Zitat des Tages (VII)

Christoph DaumNach dem 14-stündigen Verhandlungsmarathon und seiner anschließenden Heiligsprechung und Ver-Genscherung durch die anwesenden Fans und die örtliche Presse hat Christoph Daum offensichtlich schwer Selbstvertrauen getankt. Köln, das ist wie Champions League, und Jugendliche müssen dringend vor Schwulen geschützt werden, so Daum sinngemäß in einem Bericht des DSF, der am Mittwoch über den Äther gehen soll.

„Das große Tabu – Homosexualität und Fußball“ so der Titel der Dokumentation, die am Mittwoch um 18:45 Uhr im DSF über den Sender gehen soll. In der Rheinischen Post vom Samstag wird Daum zu diesem Thema wie folgt zitiert: „Da wird es sehr deutlich, wie sehr wir dort aufgefordert sind, gegen jegliche Bestrebungen, die da gleichgeschlechtlich ausgeprägt sind, vorzugehen. Gerade den uns anvertrauten Jugendlichen müssen wir (…) einen besonderen Schutz zu kommen lassen“.

Da frag ich mich: Schutz wovor? Und welche Bestrebungen? Schwul zu sein ist keine Krankheit, das sollte inwzwischen auch zu Herrn Daum vorgedrungen sein, aber Christoph im Höhenflug hat dazu seine ganz eigene Meinung und lässt diese auch Theo Zwanziger, seines Zeichens DFB-Präsident, angedeihen: „Ich hätte meine Bedenken, wenn von Theo Zwanziger irgendwelche Liberalisierungsgedanken einfließen sollten. Ich würde den Schutz der Kinder über jegliche Liberalisierung stellen!“ Sehr richtig, Herr Daum. Schwule raus aus dem Fußball, den Stadien und überhaupt diese Liberalisierung, ein Greuel. Nachher vergehen die sich auch noch an unseren Kinder, womöglich unter der Dusche! Pfui, Teufel!

Reaktionen auf diese Äußerungen bleiben natürlich nicht aus, auch von Daum selbst, der vom FC Köln eiligst gedrängt wurde in einer Pressemitteilung zu kitten, was nicht mehr zu kitten ist. Auf der Homepage des FC heißt es dazu: „Grundsätzlich bin ich ein toleranter und liberaler Mensch. Ich habe keinerlei Berührungsängste zu homosexuellen Menschen. Auch in meinem Bekanntenkreis gibt es Einige, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben. Kinderschutz geht mir aber über alles. Kinder müssen vor Gewalt und sexuellen Übergriffen, ganz gleich ob von homo- oder heterosexuellen Menschen, geschützt werden.“

Wirklich hilfreich sind diese Äußerungen nicht und bevor ich hier alle berechtigten Aufschreie schwul-lesbischer Verbände zitiere, reicht vielleicht ein weiteres Zitat von Christoph Daum aus, um einschätzen zu können, in welchen Sphären sich Daum momentan befindet. Das soll allerdings keine Entschuldigung, sondern vielmehr eine Erklärung sein. Nichts liegt mir ferner als Daums Äußerungen zu rechtfertigen.

Im gleichen Artikel der Rheinischen Post heißt es nämlich im Zusammenhang mit dem Thema Neuzugänge: „Es geht da auch um Leute, die sich eher in der Champions League sehen.“ Größenwahn paart sich mit Unantastbarkeit und messianischer Verehrung, das Ergebnis dieser unguten Verbindung: entlarvende Äußerungen. Übrigens läuft am gleichen Tag auf Arte die Dokumentation „Maradona, der Goldjunge“, mit dessen Biografie die Daums ja durchaus Parallelen aufweist…

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

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5 comments
  1. Köln und sein Trainer zurück in der BuLi – Ein Daum wird wahr!

  2. Nicht dass es irgendetwas ändert und besser macht, aber Daum’s Aussagen sind schon älter. Die DSF Doku wird halt erst nächste Woche ausgestrahlt. Also es liegt nicht an dem im Artikel beschriebenen neuen „Selbstbewusstsein“.

  3. @1: Große Rhetorik!! ;-)

    Zum Thema: Ich hab nix anderes erwartet: Köln ist Schalke in Rot und mit einem Wahnsinnigen an der Linie.

  4. @2: Also einfach komplett geistesbefreit der Mann? Auch ohne Aufsteigseuphorie und Allmachtsphantasien? Machts eigentlich noch schlimmer…

  5. @4 ist was dran

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