Fußball, basisdemokratisch

Myfootballclub.comEs war eine der Szenen, die in keinem Jahresrückblick fehlen durfte: Uns Uli Honeß verliert auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern die Contenance und beschimpft die eigenen Fans. So etwas wird es in Zukunft nicht mehr geben! Zumindest, wenn die Zukunft so aussieht wie bei Ebbsfleet United.

Ebbsfleet United spielt in der fünften englischen Liga, genauer der Blue Square Premier, mittelmäßig erfolgreich; das Team aus Northfleet steht aktuell auf dem zehnten Platz. Trotzdem hat hier die Zukunft begonnen, denn vor kurzem wurde der Club von den Mitgliedern der Website Myfootballclub.co.uk übernommen. Ab jetzt haben die auf der Website vernetzten Fans im Verein das Sagen, dafür sorgen die 35 englische Pfund, die jedes der im Moment 28.333 Communitymitglieder eingebracht hat.

Als Gegenleistung darf jeder, der einen Anteil an Myfootballclub gezeichnet hat, an allen wichtigen Entscheidungen mitwirken. Hier gilt das strikte Prinzip der Basisdemokratie, statt eines Teammanagers gibt es viele tausende, die alle Einfluß nehmen können und über Transfers u.ä. entscheiden dürfen, ja sollen. Sogar auf die Aufstellung sollen die neuen Clubbesitzer Einfluß haben. Hört sich das nicht nach dem Fußballmanager mit dem größten möglichen Realitätsgehalt an?

Mitglieder können alle Spiele in voller Länge im Netz verfolgen, wer allerdings das Ganze in Hi-Resolution verfolgen will, wird extra zur Kasse gebeten. Also doch nur ein ganz normaler nach Gewinnmaximierung strebender Club? Ja und nein, alle Einnahmen, die durch Myfootball.com und Ebbsfield erlöst werden, sollen im Verein bleiben, in die Infrastruktur und das Stadion investiert werden. Schließlich soll Ebbsfield United nicht auf ewig in der fünften Liga spielen, schmeckt doch nichts süßer als der Erfolg. Ich jedenfalls bin schon auf dem Weg die Auslandsüberweisung einzutüten …

Über den Autor: esleben

Verrät als Freiburg-Fan Heimat wie auch Elternhaus und trinkt ansonsten ausschließlich Veuve Clicquot. Wer wohnt schon in Düsseldorf? Mehr über Esleben auf Google+

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25 comments
  1. Lustige Idee auf jeden Fall.

  2. Da gabs letztens einen Bericht im Spiegel. Liest sich sehr gut. Die Frage ist, wie weit die Basisdemokratie geht. Darf z.B. entschieden werden, dass Spielmacher XYZ wegen Formschwäche 90 Minuten auf die Bank muss?

  3. @2: Sowas ist ja bestimmt nicht praktikabel. Man kann nicht über jede Entscheidung des Trainers abstimmen.

  4. @3: Eben. Deswegen ist das Modell ja auch eher satirisch interessant. ;-)
    Hatten wir das Thema nicht hier schon mal? Kommt mir so bekannt vor.

  5. Es ist tatsächlich so, dass jedes Mitglied vor Spielbeginn seine Wunsch-Elf und bevorzugte taktische Ausrichtung (4-4-2, 3-5-2 etc…) wählen darf. Inwiefern diese Vorschläge tatsächlich vom Trainer berücksichtigt werden, darf dahingestellt werden.

  6. Ich finde das auf jeden Fall absolut nicht satirisch, sondern sehr interessant. Ich bin gespannt. So oder so eine schöne Idee.

    @5: Wenn der Trainer sich jedoch nicht daran hält, kann er ja vom Kollektiv entlassen werden…;-)

  7. Falls noch jemand mitliest, noch eine kurze Info.

    Heuet kam der Aufruf zu einem neuen „Voting“ rein. Der Teammanager möchte ein, zwei neue Spieler holen und bittet um unsere Zustimmung.

    Also, das mit der Demokratie läuft schon. Wir sind quasi von Anfang dabei und sind erstaunt wie schnell dieses Projekt auf professionelle Beine gestellt wurde. zumidnest stellt sich das für uns von der anderen Seite des Kanals so dar. ;-)

    Waren wir Anfangs durchaus skeptisch ob das Projekt überhaupt funktionieren wird, scheint es momentan auf jeden Fall zu tun.

