Die Kapitulation vor dem Arena-Event

wolkenbruch.jpgFreitag, 11.4.2008: Beim Spiel Nürnberg gegen Wolfsburg regnet es. Die logische Folge der Entwicklung des Fußballs in den letzten Jahrzehnten: Spielabbruch – und niemand meckert. Ein unbemerkter Skandal.

Haben denn alle vergessen, wieso wir 1974 Weltmeister geworden sind? Hat die Müller-Mystifizierung so weit geführt, dass sich niemand mehr daran erinnert, dass nur der Wettergott uns zum Titel verholfen hat?

Die legendäre Regenschlacht von Frankfurt gegen Polen war für viele das entscheidende Spiel des Turniers, galten die Polen doch als die eigentliche Übermannschaft. Unter normalen Bedingungen hätte unsere Nationalmannschaft dieses Spiel jedenfalls aller Voraussicht nach nicht gewonnen – und wäre somit ausgeschieden.

So vergesslich ist man in Zeiten des Event- und Konsumwahns des Produktes Bundesliga. Heute, 34 Jahre später, regnet es und alle Welt spricht von „Verletzungsgefahr“ und „irregulären Bedinungen“. Niemand denkt mehr an den Reiz einer Wasserschlacht, in der nicht die schauspielernden Schönwetter-Kicker den Ausgang bestimmen, sondern die Mannschaft gewinnt, die mehr Herz und mehr Leidenschaft zeigt.

Zählt alles nicht mehr. Und dann wird sich darüber beschwert, dass uns die „Straßenfußballer“ ausgehen. Kein Wunder, man darf ja nur bei Sonne raus und die dumme Kuh scheint ja hier nicht so oft.

Wie geht das weiter und wo endet es? Bayern München drängt in der Halbzeit auf Spielabbruch in Cottbus, weil der Rasen nicht richtig gemäht war? Kommt die Sonne dann doch mal raus, steht sie wahrscheinlich zu tief, so dass die Torleute geblendet werden? Nichts wie rein in die Kabinen!

Fußball ist verdammt nochmal ein Freiluftsport – und ja, da schüttet es auch mal wie aus Eimern! Kein Grund, rumzuflennen. Ein Grund, die Ärmel hochzukrempeln und sich mit Begeisterung in die Fluten zu stürzen! Jedes Kind, das Fußball liebt, freut sich auf dem Bolzplatz über ein solches Wetter inklusive der Grätschen von Strafraum zu Strafraum und der strafenden Blicke von Mutti beim Nachhausekommen.

Nur die „Männer“ aus der Bundesliga, die doch so gerne „Eier zeigen“, denen ist es nicht zuzumuten, auf nassem Rasen zu kicken.

Was ist die Folge? Na los, alle ab in die Halle. Jede „Arena“ wird mit Dächern ausgestattet, die immer geschlossen zu sein haben, es könnten ja Tropfen runterkommen. Was ist mit der vielzitierten Vorbildfunktion des Spieler für die Jugend?

„Nee, Mama, ich gehe heute nicht raus, da sind ja Wolken. Der Madlung sitzt jetzt auch lieber vor der Playstation.“

Das ist nicht meine Fußball-Welt. Alles wird immer ekliger.

Foto: © Peter Ries, Düsseldorf / PIXELIO
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Über den Autor: Goldschuhe aus

Agent provocateur erster Güte. Ansonsten Misanthrop und Eintracht Frankfurt-Fan. Frisur: vorhanden.

Agent provocateur erster Güte. Ansonsten Misanthrop und Eintracht Frankfurt-Fan. Frisur: vorhanden.
50 comments
  1. Sehr richtig. Immer dieses Rumgeheule. Aber wie schon geschrieben: Das ist ganz einfach die konsequente Weiterentwicklung des Kommerz- und Event-Fußballs.

