Die Zwickmühle des Martin Harnik

Das Land, aus dem Falco stammt.Deutsche Mutter, österreichischer Vater, in Hamburg geboren – das ist Martin Harnik. Der Bremer Profi entschied sich dafür, für Österreich zu spielen – und wirkt wie ein Fremdkörper. Wie es ihm damit ergeht und warum er das tat, unser Mann vor Ort kann diese Fragen beantworten. Er schickte uns ein Band mit interessanten Gesprächen im Hotel der Österreicher. Beim Abhören kippte uns des öfteren die Kinnlade nach unten.

Sonntag abend. Kurz bevor die Tschechen ihre gute Ausgangsposition gegen die Türken ohne Not aufgaben und aus dem Turnier ausschieden, spielten einige österreichischen Spieler ihr wichtiges Spiel gegen Deutschland schon mal durch. So spielte es sich ab:

Aufhauser: Andreas, schmeiß die Playstation oan. Lass uns die Deitschen weghaun.
Ivanschitz: I‘ bin i‘. Wer magst Du sein?
Aufhauser: Au‘ i‘! Aber lass uns den Harnik aus der Maanschafft schmoiss’n. Der Preusse kann nix.
Ivanschitz: Und die Deitschen spiel’n mit dem Kuranyi, Kevin. Der trifft kein Scheunentor.
Prödl: Darf i‘ danach?
Pogatetz: I‘ will auch.
Ivanschitz: Herrschafts, i‘ bin der Kapitän und i‘ soag, dass nun der Rene und i‘ an der PlayStation das Soagen hoam.

Das Spiel geht los. Der PlayStation-Einsatz von Andreas Ivanschitz und Rene Aufhauser krankt daran, dass beide unbedingt ein Tor schießen wollen. Auf einmal geht die Tür auf und Martin Harnik betritt den Raum.

Harnik: Geil, Playsi zocken. Los, lass mich mal ran.
Aufhauser: Nein, der Käptn und i‘ spieln jetzt. Nicht wahr, Andreas?
Ivanschitz: Exakt.
Harnik: Egal, ihr braucht die Kugel nur auf mich zu spielen und ich baller sie dem Lehmann rein.

Harnik schaut sich das Spiel etwas an.

Harnik: Sag mal, wo habt ihr mich denn aufgestellt. Spiel ich hinten?
Ivanschitz: Du musstest erst mal auf der Bank Platz nehmen. Du bist verletzt.
Harnik: Bin ich nicht, Du Seppl.
Aufhauser: Bist Du doch. Wenn der Andi das soagt, dann bist‘ verletzt.
Harnik: Ach halt doch die Klappe, Aufhauser. Los, hau ma ab und geh raus ne Kuh melken, Du Bauerntrottel.

Harnik packt Aufhauser am Kragen und befördert ihn zur Tür.

Harnik: Her mit dem Pad. So, Auswechselung. Aufhauser raus, Harnik rein.
Ivanschitz: I‘ muss Dir aber schon soagn, dass i‘ Dein Verhalten dem René gegenüber net gutheißen kann. Sebastian, geh das mal dem Hickersberger steck’n.
Prödl: Zu Befehl.
Harnik (ruft dem Prödl hinterher): Ja, genau und sag dem Hickersberger gleich noch, dass der Ivanschitz gestern gefragt hat, ob Cordoba ein italienisches Nudelgericht ist. (lacht laut)
Ivanschitz (lacht verlegen): Das woar ein Scherz gestern.
Harnik: Ja, ja, gib mal lieber die Kugel ab, Du Karikatur eines Mannschaftskapitäns.
Ivanschitz: Du spuist net mannschaftsdienlich.
Harnik: Ja und? Dafür mach ich Buden, Du österreichischer Bauerntölpel.
Ivanschitz: Nu schau doch, i steh frei vorne.
Harnik: Ja, aber im Abseits, Du Pflegefall.
Ivanschitz: Aber jetzt, schau doch.
Harnik: Du turnst mit unserm Torwart vorne rum, Du Vollpfosten.
Ivanschitz: Pogi, nu hilf mir doch mal.
Pogatetz: Gib den Ball oab, Harnik, sonst ergehts Dir, wie dem Polen im ersten Spiel.
Harnik: Du meinst die Szene, als wir den Elfer kassierten, weswegen wir verloren haben, Du Fußball-Legasteniker?

In diesem Moment geht die Tür auf. Trainer Hickersberger tritt herein.

Prödl: Ha, Harnik. Jetzt moach Dich auf oane verbale Watschn gefasst.
Hickersberger: Harnik, Du sitzt morgen auf der Boank. Deitsche hoabn in der österreichischen Elf nix zu suchen.
Harnik: Danke, hab eh keinen Bock, mir die Kiste von Klose und Podolski vollhauen zu lassen, die können wenigstens Fußball spielen. Boah, was reg ich mich auf, dass ich mich damals von meinen Vatta hab überreden lassen.
Ivanschitz: Sehr gut, Trainer. Des is ein Moachtwort zu rechten Zeit.

Aufhauser kommt zur Tür rein, einen Holzeimer in der Hand.

Aufhauser: Moag jemand frische Milch. Hoab i ‚ grad frisch gemolken.
Harnik: Au weia.

Martin Harnik verlässt kopfschüttelnd den Raum. Unser Mann vor Ort sagt, dass er sich ins Hotel der Deutschen abgesetzt und um sportliches Asyl gebeten haben soll. Toto Frings hat ihn in seinem Zimmer aufgenommen.

Über den Autor: Vollspann!

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.
2 comments
  1. Mann, Mann, Mann. Ich kann das nicht gut heißen, was der Harnik sich da mit den gemütlichen Ösis erlaubt.

  2. Tja, da hat die frische Milch nichts geholfen. Bin gespannt auf die beobachteten Reaktionen, die unser Mann nach der Niederlage einfängt…

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