  8. @7: Das klingt ja echt ganz gut…

  9. @6: Gerade Du, der solche Einrichtungen wie Fanabteilungen für Opium fürs Volk hält und es schlecht findet, wenn der Fan zuviel Macht bekommt?

  10. @9: Ich finde es nicht schlecht, wenn der Fan Macht bekommt, falls er sich der Verantwortung bewusst ist. Hier sind sich die Leute ihrer Macht bewusst. EIne Fanabteilung ist ja gerade deshalb lächerlich, weil sie nur eine Pseudo-Macht besitzt. Das ist ja hier anders.

  11. Eine Fanabteilung hat ja gar keine Macht und will auch keine Macht in dem Sinne. Sie will ja nur als Stimme der Fans auftreten.

  12. Und was soll eine „Stimme der Fans“ denn sein? Da ist doch wohl die Vorstellung von der Macht der Basis implizit, sonst könnte man es doch gleich lassen.

  13. Zumindest beim BVB hat die Fanabteilung so viel „Macht“, dass Watzke jetzt dem Wunsch entsprochen hat und zwei weitere Fanbetreuer eingestellt hat. Die Idee des Borussia-Museums, ein Projekt der Fanabteilung, wird umgesetzt. Es werden mehr Fanbusse zu Auswärtsspielen eingesetzt, teilweise vom Verein organisiert, was vorher nicht so war. Die Kluft zwischen Fan und Profi soll geschlossen werden, bei offenen Fragestunden und weiteren Projekten, die noch in Planung sind, usw….. Es wurde durchgesetzt, dass der Verein auf alberne Halbzeitspiele und Fanboxen, wie sie in allen anderen Stadien üblich sind, verzichtet wird. Die Fanabteilung hat sich eben zur Aufgaben gemacht, den Verein dafür zu sensibilisieren, dass der Fan eben nicht wie bei Uli Hoeneß behandelt wird (so wie es übrigens auch Michael Meier gemacht hat). Was ja auch zu klappen scheint. Und jetzt ist auch der merkwürdige Vorsitzende der FA weg und wird ersetzt durch einen Dr.- Ing. der RUB, der übrigens gleichzeitig auch Sprecher des EDFF ist.

  14. Dr.-Ing.´s der RUB können nix. Ich spreche aus Erfahrung…

  15. Ich glaube die besten Doktoren der RUB stammen aus der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Alles andere ist Käse. ;-)

  16. Rrrichtig, Herr Kollege.

    Käse kann schimmeln, Dr.-Ing.´s können nix!

  17. Gerade kam bei „Sport inside“ im WDR ein Bericht über Ebbsfleet United. Sieht echt alles ganz gut aus. Vielleicht sollte man sich mal probeweise einen 5-Freunde-im-Abseits-Account zulegen? Dann kann man auch jede Woche nach dem Spieltag darüber berichten und davor über die Aufstellung diskutieren!

  18. @18: Was will der elende Sönke Wortmann denn da schon wieder?

  19. Das ist ja jetzt schon zu viel Kommerz und zu professionell. Wortmann, der wahrscheinlich schon ne Serie und einen Film plant, dazu noch dick spox.com, nee, nee, so geht das nicht. Da wollen nur einige auf den fahrenden englischen Zug aufspringen.

  20. So, Freunde. Nach dem „fußballafinen Kulturblog“ sind wir nun ein „Fortuna Köln-Forum“.

    http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,552093-2,00.html

    Aber es gibt sicher schlechteres als bei Spiegel online zitiert zu werden. ;-)

    Aber wenn wir demnächst auf der Häkelseite der Brigitte als Webtipp genannt werden, sollten wir uns ernsthaft überlegen, ob unser Ansatz der richtige ist. ;-)

  21. @21: Wenn Vatter Theweleit wüßte, dass sein Sohn so schlecht recherchiert…

  22. Oder du postest heimlich deine Kommentare auch im Fortuna-Köln-Fourm… Aber verlinkt werden wir leider nicht. Das wäre es gewesen.

  23. Vielleicht kann mal einer das beim Spiegel in Form eines Kommentars berichtigen und die seite verliunken. Wie wärs, Herr Vollspan Medienstar?

  24. Den Artikel kann man leider nicht kommentieren, wenn ich das richtig sehe.

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