  2. Und ich hatte mich wirklich auf ne Wasserschlacht gefreut.

    Naja, brauch ich mich wengistens darüber zu ärgern, dass der Saenko plötzlich gut spielt, wo ich ihn nach 76 Minuspunkten endlich verkauft hatte…

  3. Hmm ich weiß nicht, fand den Abbruch schon okay. Mit Fußball im eigentlich Sinne hatte das in der 1. Halbzeit nichts zu tun.
    Diese Rumgezeter wegen der zunehmenden Kommerzialisierung (das ich normalerweise absolut unterstütze) ist hier ausnahmsweise mal fehl am Platz wie ich finde.
    Auf nem Bolzplatz wärs geil gewesen klare Sache, aber in nem Punktspiel hätt ich mich auch aufgeregt, weil das einfach ne Glückssache, wo der Ball jetzt stehen bleibt.

    Und ob Deutschland unter normalen Bedingungen damals gegen Polen (das dieser Depp von Premiere mit Ungarn verwechselte) verloren hätte, sei mal so dahin gestellt… Waren schließlich gleiche Bedingungen für beide.
    Außerdem regt mich das so schon immer auf, wenn so Sprüche wie „schwierige Platzverhältnisse, das ist ein Nachteil für die technisch stärkere Mannschaft…“ fallen.
    Ist doch totaler Quatsch, jemand, der auf einem trockenen Boden besser den Ball kontrolliert, wird das auch auf einem nassen Boden tun und das „Ich pöl‘ den Ball nach vorne und dann mal sehen“-Spiel wird auch ne technisch starke Mannschaft im Notfall beherrschen.

  4. Ja, aber gerade weil die Bedingungen für beide gleich sind, kann man doch das Spiel einfach durchziehen.

  5. @3: Widersprichst Du Dir nicht selbst? Erst sagst Du, es sei nur Glückssache, dann sagst Du, die spielerisch bessere Mannschaft setzt sich auch auf nassem Boden durch. Was denn nun?

  6. @5: Ich hab mich jetzt nicht auf das Spiel am Freitag bezogen, sondern generell auf Spiele, bei denen die Platzverhältnisse schlecht sind, sei es wegen normalem Regen (so wie heute in Leverkusen) oder einfach wegen nem schlechten Platz (so wie in Hamburg) aber nicht auf einen Platz, auf dem das Wasser 5 cm hoch steht. Das waren einfach keine regulären Bedingungen.

    @4: Etwas überspitzt gesagt: Wenn wir ab sofort die Ergebnisse auswürfeln, sind die Bedingungen auch für beide Mannschaften gleich, sollen wir das in Zukunft dann so durchziehen?

  7. So eine Sauerei. Bald kommt die Nationalmannschaft auch noch bei Premiere.
    Ich habe heute noch kurz darüber nachgedacht und hab echt ganz kurz gedacht: Super, dass man wenigstens den Pokal immer schön im Fernsehen gucken kann. Und dann das.

  8. Ich wunder mich gerade über folgende Passage:

    „Da die beiden öffentlich-rechtlichen Sender keine wesentlich höheren Beträge investieren wollten, verzichten sie ab der neuen Saison auf den DFB-Pokal. Obwohl sie die Rechte noch bis zum Pokalfinale 2009 hielten.“

    Was soll der Scheiß denn? Warum kommen die den geldgierigen Typen noch entgegen? Und haben sie wenigstens das Geld für die nächste Saison zurückbekommen? So wie ich die verantwortlichen Herren da kenne, haben die das dem DFB noch geschenkt. Man kennt sich ja…

  9. @10: Vielleicht, damit sie die Sportschau behalten dürfen?

  10. Vor kurzem habe ich ein Interview mit der RTL-Chefin gelesen, die sinngemäß gesagt hat, dass sie sich die Fußballrechte u.a. deshalb nicht holen konnten, weil die öffentlich/rechtlichen Sender dermaßen viel Kohle geboten haben. Man darf nicht vergessen, dass ARD, ZDF und Co. deutlich mehr Geld haben als RTL und andere Privatsender.

