Uerdingen und der Irak-Krieg – Wie ein UEFA-Cup-Spiel die Weltgeschichte beeinflusst hat

Bild: www.kleinsterfanclub.deDie Nachricht klingt skurril, irreal. Aber dennoch ist sie wahr. Pete Doherty – nennen wir ihn mal einen Weltstar – war als siebenjähriger britischer Soldatensohn und Fußballfan live in der Grotenburg-Kampfbahn dabei, als Fritze Funkel und Co. Dynamo Dresden mit 7:3 zurück in die Zone schickten. Die Biographien von Doherty und KFC Uerdingen liefen darauf erschreckend parallel ab. Gelegentliche Erfolge und Triumphe (DFB-Pokalsieg auf der einen, Libertines- und Babyshambles-CD-Erfolge auf der anderen) folgten Abstürze (sportliche Abstiege und drohende Insolvenz da, sozialer Abstieg und übermäßiger Drogenkonsum dort). Immerhin haben beide super Maskottchen, den Grotifanten und Kate Moss. Wen begrüßte der Krefelder Fußballverein damals noch in seinem Stadion und beeinflusste damit entscheidend die Weltereignisse?

Auch Boris Becker stand als junger, frischgebackener Wimbledonsieger im Ultrablock der Uerdinger. Nach dem Spiel nahm er eine Erkenntnis mit nach Hause: Auch bei aussichtslosem Rückstand nicht aufgeben. Zahlreiche Tennisspieler, die sich mit einer 2:0-Satzführung in einer komfortablen Position wähnten, bekamen es zu spüren. Zehn Mal schaffte Becker es in seiner Karriere und ist damit statistisch weit vorne. Dank Bayer Uerdingen.

Aus Texas reiste ein Whiskey saufender Bummelstudent an. Der Politikersohn nahm auf der Haupttribüne Platz, orderte direkt zehn Jägermeister und beäugte den Feind aus dem kommunistischen Osten. Der europäische Fußball gefiel George W. Als Freund amerikanischer Ballsportarten empfand er den 1:3-Pausenrückstand als nicht besonders entmutigend. Nach dem Schlusspfiff und dem berauschenden 7:3 stand für ihn fest: Angriff ist die beste Verteidigung. Saddam Hussein wüsste ein Lied davon zu singen, wenn er noch singen könnte.

Ein junger aufstrebender Regisseur aus Denver namens David Fincher hatte eine Stehplatzkarte für das UEFA-Cup-Spiel ergattert. Bier und Bratwurst schmeckten ihm gut. Und auch das Spiel gefiel ihm. Sieben Tore der Uerdinger sah er. Fincher hatte eine Idee. Schon lange schwirrte in seinem Kopf der Plan, einen Film um die Zahl „Sieben“ zu drehen. Nun hatte er es endlich: Es sollte um sieben Tore gehen. Da es noch gute zehn Jahre dauerte, bis der Plan in die Tat umgesetzt wurde und zahlreiche Tassen Kaffee über dem Drehbuch verschüttet wurden, waren es am Ende die Sieben Todsünden, nicht die Sieben Tore. Trotzdem war der Film ein Welterfolg.

Detlef D. Soost, ein junger Tänzer aus der DDR, durfte zu dem Spiel aus dem Osten in die BRD reisen. Er fieberte mit den Dynamos und sorgte für peinliche Szenen, als er in der Halbzeit die vermeintlich deutliche Führung mit Tanzschritten feierte. Nach dem Uerdinger Sieg weinte er bittere Tränen und schwor dem Westen Rache. Die setzte er in die Tat um. Seit Jahren verbreitet er im TV Angst und Schrecken mit blamablen Auftritten und übersät Deutschland mit seinen furchtbaren Tanzschulen.

Bono Vox gönnte sich nach den ersten Erfolgen seiner Band U2 eine Stehplatzkarte für das UEFA-Cup-Spiel gegen Dynamo Dresden. Als trinkfester Ire hatte er viel Spaß im Bayer 05-Block. Als Gutmensch sah er es aber nicht gerne, wie Dynamo Dresden erst am deutlichen Sieg schnuppern durfte, um dann gedemütigt vom Platz geschickt zu werden. Seit dem weiß er: Deutsche Fußballmannschaften darf man nicht reizen. Deswegen nannte er Jahre später eine U2-LP in deutscher Sprache “Achtung, Baby“, um die Welt und vor allem seine Liebsten davor zu warnen. Inzwischen trägt diese Warnung Früchte, wenn man sich mal die Europapokalausbeute der letzten Jahre anschaut.

Über den Autor: Vollspann!

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.

Optimistischer Pessimist und Schöngeist aus dem Ruhrgebiet (Herne). Als hochtalentierter Passivsportler und Dauergast beim BVB kennt er Höhen und Tiefen des Fußballsports.
2 comments
  1. Wie ich schon woanders schrieb: Dieses Spiel, speziell die zweite Halbzeit, gehört in die Top-10 der besten Spiele aller Zeiten!

  2. @alle Blogkollegen:
    Wenn euch noch andere einfallen, die damals im Stadion waren, bitte einfach auf Artikel bearbeiten und dazusetzen (plus euer Name, damit jeder seine Lorbeeren kriegt ;-) ). Mir sind nicht mehr alle Promis eingefallen, die damals live dabei waren.

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