Icke & Er – Ein Myspace-Phänomen sagt „Tschüs“

Quelle: www.intro.de„Geh ick mit meen‘ Kumpels in‘ Club – rischtisch geil. Harr‘ ick keene Kumpels, keen Club – ooch rischtisch geil!“

Vor 6-9 Monaten kam fast kein Mensch, der mit einigermaßen wachen Augen durch das Internet streifte, an diesem Stück Alltagsdialektik vorbei. Icke & Er aus Spandau hatten „et einfach jemacht“ und veröffentlichten nach ihrem Myspace-Hit „Richtig geil“ sogar ein Album. An den wilden Spekulationen um die wahre Existenz (Christian Ulmen? Harris? Mitarbeiter einer Hamburger Werbeagentur) der beiden Sympathen-Prolls beteiligten sie sich selber nicht und brachten stattdessen über Videointerviews ihre durch und durch unprätentiösen Botschaften ins Lande.

Nach einem Jahr ist es für Icke & Er nun an der Zeit zu gehen; natürlich nicht, ohne sich noch einmal gebührend von ihren Fans zu verabschieden. So auch am 10.01. im Zakk in Düsseldorf im Rahmen der „Ihr sacht ‚Tachchen‘, wir sagen ‚Tschüs'“-Tour.

Zunächst waren Kollege Esleben und ich einigermaßen überrascht von der Besucheranzahl: Der Club im Zakk war zwar klein, dafür aber prall gefüllt. Gegen 21:45 schlurften Icke & Er dann mit „S.P.A.N.D.A.U“ auf die Bühne und das Publikum feierte den gelungen Einstand („‚D‘ – dit steht für dir oder für mir, in dem Fall für dir, sonst wär dat ‚D‘ nüsch drin, wa.“).

Was folgte war eine fast komplette Werkschau aus einem Jahr Icke & Er: Fast alle Titel des Albums „Macht et einfach“ wurden routiniert dargeboten, dazwischen einige Ansagen von Icke; Er blieb natürlich gewohnt stumm – es war alles wie im Internet. Bei „Berliner Jörls“ durften sich sogar einige Düsseldorferinnen kurzzeitig zu Bewohnern der Hauptstadt machen und mit Tanzdarbietungen auf der Bühne die visuelle Untermalung zu Ickes Abgesang auf die Berliner Frauenwelt bieten.

Im Zugabenblock dann das Unvermeidliche: „Richtig geil“ wurde allen Erwartungen entsprechend euphorisch aufgenommen und beim Abschied mit „Exit-Strategie“ („Ick bin nich der Lothar Matthäus des Rap, wa!“) kamen beim Publikum sogar etwas wehmütige Gefühle auf.

Wäre ich jetzt Soziologe, würde ich sagen: „Icke & Er beherrschen das Verbreiten von Alltagsweisheiten ohne abgedroschen zu klingen und bieten dadurch Lösungsansätze für die immer komplizierte werdende Realität.“ Kollege Esleben wollte nach dem Konzert gar von „Rapmusik für Schlaue“ sprechen. Aber um es mit Icke & Er zu sagen: „Dit is Kokolores, dit gloobt ihr doch selba nicht! “ Es war einfach ein schönes, unterhaltsames Konzert und insgesamt eine großartige temporäre Erscheinung im deutschen Musik-Geschäft.

Noch ein paar Konzerte, dann werden Icke & Er wieder in der Spandauer/Hamburger Versenkung verschwinden. Schade, denn es wäre schön zu wissen, dass es die Jungs wirklich gibt.

Surftipps:

www.ickeunder.de (mit einem sehr schönen Videointerview)

www.myspace.com/ickeer (mit fast allen Videos, Interviews und Ausschnitten aus der gerade laufenden Tour)

http://tonspion.de/info.php?id=1758&stil=news (der Konzertbericht von Esleben)

In diesem Sinne: „Korrekt, korrekt, jefällt ma, jeht ab!“

Über den Autor: Guru von der Kreuzeiche

Leidensbereiter sowie leiderprobter SSV-Reutlingen-Fan und Unsympath. Empfindet die Bezeichnung “Unglaublicher Demagoge” als Kompliment. Trinkt was Schnäpse angeht nur klar.

Leidensbereiter sowie leiderprobter SSV-Reutlingen-Fan und Unsympath. Empfindet die Bezeichnung “Unglaublicher Demagoge” als Kompliment. Trinkt was Schnäpse angeht nur klar.
12 comments
  1. Bin ich der einzige, der davon noch nicht einen Ton mitbekommen hat?

  2. Ja, Don, es gibt eben noch andere Bands als Nightwish …

  3. Naja, bis auf dieses „Richtig geil“ ist das an mir auch völlig vorbeigegangen. Und da habe ich erst gestern erfahren, dass es von diesen Herren ist. So ist das nun mal mit den Hypes: manchmal verpasst man sie einfach.

  4. @3: das kommt davon, weil du immer in der Stube hockst und Kabel 1 kuckst. Außerdem war der Hype gar nicht so groß, da waren vielleicht 200 Leute.

  5. Wo soll ich denn Web-Hypes sonst aufspüren, wenn nicht in der guten Stube?

  6. Ich kenn auch keinen Ton von denen.
    Hab sie das erste Mal durch die Werbung für ihre Abschiedstour wahrgenommen.

  7. Und der „Berliner Dialekt“ ist ja gerade der Clou an der ganzen Sache.

  8. Ich kenne auch nur dieses „Richtig geil“, habe aber den Hype davor mitbekommen. War aber total enttäuscht, weil ich nicht wusste, wie man das einschätzen soll. Nicht absurd genug, nicht lustig genug, nicht ernst genug und musikalisch nicht gut genug. Mittelmaß eignet sich schlecht für einen Hype. Und dieser Berlinaler Dialekt ist einfach nur abstoßend.

  9. Is ja auch völlig unerheblich, ob man das jetzt Hype nennt oder nicht. Ich finds lustig.

  10. Und wenn man den nicht abkann, hat man verständlicherweise sehr wenig Freude dran.

  11. So, habe das Lied mal vernommen und: Ich kannte es sogar! Muss in irgendeiner nichtigen RTL-Sendung gelaufen sein.

    Ganz nett, mehr aber auch nicht!

  12. Ich hab das ganze Konstrukt „Icke & Er“ nicht verstanden. Vielleicht zu wenig mit beschäftigt. Eins fand ich aber lustig. Als im Interview mal gesagt wurde: „Icke bin Icke und er ist Er!“

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