    Obejktiv kann ich noch nicht ganz beurteilen, ob der Spielabbruch okay war oder nicht. Vielleicht war er sogar in Ordnung. Subjektiv fand ich den Spielabbruch einen Skandal. Nürnberg würde ich auch gerne weiterhin in der Liga sehen und Wolfsburg verachte ich. So ein beliebiges Team in einer unbedeutenden Stadt, in der Fußball eigentlich keine Rolle spielt, braucht kein Mensch.

  11. Ist es nicht auch relativ wurscht, ob man die Pokalspiele nicht bei ARD/ZDF sieht, weil sie sie nicht zeigen, oder nicht bei Premiere, weil man kein Abo hat? Bei letzterem hat man zumindest die Chance, gesellige Kneipenabende mit Fussi zu planen. So stiefmütterlich wie ARD/ZDF den Pokal behandeln, bzw. nur Bayern München egal gegen wen live zeigen, haben sie die Rechte nicht länger verdient.

    Zum Spielabbruch: Fand ich nervig und unnötig.

  12. @13: Ja, mich hat auch die fortwährende und fast ausschließliche Übertragung der Bayern geärgert. Aber jetzt gar kein Pokalspiel mehr im Free-TV? Das geht zu weit.
    Man sitzt ja eh dauernd in der Kneipe, wenn man kein Premiere hat. Da war es schön, wenigstens einen Mittwoch in zwei Monaten mal nicht zu müssen. ;-)

    Und irgendwie ist der DFB-Pokal wie die Nationalmannschaft öffentliches Gut (klar: markttechnisch natürlich nicht; ich mein nur von meinem Empfinden her). Und das gehört einfach ins Free-TV.

  13. @13: Sehe ich ähnlich. Der DFB-Pokal ist doch im Öffentlich-Rechtlichen immer schon ne fast reine Bayerngeschichte gewesen. Ich habe auch nie verstanden, warum da nicht mehr Spiele übertragen worden sind.

    Nur wird Premiere noch mehr nach dem Leistungsprinzip bezahlen und Buyern damit relativ gesehen noch mehr bevorteilt.

  14. Ja das mit den Bayern hat mich auch genervt und die Übertragung war auch nicht immer toll, aber irgendwie ist es auch in meinem Empfinden eben öffentliches Gut.
    Ich frag mich, ob denn noch Zusammenfassungen gesendet werden aber wahrscheinlich auch nicht.

    @13: Hast du das Spiel am Freitag in der 1. Halbzeit gesehen? Ich kann echt nicht nachvollziehen, wie man das unnötog finden kann. Der Ball ist keine 3 Meter mehr gerollt und Nürnberg hat ja selber auch zwei klare Torchancen deshalb verloren (Charisteas und der Ball, der aufs leere Tor zurollt) Es war einfach kein Fußball mehr möglich.

  15. Ja klar ist der nicht mehr gerollt. Aber als der Schiri das getestet hat vor der 2. HZ war es schon besser.
    Aber ist bei Polen damals der Ball gerollt? Solche Spiele sind doch auch mal geil: Dreck, Grätschen, Kampf, alles eingesaut. Das ist doch auch Fußball!
    Und vor allem eigentlich eine schöne Vorstellung, dass es bei aller Kommzerzialisierung beim Fußball noch darum geht, im Dreck rumzugrätschen. Aber das ist ja anscheinend nicht die Auffassung der Herren Profis.

  16. Tut mir leid, aber ich find das irgendwie lächerlich, bei nem Spiel, in dem es nun mal um ziemlich viel geht, sowas zu fordern.
    Dreck und Grätschen kriegste auch so bei jedem Buli-Spiel, ist ja nicht so, dass die sonst auf Kunstrasen spielen.
    Und so wie ich das sehen konnte, ist es überhaupt nicht besser geworden, als der Schiri es getestet hat, wie auch, es hat ja die ganze Zeit weiter geregnet.
    Also wie gesagt, sonst immer gerne die Kommerzialisierung aber hier ist das meiner Meinung nach fehl am Platz.
    Und dass die Nürnberger sauer sind, ist verständlich, weil sie halt 1:0 führten aber wenn mans objektiv sieht, war da richtiger Fußball nicht mehr möglich.

