde, würde ich sicherlich auch kommen…;-)

    Das letzte Freiburg-Spiel war irgendeine desaströse Niederlage im Pokal, meine ich mich erinnern zu können….

  6. @5: Nächste Woche Montag? Kommste?

  7. Nu mal nicht übertreiben mit der Ironie, das verstehen so viele nicht. ;(

    (übrigens: 12:30 – ohne uns!)

  8. @7: Na endlich kommt hier die Reaktion, auf die ich gewartet habe. Wäre trotzdem schön das eigene kurze Denken mit ein paar Worten und nicht nur mit einem Trackback zu einem Artikel, der eigentlich nur aus Zitaten besteht, erklärt zu bekommen.

  9. @6: Bin am WE in Lissabon und komme erst Montag abend wieder, daher muss ich passen.

  10. @9: Du und ein mächtiger Verbündeter. Ich lach mich kaputt. ;-)

  11. @9 – na guuut.

    Wer seinen Verein über das Premiere-Abo hinaus unterstützen will oder womöglich die Frechheit besitzt selbst zu spielen ist mit den TV-optimierten Anstosszeiten gearscht.

    Höhepunkt ist die Planung Zweitligaspiel ab der nächsten Saison am Sonntag um 12:30 zu veranstalten. Dann greifen die Behinderungen, die schon jetzt für Auswärtsfans am Montag gelten auch für die Heimfans, wenn sie bspw. in HH-Bergedorf wohnen und rechtzeitig am Millerntor sein wollen. Ganz zu schweigen von den Amateurfußballern, die sich zurecht von *ihrem* Verband gearscht fühlen, war doch bisher der Sonntag Mittag für Amateurspiele reserviert.

    Das weisst Du natürlich alles und als Freund dieser Postille nehme ich an, dass Du eben diese Diskussion anstossen wolltest. Allerdings irre ich mich immer wieder, wenn ich als Anhänger des magischen FC auf stark verklumpte Klischees treffe ;)

    p.s. fussball-lebt.de (http://fussball-lebt.de) ist ein Bookmark- und Diskussionsprojekt mehrerer kritischer Fussballfreunde, die meist auch bloggen. Deswegen kommen von öfter mal „nur“ Links!

  12. @12: Die Meinungen dazu gehen in diesem Blog weit auseinander, wie man bei diesem Artikel und der dazugehörigen Diskussion erkennen kann:
    http://www.5-freunde-im-abseits.de/2008/05/20/spieltag-in-trummern/

  13. @Guru, wie schön. Glückwunsch zu einem so lebendigen Gruppenblog! (Ironiefrei)

    Das zeugt aber von sehr gesunder Arroganz, wenn man das eigene Fernsehvergnügen so unreflektiert geniessen kann ;)

  14. Ich finde ja auch, Zuschauer in einem Stadion werden völlig überschätzt. Es geht ja immerhin nicht um Stimmung, Begeisterung, Emotionen und Support vor Ort, sondern allein ums Spiel der 22 Mann auf dem Platz. Langfristig gesehen eine geld- und raumsparende Lösung, wenn man keine Tribünen mehr braucht, sondern nur das Rasenrechteck mit den Akteuren ins Bild rücken muss.

    Bequem zuhause im Schiesser-Doppelripp mit der Pulle in der Hand auf der Couch drapiert ist das alles viel bequemer, man muss überhaupt nicht mehr vor die Tür, wird alles frei Haus geliefert.

    Vielleicht ein Tele-Voting dazu als Übermittlungsmöglichkeit des eigenen Spieleindruckes an die jeweiligen Trainer, ach, dem Ideenreichtum sind da ja keine Grenzen gesetzt.

    Und das mit dem Urlaub ist ja komplett weit hergeholt, die Situation für Montags- und Freitagsspiele wird proportional zur Arbeitslosenquote auch immer wieder besser.

    Falls jemand wider Erwarten die Ironie nicht erkennt, war der Beitrag an denjenigen ohnehin verschwendet. Der Rest weiss Bescheid.

    Fußball lebt!

  15. Das Argument, dass man auch Samstags nicht nach Rostock fährt (von Freiburg aus), kann ich auch nicht unbedingt gelten lassen. 1. gibt es genug Leute, die das machen (und zwar eher, als sich Montag und Dienstag frei zu nehmen) und außerdem gibt es ja auch zahlreiche nähere Auswärtsspiele, die trotzdem ausfallen. Bei mir ist das z.B. nächsten Freitag mit dem Spiel in Ingolstadt der Fall. Mit dem Zug wären das ca. 50 min. Ich kann aber wahrscheinlich trotzdem nicht hin, weil das Spiel schon um 18 Uhr beginnt und ich wahrscheinlich eher nicht um 16 Uhr von der Arbeit weg kann. Wenn die Spiele hier in Bayern (außer das gegen 60) also Fürth, Nürnberg und Augburg alle Freitags bzw. Montags sind, kann ich sie wahrscheinlich vergessen. Samstags oder sonntags hingegen wäre ich auf jeden Fall am Start.