  17. Mir ist gerade noch was aufgefallen in dem kicker-Artikel:Dort steht, dass „die Heimspiele der Nationalmannschaften der Männer und Frauen“ bei den öffentlich-rechtlichen Sendern verbleiben.
    Und was ist mit den Auswärtsspielen?

  18. Auf sueddeutsche.de steht, dass ARD/ZDF wohl doch noch den Pokal übertragen. Außerdem sollen die Spiele der Nationalmannschaft auch bei den öffentlich-rechtlichen bleiben.

  19. @16 und 18: Ist denn bei Wind richtiger Fußball möglich? Und was ist „richtiger Fußball“ überhaupt?

    Soweit ich mich erinnere, hat Nürnberg ein reguläres Tor geschossen, was ihnen jetzt aberkannt wird, weil dem Schiri zu kalt im Regen war. Dem zitterte in der Halbzeit ja schon die Unterlippe.

    Wie hier schon bemerkt wurde, ist Fußball ein Freiluftsport und so lange keine Lebensgefahr für die Spieler besteht, sind die Bedingungen regulär. Zumal ich immer noch nicht weiß, wer eigentlich festlegt, welche Bedingungen irregulär sind oder nicht.

    Damit steigt Nürnberg jetzt ab, weil sie das Nachholspiel 0:3 verlieren werden. Aber Hauptsache, Marcelinho konnte schön zaubern, auf perfektem Geläuf und die Rumpelfußballer vom FCN, die nur bei Regen eine Chance haben, verlieren. Abgestiegen, weil es zu stark regnete: Grandios.

  20. @21: Also der DFB legt fest, was irreguläre Bedingungen sind, soweit ich weiß.
    Zumindest zwei der Kriterien: 1. Man muss von der Mittellinie die beiden Tore erkennen können (Stichwort Nebel) und 2. Der Lauf des Balles muss gewährleistet sein.

    So und Bedingung war nunmal eindeutig nicht erfüllt.
    Und dieses Argument, dass Nürnberg ein reguläres Tor aberkannt wird, ist einfach lächerlich. Gut, aus meiner Sicht wäre es richtig, das Spiel beim Stand von 1:0 fortzusetzen und eben nur eine Halbzeit spielen zu lassen, aber die Regeln sind halt anders.

    Der Spielabbruch war auf jeden Fall richtig und wenn es 1:0 für Wolfsburg gestanden hätte, würde sich kein Nürnberger beschweren. Und wenn die „Rumpelfußballer vom FCN“ nur bei Regen eine Chance haben, dann müssen sie eben absteigen.
    Wobei ich die Nürnberger nicht als Rumpelfußballer bezeichnen würde und auch nicht glaube, dass sie wegen diesem Spiel absteigen, wenn es überhaupt tun.
    Stell dir mal vor, in der zweiten Halbzeit wären noch zweimal so Szenen aufgetaucht, bei denen der Ball aufs leere Tor zurollt und in einer Pfütze stecken bleibt und daraus wären zweimal Tore für Wolfsburg entstanden. Da hätten sich die anderen Abstiegskandidaten aber schön bedanken können.
    Das hat mit fairem Sport nichts zu tun.

    Und übrigens: Wegen Wind ist diese Saison auch schon ein Spiel abgeblasen worden, falls du dich noch dran erinnerst. Okay, das war wegen Sicherheitsbedenken, aber ich zum Beispiel würde ein Spiel bei wirklich Orkanböen auch absagen.

    Sobald der wetterbedingte Zufall eine zu große Rolle spielt, muss man so ein Spiel absagen.

  21. Nein, müssen sie nicht, weil Regen nun mal zum Fußball dazugehören kann. Es gibt viele Mannschaften, die bei Regen einfach besser sind. Wir wurden übrigens nicht nur 74, sondern auch 54 wegen Regen Weltmeister. Im Finale war astreines Fritz-Walter-Wetter.

    Außerdem widersprichst Du Dir andauernd. Du sagst einerseits, dass irreguläre Bedingungen herrschten. Andererseits würdest Du aber beim Stand von 1:0 nur eine Halbzeit bei der Wiederholung spielen lassen. Merkwürdig.

    Zum Wind: Wenn Teile des Daches aufs Feld geweht werden, ist doch klar, dass abgesagt werden muss. Aber ich konnte letzten Freitag keine Lebensgefahr erkennen.

  22. Oh man es gibt doch nicht nur Regen und nicht Regen, nicht nur schwarz und weiß.
    Du tust so, als würd es entweder regnen oder es scheint die Sonne.

    Es ist doch ein Unterschied, ob es regnet und der Platz ist glitschig oder ob es schüttet und auf dem Platz steht 5 cm hoch das Wasser.
    Wenn es regnet und von mir aus auch ordentlich, dann ist Fußballspielen wunderbar, kein Problem.
    Aber wenn es so doll regnet, dass auf dem Platz das Wasser 5 cm hoch steht und der Ball keine 2 Meter mehr weit rollt, dann sind das einfach Bedingungen, bei denen ein Fußballspiel nicht stattfinden kann, egal ob in der Bundesliga oder in der Kreisliga.

    Genau das gleiche gilt bei Wind: Wenn es Wind gibt, ist das wunderbar kein Problem.
    Wenn aber Orkanböen herrchen und der Ball plötzlich im 90Grad-Winkel seine Richtung ändert, dann kann man kein Fußballspiel mehr durchführen.

    So einfach ist das.

    Und zu meinem Widerspruch: Ich wär für eine Regel, die besagt, dass bei einem Spielabbruch die verbleibende Spielzeit zu einem anderen Zeitpunkt nachgespielt wird.
    So und wenn der Schiri zur Halbzeit abbricht, dann war er wohl der Meinung, dass man nicht hätte früher abbrechen müssen, sonst hätte er es wohl getan. Und dann würde man nach meinem Regelvorschlag die zweite Halbzeit zu einem anderen Zeitpunkt spielen.

    Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte man schon nach 20 Minuten abgebrochen, weil ungefähr zu dem Zeitpunkt (vielleicht auch schon nach 15 Minuten) das Wasser auf dem Platz stand und der Ball nicht mehr gerollt ist.
    Und dann hätte man nach meinem Regelvorschlag noch 70 Minuten beim Nachholspiel gespielt.

    Außerdem glaube ich nicht, dass es Mannschaften gibt, die nur bei Regen zu Höchstform auflaufen, deshalb bewzeifle ich auch, dass die beiden WM-Titel aufgrund des Regens bei gewissen Turnierspielen gewonnen wurden.

  23. Es ist aber so. Aber Schiri Drees hätte das WM-Finalte 54 natürlich nicht angepfiffen, weil Ferenc Puskas beim Schweizer Regen nicht so schön zaubern konnte.

    Und Dein Regelvorschlag wird wohl bei keinem Gericht der Welt Stand halten. ;-) Die Wolfsburger würden zurecht beklagen, dass die erste HZ unter irregulären Bedingungen stattgefunden hat. Ansonsten wäre ja nicht abgebrochen worden.

    Aber zum Fußballspiel gehört auch dazu, dass die Spieler sich den Bedingungen anpassen. Und wer gestern Arnd Zeigler gesehen hat, der konnte sehen, dass schon mal unter schwierigeren Bedingungen gespielt wurde.

  24. Ja hab ich gesehen und willst du ernsthaft solch ein Spiel in der Bundesliga sehen? Ich nicht, sorry, so ein Spiel will ich noch nicht mal in der Kreisliga sehen.