  16. Wenn hier schon die Hälfte aller St.Pauli-Blogs antwortet, muss ich wohl mal was klarstellen:

    Der letzte Satz meines Artikels bezieht sich auf die peinliche Posse, die Ende der letzten Saison das Abendblatt reportiert hat. Ich habe nichts gegen St.Pauli, nur gegen meinen großen Bruder… ;-)

  17. So liebei Leute,
    ich habe hier alles genau erlesen,und zu meinen bedauern festgestellt,das ich hier wohl der einzige ostdeutsche Mitbürger bin.aber naja nichts gegen euch.Ich weiß wie ihr aus Freiburg über uns denkt.

    Ich werde aber Montag früh die Reise nach Freiburg antreten und erst Dienstag mittag zurück sein.

    Das hängt aber nicht damit zusammen,das ich arbeitslos bin,sondern zu meinen Verein stehe und mir gerne,soweit es mir mein Arbeitgeber erlaubt,Urlaub nehme.

    Schade dass es viele unter euch gibt,die Fußball am TV schauen,weil sie sich vor einer Reise quer durch die Bundesrepublik scheuen.

    Ihr spart zwar viel geld,wenn ihr euch es daheim am Fernseher reinzieht,aber mal ehrlich:
    Das Spiel habt ihr höchstens 2 wochen im Kopf,dann is fast alles vergessen.

    Ich persönlich werde aber noch in 10Jahren über die geile und vorallem bis jetzt weiteste Auswärtsfahrt meiner Supportergeschichte erzählen.

    Das wollt ich hier mal gesagt haben.

    Mein bedauern an die Leute,die es aus finanziellen,beruflichen und familiären Gründen nicht möglich machen können,dorthin zu fahren.

    Mfg. ein supporter des F.C. Hansa Rostock

  18. Stimmt, Fußball im Fernsehen zu sehen ist echt verwerflich. Egal, ob man den Verein mag oder nicht, man hat gefälligst in jedem Stadion zu sein. Immer. Hoch die Faust.

    Ich finde es abartig, dass die „richtigen“ Fußballfans nicht verstehen können, dass die „falschen“ Fußballfans nicht jedes Spiel im Stadion sehen können oder ja, ich sage es: wollen. Ich bin Fan von Eintracht Frankfurt und wage zu behaupten, dass nicht viele Fans wie ich mit der Mannschaft und dem Verein leiden. Und ich habe letzte Saison 4 Spiele live gesehen. Kann man mir dadurch das Recht absprechen, Fan zu sein?

  19. Ich gebe offen zu, dass ich jeden Fan eines Zweitligavereins um das Montagsspiel beneide. Hervorragend, wenn man sich am tristen Wochenanfang auf ein Spiel des eigenen Vereins freuen kann.

  20. @19: „Verwerflich“ ist natürlich Unsinn, aber es wäre nett, wenn die Vorwiegend-Fern-Seher die Problematik der Hin-Geher verstehen und vor allem auch unterstützen würden. Ob Sie sich z.B. Sonntags um 12.30 oder um 14.00 Uhr auf die Couch setzen, dürfte Ihnen eher egal sein. Dem Stadionbesucher nicht.

  21. Ich finde es respektabel, wenn man solch eine weite Strecke auf sich nimmt, „nur“ um seinen Verein im Stadion zu unterstützen. Allerdings kann man das auch nicht jedem abverlangen. In der letzten Saison habe ich auch gelitten wie ein Hund, aber kein Spiel im Stadion gesehen. Entweder hat es zeitlich nicht gepasst oder von der Kohle her. Um Friedrichshafen rum gibt es nicht viel Bundesliga.

    Jetzt verdiene ich Geld und habe gute regionale Möglichkeiten, mindestens vier Auswärtsspiele zu sehen.

    Ich würde das beides nicht werten wollen…

  22. @22: Hunderprozentige Zustimmung zu deinem Beitrag.
    Ich gehe sehr gerne ins Stadion aber kann trotzdem meinen Verein fast nie live sehen. Wie gerne würde ich jedes Spiel sehen aber das ist mit unterklassigen Vereinen noch ein wenig schwieriger.

    Respekt vor allen Fans, die zu allen Auswärtsspielen reisen. Von daher bin ich auch absolut für einen fanfreundlichen Spieltag.

  23. Die Duisburger hatten gestern ja unfassbar hässliche Trikots an. Was ist das für eine Farbe? Evonik-Lila-Rosa-Gemisch? Abartig, wer soll so ein Trikot denn bitte kaufen?

  24. Ach wenn denn die Auswärtstrikots das schlimmste an diesem schlimme Spiel gewesen wäre…
    Ich find das Lila besser als die alten gelb-blauen Dinger und rosa waren doch nur diese tuntigen Radlerhosen, die einige der Duisburger Totalversager anhatten oder? Vielleicht hab ich mich auch verguckt, auf jeden Fall war das von beiden Mannschaften das schlechteste Spiel, das ich in letzter Zeit gesehen habe. Nur dass die Duisburger noch ein wenig moral- und lustloser waren.
    Ein Spiel zum abgewöhnen. In jeder Hinsicht.
    Ich hatte zwischenzeitlich ein mulmiges Gefühl, dass das Spiel irgendwie gekauft war. Duisburg hat sooooo mies und ohne Einsatz gespielt und sich auch nie über die grausigen Fehlentscheidungen des sauschlechten Schiris beschwert.
    Ganz seltsam…

  25. Wer bei dem Spiel auf 60 gesetzt hat, dürfte jedenfalls eine Menge Geld gemacht haben…

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