    Mein Regelvorschlag wird soweit ich weiß z.B. in der spanischen Primera Division so eingesetzt. Wenn ich mich recht erinnere, wurde vor ein paar Jahren sogar mal ein Spiel wiederholt, das dann nur 2 Minuten dauerte. ;-) ;-) ;-)

    Die Argumentation der Wolfsburger würde keinem Gericht der Welt statthalten, weil dem Schiri die Entscheidungsgewalt zufällt und wenn der in der Halbzeit abbricht, dann haben für ihn in ab dem Zeitpunkt des Apfiffs bzw. zum Zeitpunkt des Anpfiffs der 2. Halbzeit irreguläre Bedingungen geherrscht.

  25. Also ich muss da inhaltlich dem Max schon recht geben. Nichtdestotrotz hätte ich mir auch gerne eine solche Regenschlacht angeschaut…;-)

  26. Dank an Goldschuhe für diesen Gegen-den-Mainstream-des-Fußballs-Artikel. So sehr ich generell diese Goldschuhe-Artikel schätze, inhaltlich geht es diesmal an der Sache vorbei. Klar, gegen DFB, Kommerz und Warmduschermillionäre polemisiert sich gut, jedoch finde ich die Argumentation dabei nur auf DSF-Doppelpass-Reflektionsniveau (dafür aber viel unterhaltsamer!). Um es hier noch einmal klarzustellen: Fußball ist ein Ligaspiel.
    Ja, da geht es um was. Um Meisterschaften, Abstiege und ja – auch um sehr viel Geld. Und das ist auch gut so. Das ist keine Juxveranstaltung, wie etwa eingefettete Sauen Einfangen auf nem Dorffest. Klar, ist es am Fernsehen toll, mal so ein versautes Spiel zu sehen, wie dieses, was war es, Pokalspiel (?) St.Pauli gegen Bayern vor wenigen Jahren, dieses Rumgestocher im Schnee, weil keine Rasenheizung vorhanden war. Aber, was hat das mit Fußball zu tun? Sehr richtig wurde der Vergleich mit dem Bolzplatz gezogen. Ein unbespielbarer Platz ist automatisch ein Bolzplatz -aber mit dem „Spiel“ des Fußballs hat das freilich nichts zu tun. Wo wir uns vor den Fernseher setzen und sagen: „Haha, schauen wir uns das lustige Rumgekicke doch mal an“ machen wir uns doch selber zu dem ahnunglosen Konsumenten, wahllos Spektakel im Free-TV reinziehend, denn man sonst so gerne wohlfeil verurteilt. Dem Spiel erweist man so einen Bärendienst. Und dabei gleichzeitig die Eventisierung des Sportbetriebs vorab lauthals anzuprangern und dann doch zwischen den Zeilen Spielen aus dem Kuriositätenkabinett, wie Schnee- oder Regenspielen entgegenzugieren, in schöner „So ist eben Fußball“-Rhetorik kaschiert, ist nun mal astrein paradoxes Verhalten. Kuriositäten, Unterhaltung, Abwechslung vom Einerlei – von mir aus – aber doch bitte innerhalb des Spiels, mit dem Charakter des Spiels, und ohne das Spiel als Ganzes zur Farce zu degradieren. Der Bolz braucht keinen Schiedsrichter ein Spiel aber notwendigerweise, das macht den Unterschied. Dieser entscheidet und hat mit dem Abbruch wohl getan, und wäre es nicht Nürnberg gewesen sondern Wolfsburg gegen Cottbus, vielleicht wäre es uns herzlich egal gewesen. In der Entscheidung zum Abbruch und zur Wdh. des kompletten Spiels hat Schiedrichter Drees viel mehr im „So ist eben Fußball“-Geist gehandelt, als es Goldschuhe und Vollspann im Moment sehen. Das Spiel als Einheit zu sehen, das nur als ganzes wiederholt werden kann, nicht zu zerstückeln ist, ist eine gute Sache der deutschen Fußballphilosophie. Nach [25] meint Vollspann, das ein Dr. Drees Wolfsburg protegierte, damit es mit seinen Kommerz-Schönwetterfußballern gegen Sympaten aus Rumpel-Nürnberg das nächste Mal seinen technischen Vorteil auspielen darf. Das ist Falsch. Aber so ist nunmal der Abstiegskampf. Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß. Frag mal einen Frankfurter Fan zu unverdienten Abstiegen aufgrund von Fehlentscheidungen. Aber das ist einfach Teil des Spiels, und da muss Nürnberg einfach nerven zeigen. Und nach einer gespielten HZ war das Ding sowieso noch nicht eingetütet, auch wenn es nach Abbruch wie ein Quasi-Sieg anmutet. Nee, Nee, wenn Nürnberg am Ende der Saison absteigen sollte, dann sicherlich nicht wegen eines wiederholten Spiels.

  27. @29: Wenn Du das Spiel auf das höhere Level der Bundesliga-Saison beziehst, hast Du sicherlich recht. Dann ist es eine Verzerrung, da alle anderen Spiele unter ungleich anderen Bedingungen stattfinden.

    Aber auf das Spiel an und für sich bezogen gelten halt die Bedingungen für beide Teams. Ein technisch gutes Team wird auch bei einem solchen Spiel überlegen sein, weil sie eben besser hohe Bälle spielen können. KLar rollte der Ball alles andere als sonderlich gut. Aber ein gutes Team sollte daraus doch Lehren ziehen können, wie bspw. hoch zu spielen. Selbst hierzu war Nürnberg nicht fähig, da sie weiterhin Flachpässe ohne Ende fabriziert haben.

    Und die Gefahr für die Spieler ist sicherlich bei einem Spiel bei 35 Grad wesentlich höher als bei einem solchen Regenmatch und da wird auch weitergespielt. Denn hier wird doch auch ein bestimmter Spieltyp beeinflusst: Kämpfende/rackernde/fightende Mannschaften sind hier klar benachteiligt im Vergleich zu technisch starken Mannschaften, die den Ball laufen lassen können und sich daher wesentlich weniger bewegen müssen. Da regt sich komischerweise keiner drüber auf.

    Aber selbstverständlich hast Du grundsätzlich mit Deiner Sichtweise recht, keine Frage.

  28. Klar in der Beziehung hast du voll recht. Aber hier spielt wieder ein ganz anderer Aspekt eine Rolle. Und zwar das Geld. Wer bezahlt den Rasen, der dannach wie ein Schlachfeld aussieht? Und da liegt das Problem.

  29. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so ganz, worin der Zusammenhang zwischen dem kommerziellen Interesse der Bundesliga und dem Spielabbruch besteht, wie er hier konstruiert wird. Kann mir den bitte mal jemand erklären?

  30. Also ich nicht. Wobei ich die Erklärung mit dem ramponierten Platz für sehr schlüssig halte. Wie ich auch informierten Quellen erfahren habe, ging die Initiative zum Spielabbruch in Wahrheit vom Nürnberger Platzwart aus, der in der Halbzeit mit Streik bis zum Saisonende sowie einer Beschwerde bei der DPlaWaG (Deutsche Platzwart Gewerkschaft) drohte.
    Da jedoch der Arbeitsmarkt bei den Platzwärten gerade deutliche Engpässe aufweist, was man daran erkennt, dass sowohl Hansa Rostock als auch der Hamburger SV gar keinen haben, hat sich der 1. FC Nürnberg dem Druck letztlich gebeugt.

  31. Danke für die Hintergrundinformationen. Jetzt wird mir wirklich so einiges klar.

  32. Kleine Besserwisser-Korrektur: Deutschland hätte 1974 im letzten Spiel der 2. Finalrunde wegen des besseren Torverhältnisses auch ein 0:0 gegen Polen gereicht. Ein Halbfinale gab es damals nicht – der zweitbeknackteste Modus einer WM nach 1950, als es ja nicht mal ein Finale gab. Aber mit Nürnberg gebe ich dir voll recht!

  33. Die gut informierten Kreise würde ich gerne mal etwas genauer definiert bekommen, die behaupten, dass der Platzwart per Streikandrohung dafür sorgt, dass ein Spiel abgebrochen wird. Etwas absurderes habe ich ja im meinem Leben kaum gehört. Demnächst wird auch ein Spitzenspiel abgesagt, weil die Putzfrauen mit Streik drohen, weil eine volle Hütte mehr Dreck und Arbeit produziert, was?

  34. Keine Ahnung, ich hab die ganze Sache von dem japanischen Nachwuchsspieler Iro Nie, der bei dem Spiel als Balljunge fungierte, gehört.

  35. Also gut, wenn die ganze Diskussion nur noch ins Lächerliche gezogen wird, dann viel Spaß. Wie sagte mal ein kluger Mensch? Fußball ist zu ernst, um ihn mit launigen Sprüchen in den Dreck zu ziehen. ;-)

  36. Was ist denn mit dir los? Wir fanden die Vorstellung eben lustig, dass der Grund für eine Spielabsage darin gesehen wird, dass nicht klar ist, wer danach den kaputten Rasen bezahlt.

  37. Dann sind wir ja quitt mit „die Ironie nicht erkennen“. ;-)

  38. Ich hab damit nicht angefangen. Ansonsten gehe ich mit Vollspann völlig konform, es geht hier schließlich um mehr als Leben und Tod.
    :-)

  39. Das war dann quasi Ironie auf der Meta-Meta-Ebene. ;-)

  40. @43: genau:

    „Fußball ist nicht das Wichtigste im Leben. Es ist das Einzige!“

  41. Und jetzt nochmal:

    Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so ganz, worin der Zusammenhang zwischen dem kommerziellen Interesse der Bundesliga und dem Spielabbruch besteht, wie er hier konstruiert wird. Kann mir den bitte mal jemand erklären?

  42. Ich hab nur gesagt, dass es für mich die konsequente Weiterentwicklung des Kommerz- und Eventfußballs ist.
    Das heißt nicht unbedingt, dass der Spielabbruch direkt was mit dem kommerziellen Interesse zu tun hat. Für mich passt das halt ins Bild: Die Fußballspiele sollen Events sein, das „Produkt“ Bundesliga soll optimal verkauft werden, man will alles von Bierverkauf über Marketing bis hin zu den äußerlichen Bedingungen perfekt kontrollieren. Es darf keine Überraschungen geben. Da muss der Ball eben auch immer und zu jeder Situation perfekt rollen können, da sonst das saubere „Produkt“ Bundesliga nicht optimal vermarktet werden kann.

  43. Der Ketzer hat es eigentlich schon wunderbar gesagt: Meiner Meinung nach hätte ein fortgeführtes Spiel auf einem unbespielbaren Platz viel mehr zum „Eventfußball“ gepasst.
    Das Spiel hatte nämlich mit „richtigem“ Fußball, bei dem der Ball rollt, nichts mehr zu tun sondern bezog seinen einzigen Reiz aus den ulkigen Versuchen der Spieler, etwas sinnvolles mit dem Ball anzufangen, die von vorneherein zum Scheitern verurteilt wurden.
    DAS ist ein „Event“ und kein Fußballspiel.

  44. Das mag sein, dass das ein Event ist.
    Passt aber nicht zum Event-Charakter, den die DFL im Kopf hat: Ein perfekt organisiertes Ereignis ohne Überraschungen, dessen Rahmenbedingungen für alle gleich sein müssen.

  45. @47: Wenn das stimmt, was du da sagst, dann frage ich mich, wieso der letzte Spielabbruch 32 Jahre und nicht 32 Stunden zurückliegt.

  46. Ach, dass es so heftig regnet, ist ja jetzt auch nicht gerade an der Tagesordnung.
    Ich hab ja nicht gesagt, dass das der Grund für den Spielabbruch ist, sondern nur, dass das für MICH gut ins Bild passt.

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